Biographisches
Der Begründer der Glashütter Uhrenindustrie Ferdinand Adolph Lange wurde am 18.Februar 1815 in Dresden als Sohn eines Büchsenmachers geboren. Nach der Grundschule ging er beim sächsischen Hofuhrmacher Gutkäs in die Lehre um das Uhrmacherhandwerk zu erlernen. Mit dem Besuch einer weiterbildenden Schule und privaten Sprachunterricht bildete er sich Parallel dazu weiter. Die erworbenen Sprachkenntnisse in französisch halfen ihm zur Fortbildung bei dem bekannten Pariser Uhrmacher Joseph Thaddeus Winnerl, einem Schüler des berühmten Uhrmachers Abraham-Louis Breguet, eine Anstellung zu finden. Dank seines Fleisses und seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten wurde er sogar Werkführer bei seinem Meister und Arbeitgeber. Nach 3 Jahren ging er zurück nach Dresden, heiratete die Tochter seines Lehrmeisters Gutkäs, wurde Teilhaber an der Firma seines Schwiegervaters und übte mit Meisterschaft das Uhrmacherhandwerk aus. Die ersten Uhren von Lange sind entsprechend mit „Guktäs & Lange Dresden“ signiert.
Adolph Langes Kugelhemmung mit stetiger Kraft
Wie zum Beispiel bei der nachfolgenden Entwicklung vor 1845 zu erkennen ist, war akribische, theoretische Vorbereitung auf wissenschaftlicher Basis, einer der wesentlichen Schlüssel für den späteren nachhaltigen Erfolg von Ferdinand Adolph Lange.
Bereits in den Dresdner Jahren 1842-1845 als Meister der Dresdner Uhrmacherinnung und Teilhaber der Firma seines Schwiegervaters Gutkäs, Gutkäs & Lange, fertigte Ferdinand Adolf Lange eine Reihe hoch- qualitativer Präzisionsuhren, unter anderem ca. fünf Präzisionspendeluhren mit einer von ihm entwickelten speziellen Kugelhemmung und 9 kg schweren Quecksilber-Sekundenpendel.
Bereits 1844 nahm Adoph Lange an der 1. Deutschen überregionalen Gewerbeausstellung in Berlin teil. Wie aus dem ersichtlich ist, beteiligte sich auch der Berliner Hofuhrmacher Christian Friedrich Thiede an dieser Gewerbeausstellung. Hier könnte auch die enge Freundschaft zwischen Lange und Thiede ihren Ursprung haben.
In Deutschland gab es in der ersten hälfte des 19. Jahrhunderts noch keine eigenständige Uhrenindustrie. Langes verdienst ist es, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und so bemühte er sich bereits 1843 bei der sächsischen Landesregierung, staatliche Mittel für den Aufbau einer moderneren, arbeitsteiligen Uhrenfertigung, bei der nicht mehr nur Einzelstücke von Uhrmachern, sondern kleine Serien fabrikmäßig gefertigt werden sollten. Nach langwierigen Verhandlungen kam es am 31. 05.1845 zu einem Vertragsabschluss mit dem sächsischen Innenministerium und Lange. Ihm wurde darin auf 9 Jahre einem Kredit von 6700 Talern indem 1170 Taler für die Ausbildung von 15 Lehrlingen enthalten waren bewilligt.
Am 7.12.1845 nahm die Uhrenfabrik "F. A. Lange & Cie.“ in einer Mansarde dieses Bürgerhauses in Glashütte ihre Arbeit mit 15 Lehrlingen, die bis dahin Strohflechter waren, auf. Bereits 1848 konnte Lange mit den ersten ausgebildeten Fachleuten mit den Ausgründungen von Fertigungsbereichen beginnen. Das war dann der Beginn der dann typischen Glashütter Haus- und Zulieferindustrie.
Die Lehrlinge waren vertraglich verpflichtet nach ihrer Ausbildung weitere 5 Jahre für die Firma Lange zu arbeiten und sich durch wöchentliche Abgaben sich mit insgesamt 3120 Talern an der Rückzahlung des Kredites zu beteiligen. Wie man sieht ist die Idee eines „Ausbildungskredites“ keine neuzeitliche Erfindung.
Wenn man bedenkt, dass für die Herstellung einer einzigen Taschenuhr, damals bis zu 100 Einzeleile und ca. 1000 Arbeitsgänge erforderlich waren, war die geplante Jahresproduktion der Firma Lange von 600 Uhren, schon ein nicht unbedeutendes Konjunktur- und Beschäftigungsprogramm in dieser Not leidenden Region. Es sollten aber noch 20 Jahre vergehen, bis das qualitative- und mengenmäßige Ziel erreicht wurde. Damals, wie heute, war nicht die Subvention der alten, sondern nachhaltige Investitionen in eine neue, moderne, zukunftsträchtige Industrie, der Weg aus der Krise und Schlüssel zum Erfolg.
Von Beginn an wollte Ferdinand A. Lange Uhren bauen, die sich durch eine gleich bleibend hohe Qualität und Zuverlässigkeit auszeichneten. Die Einführung des metrischen Systems in die Uhrmacherei, ein Verdienst Langes, war dazu für Lange ebenso eine entscheidende Voraussetzung wie die Einführung der ¾ Platine und die Drehstühle, bei denen mit dem Fuß ein Schwungrad in Bewegung gesetzt wurde.
Die Ausgründung von eigenständigen Unternehmen, heute würde man neudeutsch „outsourcing“ und „frenchising“ dazu sagen, die von Lange gefördert wurden, beinhalteten die Chance einer, wieder neudeutsch, „klassischen win-win Situation“. Lange war vorerst der einzige Abnehmer und brauchte nur das abzunehmen, was seinen Qualitätsansprüchen entsprach ohne das ihm weitere zusätzliche Kosten entstanden. Die ausgelagerten, auf eigene Rechnung arbeitenden Zulieferer hatten die faire Chance durch Qualitätsarbeit, innovative Produkte und Rationalisierung im Arbeitsprozess sich neue Kundenkreise zu erschließen, unabhängiger zu werden und in zunehmenden Maße auch Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen zu können.
1855 - Internationale Geschäftsbeziehungen entwickeln sich.
In England ließ die Londoner Firma "Hurt & Wray" Uhrweke von der Firma "A. Lange & Cie" fertigen. Heute noch nachweisbar sind solche Uhren deren
Zweidrittelplatine mit "Hurt & Wray" und die Zifferblätter im unteren Bereich mit "A: Lange & Cie." signiert waren. *
1855 erschien in einem frühen Uhrmacher Lexikon, eine der ersten in der Fachliteratur nachweisbaren Veröffentlichungen über die sich in Glashütte mit der Firma A. Lange & Cie. entwickelnde Uhrenindustrie.
Um 1855 - Spitzzahn-Ankerrad mit Einkerbungen an den Zahnspitzen
"Da die von A. Lange für England hergestellten Uhrwerke die Ankersteinfassungen mit langer Hebefläche besaßen, wie sie für die englischen Spitzzahn-Ankerräder üblich waren, veranlaßte ihn die ungünstige Ölhaltung dieser Konstruktion, die Zahnspitzen mit einer Stufe auszustatten. Die elegante Konstruktion, die A. Lange bei seinen frühen Pfeilerwerken anwandte, lassen diese Uhren auch ohne Signatur einwandfrei als sein Erzeugnis erkennen."
Quelle: Otto Habinger, Alte Uhren Nr. 4 von 1979, S. 260
Lange & Cie, Werknummer 1253,
sehr frühes TU Werk mit Kronenaufzug
Die Stahl- Aufzugsräder wurden aus Gründen des Korrosionschutzes braun angelassen. Der erst ab den 1870er Jahren übliche Glashütter Sonnenschliff wurde bei diesem Werk aus der ersten Hälfte der 1850er Jahre noch nicht angewendet.
Ankergabel mit getrennter Auslösung nach Adolph Lange
In der Deutschen Industriezeitung wird zu Beginn des Jahres 1862 erstmals eine ausführliche Würdigung der durch Adolph Lange 1845 in Glashütte begründeten Uhren-Manufaktur und der sich daraus entwickelden Uhrenindustrie veröffentlicht. In dem Artikel wird erstmals auch darauf eingegangen, welche Uhren zu welchen Preisen gefertigt und wohin verkauft werden.
Die Londoner Industrieausstellung 1862 verzeichnete 25.000 Aussteller. Neben der einzigen Auszeichnung in Form der Zuerkennung einer Medallie, wurde auf Antrg der Juri noch eine zweite Auszeichnung, die der "Ehrenvollrn Erwähnung" zugelassen. Insgesamt wurden 7.000 Aussteller mit einer Medallie ausgezeichnet und ca. 5.300 Aussteller erhielten eine "Ehrenvolle Erwähnung".
Schon zu Beginn der 1860 Jahre wurde von der Firma Lange der amerikanische Markt erschlossen, was wegen der damals geltenden Zollbestimmungen recht problematisch war. Es rechnete sich nur, wenn Rohwerke ohne Gehäuse geliefert wurden und die Uhren erst vor Ort vollendet wurden. Dazu bedurfte es dann aber auch der entsprechenden Partnerfirmen in Übersee. Dass dies gelang, belegen frühe, noch mit Schlüsselaufzug gefertigte Modelle. Dieser Absatzmarkt sollte dann für viele Jahrzehnte eine der wesentlichsten und stabilsten Einnahmequellen für die Firma Lange & Cie. bleiben.
Wenn man sich die technologische Ausgangsbasis beim Beginn der Uhrenfabrik Lange und die Entwicklung in den Folgejahren betrachtet, kann man erkennen, welche Innovationsfähigkeit in den Beschäftigten in der Glashütter Uhrenindustrie steckte, die durch ein entsprechend den Erfordernissen der Zeit gestaltetes wirtschaftsfreundliches Umfeld zum Wohle aller entwickelt werden konnte.
Die Ausgangsbasis war ein Pfeilerwerk mit 40mm Durchmesser und einer Oberplatte, Schlüsselaufzug auf der Rückseite und Zeigerstellen mittels Schlüssel auf der Forderseite,
Stiftankerhemmung, bimetallische Unruh mit Regulier- und Gewichtsschrauben, rost- und magnetempfindlicher Spiralfeder, Zugfeder aus spröden Kohlenstoffstahl, 8 Steine, keine Sekunde und einem Emaillezifferblatt mit eingebrannten römischen Ziffern.
Erfindungen und Verbesserungen
"Die klassische Ankerkonstruktion, wie sie Adolf Lange erfand und die als Glashütter Ankerhemmung in die Geschichte der Chronometrie einging."
Vier Monate nach dem unverhofften Tod von Ferdinand Adolph Lange im Dezember 1875 veröffentlichte sein ältester Sohn und Mitinhaber der Firma A. Lange & Söhne, Richard Lange, in den Nummern 6 bis 9 des ersten Jahrganges des Allgemeinen Journals der Uhrmacherkunst 1876 unter der Überschrift „Meines Vaters Erfindungen und Verbesserungen“ in Text und Zeichnungen eine mehrteilige Artikelserie.
Die Artikel sind wie folgt gegliedert:
1. A. Lange’s Kaliber zu Taschenuhren.
2. A. Lange’s Gesperr zu Uhren mit Schlüssel
3. A. Langes patentierter Aufzug und Zeigerstellung ohne Schlüssel (Remontoir)
Mitte der 1860er Jahre war das von Richard Lange beschriebene Glashütter Taschenuhrkaliber nach 20 Jahren Entwicklungszeit und Aufbau der Glashütter Verlagsindustrie im wesentlichen abgeschlossen. Die jährliche Fertigungskapazität der Firma A. Lange & Cie. betrug zwischen 500 und 600 Stück dieser Taschenuhren. Bei dem abgebildeten Werk mit der Nummer 8787 mit der Gestellsignatur G & L (steht für Gutkaes & Lange) und der Signatur der ¾ Platine "Adolph Lange Dresden" , handelt es sich um ein "ausgereiftes" frühes Werk aus der ersten Hälfte der 1870er Jahre, bei dem auch schon der Glashütter Sonnenschliff vorhanden ist. Noch bei der TU 8092 aus dem Jahr 1872 und früheren Werken, war das nicht der Fall.
Rückersystem mit Rechen und Trieb
Erfindung von A. Lange
Der Mechanismus der Viertel-Repetitionstaschenuhr von Adolph Lange
Im Jahr 1892 veröffentlichte das Fachblatt "Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst" als zum ersten mal eine mit einer Zeichnung versehene Beschreibung des Mechanismus der von Adolph Lage entwickelten Viertel-Repetitionsuhr. Dieser Mechanismus unteschied sich wesentlich von den bis dahin bekanten Systemen dieser Art. Wesentliche Merkmale waren die große Einfachheit und Funktionssicherheit.
1892 beschrieb Richard Lange im Allgemeinen Journal der Uhrmacherkunst, den Gang mit konstanter Kraft, zugleich zur beliebigen Hervorbringung schleichender und springender Sekunde, den sein Vater Adolph Lange erfolgreich in Taschenuhren verwendet hatte. Diesen Gang wendete Adolph Lange später auch auf die von Ihm konstruierte Hausuhr mit dem extrem langen Pendel an.
Die Glashütter Taschenuhren wurden aufgrund des hohen Preisesbis weit in die1870er Jahre fast ausschließlich exportiert. Nord- und Südamerika sowie die Englischen und Spanischen Kolonien bildeten dabei den Schwerpunkt. Für die USA war die Kennzeichnung der Werke mit dem Herkunftsort vorgeschrieben. Um Probleme mit der Einfuhr zu vermeiden, wurde Dresden als bekannter Ort und nicht Glashütte, für die Signatur gewählt.
Die serienmäßige Fertigung von komplizierten Uhren begann erst nach der Beteiligung der Söhne Richard und Emil an der 1868 in A. Lange & Söhne umbenannten Firma.
Wenn man sich dann die Lange Taschenchronometer oder gar die komplizierteste Taschenuhr aus dem Hause Lange mit ewigem Kalender, rhodiniertem ¾ Platinenwerk in 1a Ausführung, goldenen Chronographenrädern, mit einem Kalendarium, welches die Monate mit 28, 30 und 31 Tagen und in einem Schaltjahr den 29. Februar anzeigt, Minutenrepetition, Zifferblatt mit den Anzeigen für Mondphasen, Sekunden, Wochentag, Monat, Minutenzähler, Datum, Stoppzeiger mit nach springendem Schleppzeiger (Ratrappante) und Grande Sonnerie mit Abstellhebel betrachtet, wird deutlich, welche Innovationskraft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts freigesetzt wurde und damit den Ruhm der Glashütter Uhrenindustrie begründete.
Frühe Glashütter Uhren 1848-1865
Die von Herbert Dittrich und Reinhard Reichel erarbeitete, wissenschaftliche Studie beruht auf einer Auswertung von 128 frühen Glashütter Uhren und Uhrwerken sowie von über 420 Taschenuhren-Kleinteilen. Es handelt sich dabei um die umfassenste und am besten recherchierte Publikation der Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie für die Zeit von 1845-1865. Sie eignet sich u.a. besonders um die Herstellungszeit und den Originalitätszustand neu aufgetauchter, früher Glashütter Uhren zu bestimmen und diese sachgerecht in Bild und Text zu dokumentieren.
Original erhaltene offene TU Nr. 227 von Adolf Lange um 1851 [9]
Eine sehr frühe offene Taschenuhr mit Schlüsselaufzug, die etwa fünf Jahre nachdem Ferdinand Adolf Lange am 7. Dezember 1845 mit der Firma A. Lange & Cie. in Glashütte den Grundstein für die Glashütter Uhrenindustrie gelegt hatte, gefertigt wurde.
Sie dokumentiert den zweiten Innovationsschritt auf dem zwanzigjährigen Entwicklungsweg bis zur ausgereiften Glashütter Präzisionstaschenuhr mit Glashütter Ankergang, Kronenaufzug und der bekannten Dreiviertelplatine. Da die Firma zu dieser Zeit noch über keine eigene Gehäusefertigung verfügte, wurden diese zugekauft. Das guillochierte Silbergehäuse dieser Uhr stammt aus der Werkstatt des späteren Münchner Hofuhrmachers von König Ludwig II. Josef Biergans. Da Adolf Lange zu dieser Zeit bereits mit Moritz Großmann, dem späteren Begründer der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte, bekannt war und dieser 1950 kurzzeitig bei J. Biergans eine Anstellung hatte, ist nicht auszuschließen, dass die Verbindung der beiden Firmen daher rührt.
Aus der Anfangszeit der serienmäßigen Fertigung Glashütter Uhren um 1853 stammt diese offene Taschenuhr mit Schlüsselaufzug der Firma A. Lange & Cie. im Silbergehäuse mit der Werknummer Nr. 784. Gefertigt wurden diese Werkausführung noch mit einem Stiftenankergang. Das Rohwerk dieser Uhr dürfte allerdings noch aus dem Jahr 1849 stammen. Bei der Firma A. Lange & Cie. hatten sich nach Aussagen von Adolph Lange Ende 1849 bereits ca. 700 Rohwerke als „totes Kapital“ aus der entstehenden Verlagsindustrie angehäuft, die mangels geeigneter Arbeitskräfte nicht finissiert werden konnten. Als Verleger war Adolph Lange vertraglich zur Abnahme und Bezahlung der Arbeiten der Hausindustriellen verpflichtet. Die auf Lager liegenden Werke wurden erst nach und nach finisiert und so ist die Fertigstellung der Uhr um das Jahr 1853 zu datieren. Sehr anerkennenswert ist, dass der Besitzer der Uhr sie sehr behutsam, bei maximalem Erhalt der noch vorhandenen Originalität hat restaurieren lassen. Schlussendlich wurden auch die einzelnen Restaurierungsschritte nachvollziehbar, vorbildlich dokumentiert.
Bei der hier gezeigten Taschenuhr im offenen Silbergehäuse mit Schlüsselaufzug und der Werknummer 1104 handelt es sich um eine sehr frühe Uhr der Firma „A. Lange & Cie.“ Glashütte Sa.. Anhand der Werknummer und der Formgestaltung einzelner Werkkomponenten, als da wären die obere Platine, die Brücke der Hemmungsteile und die Spitzzahn-Ankerhemmung mit bimetallischen Langgabelanker, kommt für die Fertigung sehr wahrscheinlich das Jahr 1855 in Frage. Das deutlichste Indiz dafür sind die Ergebnisse der Forschungen von Prof. Dr. Herbert Dittrich in Bezug auf die Entwicklung der Glashütter Kaliber in der von der Stiftung Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek 2009 herausgegebenen Publikation „Der Beginn einer Tradition – Die ersten 50 Jahre Präzisionsuhren-Herstellung in Glashütte von 1845 bis 1895“. Dort wurde z. B. der Einsatz des im Werk verwendeten Ankers explizit für die Jahre 1850 bis1855 angegeben. Für die Zuordnung dieser Uhr zur „Uhren-Fabrik Moritz Grossmann“ in der Fachzeitschrift „Klassik Uhren“ 2/2011 von Waldemar Becker veröffentlichten „Grossmann-Liste der bekannter Uhren“ gibt es keinen validen Beleg, zumal Moritz Großmann nach eigenen Angaben für die Firmengründung erst das Jahr 1855 [1 u. 2] angibt und sich zur Kennzeichnung seiner Uhren wie folgt geäußert hat: „Von mir wenigstens sind keine Uhren ohne Stempel und laufende No. unter dem Zifferblatt in Umlauf gesetzt worden.“ [2] Die Wekbilder belegen, dass das bei der Uhr nicht der Fall ist. Die Uhr ist nachweislich seit Jahrzehnten Bestandteil einer privaten Sammlung und ist vom Autor auch nicht persönlich begutachtet worden. Sie befindet sich auch nicht im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte, das in der vorgenannten Liste als Quelle angegebenen wurde.
[1] Persönl. Lebenslauf von 1876; [2] DUZ Nr. 1 v. 1. Jan 1879 S.8; [3] AJU Nr.1 v. 4. Jan. 1879 S. 7
Am 18. Februar vor 200 Jahren wurde der Begründer der Glashütter Uhrenindustrie Ferinand Adolph Lange geboren. Aus diesem Anlass soll das hier in Einzelteilen gezeigte Werk mit der Nummer 1396 einmal einen seltenen Einblick in das Innere einer mit Teilen der Glashütter Verlagsindustrie in der Firma A. Lange & Cie. handwerklich gefertigte Werk ermöglicht werden. 1859 waren es noch rund fünf Jahre, bis die Glashütter Taschenuhr nach 20-jähriger Entwicklungszeit ihre endgültige, ausgereifte Form der 3/4-Platine, der Glashütter Hemmung mit Goldanker und Goldankerrad erreicht hatte. Unabhängig davon waren aber diese Uhren sehr präzise, allerdings druch den hohen Fertigungsaufwand auch recht teure Zeitmesser, die hauptsächlich nach Übersee exportiert wurden.
Sehr frühe, offene Taschenuhr der Firma A. Lange & Cie. um 1859/60
Bei der hier vorgestellten frühen, offenen Taschenuhr mit Schlüsselaufzug der Firma A. Lange & Cie. handelt es sich um eine Ausführung, die noch vor der Einführung der 3/4 Platine und der Glashütter Ankerhemmung um 1859/60 gefertigt wurde. Der Anker ist die letzte Weiterentwicklung des Glashütter Messing-Stahlankers mit Steinpaletten, die vor dem Glashütter Goldanker mit verdeckten Paletten um 1860 in den Glashütter Taschenuhren zum Einsatz kam. Da nach rund 160 Jahren nur noch wenige dieser frühen Uhren erhalten sind, ist der Erhalt eines jeden Exemplars mit seinen spezifischen Fertigungsmerkmalen für die Erforschung und Dokumentation der damaligen Glashütter Arbeitsmethoden und Entwicklungsschritte von großer Wichtigkeit.
Siehe dazu auch hier
A. Lange Nr. 2249 / sehr frühe Seconde Morte
Frühes Damentaschenuhrwerk Kaliber 33 der Firma A. Lange & Cie. Werknummer: 4235
Die Fertigung dieser Damentaschenuhr mit einem Werkdurchmesser von 33 mm dürfte um das Jahr 1865/66 erfolgt sein.
Offene Taschenuhr Nr. 6400 aus der zweiten Hälfte der 1860er Jahre
Diese frühe, offene Taschenuhr der Firma Lange in 1a Ausführung wurde für den Londoner Uhrmacher Jon Bennett gefertigt. In der zweiten Hälfte der 1860er Jahre, waren die Aufzugsräder noch nicht mit dem später obligatorischen Glashütter Sonnenschliff versehen. Vielfach wurden die Aufzugsräder, wie auch bei dem heir gezeigtem Werk, aus Sterrometall gefertigt.
Weitere Bildbeispiele verschiedener seltener und komplizierter Taschenuhren aus dem Hause Lange finden Sie >> hier <<
In den Jahren 1860 - 1865 wurde die Entwicklung der Glashütter Präzisionstaschenuhr mit ¾ Platine im wesentlichen abgeschlossen.
Ferdinand Adolph Langes Verdienst war es, das es ihm und seinen Mitarbeitern über die Jahre hinweg gelungen war, die erste deutsche Präzisionstaschenuhr zu entwickeln, die den Schweizer Spitzenerzeugnissen ebenbürtig war.
Merkmale der "ausgereiften" frühen Glashütter Präzisionstaschenuhr
Das Gebäude, in dem in Glashütte alles begann, im Jahr 2011 mit einer anlässlich des 100. Geburtstages von Ferdind Adolph Lange 1915 gestifteten Gedenktafel.
Fachzeitschrift: Uhren und Schmuck 1/1979 bis 4/1980
Bericht der Beurteilungskommission bei der Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung (1854, München), Friedrich Benedict Wilhelm von Hermann, Allgemeine Deutsche Industrie-Ausstellung 1855
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.