Bereits zwei Monate bevor die Stiftung der "Deutschen Uhrmacherschule" (juristische Person) durch das seit 1933 herrschende National-sozialistische Regime liquidiert und die Schule dem Reichsinnungsverband mit Sitz in Berlin offiziell unterstellt wurde, erschien bereits am 9. Februar 1940 in der Fachzeitschrift "Uhrmacherkunst", dem offiziellen Organ des Reichsverbandes des Deutschen Uhrmacherhandwerks, ein Artikel des Reichsinnungsmeisters des Uhrmacherhandwerks Hans Flügel, der mit den nachfolgenden Sätzen beginnt.
Ebenfalls am 9. Februar 1940 erschien im gleichen Organ ein Beitrag des Oberbaurates im sächsischen Ministerium für Volksbildung, Dr. Ing. K. Dedring, in dem bekannt gegeben wurde, dass durch Verfügung des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung die Deutsche Uhrmacherschule zur "Meisterschule des Deutschen Uhrmacherhandwerks" erklärt worden ist.
Oberstudiendirektor Dr. Karl Giebel, der langjährige Direktor der Deutschen Uhrmacherschule, der 1940 sein zwanzigjähriges Dienstjubiläum hatte, erläuterte ebenfalls am 9. Februar an gleicher Stelle mit wem und in welcher Weise sich der neuzugestaltende Unterricht vollziehen soll. Neu ist dabei vor allem, dass in Zukunft die Zulassung von einer Aufnahmeprüfung abhängig gemacht wurde, bei der in Theorie und Praxis schon ein gewisses Maß von Wissen und Können nachgewiesen werden musste.
Vor Beginn des neuen Schuljahres 1940 wird die Stiftung der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte (Sa.) von staatlicher Seite mit der Zustimmung des bisherigen Schulträgers mit Wirkung vom 1. April 1940 liquidiert und als „Meisterschule des Uhrmacherhandwerks“ und Fachschule des Reichsinnungsverbandes des Uhrmacherhandwerks (Sitz in Berlin) von diesem übernommen.
1940 - Eine neue Stiftung wurde begründet.
Das Datum der Liquidation der Stiftung fällt genau auf den Tag des 20-jährigen Dienstjubiläums von Oberstudiendirektor Dr. K a r l G i e b e l als Direktor der Deutschen Uhrmacherschule. Dazu erscheint in der Deutschen Uhrmacher-Zeitung nachfolgende Pressemeldung:
„Herr Oberstudiendirektor Dr. K a r l G i e b e l in Glashütte i. Sa., dessen wir im vorigen Jahre anläßlich der Vollendung seines sechzigsten Lebensjahres näher gedacht haben, kann am 1. April auf eine zwanzigjährige erfolgreiche und rühmliche Tätigkeit als Leiter der Deutschen Uhrmacherschule zurückblicken. Der Jubilar ist aber auch der Leiter und alleinige Verwalter der Glashütter städtischen Gewerbeschule, die zur Zeit von 250 Schülern besucht wird. Jetzt steht er vor der Aufgabe, die Deutsche Uhrmacherschule in die Meisterschule des Uhrmacherhandwerks und Fachschule des Reichsinnungsverbandes umzuwandeln.“
Am Freitag, dem 19. April 1940 fand im großen Saale der Schule zu Glashütte ein Festakt statt.
Von offizieller Seite wird dazu verkündet:
„Mit dem 1. April d. J . wurde die Meisterschule des Uhrmacher-handwerks unter der Trägerschaft des Reichsinnungsverbandes gegründet und die Deutsche Uhrmacherschule nach mehr als sechzig jährigem Bestand aufgelöst, was begreiflicherweise für frühere Schüler und auch für die Lehrer mit Gefühlen der Wehmut verbunden ist, aber —,,Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag!"
Auch die Deutsche Uhrmacher Zeitung berichtete ausführlich von den Gründungsfeierlichkeiten der Meisterschule in Glashütte.
Juni 1940
Der am 16. April 1892 geborene Dresdener Uhrmachermeister und Fachlschullehrer Felix Schmidt wurde am 23. Juni 1940 zum Vorsitzenden des Bundes ehemaliger Schüler der Meister-schule des Uhrmacherhandwerks berufen. 19 41 wurde er zusätzlich Verbindungsmann des Reichs-innungsverbandes des Deutschen Uhrmacherhand-handwerks Berlin, bei der Glashütter Meisterschule. Felix Schmidt hatte 1912 bis 1913 mit einem Stipendium des Deutschen Uhrmacherbundes die Deutsche Uhrmacherschule erfolgreich absolviert. Im Juli 1937 wurde ihm für seine Verdienste um das Lehrligswesen, die Moritz Großmann-Plakette verliehen.
Am 10. Mai 1940 erschien in der Uhrmacherkunst noch einmal ein ergänzender Beitrag zur Eröffnungsfeier der Meisterschule. Darin wurde auch auf den geplanten Neubau der Meisterschule und dessen Standort in Glashütte hingewiesen
Dieses ambitionierte Vorhaben des in Berlin ansässigen Reichsinnungs- verbandes des Deutschen Uhrmacherhandwerks wurde bis zum Kriegsende 1945 und auch danach weder in der SBZ noch in der DDR realisiert.
So warb die Stadt und der Bürgermeister auf den amtlichen Postsendungen.
Der abgebildete Brief war am 7. Juli 1940 an den Reichsinnungsmeister des Uhrmacherhandwerks PG.( steht für Parteigenosse) Hans Flügel geschickt worden.
Oktober 1940
Ende 1941, eineinhalb Jahre nach der Umstrukturierung der Deutschen Uhrmacherschule veröffentlicht die überregionale Fachzeitung "Die Uhrmacherkunst" einen Beitrag von Bernhard Dierich, dem damaligen Hauptschriftleiter der Fachzeitung, in dem er aus seiner Sicht, die Bedeutung und den Stellenwert der Ausbildung an der Meisterschule des Uhrmacherhandwerks in Glashütte schildert. Im Beitrag werden in Abbildungen auch verschiedene, herausragende Schülerarbeiten der letzten Jahre der Deutschen Uhrmacherschule, vor 1941 gezeigt.
In der Fachzeitschrift Die Uhrmacher-Woche wurde darüber informiert, dass die feinmechanische Abteilung der "Meisterschule des Uhrmacherhandwerks, Glashütte i. S." (bis Ende April 1940 Deutsche Uhrmacherschule), am 31. März 1941 von der Meisterschule lösgelöst und als Feinmechanikerabteilung (Berufsfachschule) der Städtischen Gewerbeschule angegliedert wurde.
Quelle: Die Uhrmacher-Woche Nr.51/52 vom 20. Dez.1941 S.360
Aus der Werbanzeige im Uhrmacherkalender 1942 ist ersichtlich, dass die Umstrukturierung der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte zur Meisterschule des Uhrmacherhandwerks als Fachschule des Reichsinnungsverbandes der Deutschen Uhrmacher im dritten Reich von der Schulleitung zügig umgesetzt wurde.
Das Bild zeigt Lehrer und Schüler 1942. In der vorletzten Reihe ist der spätere, langjährige Betriebsdirektor des VEB Glashütter Uhrenbetriebe, Siegfried Bellmann zu sehen.
Bei den wesentlich jüngeren Schülern in der vorderen Reihe handelt es sich um Lehrlinge der Uhren Rohwerkefabrik AG Glashütte / Sa., im damaligen Sprachgebrauch "UROFA Stifte" genannt. Rechts neben Lehrer Bieber, Günter Leinert und daneben Fritz Hultzsch.
Teilnehmer eines Kurzlehrganges an der Glashütter Meisterschule des Uhrmacherhandwerks - Fachschule des Reichsinnungsverbandes in Vorbereitung der Meisterprüfung vor dem Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Dresden.
Im Chaos der letzten Kriegstage blieb das Gebäude der Meisterschule trotzt der Bombardierung der Stadt am 7. Mai 1945 durch die Rote Armee relativ unbeschädigt. Nach der Besetzung Glashüttes durch die Truppen der sowjetischen Siegermacht blieb die Wertvolle Gerätesammlung der Schule im wesentlichen erhalten. Auch die "Görtzsche Kunstuhr" hat die turbulenten Wochen gut überstanden. Die Räumlichkeiten der Schule wurden für wenige Wochen, vorrübergehend als Behelfskrankenhaus genutzt, bevor der Schulbetrieb mit der Genehmigung der Besatzungsmacht, im Juni 1945 unter Direktor Giebel wieder aufgenommen werden konnte.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.