Auf der Grundlage verifizierbarer, historischer Dokumente soll hier versucht werden einen möglichst umfassenden Überblick über das Lehrerkollegium und sein Wirken an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte vom Gründungsjahr 1878 bis 1940, der Meisterschule des Deutschen Uhrmacherhandwerkes von 1940 bis 1945 und 1945 bis zur Umstrukturierung zur zur Ingenieurschule für Feinwerktechnik in der DDR 1951, zu geben.
1878-1885
Als 1. Lehrer und Direktor der Schule wurde der ausgewiesene Fachmann Georg Heinrich Lindemann aus Neuchâtell verplichtet.
Als 2. Lehrer für den praktischen Unterricht wurde Herr Carl Mauksch,
(1847* - 21. April 1927†) vorerst noch einem mit befristeten Zeitvertrag, verpflichtet.
Die Unterrichtszeit begann im Sommer um 6 Uhr 30, im Winter um 7 Uhr 30 und wurde nach einer Mittagspause von 13 Uhr 30 bis 19 Uhr forgesetzt. Insgesamt wurden 54 Wochenstunden unterrichtet.
Georg Heinrich Lindemann stirbt am 29. März 1885 . Damit verliert die Schule ihren 1. Direktor und Lehrer.
1885-1917
Der Bedeutendste Lehrer, war der 1853 in Würzburg geborene Prof. Ludwig Strasser. Nach der Lehre bei Sebastian Geist, war er ab 1871 bei Karl Moritz Grossmann, Bernhard Zachariá in Leipzig und in der Rechenmaschinen-Fabrik von Curt Dietschold in Glashütte beschäftigt. 1875 gründete er zusammen mit Gustav Rohde in Glashütte die Mechanischen Werkstätten Strasser & Rhode. 1879 begann er parallel zu seiner Firmentätigkeit, Lehrstunden an der Deutschen Uhrmacherschule zu geben. 1885 wurde er Direktor der Schule. Dem folgte 1902 seine Ernennung zum Professor.
1892
Zwei Quittungen von Ludwig
Strasser dem Direktor Deutschen Uhrmacherschule Glashütte
vom 25. Mai 1895 & 02. Juli 1906
1902
1910
Prof. Ludwig Strasser beging sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Direktor an der Deutschen Uhrmacherschule. Hermann Horrmann aus Leipzig veröffentlicht am 15. April 1910 dazu eine Laudatio, in welcher der Lebenslauf des Jubilars aufgezeigt und seine Verdienste um die Deutsche Uhrmacher-Schule Glashütte und die gesamte Deutsche Uhrmacherschaft gebührend gewürdigt wurde. Zur gleichen Zeit rief der Zentralverband der Deutschen Uhrmacher und der Aufsichtsrat der Schule zur Einrichtung einer Ludwig Strasser Stiftung auf.
Proffessor Strasser als Gutachter
Als allseits annerkannter Fachmann und Direktor der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte wurde Proffessor Strasser von den verschiedensten Institutionen und Firmen um die Begutachtung von Zeitmessern und deren Konstruktionen angefragt. Im Rahmen seiner Möglichkeiten ist Proffessor Strasser diesen Bitten in der Regel nachgekommen.
1917
1917-1920
Von 1917 bis 1920 gab es eine interimistische Rektoratsführung durch Oberlehrer Romershausen. Bereits seit 1902 unterrichtete Herr Romershausen die Schüler der Uhrmacheschule im theoretischen Unterricht, vor allem in Mathematik, Physik, Elektrotechnik und Zeichnen.
1915 wurde er zu Oberlehrer und 1921 zu Studienrat ernannt. Ab 1917 war er auch Mitglied des Aufsichtrates der DUS. 1931 ging er in den wohlverdienten Ruhestand.
1919 - 1934
Auf die ausgeschriebene Stelle eines Fachlehrers an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte hatten sich zwölf Herren beworben. Nach Prüfung der Unterlagen stellte die zuständige Kommission fest, dass die meisten Bewerber ungeeignet waren. Auf seiner 2. Sitzung am 02. Juli 1919 befand der Stiftungsausschuss vier Bewerber als geeignet. Nach kurzer Aussprache einigte man sich einstimmig auf den Glashütter Uhrmacher Leopold Schreck.
Quelle: Die Uhrmacherkunst Nr.16 v. 15.08.1919 S.206
1920-1949
Oberlehrer Paul Biber
Im September 1921 wurde der gelernte Feinmechaniker Paul Biber als Lehrer auf Probe in der 1913 gegründeten Abteilung Fein- mechanik der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, eingestellt.[1] Auf der Sitzung des Stiftungsausschusses der Deutschen Uhrmacherschule am 14. August 1922 wurde einstimmig die Festanstellung von Paul Biber beschlossen.[2] Im Juli 1925 gibt die Leitung der Schule bekannt, dass der Fachlehrer Paul Biber vor der staatlichen Prüfstelle für Gewerbelehrer in Dresden die Gewerbelehrer-Prüfung mit der Bestnote bestanden hatte.[3] Bereits 1936 wurde er im Jahresbericht der Schule als Oberlehrer benannt.[4] Wann ihm dieser Titel verliehen wurde, ist Gegenstand weiterer Recherchen. Mit der Umwandlung der Deutschen Uhrmacherschule zur Meisterschule des Deutschen Uhrmacherhandwerks zum 01. April 1940 zeichnete sich mit der veränderten Aufgabenstellung auch eine Veränderung bei der feinmechanischen Abteilung ab. Sie wurde am 31. März 1941 von der Meisterschule losgelöst und als Feinmechanikerabteilung (Berufsfachschule) der Städtischen Gewerbeschule angegliedert. Auch Paul Biber schied damit aus der Meisteschule aus, konnte aber seine Lehrtätigkeit an der Berufsfachschule fortsetzen.[5] Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges stellte Paul Biber sein Wissen und Können in den Dienst des Wiederaufbaus in Glashütte und beteiligte sich auch 1951 aktiv an der Umstrukturierung der Uhrmacherschule zur Ingeneurschule für Feinwerktechnik. 1954 wurde Paul Biber als Leiter der Feinmechanischen Abteilung der Glashütter Ingenierschule die Lehrbefähigung für das Unterrichtsfach Meßtechnik an Fachschulen der DDR zuerkannt. Nach eimem arbeitsreichen Leben in schwierigen Zeiten verstarb Paul Biber am 1. Septembetr1957.[5]
Literatur:
[1] Die Uhrmacherkunst Nr. 19 vom 15. Sept. 1921, S. 361
[2] Die Uhrmacherkunst Nr. 32 vom 21. Sept. 1922, S. 416
[3] Die Uhrmacher-Woche Nr. 27 vom 04. Juli 1925, S. 491
[4] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 38 von 1936, S. 481
[5] Die Uhrmacherwoche Nr. 51/52 vom 20. Dez. 1941, S. 360
[6] Monatsschrift Feinmechanik/Optik 74 Nr. 12 vom Dez. 1957, S. 327-374
Eine ausführliche Schilderung des Lebensweges von Paul Biber findet sich im Nachruf von Alfred Helwig aus dem Jahr 1957.
Kurt Müller
Der am 28. März 1889 geborene Gerwerbeoberlehrer Kurt Müller begann 1923 seine Tätigkeit als Lehrer an der Glashütter Gewerbeschule. Der Direktor der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, Dr. Giebel zog Kurt Müller aufgrund seiner pädagogischen Fähigkeiten zu einer engen Mitarbeit im Lehrerkollegium, als Mitarbeiter von Studienrat Helwig und Oberlehrer Biber, anfänglich Nebenamtlich und später auch hauptamtlich, heran.
1878-1881
Carl Mauksch schied bereits 1881 aus dem Schuldienst aus und widmete sich wieder seiner frühere Tätigkeit, der Fabrikation und Reparatur komplizierter Uhren.
1881-1915
Gustav Hesse
Nach dem Ausscheiden von Carl Mauksch wurde, der aus Zwickau stammende Gustav Hesse der erste Praktische Lehrer der Deutschen Uhrmacher- schule und Gleichzeitig ihr stellvertretender Direktor. Er hatte bereits 12 Jahre in der Firma von Moritz Großmann gearbeitet und war Mitglied im Aufsichtrat der Schule. Im Jahr 1905 wurde er zum Oberlehrer ernannt. Als er 1915 in den Ruhestand trat konnte er auf ein 34 jährige, erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken.
Oberlehrer Gustav Hesse, der am 07. Februar 1850 in Zwickau geborene, führer Werkmeister in der Firma von Moritz Großmann, langjähriger Lehrer und stellvertretender Direktor der Deutschen Uhrmacherschule, verstarb in der Nacht vom 27. auf den 28. Januar 1930, kurz vor der Vollendung des achzigsten Lebensjahres. Gustav Hesse war für seine Verdienste 1915 vom sächsichen König Friedrich August III. mit dem Ritterkreuz II. Klasse des Albrechtsordens geehrt worden.
Julius Bergter
1881 wurde auch deraus Zeitz stammende Julius Bergter als praktischer Lehrer eingestellt. Er schied aber bereits nach einem Jahr wieder aus, weil ihm der Lehrerberuf nicht ausfüllte. Er sollte
aber in späteren Jahren als Aufsichtratsmitglied der Schule noch gute Dienste leisten. Er ging bei der Firma Dürrstein in Anstellung und wurde 1893 der langjährige Direktor der Dürrsteinchen
Uhrenfabrik UNION Glashütter.
Gustav Lindig 1865* - 07. Mai 1930†
Nach dem Ausscheiden von Julius Bergter wurde Gustaf Lindig von 1882 bis 1911 praktischer Lehrer an der DUS
Aus Anlass des 25-jährigen Dienstjubiläums von Gustav Lindig, erschien 1907 nachfolgender Beitrag im Allgemeinen Journal der Uhrmacherkunst.
Postkarte von Gustav Lindig an Emil Lange aus dem Jahr 1900
Lieber Freund
Für übersande Karte freundlichst dankend revanchiere ich mich heute mit
dieser Karte sehr wohl, als auch mit der Drucksache.
Mit philatelistischen Gruß
1930 - "Gustav Lindig †, Glashütte. Am Abend des 7. Mai verschied nach kurzer Krankheit der hochgeschätzte, im 75. Lebensjahre stehende Uhrmacherschullehrer i. R. Herr Gustav Lindig. Der Heimgegangene hat fast 30 Jahre — von 1882 bis 1911 — an der Deutschen Uhrmacherschule als praktischer Lehrer gewirkt und nur eine eingetretende Erkrankung zwang den bei seinen Lehrerkollegen wie bei seinen vielen Schülern infolge seiner vielseitigen Kenntnisse und der kerndeutschen Art geschätzten Mann, sein Amt niederzulegen. Auch im öffentlichen Leben wirkte Gustav Lindig tatkräftig und stets hilfsbereit; so stand er mehrere Jahre an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr und war auch Bezirksvorsitzender der Militärvereine. Dem Touristenklub gehörte er viele Jahre als Altersvorsitzender an. Der Stadt leistete er auch insofern wertvolle Dienste, als er u. a. die Fragmente zu einer Glashütter Chronik durch mehrwöchige Arbeit im Staatsarchiv zu Dresden schuf. Unvergessen wird sein Andenken in unserem Fache fortleben und besonders die Glashütter und seine ehemaligen Schüler werden bei der Trauerkunde seiner ehrend gedenken."
Von 1895 bis 1906 war der Glashütter Uhrmacher Richard Glaeser im Nebenberuf, der Turnlehrer der Schule.
Am 1. Januar des Jahres 1903 tritt der am 11.Januar des Jahres 1923 zum Oberlehrer ernannte Oskar Hesse an der Glashütter Uhrmacherschule seine Tätigkeit als praktischer Lehrer an. Oskar Hesse war der Sohn von Gustav Hesse, des früheren Werkmeisters der Uhrenfabrik von Moritz Großmann und ersten praktischen Lehrers der Deutschen Uhrmacherschule.
Während seiner Lehrertätigkeit tritt er auch als Autor von Fachliteratur in
Erscheinung.
1927 - Fünfundzwanzigjähriges Lehrerjubiläum von Studienrat H. Romershausen
„H. Romershausen wurde am 24. November 1864 in Salzungen als Sohn eines Apothekers geboren, besuchte zunächst die Bürgerschule seiner Heimatstadt, dann das Realgymnasium in Eisenach, das er mit der Berechtigung zum Einjährigen-Freiwilligen-Dienst verließ.
Von 1883 bis 1886 besuchte er die Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte und war nach seiner Militärzeit in verschiedenen Betrieben für elektrische Meßinstrumente und im
elektrischen Signalwesen tätig.
Nach siebensemestrigem Studium an der Technischen Hochschule in Darmstadt war er bei der Firma Emanuel Berg im Signalwesen, für Schiffsmaschinen- Telegraphen. Sicherung gegen Feuer, Wasser und Einbruch beschäftigt, darauf bei Schmidt & Schulz in Berlin,
die elektrotechnische Apparate und Thermostaten herstellte. Nach vorübergehender selbständiger Tätigkeit in Glashütte wurde er Vorlesungs-Assistent bei Professor Lenard am Physikalischen Institut der Universität Kiel. Seit dem 1. April 1902 unterrichtete er an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte als Lehrer für Theorie, hauptsächlich in Mathematik, Physik, Elektrotechnik und Zeichnen. Von 1917 bis 1920 leitete er nach der Erkrankung und dem bald darauf folgenden Tode von Prof. Strasser die Schule und übernahm den gesamten theoretischen Unterricht. Im Jahre 1922 wurde er zum Studienrat ernannt und unternahm bald darauf die Bearbeitung des inzwischen weit verbreiteten Buches
„Das Fachrechnen des Uhrmachers".
Die offizielle Schulfeier dieses Jubiläums wurde mit der Schul-Abschlußfeier am 29. April verbunden und hier gedachte Schulleitung und Lehrerschaft ihres geschätzten Mitarbeiters in ehrender Weise.
Die Jubiläumsfeier zeigte, welcher allseitigen Verehrung sich Studienrat Romershausen erfreuen kann. Die Schülervereinigung Saxonia, von deren Aktivitas der Jubilar Ehrenmitglied ist, ehrte ihn an seinem Jubiläumstage durch einen Fackelzug. Groß war auch die Zahl der Anerkennungen durch Wort, Schrift und Blumenspenden. Schaffensfroh und unermüdlich hilfsbereit und humorvoll steht er bei all den Schüler-Generationen, denen er ein sorgsamer Lehrer und Führer war, in dankbarem Gedächtnis.“
Im Mai 1911 wurde zu Beginn des neuen Schuljahres 1911/12 Rudolf Pleskot als Praktischer Lehrer und Lehrer für Physik auf Probe an der Deutschen Uhrmacherschule angestellt. Er sollte den seit 1882 in dieser Funkttion tätigen und in den Ruhestand getretenen Lehrer und Fabrikanten Gustav Lindig ersetzen. Er blieb aber nur ein Jahr und mit Beginn des neuen Schuljahres 1912/13 übernahm Alfred Helwig diese Funktion. Rudolf Pleskot machte sich auch mit der Erfindung eines gebrauchsmuster-geschützten Pendels, als Fachautor und freier Mitarbeiter der Deutschen Uhrmacher-Zeitung einen guten Namen.
Eine Ausschreibung, die die 40-jährige berufliche Tätigkeit von Alfred Helwig, als Lehrer an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, begründete.
Einer weiterer dieser bedeutenden Uhrmacher und Lehrer war Alfred Helwig, hervorragender Feinuhrmacher, Erfinder des "Fliegenden Tourbillons", Studienrat und Autor von Fachliteratur. Er lehrte und forschte an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte von 1913 bis 1954.
Erst nach über 40-jähriger Tätigkeit, ging er in den verdienten Ruhestand.
1921 - Lehrerwechsel im Fachbereich Feinmechanik
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliege, entsprechend ergänzt.