Im Zuge der durch die Treuhandanstalt zum Zwecke der späteren Privatisierung betriebenen Entflechtung der Kombinate der DDR wurde 1990 auch der zum Kombinat Mikroelektronik Erfurt gehörenden VEB Glashütter Uhrenbetriebe GUB, am 16.Oktober 1990 in den Glashütter Uhrenbetrieb GmbH umgewandelt. Auch ein neues Firmenlogo wurde kreiert.
Im Mai 1989 erhielt das VEB Kombinat Mikroelektronik „Karl Marx“ Erfurt (KME) von der zuständigen Abteilung des ZK der SED den Auftrag für den im Mai 1990 vorgesehenen 12. Parteitag der SED als Präsent für Delegierte und Ehrengäste in sozialistischer Gemeinschaftsarbeit eine limitierte Sonderedition mit jeweils einer neuen, repräsentativen Herren- und einer Damenquarzuhr zu fertigen. Durch die Kombinatsleitung wurden die drei Uhrenproduzierenden Kombinatsbetriebe GUB, Ruhla und Weimar mit der Durchführung beauftragt. Die Gehäusefertigung wurde dem Uhrenwerk Weimar übertragen. Die Damenuhr sollte mit dem im Uhrenwerk Ruhla neu entwickelten 6 ¾ x 8-linigen Quarzwerk Kal. 12 mit Zentralsekunde ausgestattet werden. Für die Herrenuhr war das bei den GUB ebenfalls neu entwickelte Quarzwerk Kaliber 30 mit Zentralsekunde vorgesehen. Der rasanten Entwicklung der politischen Wende in der DDR, dem Fall der Berliner Mauer und dem Prozess der Deutschen Widervereinigung war es geschuldet, das mitten im Realisierungs-prozess der Auftraggeber nicht mehr existent war und damit sich auch der Auftragsgegenstand eigentlich erledigt hatte. Mit der 1990 begonnenen Entflechtung der DDR Kombinate wurde die Uhren- und Maschinenfabrik Ruhla abgewickelt, die Uhrenwerke Weimar und der VEB Glashütter Uhrenbetriebe durch die Treuhandanstalt Berlin jeweils zu einer G.m.b.H. umgewandelt. Beide Treuhandbetriebe kamen überein, den sich bereits in der Realisierungsphase befindlichen Auftrag unter neuem Vorzeichen als eine zeitgeschichtliche Sonderedition, nummeriert mit Angabe der Fertigungszahlen und einem entsprechendem Zertifikat doch noch zu vollenden.
Da das Kal. 12 aus Ruhla nicht mehr zur Verfügung stand, kam für die Damenuhr das bereits etablierte 6 ¾ x 8-linigen Glashütter Quarzwerk Kal. 39-40 ohne Zentralsekunde und für die Herrenuhr - wie vorgesehen - das neu entwickelte und damit letzte Quarzwerk der GUB Kal. 30 mit Zentralsekunde zum Einsatz. Das Uhrenwerk Weimar G.m.b.H. lieferte die speziell für diesen Auftrag entwickelten vergoldeten Gehäuse, deren gedrückter Edelstahlboden mit eingravierter Uhrnummer und der Prägung eines Signets für den nicht mehr durchgeführten 12. Parteitag der nicht mehr existierenden SED versehen war.
Derzeit noch nicht geklärt ist die unterschiedliche Bodensignatur. Wann, wie, warum und in welchem Umfang der Zusatz "Made in Germany GUB", auf dem Boden beider Modelle aufgebracht wurde, bedarf noch der Klärung.
1990 wurden von der GUB neben den schon immer zugekauften Furnituren auch Quarzwerke der Pforzheimer Uhrenwerke (PUW) für GUB Uhren verwendet.
Das bewährte mechanische Damenarmbanduhrwerk
wurde weiter hergestellt und wie auch schon vor 1990 u.a. auch in Herrenarmbanduhren verbaut. Erkennen kann man diese "Herrenuhren" am einfachsten daran, dass sie über keine Sekundenanzeige verfügen.
Um den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zu entsprechen, war es erforderlich, das Unternehmen und die Produktpalette den neu entstandenen marktwirtschaftlichen Bedingungen anzupassen.
Die 1988 bei der GUB begonnene und 1990 bei den Glashütter Uhrenbetrieb GmbH fortgeführte Entwicklung eines neuen hochwertigen mechanischen Automatikwerkes
Kaliber GUB 10-30 wurde Ende 1992 vollendet. Dazu bedurfte es ca. 40.000 Werkzeugmacher-Stunden und eines Investitionsaufwandes von rund 2,5 Mill. D Mark. Bis 1994 wurden ca. 25.000 Werke diese Kalibers hergestellt.
Diese Werke sind einmal in einer schlichten, preiswerteren Ausführung mehrheitlich aber, in einer höheren Ansprüchen genügenden Qualitätsstufe, mit einer aufwendigen Oberflächen-veredelung gefertigt und mit "Glashütte Spezimat" später mit „Glashütte original Spezimat“ signiert worden.
Mit einer weniger aufwendig vollendeten, preiswerteren Ausführung der 10-30er Werke sind bis Juli 1993 eine geringe, vermutlich > 1.500 Stk. umfassende Anzahl von Uhren konfektioniert worden.
Nach der friedlichen Revolution 1989 in der DDR wurde 1990 durch die Treuhandanstalt Berlin mit der Entflechtung des Kombinates Mikroelektronik Erfurt, zu dem der VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) gehörte, begonnen. In dem neu gebildeten jetzigen Glashütter Uhrenbetrieb GmbH wurde nach fast einem Jahrzehnt wieder mit dem Aufbau einer Fertigung mechanischer Herrenarmbanduhren begonnen. In Ermangelung der technischen Voraussetzungen wurden anfänglich mit zugekauften Furnituren und Schweizer ETA-Werken eine Vielzahl von Modellen in verschiedenen Qualitätsstufen hergestellt.
Die Zifferblattsignatur wechselt in den Jahren 1990 bis 1994, dem Jahr der endgültigen Privatisierung, von „GUB“ über "Glashütte" zu „original Glashütte“ mit kleinem „o“.
In dem gezeigten Modell wurde das vergoldete Automatikwerk Kaliber ETA 28-24-2 mit 25 Steinen, Incabloc-Stoßsicherung, Datumschnellschaltung, Zentralsekunde mit Sekundenstopp, 28.800A/h und einer Gangreserve von 38-40 h in ein Edelstahlgehäuse mit vergoldeten Bandanstößen eingeschalt.
Glashütter Uhrenbetriebe - Taucheruhr mit ETA-Werk von 1990
Um sich den neuen marktwirtschaftlichen Bedingungen nach der Wende in der DDR anzupassen, wurden im Verlauf des Jahres 1990 mit zugekauften Furnituren und Schweizer ETA-Werken von den Glashütter Uhrenwerk (GUB) auch Taucheruhren gefertigt. Bei der hier vorgestellten Taucheruhr im Edelstahlgehäuse mit frei drehbarer Lünette, Leuchtzifferblatt und Zeigerwerk wurde das mechanische, Schweizer ETA- Automatikwerk vom Kaliber 28-24-2 verwendet. Das Werk mit einer Frequenz von 28.88A/h hat 25 techn. Rubine und eine Gangreserve von 38 Stunden. Der Werkdurchmesser beträgt 25,6 mm und die Werkhöhe 4,60 mm. Gefertigt wurde das ETA 28-24-2 bereits ab 1982.
Die hier gezeigte Sonderedition der Sachsenuhr mit einer Auflage von 999 Stück aus dem Jahr 1993 stammt aus der schwersten Zeit des unter Regie der Berliner Treuhandanstalt arbeitenden Glashütter Uhrenbetrieb GmbH. Nach der Wende 1989 kam es mit dem Ziel der Privatisierung zur Entflechtung der DDR Kombinate. So wurde auch der VEB Glashütter Uhrenbetriebe aus dem Kombinat Mikroelektronik Erfurt herausgelöst und der Glashütter Uhrenbetrieb GmbH gegründet. Da bereits seit Mitte der 1980 Jahre kein mechanisches Herrenarmbanduhrwerk durch die GUB gefertigt wurden, verlegte man sich, um am Markt zu bestehen, u.a. auf die Remontage importierter Schweizer Armbanduhren mit dem Kaliber 28-24. Mit einmal gerade einer Hand voll ehemaliger GUB Beschäftigter erfolgte 1994 die endgültige Privatisierung. Die weit über die Grenzen Deutschlands bekannte Marke "Glashütte Original" zeugt auch heute noch von der gelungenen Privatisierung.
In enger Kooperation mit der TTC-MICROELECTRONIC GMBH, Stadthagen/Hannover, offeriert die Glashütter Uhrenbetrieb GmbH eine neue, attraktive Kollektion von Herren-Armbanduhren mit TTC LONGLIFE-ENERGIESYSTEM: neue Uhrentechnik mit umweltfreundlichen technologischen Ideen - Zeitzeichen für Gegenwart und Zukunft. Viele Argumente sprechen für TTC Longlife-Uhren aus Glashütte:
• Die autarke Energie für 20 Jahre; ohne Aufziehen und ohne Batteriewechsel.
Das heißt: Sicherheit in allen Situationen, die genaue Zeit erfordern.
• Das modifizierte Präzisions-Quarzwerk, das in Glashütte
neben anderen technischen Komponenten mit attraktiven Gehäusen versehen wird.
• Die umweltverträgliche Lithium-]od-Batterie, ohne belastende Schwermetalle (z.B. Quecksilber), laserverschweißt in ein hermetisch verschlossenes Edelstahl-Batteriegehäuse: entgasungsfrei und korrosionssicher!
• Die extrem geringe Selbstentladung der Batterie durch Festkörperelektrolyt, ein Grund für die außerordentliche Langlebigkeit der Energiequelle.
Die Kollektion der Uhren mit dem 10-30er Automatikwerk mit Preisliste vom 01.01.1993 mit Referenznummern.
Die Kollektionen der Uhren mit dem 10-30er Automatikwerk mit Preisliste und Referenznummern gültig ab 01.01.1994.
Prospekt der Herren- und Damenuhrenkollektion vom Kaliber 1-09 von 1994
Das Jahr 1994 sollte das Jahr für den von der Treuhandanstalt zu privatisierenden Glashütter Uhrenbetrieb GmbH werden, in dem sich das weitere Schicksal entscheiden würde.
Fertigten 1989 bei GUB noch über 2.000 Mitarbeiter jährlich über 1 Million Uhren, so hatte der Betrieb im Dezember 1992, beim „Einstieg“ von „France Ebauches“, gerade einmal noch 460 Beschäftigte, ein Rückgang der Beschäftigtenzahl von fast 80%. Während des sechsmonatigen „Gastspieles“ des französischen Gehäuseherstellers „France Ebauches“ waren davon noch einmal 50% entlassen worden.
Zu Beginn des Jahres 1994, fast 43 Jahre nach der Gründung der GUB, verloren sich gerade einmal noch 73 Beschäftigte in dem riesigen, mit 6.000 m² Produktionsfläche und 1.200 Arbeitsplätzen erst 1989 nach neun jähriger Bauzeit fertig gestellten Produktionsgebäude.
Obwohl außer in der Schweiz in ganz Europa kein Hersteller mechanischer Uhrwerke mehr existierte und auch der Chef der Swatch-Group, Nicolas G. Hayek, seine Bewerbung zurückgezogen hatte, schien es wenig aussichtsreich, die weitere Existenz des Betriebes und damit auch nicht zuletzt der Arbeitsplätze zu sichern.
Nachdem auch der letzte Investor, die „France Ebauches“, mangels tragfähigen Konzeptes im Juni 1993 nach nur 6 Monaten aufgegeben hatte, die Konkurrenz sich mit dem IWC-Geschäftsführer Günter Blümlein, der mit Walter Lange am 7. Dezember 1990 die Lange Uhren GmbH als Neugründung in Glashütte ins Leben gerufen hatte, und der Nomos GmbH mit Roland Schwertner schon deutlich am Horizont abzeichnete, schien das Ende des traditionsreichen Betriebes, der Zeitweise in über 50 Länder der Erde seine Produkte verkaufte, absehbar.
In einem letzten Kraftakt wurde bis zum Herbst 1993, unter der Federführung des Geschäftsführers Bernd Reddel, der die GmbH seit 1990 leitete, und dem von der Treuhandanstalt eingesetzten Steuerfachmann und Unternehmensberater Eberhard Wagemann ein neues Konzept, das im Kern den Weg hin zu einer Uhrenmanufaktur nach alter Glashütter Tradition beinhaltete und den Schwerpunkt auf die Fertigung hochwertiger mechanischer Armbanduhren legte, erarbeitet.
Nach dieser vermutlich letzten Initiative der Glashütter Uhrenbetrieb GmbH bei den Treuhandverantwortlichen war dann doch noch einmal eine Reihe von Interessenten (40) aufgetaucht.
Es blieben aber nicht einmal eine handvoll seriöser Investoren übrig, mit denen dann die Treuhandanstalt, die bis zu ihrer Schließung am 31.12.1994 die endgültige Privatisierung abgeschlossen oder den Betrieb geschlossen haben musste, ergebnisorientiert verhandelte.
Die Wahl fiel dann auf den Unternehmer Heinz Pfeifer und den Nürnberger Uhren- und Schmuck-Fachhändler Alfred Wallner, die dann am 1. November 1994 die Glashütter Uhrenbetrieb GmbH mit 70 Beschäftigten übernahmen. Mit der Übernahme gingen laut Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom April 1991 auch die nutzbaren Markenrechte der vor 1949 enteigneten Firmen an die neuen Eigentümer über. Darunter waren so bekannte Namen wie Assmann, Strasser & Rhode und Union. Die Markenrechte der ehemaligen Glashütter Traditionsfirma A. Lange & Söhne waren allerdings schon vor der endgültigen Privatisierung an den Urenkel des Firmengründers, Walter Lange, übertragen worden.
Wiederum umstrukturiert und mit einer völlig neuen Marktstrategie im Hochpreissektor luxuriös ausgestatteter mechanischer Armbanduhren konnte sich das Unternehmen nicht zuletzt auch Dank der noch vorhandenen qualifizierten Fachkräfte vor Ort unter dem Markennamen "Glashütte Original" erfolgreich als Uhrenmanufaktur im internationalen Markt etablieren.
Seit dem Jahre 2000 gehört das Unternehmen zur schweizerischen Swatch Group.
Die Seite zur Geschichte der Uhrenmanufaktur Glashütte Original von 1995 bis 2000 befindet sich noch im Aufbau. Einen ersten interesannten Einblick in diese Zeit biete schon einmal >> diese <<Seite.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen entsprechend ergänzt.