Grundlegende Neuregelungen Uhrmacherschulverhältnisse
auf der Grundlage eines neuen Stiftungsstatutes
Der Stiftungsrat der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte
Mit dem Ende des deutschen Kaiserreiches und der Ausrufung der Republik am 09. November 1919 sollten sich auch an der vom Zentralverband der deutschen Uhrmacher und der Landesregierung Sachsen getragenen Deutschen Uhrmacherschule Glashütte die Verhältnisse grundlegend verändern. Mit der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 11. Februar 1919 und der am 13. Februar 1919 erfolgten Ernennung der Reichsregierung waren auch die Voraussetzungen für eine Neuordnung der Strukturen der Deutschen Uhrmacherschule geschaffen. Vertreter des Landes Sachsen traten in Verhandlungen über ein neues Stiftungsstatut ein. Eine erste Konsequenz war dann die Rückgabe aller Aufsichtsratsmandate an den Zentralverband der Deutschen Uhrmacher und der damit verbundene Rücktritt aller Mitglieder des Aufsichtsrates zum Ende des Schuljahres 1918/19 am 30. April 1919.
Auf der Grundlage des neuen, noch nicht ministeriell genehmigten Stiftungsstatutes fungierte als neues Führungs- und Aufsichtsgremium ein Stiftungsrat, in dem auch Vertreter der modernen Industrie in stärkerem Maße vertreten waren, als das noch im eher handwerklich geprägten Aufsichtsrat der Fall war. Die erste Sitzung des Stiftugsrates fand am 2. Juni 1919 statt. Es wurde die Ausschreibung der seit dem Tod von Prof. Strasser 1917 unbesetzten Stelle des Direktors der Schule und zeitgleich die Stelle eines zusätzlichen Fachlehrers beschlossen. Des Weiteren wurde die dringend notwendige Erweiterung des Schulgebäudes ein erstes Mal beraten.
Weitere Sitzungen folgten.
Am 2. Juli auf der zweiten Ausschussitzung wurde der Glashütter Uhrmacher Leo Schreck einstimmig als neuer Fachlehrer aus einem Kreis von 12 Bewerbern gewählt.
Auf der Sitzung am 30. Juli 1919 wurden als Vertreter der Industrie die Herren Fabrikanten Lange, Gläser, Mühle, Trapp und Fabrikdirektor Hugo Müller in den Stiftungsausschuss gewählt. Die Neubesetzung der Direktorenstelle sollte noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Als Interims-Lösung war seit 1917 Herr Rommershausen eingesetzt.
26.September 1919
Die Einrichtung, der Lehrplan & der Text der neuen Stiftungsurkunde der Deutschen Uhrmacherschule vom 26. September 1919
1920
Planung der Schulerweiterung
Nach mehreren vorbereitenden Sitzungen im Fachausschuss, wurde der von der Firma Rose & Röhle ausgearbeitete Planentwurf des Schulerweiterungsbaus behandelt. Dass die Inflation voranschreitet, wird allein schon dadurch deutlich, dass beschlossen wurde das Schulgeld zum 1. Februar 1920 um 100% zu erhöhen. Für die Stelle des Direktors der Schule waren drei Bewerbungen eingegangen und vom Fachausschuß geprüft worden. Vorgeschlagen und einstimmig gewählt wurde Herr Oberlehrer Dr. Giebel von der Oberrealschule Zeitz.
Am ersten April 1920 trat Dr. phil. Karl Giebel, in der Nachfolge des 1917 verstorbenen Prof. Strasser, sein neues Amt, als Direktor der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte an. Dr. Giebel war 1979 in Barmen geboren, besuchte zuerst die Volksschule und danach das Gymnasium. Nach seinem Studium wirkte er an der Ober-Realschule in Zeitz, als Lehrer für Mathematik und Physik. Zeitgleich war er Schriftleiter und Autor der pädagogischen Zeitschrift "Die Arbeitsschule". Der 1914 begonnene erste Weltkrieg unterbrach dann seine pädagogische Tätigkeit in Zeitz. 1920 bewarb er sich für die ausgeschriebene Stelle des Direktors der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte und wurde als solcher berufen. Er übte dieses Amt fast 30 Jahre erfolgreich bis 1949 aus.
Am Vorabend der am 23. April durchgeführten Abschlussprüfung für das Schuljahr 1919/20 fand eine Sitzung des Stiftungsausschusses statt. Wichtige Punkte der Tagesordnung waren der geplante Erweiterungsbau und der Beschluss einer neuen Schulodnung.
1921
Höhere Fachschule für Uhrmacherei und Feinmechanik
Auf Antrag des neuen Direktor Dr. Giebel beschloß der Stiftungsausschuß der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte (Sa.) in seiner Sitzung vom 20. Januar 1921 dem Namen der Schule den Zusatz „Höhere Fachschule für Uhrmacherei und Feinmechanik“ hinzuzufügen.
Ab Ostern 1921 war dann die Gewerbeschule Glashütte der Uhrmacherschule angegliedert.
1922
Das letzte Bild der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte
vor dem Umbau 1923
1924 das erste offizielle Postkartenbild nach dem Umbau
1924
Neue Gehilfen- und Meisterprüfungsordnungen für das Uhrmachergewerbe
Auf der Grundlage dieser neuen Ordnung wurde es möglich erstmals auch an der Deutschen Uhrmacherschule Gehilfen- und Meisterprüfungen abzulegen.
1925
Die langjährigen Bemühungen der Schulleitung, es den Schülern der Deutschen Uhrmacherschule zu ermöglichen, an der Schule eine Meisterprüfung ablegen zu können, wurden am 04. April1925 endlich von Erfolg gekrönt.
1925 - Der Neubau, neues Programm, Schulordnung und Haushaltplan
Erstmals wurden an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte im Januar 1925 mit großem Erfolg ein Fortbildungskurs für Gewerbe- und Berufsschullehrer an Uhrmacherfachklassen durchgeführt. Über Form, Inhalt und Fortführung dieses Kurses wird in der Fachpresse eingehend berichtet.
Die Teilnehmer am Fortbildungskurs für Gewerbe- und Berufsschullehrer an Uhrmacherklassen in Glashütte vom 5. bis 9. Januar 1925
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
Literatur:
[1929/1] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr.18 v. 02. Mai 1931 S.262