A. Lange Pforzheim (ALP) 1952-

Nach Beendigung des II. Weltkrieges am 08. Mai 1945 stellte sich die Situation der Firma A. Lange & Söhne wie folgt dar:

 

1. Das nahe der Straße nach Altenberg gelegene Produktionsgebäude der Firma war bei der Bombardierung auf der Flucht befindlicher Truppen der deutschen Wehrmacht durch sowjetische Flieger zerstört worden.

 

2. Die Eigentümer der Firma waren die Enkel des Firmengründers Ferdinand Adolph Lange, die Brüder Rudolf, Otto und Gerhard Lange gemeinsam.

 

3. Mit dem  Wiederaufbau wurde rasch begonnen und bis 1948 wurden mit Taschenuhren und Chronometern hauptsächlich Reparations-leistungen für die Sowjetunion erbracht.

 

4. Im Frühjahr 1948 erfolgte auf Beschluss des sächsischen Landtages die Verstaatlichung der Firma A. Lange & Söhne.

 

Die beiden einzigen männlichen Nachkommen der Eigentümer, die Söhne von Rudolf Lange, Ferdinand und Walter Lange, verließen Glashütte um in den westlichen Besatzungszonen einen Neuanfang zu wagen.

Walter Lange arbeitete zuerst in der Dr. Ernst Kurtz Uhrenfabrik Memmeldorf (Unterfranken) und Ferdinand Lange hatte in Rheine bei einem Uhrmacher Arbeit gefunden.

Beide Brüder gingen zu Beginn der 1950er Jahre nach Würm bei  Pforzheim. Ferdinand arbeitete bei den PUW , wo auch die Frau von Walter Lange, die vor 1945 bei der UROFA in Glashütte und dann bei Dr. Kurtz in Memmelsdorf angestellt war, Arbeit gefunden hatte.

Walter Lange hatte eine Anstellung in der Firma Lacher & Co. Pforzheim.

 (1)

Die erste Erwähnung der neuen Firma "A. Lange" findet sich 1952 in der Fachzeitschrift "Die Uhr".

Quelle: Die Uhr Nr.22 von 1952 S.41
Quelle: Die Uhr Nr.22 von 1952 S.41

Walter Lange äußerte sich dazu in seinem 2004 im Econ Verlag Berlin erschienenen Buch "Als die Zeit nach Hause kam" wie folgt: "So begannen wir mit einer sehr >>familiären<< Uhrenproduktion: Wir kauften bei den Deutschen Uhren-Rohwerken Kartons mit Teilen für jeweils hundert Uhren, die meine Frau und ich dann abends nach der Arbeit am Küchentisch remontierten. Die Uhren wurden unter dem Namen ALP (A. Lange Pforzheim) verkauft. Später erweiterten wir das Geschäft und konzentrierten uns nur noch auf die Uhrenremontage. Mein Bruder führte die Geschäfte, ich leitete die Werkstatt mit bis zu sieben Uhrmachern." (1)

Eine der ersten  Damenarmbanduhren von A. Lange Pforzheim

 Nach der Flucht von Walter Lange aus der SBZ im November 1948  nach Memelsdorf zu der in der amerikanischen Besatzungszone liegende  Dr. Ernst Kurtz Uhrenfabrik erfolgte 1950  eine erneute Umsiedlung nach Pforzheim. Der Urenkel des Gründers der Glashütter Uhrenindustrie Adolf Lange, Walter Lange, äußerte sich über die Entstehung der ersten ALP Uhren wie folgt: “So begannen wir mit einer sehr >>familiären<< Uhrenproduktion: Wir kauften bei den Deutschen Uhren-Rohwerken Kartons mit Teilen für jeweils 100 Uhren, die Frau und ich dann abends nach der Arbeit am Küchentisch remontierten. Die Uhren wurden unter dem Namen ALP (A. Lange Pforzheim) verkauft.“ Bei der hier vorgestellten Damenarmbanduhr mit dem PUW – Werk Klaiber 49-1 aus dem Jahr 1951 handelt es sich um eine dieser ersten ALP Uhren.

Das vergoldete Messinggehäuse mit gedrücktem Edelstahlboden wurde von der Pforzheimer Firma Rodi & Wienenberger zugekauft.

Herrenarmbanduhr  A. Lange Pforzheim

Noch bevor die Brüder Ferdinand und Walter Lange Mitte der 1950er Jahre mit Ihrer 1950 in Westdeutschland neu gegründeten Firma A. Lange Pforzheim Armbanduhren mit Schweizer Rohwerken der Firma Altus und der Zifferblattsignatur "Lange vormals Glashütte" auf dem Markt brachten, wurden mechanische Armbanduhren mit deutschen Rohwerken vollendet. Bei der hier vorgestellten, im Original erhaltenen, wasserdichten Herrenarmbanduhr mit dem stoßgesicherten, 18-steinigen Handaufzugswerk Kaliber HB 115 der Firma Hermann Becker KG Pforzheim handelt es sich um eine heute nur noch sehr selten zu findende Uhr. Uhren mit diesen Werken und der ALP-Signatur wurden auf dieser Seite erstmals beschrieben und dokumentiert.

Firma A. Lange Pforzheim Herrenarmbanduhr um 1952

Als Walter Lange nach seiner Flucht aus Glashütte über West-Berlin und einer Beschäftigung in der Dr. Ernst Kurtz Uhrenfabrik Memmelsdorf/Unterfranken 1951 nach Würm bei Pforzheim übergesiedelt war, gründeten die Brüder Ferdinand und Walter Lange die Firma A. Lange Pforzheim. In Ermangelung einer Produktionsstätte wurden in geringem Umfang hoch qualitative, deutsche Rohwerke sowie die entsprechenden Furnituren angekauft und in Feierabendtätigkeit am heimischen Küchentisch zu fertigen Uhren remontiert. Diese ersten Lange Uhren wurden mit der Schutzmarke "ALP", was für A. Lange Pforzheim stand, versehen und in Westdeutschland auf den Markt gebracht. Bei der hier vorgestellten Herrenarmbanduhr mit dem 18-steinigen, 11 1/2-linigen, mechanischen Handaufzugswerk handelt es sich um das Kaliber HB115 der Hermann Becker KG Pforzheim.

ALP Herrenarmbanduhr mit PUW Kal. 60 von Ferdinand & Walter Lange

 Als der Urenkel von Adoph Lange, Walter Lange, nach seiner Flucht aus Glashütte über West-Berlin und einer Beschäftigung in der Dr. Ernst Kurtz Uhrenfabrik Memmelsdorf/Unterfranken 1951 nach Würm bei Pforzheim übergesiedelt war, gründeten die Brüder Ferdinand und Walter Lange die Firma A. Lange Pforzheim. In der ersten Hälfte der 1950er Jahre wurden im geringen Umfang u.a. von der Firma Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH (PUW) Rohwerkteile gekauft und die remontierten Uhren unter der neu etablierten Schutzmarke ALP in den Handel gebracht. Bei der hier vorgestellten, im Original erhaltenen Herrenarmbanduhr im verchromten Gehäuse mit Edelstahl-Schraubboden handel es sich um eine solche Uhr. Ausgestattet wurde die Uhr mit dem hochqualitativen, 17-steinigen, stoßgesicherten PUW-Werk vom Kaliber PUW 60.

ALP Herrenarmbanduhr mit PUW Kal. 60 von Ferdinand & Walter Lange

"Der Urenkel des Begründers der Firma Lange in Glashütte, Herr Ferdinand Adolf Lange, mußte Glashütte verlassen und ließ sich in Würm b. Pforzheim nieder, wo er unter Mitarbeit seines Bruders Walter Lange die Firma A. Lange neu aufbaut" (1) In der ersten Hälfte der 1950er Jahre wurden von Ferdinand und Walter Lange in geringem Umfang, u.a. von der Firma Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH (PUW) Rohwerkteile, gekauft und die remontierten Uhren unter der neu etablierten Schutzmarke ALP in den Handel gebracht. Bei der hier vorgestellten, im Original erhaltenen Herrenarmbanduhr im verchromten Gehäuse der Pforzheimer Firma "Montra"  mit Edelstahl-Schraubboden handel es sich um eine solche Uhr. Ausgestattet wurde die Uhr mit dem hochqualitativen, 17-steinigen, stoßgesicherten PUW-Werk vom Kaliber PUW 60.

(1) Quelle: Fachzeitschrift "Die Uhr" Nr.22 von 1952 S.41

1954 starb der 1953 nach Würm zu seinem Sohn Walter Lange übergesiedelte Rudolf Wilhelm Lange, der noch tatkräftig beim Aufbau der neuen Firma A. Lange Pforzheim mitgewirkt hatte. (2)

Mitte der 1950er Jahre wurden die schon in den 1930er Jahren bestehenden Geschäftskontakte zu der Firma Altus im Schweizerischen Biel dergestalt aktiviert, dass die Pforzheimer Firma ALP bei Altus komplette Armbanduhren fertigen liess, die mit "Lange vorm. Glashütte" signiert waren und auch unter dieser Marke vertrieben wurden. (1)

 A. Lange Pforzheim - Damenarmbanduhr mit automatischem Aufzug

In der ersten Hälfte der 1950er Jahre wurden von der neu gegründeten Firma A. Lange Pforzheim auch Geschäftsbeziehungen in die Schweiz geknüpft. Wie schon vor Beginn des zweiten Weltkrieges wurden damit auch wieder Schweizer Rohwerke für Armbanduhren der Firma A. Lange verwendet. Bei der hier vorgestellten Damenarmbanduhr mit automatischem Aufzug und Zentralsekunde handelt es sich um ein hochqualitatives Automatikwerk der Schweizer Firma ETA SA Manufacture Horlogère Suisse. Die auf dem Rotor angebrachte Kennzeichnung „LANGE VORM. GLASHÜTTE“ und die Werknummer 16139 deuten auf eine spezielle Fertigung für die Firma Lange hin. Eingeschalt wurde das Werk in ein zeitlos schönes Edelstahlgehäuse mit Schraubboden.

Mechanisches Damenarmbanduhrwerk aus den 1950er Jahren

der Schweizer Rohwerkefabrik Bernoises S.A.

A. Lange Pforzheim Herrenarmbanduhr mit GUBA Werk

Bei der hier vorgestellten mechanischen Herrenarmbanduhr mit Handaufzug der Firma A. Lange Pforzheim wurde ein GUBA Werkkaliber 1050 SC verwendet. Das hochwertige 10 1/2-linige Werk der Firma Gustav Bauer in Elmmendingen nahe Pforzheim ist ausgestattet mit einer Glucydur-Schraubenunruh, 20 Rubin-Lagersteinen und einer Super-Shock-Resist-Stoßsicherung. Gefertigt wurde die Uhr mit inzwischen moderner, indirekter Zentralsekunde in der ersten Hälfte der 1950er-Jahre. Eingeschalt wurde das Werk in ein mit 20 Micron vergoldetes Messinggehäuse mit einem Edelstahl-Schraubboden. GUBA Werke dürften nach derzeitigem Kenntnisstand nur in geringer Anzahl in ALP Uhren Verwendung gefunden haben. Die Bilder und die Dokumentation wurden dankenswerterweise von einem Sammlerfreund zur Verfügung gestellt.
ALP mit GUBA Werk Dokumentation.pdf
Adobe Acrobat Dokument 744.9 KB

1958 wurde durch die Brüder Lange, mit der Firma "Glycine und Altus Uhrenvertriebsgesellschaft mbH."  eine weitere Gesellschaft gegründet.

Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung, Nr. 09 vom 15.05.1958, S. 43
Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung, Nr. 09 vom 15.05.1958, S. 43

1961

Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr. 18 vom 30. Sept. 1961
Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr. 18 vom 30. Sept. 1961

Im gleichem Jahr übernimmt die Firma auch noch die Vertretung für den Schweizer Weckerherstelle "Swizza".

Goldene NOS Damenarmbanduhr der Firma A. Lange Pforzheim

Die hier vorgestellte, im Originalzustand erhaltene, 17-steinige goldene Damenarmbanduhr mit ebenfalls goldenen mit dem Gehäuse fest verbundenem  Armband stammt noch aus dem Privatbesitz des 2017 verstorbenen Walter Lange und war nie im Handel. Bei der Zifferblattsignatur "Lange" handelt es sich nach "ALP" um die zweite Sinatur der 1951 in Würm bei Pforzheim neu gegründteten Firma A. Lange. Sie wurde verwendet nachdem in der ersten Hälfte der 1950er Jahre die durch den zweiten Weltkrieg unterbrochenen Geschäftsbeziehungen zu den Schweizer Rohwerkelieferanten wieder hergestellt waren und deren Werke, wie auch bei der hier vorgestellten Damenarmbanduhr, zum Einsatz kamen. Mit dem Aufdruck "A. Lange Pforzheim vormals Glashütte" auf dem zur Uhr gehörigen Schildchen mit der Lange Schutzmarke deutet sich schon die dritte Signatur "Lange Vormals Glashütte" an.

In den 1960er Jahren wurde von der Firma A. Lange Pforzheim durch ihren Geschäftsführer Ferdinand Lange eine Kooperation mit der Firma IWC zur Fertigung von Taschenuhren für die ALP angebahnt. Es entstanden im Musterbau eine Reihe von Werken mit der Signatur "A. Lange vormals Glashütte". Zu einer Serienfertigung ist es dann aber nicht gekommen.

(3)
(3)
(3)
(3)

1968

Kommt es zwischen Walter Lange, der in der Glycine & Altus Uhrenvertriebsgesellschaft im Vertrieb tätig war, und dem Schweizer Geschäftsführer Charls Hertig zu Meinungsverschiedenheiten über den Vertrieb. In der Folge scheidet Walter Lange aus der Firma aus, während sein Bruder Ferdinand Lange weiterhin Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft bleibt. (1)

Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr. 21 vom 15.11.1968 S.55
Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr. 21 vom 15.11.1968 S.55

Nach  Walter Lange's Trennung von ALP wechselte er als Vertreter in die Schmuckindustrie zur Firma Wellendorf und später zur Firma Fritz Eberle.

(1)

(4) Walter Lange im Alter von 75 Jahren
(4) Walter Lange im Alter von 75 Jahren

Walter Lange verstarb am 17. Januar 2017 im Alter von 92 Jahren. (5)

Traueranzeigen für Walter Lange
Sächsische Zeitung.pdf
Adobe Acrobat Dokument 814.1 KB

Lange signierte HAU mit P.U.W. Automatik Kaliber 1561

Die hier vorgestellte Herrenarmbanduhr im Edelstahlgehäuse mit Automatikaufzug wurde von der Firma A. Lange Pforzheim zu Beginn der 1970er Jahre auf den Markt gebracht. Zu diesem Zeitpunkt war Walter Lange bereits aus der Firma ausgeschieden und hatte damit keinen Einfluss mehr auf die Produktpalette der von seinem Bruder Ferdinand Adolf Lange und ihm gemeinsam gegründeten  Firma. Die Uhr ist mit dem 25-steinigen Automatikwerk Kaliber 1561 der Firma Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH ausgestattet worden. Die früher übliche Kennzeichnung der Werke mit eine Lange Signatur ist hier  nicht mehr vorhanden.

1971

Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr.03 vom Febr.  1971
Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr.03 vom Febr. 1971

1972

Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr. 16 von 1972 S. 51
Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr. 16 von 1972 S. 51

1975

Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr. 01 von 1975 S. 11
Quelle: Neue Uhrmacher-Zeitung Nr. 01 von 1975 S. 11

Literatur:

(1) Walter Lange; Als die Zeit Nach Hause Kam; Econ Verlag Berlin 2004.

      ISBN: 3-430-15976-8

(2) Neue Uhrmacher-Zeitung Nr. 16 vom 31.08.1954 S. 22

(3) Klassik Uhren Nr.6 von 2014 S.22-27

(4) Lange Uhren GmbH

(5) http://www.sz-trauer.de/traueranzeige/walter-lange/49004632

 

Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.

Aktualisiert 20.11.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild mit Video hinterlegt

Google Übersetzer

Ankergang
Ankergang

Besucherzähler

Counter