Chronologie des Konkurses der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte, Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher

1924 - 1927

Auf dieser Seite werden in chronologischer Reihenfolge die Ursachen, die Umstände, der dynamische Prozess hin zum Konkurs und die Folgen bis zur Gründung der neuen  Glashütter Uhrenfabrik A. G. , der späteren Ufag und der Uhren-Rohwerkefabrik Glashütte A. G. Urofa im Dezember 1926 im Wesentlichen anhand von Veröffentlichungen dargestellt werden.

Die gelb hinterlegten Textpassagen in den Veröffentlichungen sollen es erleichtern, die jeweils handelden Personen sowie die Abfolge der Entwicklung hin zu den beiden neuen Glashütter Aktiengesellschaften nachzuvollziehen.

Im Jahr 1924 - Der Anfang vom Ende der Präzision

Durch die im *RGBl. 1. S. 963 veröffentlichte Verordnung über die Errichtung der Deutschen Rentenbank* vom 15. Oktober 1923 wurde eine Goldmark-Eröffnungsbilanz* per 01.01.1924 vorgeschrieben. Damit wurde eine Umstellung der Geschäftsguthaben der Mitglieder erforderlich.
Dabei wird deutlich, dass die Präzision über eine, für die gesunde Entwicklung des Unternehmens unbedingt erforderliche, viel zu geringe Kapitalausstattung verfügt.
Analysen der Geschäftsführung gehen nicht von einer schnellen Behebung des Problems aus. In diesem Zusammenhang wurden in den Führungsgremien, jetzt offen Überlegungen über einer Umwandlung der Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft angestellt.
Deutsche Präzisions 1924.pdf
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* RGB: Reichsgesetzblatt  * Goldmark-Eröffnungsbilanz  * Rentenbank

Januar 1925

Vorstandsitzung des Zentralverbandes Deutscher Uhrmacher
An der Vorstandsitzung des Zentralverbandes Deutscher Uhrmacher am 03. & 04. Januar 1925, die sich am 04. Januar mit der Positionierung des Zentralverbandes in Vorbereitung der als problematisch einzuschätzenden Generalversammlung der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik, Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher beschäftigt, nimmt bereits der spätere Geschäftsführer der Glashütter Uhrenfabrik A. G. (Ufag) und Uhrenrohwerke Fabrik A. G. (Urofa), Dr. jur. Ernst Kurtz, als Vertreter der Geschäftsstelle des Zentralverbandes teil.
Mitteilungen von Zentralverband der Deut
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Generalversammlung der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik
In der entscheidenden Generalversammlung der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik, Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher am 12. Januar 1925 erfolgt die entscheidende Weichenstellung für den späteren Konkurs der DPUG. Eine von Seiten des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher vorgeschlagene Umwandlung in eine Aktiengesellschaft findet bei den Genossenschaftsmitgliedern keine Zustimmung.
Zwölfstündige Generalversammlung der Deu
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Februar 1925

Nachklänge zum Bericht über die Generalversammlung
Februar 1925 - Was wird nun? Nachklänge zum Bericht über die Generalversammlung der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte, Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher, Teuchern. Information des neuen Aufsichtrates über personelle Veränderungen und Ankündigung eines Sanierungsplanes
Was wird nun.pdf
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Aufruf in Sachen „Präzision“
Am 07.02.1925 wendet sich der Vorsitzende des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher, Herr Kochendörffer, mit einem Aufruf in Sachen „Präzision“ an die Deutschen Uhrmacher.
Mitteilungen vom Zentralverband der Deut
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Sanierungsplan
Auf der Sitzung des Zentralverbands-Vorstandes vom 7.- 9. Febr. 1925 berichtet der neue Aufsichtsratsvorsitzende der „Präzision“, Herr E. Granzow, über den gegenwärtigen Stand des Unternehmens und einen neuen Sanierungsplan.
Vom Genossenschaftsunternehmen der deuts
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März 1925

Geschäftsführerwechsel bei den Vereinigten Werken Deutscher Uhrmacher G. m. b. H. Leipzig
Dr. jur. Ernst Kurtz wird mit Wirkung vom 06.März 1925 Geschäftsführer der Vereinigten Werke in Leipzig, der Schaltzentrale des Firmenkonglomerates der Präzision.
Firma Vereinigte Werke Deutscher Uhrmach
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Schutzverband für die Genossen der "Präzision"
Im März 1925 bildet sich einerseits eine Interessengemeinschaft zum Schutz der Genossenschaftsmitglieder heraus und andererseits gibt es in der Führungsebene der „Präzision“ gravierende Personelle Veränderungen.
Handelsgerichtliche Eintragungen.pdf
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Uhrenfabrik Hohenstein und die "Centra-Markenuhr"
Auf der Sitzung des Hauptausschußes wird festgestellt, dass man Centra-Markenuhren nach dem Alpina-Abkommen, nur mit eigens für die Centra produzierten Uhren mit Schweizer Rohwerken bzw. Uhren der „Präzision“, als Markenuhren des Verbandes auf den Markt bringen kann. Bei den zur „Präzision“ gehörenden Uhrenwerken Hohenstein- Ernsttal, die mit Schweizer Rohwerken produzieren, wären Voraussetzungen dazu gegeben.
14.3.1925 Hauptausschußsitzung des Zentr
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Sanierungs-Versammlung der „Präzision"
16. März 1925 - Sanierungs-Versammlung der „Präzision" Sanierungsplan angenommen. — Neuer Aufsichtsrat gewählt. - Absatzsteigerung notwendig
Sanierungsversammlung der Präzision.pdf
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Mai 1925

Ein offenes Wort zur katastrophalen Lage der „Präzision“
Zum ersten male wird im Mai 1925 durch Verbandsdirektor Müller auf einer Tagung des Landesverbandes der Uhrmacher im Freistaat Sachsen ein offenes Wort, zu der in Wirklichkeit katastrophalen Lage der „Präzision“, gesprochen. Es ist die vorletzte ofizielle Verlautbarung eines Aufsichtsratsmitgliedes vor dem Konkurs.
Letzte Verlautbarung vom Aufsichtrat vor
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Juni 1925

Keine Rettung mehr möglich.
Es ist Sonntag der 14. Juni 1925 als auf der Tagung des Landesverbandes der Uhrmacher Württemberg in Ulm, durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrates Herr Volkert mitgeteilt wird, dass er, Herr Verbandsdirektor König und die Mitglieder des Aufsichtsrates zu der Überzeugung gekommen sind, dass keine Rettung mehr möglich ist und sozusagen sicher, noch vor Ende dieses Monats, die Liquidation beantragt werden muss.
14_Juni 1925 Ankündigung des Konkurses.p
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Konkursantrag
Am 17. Juni 1925 ist auf Antrag der Giro-Zentrale Sachsen beim Amtsgericht Lauenstein das Konkursverfahren gegen die Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte (Sa.), Uhrgläserwerke Deutscher Uhrmacher e. G. m. b. H. eröffnet worden. Ein Versuch des Vorstandes, die Geschäftsaufsicht zu erreichen, war aussichtslos.
UW Konkursbekanntgabe Präzision.pdf
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Juli 1925

Inventarliste der in Konkurs befindlichen "Deutschen Präzisionsuhren Fabrik Glashütte e. G.m.b.H. Sa."

Am 06. Juli des Jahres 1925 legte Herr Canzler, der vom Amtsgericht eingesetzte Kon- kursverwalter der Präzision, dem Konkursgericht eine Liste mit der Aufstellung des nach dem 19. Juni, dem Tag der Einreichung des Konkursantrages durch den Hauptgläubiger, die Girozentrale Dresden, noch vorhandenen Inventars zur Feststellung der Konkursmasse und fälligen Inanspruchname der Haft- pflichtsumme für die Mitglieder der Genossenschaft vor. Besonders bemerkenswert war dabei, dass noch Rohmaterial, Halbfabrikate und fertige Uhren im Wert von 770.841,38 Mark vorgefunden wurden. Allein der Wert, der auf Lager produzierten Präzisionstaschenuhren belief sich auf 331.008,00 Mark. Bei einem Werkabgabepreis von 468,- Mark waren am Lager noch über 700 Deutsche Präzisionsuhren „Original Glashütte“ vom Kaliber 43 Typ 1 & Typ 2 vorhanden, die zuerst von der Dresdener Girozentrale und in der Folgezeit vom Vorstand der Uhrenfabrik AG Glashütte, Dr. jur. Ernst Kurtz, abgesetzt wurden.

Inventarliste.pdf
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Prof. Dr. Stein - Zum Konkurs der Präzision
Im Juli 1925 wenige Wochen nachdem Konkurs der Präzision äußert sich der der Anwalt und Gutachter des Deutschen Genossenschaftsverbandes e. V., Professor Dr. Stein, öffentlich in der Fachpresse zu den Verantwortlichkeiten und Ursachen des Konkurses.
Professor Dr_ Stein zum Konkurs der.pdf
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Die Mitglieder des Gläubigerausschusses
In der Zusammensetzung des Gläubigerausschusses wird deutlich, dass die Interessen der Girozentale Sachsen aus Sicht der Mitglieder der Genossenschaft überproportional stark vertreten sind. Es wird, sicher nicht zu Unrecht befürchtet, dass diese personelle Zusammensetzung den Uhrmachern und Beschäftigten zum Nachteil gereichen würde.
Der Gläubigerausschuss der Präzision.pdf
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August 1925

Plan zum Wiedererstehen der „Präzision"
Dr. jur. Ernst Kurtz, der Nachfolger des als Geschäftsführer der Vereinigten Werke Deutscher Uhrmacher G. m. b. H. in Leipzig, abgelösten Generaldirektors Muschan, stellt anfang August 1925 einen Plan zum Wiedererstehen der „Präzision" als Aktiengesellschaft vor.
Anfang August 1925 Ein Plan zum Wiederer
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Zusätzliche Erläuterungen zum Plan
Zusätzliche Erläuterungen von Dr. Kurtz zu dem von Ihm vorgeschlagenen, aber von der Mehrheit der noch aktiven Genossenschaftsmitglieder, abgelehnten Plan zur Umwandlung der „Präzision“ in eine Aktiengesellschaft.
Dr. Kurtz Erläuterungen zur Gründung ein
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Einseitige Zusammensetzung des Gläubigerausschusses.
Die Zusammensetzung des Gläubigerausschusses im Konkursverfahren der Präzision wird von Seiten der Uhrmacher als einseitig zu Gunsten der Girozentrale Sachsen bezeichnet und mit dem ehemaligen Aufsichtratsmitglied und Direkttor der Girozentrale, Geheimrat Dr. von Loeben, auch als belastend empfunden.
Anfechtung der Zusammensetzung des Gläub
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Ausführungen zum gerichtlichen Prüfungstermin
Ausführungen zum gerichtlichen Prüfungstermin der angemeldeten Forderungen am 07. August 1925 vor dem Amtsgericht Lauenstein
Gerichtlicher Prüfungstermin der angemel
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Generalversammlung der "Präzision"
Auf der letzten Generalversammlung am 09. August 1925 treten die unterschiedlichen Interessenlagen der Gläubiger, zuforderst die der Girozentrale Sachsen und die der ge- und enttäuschten Mitglieder der Genossenschaft offen zu Tage. Die Rolle des Vorstandes und des Aufsichtsrates bleiben aber weiterhin im Nebel.
Bericht über die Generalversammlung der
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Vorschußberechnung des Konkursverwalters
Entsprechend des vierten Titels (Schuldenmasse) der Konkursordnung des Deutschen Reiches vom 10. Februar 1877 findet am 14. August 1925 der am 8. August 1925 ausgesetzte Termin zur Vorschußberechnung des Konkursverwalters der Präzision im Saal 51 des alten Landgerichtsgebäudes in Dresden statt.
14_8_1925 2_Termin der Vorschußberechnun
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September 1925

Rechtfertigung des technischer Direktors der Präzision
Öffentliche Rechtfertigung von Hugo Müller zu den Vorwürfen die Ausübung seiner Funktion als technischer Direktor der Präzision und die Angriffe auf seine Person betreffend.
Etwas zur Aufklärung über die.pdf
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Die geschäftliche Lage in Glashütte
Informationen zur geschäftlichen Lage in Glashütte nach dem Konkurs der Präzision und Informationen zum Versuch der Reduzierung der Haftsumme der Genossen.
Geschäftliche Lage Bekanntmachungen zum
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Rechtsfragen zum Fall Präzision
Rechtsfragen zum Fall Präzision.pdf
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Auseinandersetzung zwischen Zentralverband & dem Direktor der Präzision
Wegen Unklarheiten in Bezug auf die geforderten und angekündigten Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen bei der Präzision, kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen dem Zentralverband der Deutschen Uhrmacher und dem Direktor der Präzision Herrn Granzow.
Differenzen zwischen Zentralvorstand und
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Sorgen um den guten Ruf der Glashütter Uhrenfertigung.
Ein „ehemaliger Glashütter“, gemeint ist sicherlich ein ehemaliger Schüler der Deutschen Uhrmacherschule, sorgt sich in Bezug auf die sich abzeichnende Entwicklung in „Sachen Präzision“ ernsthaft um den guten Ruf der Glashütter Uhrenfertigung.
Sprechsaal - Um Glashütte.pdf
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Entscheidung des Amtsgerichtes Lauenstein
Mit der Entscheidung des Amtsgerichtes Lauenstein mussten die Mitglieder der Präzision mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen, dass, wer nicht bis 31. Juni 1923, also in der Zeit der vermeintlich größten Erfolge ihrer Genossenschaft und damit fast genau zwei Jahre vor dem Konkurs, gekündigt hatte, voll haftpflichtig war.
Die Giro-Zentrale Sachsen, juristisch sicher bestens beraten, hatte rechtzeitig, wenige Tage bevor eine große Anzahl Kündigungen von Genossen der Präzision wirksam geworden wäre, am 17. Juni 1925 den Konkursantrag beim Amtsgericht Lauenstein eingereicht.
Damit sichert sie sich als Hauptgläubiger die maximalen Haftsummen der Genossen und minimiert ihre möglichen Verluste.
Das Genossenschaftsgesetz und ihre eigene Satzung gab den Mitgliedern der Präzision zu keiner Zeit eine reelle Chance, bei wie auch immer gearteten wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Genossenschaft rechtzeitig ohne finanzielle Verluste zu Kündigen.
Beschluß des Amtsgerichts Lauenstein vom
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Hinweise zur entscheidung des Gerichtes
Zu der Entscheidung des Amtsgerichtes Lauenstein, zur Rechtmäßigkeit der Einziehung der vollen Haftsumme und den recht komplizierten Rechtsfragen bei der Vorschußberechnung im Konkursverfahren, werden von Referendar Hermann-Arnold Schulze den betroffenen Genossen erläuternde Hinweise gegeben.
Zur Vorschußberechnung in Sachen.pdf
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Oktober 1925

Vertagung in Sachen Präzision
Bericht über eine am 17. Oktober 1925 in Dresden stattgefundene Gläubigerausschusssitzung mit Informationen über die endgültige Schließung der Präzisionsuhrenfabrik in Glashütte und einen noch vorhandenen, zur Konkursmasse gehörenden sehr erheblichen, wertvollen Bestand an Halbfabrikaten sowie nahezu fertigen Werken.
Vertagung in Sachen Präzision.pdf
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März 1926

Im März 1926  erscheint in der Uhrmache-Woche unter der Überschrift Uhrenverkauf durch die Girozentrale Sachsen ein Artikel, der den Unmut der Mehrheit der Mitglieder der im Juni 1925 in Konkurs gegangenen Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H hervorruft und der folgenden Inhalt hat:

„Uns liegt ein Prospekt der „Girozentrale Sachsen, öffentliche Bankanstalt,

Dresden" vor, in welchem diese Bank den Beamten ihrer Schwesteranstalten

mitteilt, daß sie in der Lage sei, aus den Beständen der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte goldene Herrenuhren außerordentlich preiswert anbieten zu können. Der Preis liege etwa 20"',, unter dem Listenpreis, zu dem die Uhren an die Uhrmacher abgegeben würden. (!) Der Ladenpreis schwanke je nach der Verdienstspanne zwischen USX. — und ISX. — Als Ziel könnten zwei Monate gewährt werden, bei sofortiger Barzahlung 25 M Rabatt usw.

Dieser Prospekt ist als eine ungeheuerliche Herausforderung und Schädigung des deutschen Uhrmachergewerbes anzusehen. Die Girozentrale sollte sich darüber klar sein, daß sie als öffentliche Bankanstalt auch die Pflicht hat, von offensichtlichen Schädigungen weiterer Volkskreise abzusehen. Wir verzichten heute darauf, zu der Angelegenheit noch weiter Stellung zu nehmen und Gegenmaßnahmen zu unterbreiten, da uns von den Vereinigten Werken Deutscher Uhrmacher mitgeteilt wurde, daß die Girozentrale die Versicherung abgegeben habe, daß die Uhren künftig nur über die Uhrmacher in den Handel gebracht werden würden. Wir hoffen, daß diese Versicherung strickte eingehalten wird.“

Uhrenverkauf durch die Girozentrale Sachsen
Aus den Beständen der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik Glashütte, und damit aus der Konkursmasse, werden ohne Kenntnis des Gläubigerausschusses Angestellten der Girozentrale Sachsen goldene Herrenuhren außerordentlich preiswert angeboten. Der Preis liege etwa 20% unter dem Listenpreis.
März 1926 Uhrenverkauf durch die Girozen
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Wenn die Vereinigten Werke Deutscher Uhrmacher im Namen der Girozentrale eine solche Versicherung abgeben kann, ist davon auszugehen, dass sie als Dachgesellschaft des vom ehemaligen Generaldirektor Muschan geschaffenen Firmenkonsortium der Präzisionsuhrenfabrik in dieses unseriöse "Geschäft" involviert war. Da die Präzision in Glashütte sozusagen das "Kind" des Zenralverbandes der Deutschen Uhrmacher  und der Interessenvertreter der Mitglieder der Genossenschaft war, ist besonders pikant, dass der ehemalige Justiziar des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher, Dr. jur. Ernst Kurtz, auf betreiben des ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der „Präzision“, Vorsitzenden des Gläubigerausschusses und Direktor in der Giro- zentrale Sachsen, Geheimrat Dr. von Loeben, seit dem 6. März 1925 Geschäftsführer der Vereinigten Werke war. Der "Frontenwechsel" von Dr. jur. Ernst Kurtz begündete auch im April 1926 seine  Kariere als Geschäftsführer der Uhrenfarik Hohenstein, die als eigenständige G.m.b.H. ebenfalls zum Firmenkonsortium der Präzision gehörte, sowie die sich im Dezember 1926 anschließende Berufung als Vorstand der Uhrenfabrik AG Glashütte und der Uhren-Rohwerkefabrik AG Glashütte durch den hauptsächlich aus Direktoren der Girozentrale bestehenden Aufsichtrat.

 

Juni 1926

Neuer Geschäftsführer der Uhrenfabrik Hohenstein G. m. b. H.
Dr. jur. Ernst Kurtz wird, nicht ohne Zutun des Hauptgläubigers Girozentrale Sachsen, zusätzlich zu seiner Funktion als Geschäftsführer der Vereinigten Werke deutscher Uhrmacher G. m. b. H. Leipzig auch Geschäftsführer der Uhrenfabrik Hohenstein G. m. b. H. in Hohenstein –Ernstthal. Beide Firmen gehören zum Firmenkonglomerat der in Konkurs befindlichen Präzision.
Hoffnung des Gläubigerausschusses in Sac
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Juli 1926

Der Fall der Präzision auf der Reichstagung in Köln
Auf der Reichstagung der Deutschen Uhrmacher im Juli 1926 in Köln wird eine Wertung der Ereignisse um den Zusammenbruch der Präzision gemacht. Es wird eindringlich vor weiteren Experimenten in Form von Beteiligungen an Industrieunternehmungen gewarnt.
Juli 1926 Von Reichstagung zu Reichstagu
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August 1926

Ehemaliger Generaldirektor Richard Muschan außer Strafverfolgung gesetzt.
Offensichtlich hat es der ehemalige Generaldirektor verstanden, alle seine zum Teil sehr zweifelhaften und teilweise am Rande der Legalität befindlichen Vorhaben durch entsprechend geschickt eingefädelte Beschlussvorlagen auf Generalversammlungen und Aufsichtsrats- bzw. Finanzauschussebene mehrheitlich bestätigen zu lassen. Es erscheint aber auch relativ unwahrscheinlich, dass das in den betreffenden Gremien ohne „Mitwisser“ und „Unterstützer“ möglich gewesen wäre.
Entscheidung der Staatsanwaltschaft Dres
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Oktober 1926

Stellungnahme eines enttäuschten Genossen der Präzision
Ein Nürnberger Genossenschaftsmitglied der Präzision bringt seine Entrüstung darüber zum Ausdruck, dass die Gerichtsentscheidungen in Sachen Präzision, die die einfachen Genossenschaftsmitglieder mit voller Härte treffen und die Mitverantwortlichen, wie Generaldirektor Muschan, den ehemaligen Aufsichtrat und den Hauptgläubiger, die Girozentrale Sachsen, als „Gewinner“ erscheinen lassen.
Stellungnahme eines enttäuschten Genosse
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November 1926

Die Girozentrale Sachsen ersteigert die Präzision
Die Ersteigerung von Grundstücken und Fabrikgebäuden ist der letzte Akt in Sachen Präzision vor der durch den Hauptgläubiger, die Girozentrale Sachsen, mit exzellenter juristischer Beratung offensichtlich von „langer Hand“ geplanten und strategisch vorbereiteten Gründung der beiden Aktiengesellschaften „Glashütter Uhrenfabrik“ und „Uhren-Rohwerke-Fabrik Glashütte“ am 7. Dezember 1926.
11_25_ Versteigerung der Grundstücke der
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Dezember 1926

AJU Nr.50 v. 10. Dez. 1926 S.958
AJU Nr.50 v. 10. Dez. 1926 S.958
Die Gründung der neuen Aktiengesellschaften Ufag & Urofa
Nachdem alle Voraussetzungen geschaffen waren, gründeten am 7. Dezember 1926 die Direktoren der Girozentrale Sachsen mit dem Ziel, ihr bisher verlustbringend in der Glashütter Uhrenindustrie investiertes Kapital renditeorientierter zu verwerten, nach Schweizer Vorbild die beiden Aktiengesellschaften Uhren-Rohwerke Fabrik (Urofa) und Uhrenfabrik (Ufag). Als Vorstand beider Firmen wurde von ihnen Dr. jur. Ernst Kurtz bestellt.
Dez_1926 Aus Glashütte.pdf
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März 1927

Handelsgerichtliche Eintragung:

Firma Vereinigte Werke Deutscher Uhrmacher G. m. b. H. in Leipzig Querstr. 15. Hugo Erich Pertz ist als Liquidator ausgeschieden. Zum Liquidator ist bestellt Dr. Jur. Ernst Kurtz in Leipzig.

                                               Die Uhrmacher-Woche 1927 Nr.12  S.195

August 1927

Im Sommer 1927 wird R. Muschan einstimmig in den Vorstand des Deutschen Industrieschutzverbandes wiedergewählt.
Richard Muschan aufs neue in den Vorstan
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Oktober 1927

  • Am 14. Oktober 1927 erwirbt die Girozentrale Dresden, der Kreditgeber und Hauptgäubiger der Präzision, die 1922 von der Präzision für 150.000,- Mark (Papiermark) gekaufte Immobilie der früheren Abteilung Gehäusebau der Präzision, die 1923 von Generaldirektor der  Präzision Glashütte, Herrn Muschan  neu, als sebständige G.m.b.H. gegründeten Uhren-Fabrik Hohenstein übernommen wurde. Der Kaufpreis der zur Konkusmasse der Päzision gehörenden Immobilie betrug bei der 1927 erfolgten Zwangsversteigerung 22.500 Mark (Reichsmark).

1929/1930

Das Oberlandesgericht Dresden zur „Präzision“
In den Entscheidungsgründen zum Urteil des Oberlandesgerichts Dresden vom 17. Mai 1929 (Weitnauer und Genossen) führt das Gericht u.a. aus, warum es davon ausgeht, dass die Verschmelzung der beiden Genossenschaften rechtswirksam war und aus welchen Gründen auch der Vorwurf der arglistigen Täuschung nicht tragen sollte. Der Schutzgemeinschaft blieb jetzt nur noch übrig den Rechtsweg vor dem höchsten Gericht einzuschlagen oder einem Vergleich anzustreben.
Auszug aus den Entscheidungsgründen zum
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Nachtrag in Sachen „Präzision“
Nachdem in mehreren Prozessen, die von Seiten des Konkursverwalters angestrengt wurden, von verschiedenen Gerichten gegensätzliche Urteile gesprochen worden waren, wurde von den Prozessbeteiligten, der Girozentrale Sachsen und dem Schutzverband der Präzision 1929 ein Vergleich angestrebt. Am Ende müssen die Uhrmacher, die Mitglied der Genossenschaft waren, 75% der von ihnen eingegangenen Verpflichtungen bezahlen.
Nachtrag in Sachen Präzision.pdf
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Konkurs der „Präzision“ – Fazit

Den Bestrebungen der im Zentralverband der Deutschen Uhrmacher organisierten Uhrmacher 1918 mit einem eigenen genossenschaftlich geführten Industriebetrieb über eine eigene fabrikmäßig gefertigte, preiswerte „Uhrmacheruhr“ zu verfügen und darüber hinaus diese in qualitativ verschiedenen Ausführungen zu einer eigenen Markenuhr bzw. Uhrenmarke zu entwickeln, waren von Anfang an in der sich nach dem 1. Weltkrieg stürmisch entwickelnden industriellen Uhrenfertigung enge Grenzen gesetzt. 

Der auch durch den Krieg bedingte technologische Rückstand gegenüber der Schweizer Uhrenindustrie und die bis 1924 gültigen Ex- und Importbeschränkungen auf diesem Gebiet machten das Vorhaben, jedenfalls in der geplanten Form und aus heutiger Sicht, zu einem hoch riskanten Unternehmen.

Es wäre schon ein Quantensprung in der Entwicklung der materiell-technischen Basis nötig gewesen, um in kürzester Zeit eigene, konkurrenzfähige Produkte zu entwickeln und auf dem Markt zu etablieren. Dazu hätte es aber Investitionen in Größenordnungen bedurft, zu denen die organisierte Uhrmacherschaft allein damals weder Willens noch in der Lage gewesen wäre.

Auch der rasch wachsende Trend zur preiswerteren Armbanduhr und der damit verbundenen industriellen Massenfertigung wurde von der deutschen Uhrmacherschaft, aber auch von den Protagonisten der Glashütter Uhrenindustrie zu lange unterschätzt.

Die handwerklich gefertigte, hochwertige Präzisionstaschenuhr „fürs Leben“, die dann auch noch vom Vater auf den Sohn vererbt wurde, entsprach nicht mehr dem damaligen Zeitgeist. Die Zeit der Taschenuhr neigte sich überhaupt ihrem Ende entgegen. Schlussendlich mussten sich auch die im Zentralverband organisierten deutschen Uhrmacher und die von Ihnen gewählte Führungsebene im Verband den Gesetzen des Marktes beugen.

Es vollzieht sich in den 1920er Jahren in Glashütte, aber nicht nur dort, ein Entfremdungsprozess zwischen dem altehrwürdigen Handwerk der Uhrmacher und einer von den Banken mit entsprechendem Kapital gestützten Entwicklung von den kleineren Personengesellschaften zu größeren, mehr Rendite versprechenden Aktiengesellschaften. Es entwickeln sich mit großen Kaufhäusern und dem beginnenden Versandhandel auch für den Uhrenhandel neue Marketing- und Vertriebsformen, denen von der Uhrmacherschaft bis in die zweite Hälfte der 1920er Jahre hinein nicht genügend Beachtung geschenkt wurde.

Insofern wird dieser Wandel mit der Geschichte der Glashütter Präzisions-Uhrenfabrik bis zu ihrem Konkurs und der sich daran anschießenden, durch die Girozentrale Sachsen gestützten Etablierung einer langfristig auf Großserienproduktion ausgerichteten modernen Armbanduhrindustrie in Glashütte eindeutig dokumentiert.

Leider vollzieht sich dieser Prozess in einer für die in der ehemaligen Genossenschaft organisierten Uhrmacher und den damals Beschäftigten in der Glashütter Uhrenindustrie recht schmerzlichen Art und Weise.

 

Mit den durch die Direktoren der Girozentrale Sachsen am 7. Dezember 1926 in Glashütte, gegründeten Aktiengesellschaften Uhrenfabrik Glashütte (Ufag) und Uhren-Rohwerke-Fabrik Glashütte (Urofa) wird mit der ersten deutschen Rohwerke-Fabrik der Paradigmenwechsel hin zu  einer größeren, arbeitsteiligeren, weitgehend automatisierten, industriellen Armbanduhrfertigung in Glashütte und in Deutschland überhaupt eingeleitet. Dies hat die sächsische Kleinstadt sowie ihre Bürger die nächsten Jahrzehnte bis in die heutige Zeit hinein geprägt und wird sie sicher auch weiter prägen.

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An dieser Stelle wird der Beitrag, der Vollständigkeit halber noch mit den zusammengefassten "Mitteilungen des Schutzverbandes für die Genossen der Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte" ergänzt.

Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Bitte haben Sie etwas Geduld.

Literatur:

  • Deutsches Reichsgesetzblatt Band 1877, Nr. 10 Seite 351 - 389

              Konkursordnung des Deutschen Reiches von 1877

  • Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden, Postfach 10044
  • Genossenschaftsgesetz: Gesetz, betreffend die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften.Deutsches Reichsgesetzblatt Band 1889, Nr. 11, Seite 55 - 93 Fassung vom: 1. Mai 1889 Ursprungsfassung: Bekanntmachung: 10. Mai 1889
  • Grundbuch Nr. 16 der Gemarkung Hohenstein Flurstück Nr.197
  • Die Uhrmacher-Woche; Jahrgänge 1923-1928
  • Die Uhrmacher-Zeitung Jahrgänge 1904- 1928
  • „Die Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie“  Autor Ing. Helmut Klemmer u. Edith Klemmer Fachzeitschrift: Uhren und Schmuck 1/1979 bis 4/1980 
  • Glashütter Armbanduhren II; Autor: Kurt Herkner; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X
  • Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980 : Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten; Autor: Hans Heinrich Schmid; Herausgeber: Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V.; ISBN 3927987913
  • Glashütte Sachsen - 1506 bis 2006 500 Jahre Stadtgeschichte, Autorengemeinschaft Eigenvertrieb Stadtverwaltung Glashütte ISBN: 3-937951-31-8
  • Kim Holger Opel; Die Goldmarkeröffnungsbilanz 1924 der Franz Haniel & Cie. GmbH im Lichte zeitgenössischer Bilanztheorien Diplomarbeit im Fach Wirtschafts- und Sozialgeschichte
  • Deutsche Uhrmacher-Zeitung 1924 Nr.22 S.331-332
  • Deutsche Uhrmache-Zeitung 1926 Nr.44 S. XV
  • Deutsche Uhrmache-Zeitung 1925 Nr. 26 S. 536
  • Deutsche Uhrmache-Zeitung 1925 Nr. 31 S. 625-626
  • Deutsche Uhrmacher-Zeitung 1925 Nr. 29  S. 593-596

Aktualisiert 19.12.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
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