Zur Firma Junge liegen derzeit nur relativ wenige Informationen vor, obwohl auch diese Firma, gestützt auf die Glashütter Feinmechanische Industrie, hochwertige Glashütter Präzisionstaschenuhren, allerdings in wesentlich bescheidenerem Umfang als die alteingesessenen Firmen, gefertigt hatte.
Besonders bemerkenswert ist es, dass die durchaus als "Seiteneinsteiger" zu bezeichnende Firma relativ frühzeitig in der Lage war, für alle die von ihnen gefertigten Uhren ein Gangzertifikat der Deutschen Seewarte Hamburg oder der Königlichen Sternwarte Leipzig anzubieten.
Neben den guten Leistungen ihres Personals, dokumentiert das auch den ausgezeichneten Qualitätsstandard der Firmen der Glashütter Verlagsindustrie, auf deren Produkte bis in die 90er Jahre des 19. Jahrhunders alle Glashütter Uhrenproduzenten angewiesen waren.
Die Gangprüfungen der dafür zugelassenen Institute und die Erteilung eines "amtlichen" Zertifikates in dem die Gangleistung der betreffenden Uhr dokumentiert war, hatte sich ab 1887, nachdem die Deutsche Seewarte Hamburg ein Regulativ für die durchzuführenden Prüfungen erlassen hatte, zu einem beliebten und umsatzfördernden Verkaufsargument entwickelt, was von allen Glashütter Uhrenfabrikanten genutzt wurde. Es handelte sich also durchaus nicht um ein Alleinstellungsmerkmal, welches nur für besondere Werkausführungen von Präzisionsuhren, wie die des sogenannten "Ankerchronometers" des Marktführers der Firma A. Lange & Söhne, gegolten hat.
Allein die Werbung dafür, dass man für jede Glasütter Präzisionstaschenuhr ein allerdings aufpreisfplichtiges Gangzeugnis über das Gangverhalten seiner Uhr bekommen konnte, wirkte sich absatzfördernd aus. Der wirkliche Nutzen dieses Angebots hielt sich aber bei allen Herstellern in engen Grenzen. Man hatte ja schlussendlich schon die kostenlose Zusicherung für ein hevorragendes Gangverhalten seiner Uhr.
GEHÄUSE:
ZIFFERBLATT:
WERKNUMMER: 1134
Es ist nicht auszuschließen, dass die Firma Junge & Söhne bei einem Teil ihrer Uhren bei der Signatur der ¾ Platine auch den Schriftzug "Glashütter Uhrenindustrie" verwendet hat.
Auf der im Jahr 1893 durchgeführten Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Döbeln (Sachsen), an der auch u.a. die Glashütter Firmen A. Lange & Söhne und J. Assmann teilnahmen, wurde die Firma Junge & Söhne mit einer silbernen Ausstellungsmedaille ausgezeichnet.
1891 errichtete die Dresdener Großhandelsfirma J. Bernhard Junge in Glashütte die relativ kleine Uhrenfabrik "B. Junge & Söhne" zur Herstellung Glashütter Präzisionstaschenuhren. Sie stützte ihre Remontagefertigung im Wesentlichen auf die Uhrenteile der inzwischen weit entwickelten Glashütter Hausindustrie. Die hier vorgestellte Goldene Savonette mit der Werk- und Gehäusenummer 1134 wurde in ein Gehäuse vom Typ Louis XV mit einem Feingehalt von 585/1000 eingeschalt. Das körnig vergoldete, 19-linige (43 mm) Werk mit 3/4 Platine ist mit 20 Rubinen in der 1. Qualität gefertigt worden. Anker und Ankerrad der Glashütter Hemmung wurde in einer 8-karätigen, gehärteten Goldlegierung ausgeführt. Die nur ein Jahrzehnt andauernde Fertigung wurde nach derzeitigem Kenntnisstand mit der Werknummer 1000 begonnen. Die Uhr mit der Werknummer 1300 ist die mit der derzeit höchsten, bekannten Werknummer.
Fa. B. Junge & Söhne Glashütte, offene Taschenuhr im Silbergehäuse
Die hier vorgestellte,15-steinige, im Original mit Etui und Firmenzertifikat erhaltene Glashütter Präzisions-Taschenuhr im Silbergehäuse wurde von der Firma B. Junge & Söhne zu Beginn der 1890er Jahre gefertigt. Obwohl die Firma B. Junge & Söhne vermutlich erst 1891 gegründet wurde und zu den kleineren Firmen der Glashütter Uhrenindustrie gehörte, waren ihre Uhren von ausgezeichneter Qualität. Bei den Teilen für ihre Uhrenfertigung, konnte die Firma in vollem Umfang auf die in den 1890er Jahren hoch spezialisierte Glashütter Hausindustrie zurückgreifen. Da die Firma nur etwa ein Jahrzehnt in Glashütte Taschenuhren gefertigt hatte, sind heute nur noch wenige Uhren aus der Fertigung von B. Junge & Söhne bekannt. Die Firma warb damit, dass sie für alle ihre Uhren ein Sternwarten-Gangzeugnis erhalten konnte.
Werbeanzeige für eine Glashütter Präzisionstaschenuhr
der Firma B. Junge &Söhne
Später zieht sich die Firma mit einer Uhren- und Fourniturenhandlung nach Dresden zurück. Es werden aber weiterhin auch Glashütter Uhren und Werkzeuge, z.B. der Firma Ernst Kreißig, angeboten.
Die Gründe, warum die Fabrikation in Glashütte aufgegeben wurde, sind bisher nicht bekannt.
Die Uhrenfertigung in Glashütte wurde vermutlich um 1901 eingestellt.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.