Bereits im August 1917, anlässlich der II. Kriegstagung der Deutschen Uhrmacher in Leipzig, referierte Hermann Hirsch, der spätere Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Präzisions-Uhrenfabrik e.G.m.b.H. Glashütte, zur Frage: "Wollen wir die Uhr der Deutschen Uhrmacher genossenschaftlich erzeugen". Acht Monate später, im März 1918, wurde auf der III. Kriegstagung eine Kommission gebildet, die unter dem Vorsitz von Hermann Hirsch und weiteren Mitgliedern des späteren Aufsichtrates der Präzision Glashütte das Projekt vorantreiben sollten. Diese Aktivisten der ersten Stunde kamen aus Reichenbach (damals Schlesien), Stuttgart, Heidelberg und Schwenningen. An der Diskussion zur Uhrmacheruhr beteiligte sich auch der spätere Direktor der Präzision Richard Muschan aus Königshütte (damals Oberschlesien).
Der Bedarf an guten, gebrauchsfähigen Taschenuhren, die für einen größeren Teil der Bevölkerung auch erschwinglich war, war zum Ende des 1. Weltkrieges sehr groß und mit den vorhandenen deutschen Fabrikationsstätten aus Kapazitätsgründen nicht zu decken. Schweizer Importe unterlagen bis 1924 einer Exportsperre und durch den kriegsbedingten Wertverlust der Deutschen Währung ohnehin nicht im ausreichenden Maße zu beschaffen. Die im Zentralverband der Deutschen Uhrmacher organisierten Uhrmacher beschlossen daher auf ihrer Tagung im August 1918, an der auch der Glashütter Bürgermeister Opitz und Stadtrat Gössel teilnahmen, eine eigene Uhrmachergenossenschaft m. b. H zu gründen und mit der Glashütter Kriegs-Industrie-Zentrale diesbezüglich Verhandlungen aufzunehmen. Als Beauftragter des Deutschen Uhrmachertages für die Gründung einer Uhrmachergenossenschaft war der Stuttgarter Hofuhrmachermeister Hiller berufen worden. Da die 1904 in Glashütte aus der Uhrenfabrik Kassiske und der Beteiligung der Berliner Uhrengroßhändler Gebr. Loeske entstandene Präzisions-Uhren-Fabrik Akt.-Ges. Kriegsbedingt brach lag bzw. nur Zünderteile herstellte, bot es sich an, die noch vorhandenen Gebäude, Maschinen und wenigen (12) Arbeitskräfte zu übernehmen. An Fachkräften waren nur 3 Uhrmacher, 1 Gehäusemacher und 1 Mechaniker beschäftigt. Nach der im August in Leipzig durchgeführten Vorbesprechung, wurde wurde der Betrieb am 30. August 1918 besichtigt. Da die Eigentümer Verkaufsbereitschaft signalisiert hatten, wurde noch am gleichen Tage ein Kaufvertrag über 500.000 Mark abgeschlossen. Da die Gründung der Genossenschaft erst im November 1918 entgültig vollzogen wurde, und der Alteigentümer bereit war, 200.000 Mark als 5-10Jährige Hypothek stehen zu lassen, konnte mit vorgeschossenen Mitteln der Städtischen Kriegs-Industrie Zentrale der Ankauf der Grundstücke, Gebäude, Maschinen und Anlagen realisiert werden. Mit übernommen wurden auch ca. 300 fertige Rohwerke Glashütter Präzisionsuhren (Pfeilerwerke), ca. 230 noch nicht vollendete Goldgehäuse und fast 3000 vertauschbare Gestelle nebst den entsprechenden Bohrschablonen usw., die für ein neu entwickeltes Schablonenuhrwerk bestimmt waren.
„Am 9. November hatten sich 36 Personen im Hotel zur Post in Glashütte eingefunden, um über die Gründung einer eingetragenen Genossenschaft zu verhandeln. Die Versammlung wählte durch Zuruf Herrn B ü r g e r m e i s t e r O p i tz als Vorsitzenden und Herrn Stadtkassierer K ä s t n e r als Schriftführer.
Nach eingehender Besprechung des Verhandlungsgegenstandes und nach Beratung der Satzungen erklärte man sich für die Errichtung einer Genossenschaft unter der Firma:
D e u t s c h e P r ä z i s i o n s u h r e n f a b r i k
G l a s h ü t t e Sa., e i n g e t r a g e n e
G e n o s s e n s c h a f t - m i t ' b e s c h r ä n k t e r
H a f t p f l i c h t zu G l a s h ü t t e Sa.
Die Satzungen der neuen Genossenschaft wurden von der Versammlung festgesetzt und von den Beitretenden eigenhändig unterschrieben.
Die Unterzeichner der Satzungen traten nunmehr in die erste Generalversammlung der Genossenschaft ein. Als Vorsitzender und Schriftführer wurden auch hier die vorgenannten Herren bestimmt.
Die Generalversammlung wählte gemäß § 9 der Satzungen in einem Wahlgange die Herren: Bürgermeister Opitz, Fabrikant Otto Gössel und Uhrmacher Hugo Müller zu Glashütte als Mitglieder des Vorstandes.
Hierauf wurden nach § 11 der Satzungen zu Mitgliedern des Aufsichtsrates folgende Herren gewählt: Karl Wolkowitz aus Posen, Otto von Carben aus Heidelberg, Richard Muschan aus Königshütte
Hermann Hirsch aus Reichenbach, Rudolf Arendt aus Kattowitz, Robert Freygang aus Leipzig, Alfred Hiller aus Stuttgart, William Weicholdt aus Glashütte, Oskar Renner aus Glashütte, Franz Meindl aus Glashütte und Paul Gläser aus Glashütte.
Die Dienstanweisungen für den Vorstand und den Aufsichtsrat sowie die Bestimmungen über den Geschäftsbetrieb sollen in einer besonderen Generalversammlung verhandelt und zum Beschluß erhoben werden.“
Am 9. November 1918, einem in mehrfacher Hinsicht geschichts- trächtigem Datum in Deutschland, wurde die
„Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte
in Sachs. e. G. m. b. H." im Handelsregister eingetragen.
Als Abkürzung des Namens wird im Folgenden - "DPUG" oder "Präzision" - verwendet.
Mit der Gründung der ersten Deutschen Uhrenfabrik auf genossenschaftlicher Basis glaubten die Deutschen Uhrmacher in ihren Bestrebungen nach größeren Unabhängigkeit von der Schweizer Uhrenindustrie und der Fertigung einer eigenen „Deutschen Uhrmacheruhr“ einen großen Schritt vorangekommen zu sein.
1918 im Dezember - vermerkt im Handelsregister :
„Gegenstände des Unternehmens sind Herstellung und der Vertrieb von Präzisionsuhren sowie alle Unternehmungen, die geeignet sind, die wirtschaftlichen Interessen der Mitglieder zu fördern. Der Vorstand besteht aus drei Mitgliedern. Der Aufsichtrat aus 11 Mitgliedern.“
1919
Gewinnung von Mitgliedern & Aufbau der Infrastruktur
Der erste Anteilschein der Genossenschaft "Deutsche Präzisionsuhrenfabrik Glashütte (Sa.)" über einen Geschäftsanteil von 1000,- Mark wurde mit der Nummer 0001, am 01. August 1919 für den Stuttgarter Hofuhrmachermeister Alfred Hiller ausgestellt. Alfred Hiller wurde vom Deutschen Uhrmachertag 1918 als Beauftragter für die Gründung dieser ersten Deutschen Uhrmachergenossenschaft mit eigener Produktionsstätte berufen und war auch ihr erster Aufsichtsratsvorsitzender.
Februar 1919 Eintrag ins Genossenschaftsregister
Juli 1919 geänderter Eintrag ins Genossenschaftsregister
1920 - Zu Beginn des Jahres erwarb die DPUG die Fabrikanlage in
Hohenstei zum Aufbau einer Abteilung Gehäusefertigung.
1920 - Eröffnung der DPUG Abteilung Gehäusefertigung in Hohenstein
Erste Zifferblatt- und Gehäusesignatur der DPUG
Zweite Zifferblattsignatur für das Kaliber 43 Typ1
Rechts die DPUG Signatur der Platine für das Klaiber 43 Typ1
2. Gehäusesignatur
von Silber- und Goldgehäusen der DPUG
mit Silber- bzw. Goldpunze, Schutzmarke und Feingehaltspunze
Das noch mit der Platinensignatur "Glashütter Präzisions Uhren-Fabrik Akt. Ges." versehene linke Werk mit der Werknummer 102939, wurde ebenso, wie das rechte Werk mit der Werknummer 103534 und der Platinensignatur "Deutsche Peäzisionsuhr Glashütte", von der Deutschen Präzisions Uhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H., vollendet.
Das Prospekt der im Juli 1921 aufgelegten 4 Millionen Mk Teilschuldverschreibung der Deutschen Präzisions-Uhren-fabrik Glashütte (Sa.) e.G.m.b.H.
Das Prospekt gibt einen sehr guten Einblick in die Struktur der Genossenschaft der Deutschen Uhrmacher. Unter anderem wurde hier über den Grundbesitz, die Fabrikanlagen in und außerhalb von Glashüttes sowie die Exportabteilungen Hamburg und Bodenbach im Jahr 1921 informiert. Die Zahl der Angestellten und Arbeiter belief sich 1921 auf 210 Beschäftigte.
1921
Vollendung des Aufbaues der Fabrikationsstätten und Wohnhäuser.
Mit der Inbetriebnahme des neuen Fabrikgebäudes für die Herstellung der Rohwerke der Deutschen Präzisionsuhren Fabrik e. G. m. b. H. wurde am 10. Dezember 1921 der Aufbau der dreijährige Aufbau der Fabrikanlagen in Glashütte und Hohenstein-Ernstthal vollendet. Gleichzeitig wurden auch Mehrfamilienhäuser für Beschäftigte des Betriebes gebaut.
1922 - Dividendenausschüttung der Genossenschaft für das Jahr 1921
Die Rolle der Stadt bei der Gründung der Deutschen Präzisions-Uhrenfabrik e. G. m. b. H., als Genossenschaft der im Zentralverband der Deutschen Uhrmacher organisierten Uhrmacher (im damaligen Sprachgebrauch "Präzision" genannt) wird dadurch deutlich, dass die Geschäftsführung des Unternehmens zu Beginn aus dem Bürgermeister Opitz, dem Stadtrat Otto Gössel und dem technischen Direktor Hugo Müller bestand.
Von Anfang an war das zu geringe Eigenkapital der neuen Firma ein erhebliches Problem, was sich wenige Jahre später auch noch deutlicher bemerkbar machen sollte. Angedacht war, von den rund 18.000 potentiell in Frage kommenden Uhrmacher-Unternehmen in Deutschland etwa 1/3 als Genossenschaftsmitglieder und Anteilseigner zu gewinnen, was zu keiner Zeit erreicht wurde. Insgesamt plante man mit 15 Millionen Mark Betriebskapital.
Die Leitung der Genossenschaft wechselte in kurzer Zeit von Bürgermeister Opitz, über Herrn Renner zu dem vom Aufsichtsrat „zur Besorgung der genossenschaftlichen Arbeiten“ als kaufmännischer Direktor und Geschäftsführer eingestellten Herrn Richard Muschan.
Das hatte zur Folge, dass der technischen Leitung der „Präzision“ mit Direktor Hugo Müller und Herrn Gesing, der die Leitung des Gehäusebaues und der Rohwerkefertigung inne hatte, in der Folge immer mehr von ihren Kompetenzen entzogen und damit die Innovationsfähigkeit des Unternehmens erheblich geschwächt wurde.
Die für die Entwicklung neuer, preiswerter und marktfähiger Produkte dringend benötigten finanziellen Mittel, die für den Bestand des Unternehmens von ausschlaggebender Bedeutung gewesen wären, wurden, zu Gunsten andere prestigeträchtiger Investitionen, nicht bereitgestellt.
Am 08. Oktober 1923 beschloss die Generalversammlung der DPUG auf drängen von Generaldirektor Muschan eine von Anfang an, ob ihrer Rechtmäßigkeit umstrittene Fusion mit den ebenfalls genossenschaftlich organisierten Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher e. G. m. b. H. Teuchern.
Das geschah nicht zuletzt deshalb um der „Präzision“ neue Mitglieder, damit neue haftbare Anteile und damit eine höhere Kreditlinie, zu beschaffen. Der neue Name lautete:
Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte/Sa., Uhrgläserwerk Deutscher Uhrmacher e. G. m. H..
Unter Herrn Muschan kam es, durch eine äußerst „geschickte“ Geschäftsführung, zuerst zu einer immer stärkeren Verschiebung der Entscheidungsbefugnisse in Richtung des Aufsichtrates, dessen Kompetenzen dann aber wiederum unter Mitwirkung von dem inzwischen zum Generaldirektor avancierten Herrn Muschan ins Leben gerufene „Finanzkommission“, unterlaufen wurden. Durch diese, von wenigen gewollte und doch von den zuständigen Gremien durch entsprechende Beschlüsse sanktionierte Machtverschiebung, die eine kaum noch zu kontrollierende Machtkonzentration auf Herrn Muschan und einen kleinen Kreis enger Verbündeter im Aufsichtsrat zur Folge hatte, kam es zu einer abenteuerlichen Geschäftspolitik, die schlussendlich zum Konkurs führen musste.
Das ehrgeizige aber unrealistische Vorhaben von Generaldirektor Muschan aus der "Präzision" einen Großkonzern zu entwickeln war von vorn herein zum Scheitern verurteilt.
Von den anfänglich geplanten 15 Millionen Mark Betriebskapital konnten nur etwa 4 Millionen realisiert werden. In der Folge kam es auf Betreiben der Geschäftsführung zu einer unverhältnismäßig und unverantwortlich hohen Kreditfinanzierung. Diese Kreditfinanzierung wurde sowohl vom Aufsichtrat der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte, Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher e. G. m. b. H. als auch von Geheimrat Dr. von Loeben – ebenfalls Mitglied dieses Aufsichtsrates und Vorstandsmitglied der Kredit gewährenden Bank, der Giro-Zentrale Sachsen - befürwortet.
Die Konzernbildung sollte innerhalb kürzester Zeit durch ein Konglomerat von Fusionen, Beteiligungen, Zukäufen, Aus- und Neugründungen von Firmen realisiert werden, ohne dass die dafür notwendige materielle und technische Basis vorhanden war.
Fusioniert wurden im Oktober 1923 die beiden Genossen-schaften der im Zentralverband der Deutschen Uhrmacher organisierten Uhrmacher, Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte und Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher Teuchern.
Die von Anfang an in der Kritik stehende Fusion wurde 1928, drei Jahre nach dem Konkurs der Präzision, per
Gerichts-entscheid für ungültig erklärt, später aber in einem anderen Verfahren doch wieder als rechtens anerkannt, was schlussendlich zu einem Vergleich führte.
Zugekauft wurden:
Neu gegründet wurden:
Ein am 10.Januar 1920 vom Direktor Muschan verfasten Schreiben an den Stadtrat von Hohenstein-Ernsttahl dokumentiert das Vorhaben eindrucksvoll.
Geschäftsführer ab 08. April 1926, Dr. Jur. Ernst Kurtz
Diese G.m.b.H., zu der die Deutsche Präzisions Uhrenfabrik Glashütte Sa. e. G.m.b.H., die Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher e. G.m.b.H. Teuchern und die Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H. in Hohenstein-Ernsttahl gehörten, stellte die zentrale Macht- und Schaltzentrale des vom Generaldirektor der Präzision, Muschan gebildeten Firmen- konglomerates dar.
Die Vereinigte Werke Deutscher Uhrmacher G.m.b.H. in Leipzig Johannisplatz 1/2. Die "Machtzentrale" des Firmen- konglomerates „Vereinigten Werke Deutscher Uhrmacher G. m. b. H. Leipzig“ und der Standort für eine ständige Ausstellung.
Man hatte sich in 1a-Lage in Leipzigs Mitte mit den Geschäfts- und Büroräumen am Johannisplatz „fürstlich“ eingerichtet, wie auch 1924 in einem Beitrag in der Deutschen Uhrmacher-Zeitung von Hans Walter Gerlach aus Leipzig eindrucksvoll geschildert wird.
1924
06. März 1925 Dr. jur. Ernst Kurtz - der neue Geschäftsführer
Am 06. März 1925, wenige Wochen nach der "Entmachtung" des umtriebigen Generaldirektors Muschan, drei Monate vor dem Konkurs der Präzision, wurde der beim Zentralverband der Deutschen Uhrmacher in Halle/Sa. angestellte 27-jährige Justiziar Dr. jur. Ernst Kurtz als Geschäftsführer der Vereinigten Werke Deutscher Uhrmacher in Leipzig, der Schaltzentrale des Firmenkonglomerates der Präzision, eingesetzt. Im Januar 1926 wurde "VAU WE" als geschütztes Warenzeichen in das Warenzeichenverzeichnis eingetragen. Diese Signatur wurde dann u.a. auf in der Uhrenfabrik Hohenstein remontierten Schweizer Taschenuhren verwendet, die von den Vereinigten Werken Deutscher Uhrmacher in Leipzig vertrieben wurden.
Die verschiedentlich publizierte Auffassung, dass die Signatur "Vau We" zu den Vereinigten Werken Glashütte gehörte und die Firma Mühle & Sohn der Produzent von Taschenuhren mit der Signatur "Vau We" sei, dürfte anhand der vorliegenden Originaldokumente eindeutig widerlegt sein.
Die ersten Centra-Uhren wurden 1925 im Auftrag der Markenuhr G.m.b.H. des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher durch die Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H. mit Schweizer Rohwerken in Hohenstein-Ernsttahl vollendet. Die Fabrikationsstätte gehörte zum Firmenkonglomerat der Vereinigten Werke Deutscher Uhrmacher mit Sitz in Leipzig, dessen Geschäftsführer zu diesem Zeitpunkt bereits Dr. jur. Ernst Kurtz, der spätere Vorstand der UROFA & UFAG, war.
Beteiligungen wurden weiterhin noch an diversen Unternehmen aufgenommen, deren Zweck sich nicht so leicht nachvollziehen lässt; u.a. an:
Im April 1919 forderte die Direktion der Präzision in einem Rundschreiben die Genossenschaftsmitglieder u.a. auf, sich an der Namensfindung für das neue Taschenuhrkaliber, das 1920 auf den Markt kommen sollte, zu beteiligen.
Vorgeschlagen wurden die Markennamen:
Da im Frühjahr 1919 noch keine Einigung erzielt worden war, dachte man auch daran, zur Erlangung eines für die Werbung gut geeigneten Namens ein Preisausschreiben zu initiieren. Schlussendlich fiel die Entscheidung für den Markennamen „Original Glahütte“, der dann am 28. Februar 1920 durch die Präzision markenrechtlich geschützt wurde.
Begonnen wurde die Produktion nach Instandsetzung der Maschinen und Anlagen 1918 mit übernommenen Lagerbeständen des Kaliber 43 Typ 1 der "Glashütter Präzisionsuhren-Fabrik Akt. Ges.".
Die technische Leitung der Genossenschaft „Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte e. G. m. b. H." war beauftragt, unter Verwendung von 3000 übernommenen Platinen einer neuen Schablonen- uhr eine begonnene Neuentwicklung der "Glashütter Präzi- sionsuhren-Fabrik Akt. Ges." in möglichst kurzer Zeit zu vollenden. Nach Kriegsbeginn 1914 konnte die Entwicklung dieser neuen Schablonenuhr von der "Glashütter Präzisionsuhren-Fabrik Akt. Ges." nicht mehr vollendet werden.
Der technische Direktor der „Präzision“, Hugo Müller, bezeichnete das von der Glashütter Präzisionsuhren-Fabrik Akt. Ges. übernommene erste Schablonenwerk, was, wie der Name verrät, erstmals wegen der in der Fertigung verwendeten Schablonen eine begrenzte Austausch- barkeit von Teilen des Werkes erlaubte, als Kaliber 1 und die Weiter- entwicklung mit dem separaten Ankerradkloben als Kaliber 2. Im weiteren Verlauf werden hier, für Kal. 1 die Bezeichnungen Kal. 43 Typ 1 und 2 sowie für Kaliber 2 die Bezeichnung Kal. 43 Typ 2.1 und 2.2 verwendet. Die Zahl nach dem Punkt bezieht sich auf die qualitative Ausführung des Werkes.
Da noch ca. 300 Halbfertigfabrikate und diverse Teile des Kaliber 43 Typ 1 mit ¾ Platine, die von der untergegangenen Aktiengesellschaft übernommenen worden waren, zu Verfügung standen, wurde auch diese Schablonenuhren vom Kaliber 43 Typ 1 von der Genossenschaft anfänglich weiter gefertigt.
Vermutlich zur Leipziger Frühjahrsmesse 1921 konnte die neue „Deutsche Präzisionsuhr Original Glashütte“ Kal. 43 Typ 2.1 der Öffentlichkeit präsentiert werden. Es war durch modernere Fertigungsmethoden immerhin gelungen, diese Uhr ca. 25% unter dem Preisniveau einer vergleichbaren Lange Uhr auf den Markt zu bringen.
Kurze Zeit darauf begann Hugo Müller, der technische Leiter der DPUG, mit der Weiterentwicklung der "Deutschen Präzisionsuhr Original Glashütte". Besondere Merkmale waren dabei der neue halbungleichschenklige Ausgleichsanker von Hugo Müller, der separate Ankerradkloben zur Verbesserung der Reparaturfreundlichkeit und die dadurch bedingte Verwendung einer ⅔ Platine. Der Werkdurchmesser von 43 mm wurde beibehalten. Dieses Kaliber 43 Typ 3, wurde, wie auch schon Kaliber 43 Typ 2, in zwei Werksqualitäten gefertigt.
Die Fertigung des neuen Typ 3 vom Kalibers 43 der „Deutschen Präzisionsuhr Original Glashütte", mit eigenständigem Gangradkloben, begann mit der Werknummer 300000 für die offenen TU und 35.000
für die Savonette Modelle. Dabei standen die jeweils zweiten Ziffern (0 & 5) lediglich für die jeweilige Modellausführung. Insgesamt wurden von der DPUG nur ca. 900 Uhren dieses Typs
gefertigt. Bis zur 467. Uhr konnte bisher kein Einsatz des neuen, von Hugo Müller erfundenen und 1924 patentierten halbungleichschenkligen Gleichgewichtsankers in noch existierenden Taschenuhren
nachgewiesen werden. Die bisher erste noch existente und verifizierbare Uhr mit diesem neuen Glashütter Ankergang hat die Werknummer 350589 und wird hier dokumentiert.
Deutsche Präzisionsuhr "Original Glashütte" Kaliber 43 Typ 3.1
bisher früheste Glashütter Präzisionstaschenuhr mit dem patentierten Ankergang von Hugo Müller
Obwohl es durch rationellere Fertigungsmethoden gelungen war im Preis für die Uhr im Durchschnitt 25% unter dem einer vergleichbaren Lange Uhr zu bleiben, war der Preis für die angedachte Absatzgröße von 5.000 bis 10.000 Uhren im Jahr zu hoch. Es wurden von 1920 bis zum Konkurs der Präzision im Juni 1925 insgesamt nur ca. 13.000 Präzisionstaschenuhren gefertigt. Die maximale Kapazitätsauslastung fand im Jahr 1922 statt, wo 200 Beschäftigte monatlich etwa 350 Uhren fertigten. Die Rentabilität wäre aber erst bei 5.000 Stück abgesetzter Jahresproduktion erreicht worden. In der genannten Gesamtfertigungszahl sind die von der zum Firmenkonglomerat der DPUG gehörenden Uhrenfabrik Hohenstein mit Schweizer Rohwerken gefertigten Taschenuhrmodelle nicht enthalten.
Der durch den technischen Direktor der Deutschen Präzisions-Uhrenfabrik e. G. m. b. H. Hugo Müller neu entwickelte Glashütter Anker wurde 1924 als Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster unter der Nummer 887418 geschützt.
Gegenüber dem Schweizer- und Glashütter Ankergang hat Hugo Müller die Konstruktion des Ankers so gestaltet, dass der Schwerpunkt seines Ankers in dessen Drehachse liegt und er sich somit im vollkommenen Gleichgewicht befindet. Ein weiterer wichtiger Aspekte war für Hugo Müller, dass er mit seiner Ankerkonstruktion eine optimalere Ölhaltung und Hebungsverteilung erreicht. Erreicht wurde das u.a. durch die verkürzten, sichtbaren Paletten, bei denen sich das an der Zugfläche der Eingangsklaue gegebene Öl an der vorderen Ecke sammelt und damit den Ankerzähnen kontinuierlich das erforderliche Öl zugeführt wird und auch ein Parallelstand von Ankerrad und Ankerpalette vermieden wird, der sich durch die damit verbundenen Adhäsionskräfte in Abhängigkeit vom Alter des Öls negativ auf das Gangverhalten auswirkt.
Mit dem unter Gebrauchsmusterschutz stehenden Müller-Anker wurden nicht nur in die bis in die letzten Monate des Bestehens der "Präzision" gefertigten Uhrenmodelle des Kaliber 43 Typ 3 ausgestattet, sondern auch die von der UFAG ab Dezember 1926 vollendeten, aus der Konkursmasse der "Präzision" stammenden Werke des Kaliber 43 Typ 3 und Kaliber 40 der Deutschen Präzisionsuhr "Glashütte Original".
Im März 1947 taucht in Glashütte mit der Werknummer 352182 noch einmal ein Werk vom Kaliber 2 der Deutschen Präzisionsuhr "Original Glashütte" auf. Es wurde von A. Lange & Söhne mit Savonettegehäuse und Zifferblatt einer TU Marke OLIW vollendet. Die aussenliegende kreisförmige Ausfräsung der originalen Platine deutet darauf hin, dass die vorher vorhandene Wortmarkenprägung bzw. Gravur der Deutschen Präzisionsuhr "Original Glashütte" entfernt und die Wortmarke der Firma A. Lange & Söhne aufgebracht wurde. Die Uhr wurde am 31.3.1947 an eine Institution der Siegermacht Sowjetunion verkauft.
Die zweite Uhr in einem offenen Silbergehäuse mit Lange Signatur enthält ebenfalls ein bis 1945 nicht vollendetes Rohwerk der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H., welches nach deren Konkurs 1926 an die Uhrenrohwerke Fabrik AG Glashütte fiel, die dann im Juli/August 1945 demontiert wurde und als Reparationsleistung an die Sowjetunion ging und in der 1. Moskauer Uhrenfabrik für die Produktion des Tutima Fliegerchronographen Kaliber 59 wieder aufgebaut wurde.
Diese offene Taschenuhr wurde von der Firma A. Lange & Söhne am 23. Juli 1946 an den Viezepräsidenten der Landesverwaltung Sachsen, Herrn Fischer, verkauft.
Von welchen Firmen und wie lange nach 1945 noch auf Altbestände dieser Rohwerke der Präzision aus den 1920er Jahren zurückgegriffen wurde, ist Gegenstand weiterer Recherchen.
Weitere Informationen zu den Kalibern der „Deutsche Präzisionsuhr Original Glashütte“ finden Sie >> hier <<
Die Inflation in Deutschland hatte die DPUG zwar noch überstanden, aber mit der Aufhebung der Einfuhrsperre für Schweizer Uhren 1924 zeichnete sich ein weiter Rückgang des Absatzes der gegenüber der Schweizer Konkurrenz doch recht teuren Glashütter Präzisionstaschenuhr, deutlich ab.
Ende des Jahres 1924 brachte es die „Präzision“ von geplanten 1,2 Millionen Umsatz nur noch auf 435.000 Reichsmark.
Damit war zu Beginn des Jahres 1925 die Summe der negativen Entwicklungen nicht mehr zu verkraften.
Am 12. Januar 1925 kam es auf einer zwölfstündigen Generalversammlung der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte, Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher zum Eklat.
Ein Antrag der Geschäftsführung die haftbare Anteilssumme für die Genossen auf 1000,- Reichsmark pro Anteil zu erhöhen wird abgelehnt.
Die Verbindlichkeiten überstiegen die Leistungsfähigkeit des Unternehmens bei weitem und so war das Ende, nämlich der Konkurs für die "informierten Kreise" weitaus eher absehbar, als die anderen Genossenschaftsmitgliedern.
Die im Verhältnis zur Unternehmensgröße exorbitante Schuldenlast der Deutschen Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte/Sa., Uhrgläserwerk Deutscher Uhrmacher e. G. m. H..durch die Kredite der Girozentrale Sachsen entwickelte sich wie folgt:
Die nicht mehr nachvollziehbaren Geschäftspolitik des Generaldirektors Muschan und einer auf Betreiben der Giro-Zentrale und Muschan hin eingesetzten "Finanzkommission", unter maßgeblicher Führung des Aufsichtratsmitgliedes Hermann Hirsch aus Reichenbach, führte dazu, dass Ende 1924 etwa 1050 Kündigungen von Genossenschaftsmitgliedern vorlagen.
Am 16. März 1925 findet eine "Sanierungs-Versammlung" der Präzision statt, auf der ein Sanierungsplan angenommen wird und ein neuer Aufsichtrat gewählt wird.
Alle "Bemühungen" die Genossenschaft noch zu retten, wahren von vornherein zum scheitern verurteilt.
Am 17. Juni 1925 beantragt die Giro-Zentrale Sachsen beim Amtsgericht Lauenstein das Konkursverfahren.
Am 16. Juni 1925 veröffentlichte das Amtsgericht Lauenstein:
„Über das Vermögen der Glashütter Feinmechanische Werkstätten e. G. m. b. H. Glashütte wird heute am 16. Juni 1925 das Konkursverfahren eröffnet.“
Am nächsten Tag folgte die Veröffentlichung:
„Über das Vermögen der Deutschen Präzisions- Uhrenfabrik Glashütte, Uhrgläserwerk deutscher Uhrmacher e. G. m. H. wird heute am 17. Juni 1925 das Konkursverfahren eröffnet.“
Professor Dr. Stein, der Anwalt des Deutschen Genossenschafts-verbandes e. V., äußert sich dazu wie
folgt.
"Nach dem Konkurs liegt, da abgesehen von dem Baumeister und Architekten und anderen kleinen Gläubigern die Sächsische Giro-Zentrale der einzige Konkursgläubiger ist, die Frage so:
„Kann und will die Giro-Zentrale, die im Aufsichtsrat und in der
F i n a n z k o mm i s s i o n der „Präzision" einen Vertreter hatte, und für die seit dem Sommer 1924 ein Vertrauensmann in den Vereinigten Werken in Leipzig saß, welche die monatlichen Rohbilanzen und Betriebsberichte kannten, ihre Forderungen, soweit sie nicht aus dem Verkauf der Fabrikanlagen und Vorräte, deren Wert ich gleich Ihnen im Falle des Konkursausverkaufs für weit unter der genannten Ziffer von 3 Millionen Mark annehme, gedeckt sind, gegenüber den Genossen durchsetzen oder nicht?"
"Die Sächsische Giro-Zentrale hat, wie sie das Schicksal der „Präzision" in der Hand gehabt hat, heute das Schicksal von über 3000 deutschen Uhrmachern in der Hand."
Ausführliche Informationen zum Verlauf des Konkurses, seiner Folgen und über die Rolle der handelnden Personen bzw. Institutionen finden Sie hier >> hier <<.
1928, drei Jahre nach dem Konkurs, wurde in einem Prozess gerichtlich festgestellt, dass die Fusion der beiden Genossenschaften in Teuchern und Glashütte keine Rechtsgrundlage hätte und somit nie zustande gekommen wäre. 1929 wurde dann aber in einem weiteren Prozess vor dem Oberlandesgericht Dresden ein gegenteiliges Urteil gefällt, was dann schlussendlich dazu führte, dass es zwischen der Schutzgemeinschaft der Genossenschaftsmitglieder und der Girozentrale Sachsen vor einer letztinstanzlichen Klärung mit ungewissen Ausgang vor dem höchsten Gericht, zu einem Vergleich kam. 75% der Haftsumme mussten demzufolge gezahlt werden.
Damit war die Präzision (DPUG) Geschichte, nicht aber die Uhrenproduktion in Glashütte.
Aus Teilen der Konkursmasse gründeten die
nach einem schwierigen eineinhalbjährigen Prozess am 7.Dezember 1926 die Uhren-Fabrik-Aktiengesellschaft Glashütte (Ufag) mit Sitz in Glashütte
und die Uhren-Rohwerke-Fabrik AG Glashütte mit Sitz in Leipzig(Urofa)
Bei der Ufag begann man mit der Vollendung von Rohwerken Kal. 43 Typ 3 aus der Konkursmasse der Präzision sowie 18- und 19linigen Schweizer Rohwerken der "Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H.".
Die Produktion wurde dazu, vermutlich aus Kostengründen, nach derzeitigem Kenntnisstand 1927/28, nach Glashütte zur UFAG und UROFA verlegt. Ab 1928 gab es keinen Eintrag der Firma im örtlichen Telefonbuch mehr. Die Firma selbst wurde aber erst 1936 aufgelöst. Liquidator war der ehemalige Geschäftsführer der "Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H." und damalige Vorstand der UFAG und UROFA Dr. jur. Ernst Kurtz.[1]
1928 begann bei der Urofa die Entwicklung und der Aufbau einer bisher in Deutschland und in Glashütte nicht vorhandenen Rohwerkefertigung für Armbanduhren.
Erst 1929 konnte mit der Serienproduktion von Armbanduhren begonnen werden.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.