Julius Carl Friedrich Aßmann wurde am 2. Oktober 1827 in Stettin geboren, wo er auch die Schule besuchte und anschließend das Uhrmacher-handwerk erlernte. [1] In seinen vier obligatorischen „Wanderjahren“ nach der Lehrzeit führte ihn sein Weg zuerst nach Berlin und dort aller Wahrscheinlichkeit nach zu dem bekannten Hofuhruhrmacher- meister Christian Friedrich Tiede. [2][3] Nach Reparatur- arbeiten fertigte er auch neue Uhren. [4] Nach weiteren Stationen der Wanderschaft kam er 1850 nach Glashütte, wo er bis 1852 in der Firma „A. Lange & Cie.“ beschäftigt war. 1852 gründete er in Glashütte die Firma „Uhrenfabrik J. Assmann“. [1]
Ein Jahr nach der Firmengründung verheiratet sich Julius Aßmann am 31. Juli 1853 in Glashütte mit Fräulein Emilie Auguste Schneider. Fräulein Schneider war die Tochter eines Beamten des Königlichen Sächsischen Kriegsministeriums in Dresden. Am 28. August 1854 wurde der Sohn Paul Friedrich Adolph Aßmann, der spätere Inhaber der Firma Assmann, geboren. Frau Emilie Auguste Aßmann verstarb nur 35-jährig Anfang des Jahres 1864.
Am 2. Dezember 1865 ging Julius Aßmann mit Marie Antonie Lange, der ältesten Tochter von Ferdinand Adolph Lange, in Glashütte seine zweite Ehe ein. [5]
Auf- und Ausbau der Glashütter Uhrenindustrie in den Jahren 1850-1865
Nach dem Aufbau des Glashütter Verlagssystems durch Ferdinand Adolf Lange verlagerte sich in den 1850er Jahren der Schwerpunkt der Arbeit der Protagonisten der Glashütter Uhrenindustrie, Ferdinand Adolph Lange, Adolf Schneider, Julius Aßmann und Moritz Großmann, gemeinsam auf die Entwicklung des Glashütter Taschenuhrkalibers, dass erst zwischen 1863 und 1865 in feiner Vollendung mit der Dreiviertelplatine und dem Glashütter Ankergang ausgereift war. Parallel dazu wurden auch die erforderlichen Werkzeuge, Messinstrumente und Maschinen erfunden bzw. weiter entwickelt.
Die Firma J. Assmann begann ihre Taschenuhrfertigung mit Schlüsselaufzugsuhren mit Stiftenankergang, langer Ankergabelung und einem seitlich stehenden Anker. In der Entwicklung folgte wie auch bei den anderen Glashütter Uhrenfabrikanten Adolph Lange, Adolf Schneider und Moritz Großmann ein kürzerer Anker und in gerader Linie angeordnete Gangteile.[6]
Bei der hier dokumentierten, über 150 Jahre alten Taschenuhr mit Schlüsselaufzug und der Werknummer 1533 handelt es sich um die früheste bisher dokumentierte Taschenuhr der Firma J. Assmann. Gefertigt wurde diese Uhr um das Jahr 1857. Eingeschalt ist die Uhr in ein Goldgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000. Nach einer wissenschaftlichen Studie von Prof. Dittrich aus dem Jahr 2004 handelt es sich bei dem Werk um das Glashütter Standardkaliber IV, was zwischen 1856 und 1869 gefertigt wurde. [1] Bei der Hemmung handelt es sich bereits um die Glashütter-Ankerhemmung mit verdeckten Paletten. Die Uhr ist auch ein Beleg dafür, dass Uhren ohne sichtbare Signatur, mit quer verschraubten Deckplättchen auf dem Unruhkloben eben nicht automatisch eine Taschenuhr der Glashütter Firma A. Schneider sind, wie in verschiedenen, bisherigen Veröffentlichungen der Fachliteratur behauptet wurde.
[1] Klassik Uhren, Heft 5 & 6/2004
Etwa ab 1861 werden die Taschenuhren mit Schlüsselaufzug mit dem Glashütter Goldankergang gefertigt. In den Folgejahren bis etwa 1865 kommen dann auch der Kronenaufzug und die Dreiviertelplatine zum Einsatz.
Bereits auf der „Ausstellung deutscher Industrie- und Gewerbe- erzeugnisse in München 1854“ wurden die von der „Uhrenfabrik J. Assmann“ ausgestellten Taschenuhren von der „Beurtheilungs-Commission bei der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung“ wegen ihrer guten Qualität für würdig befunden, mit einer Medallie ausgezeichnet zu werden.
Sehr frühe Prunksavonette der Glashütter Firma J. Assmann
Die hier vorgestellte goldene Prunk-Savonette mit der Werknummer 2888 ist eine echte Rarität der Glashütter Firma Julius Assmann. Diese in der höchsten Qaulitättsstufe 1a gefertigte Uhr ist noch vor 1865 entstanden. Die frühe Werknummer und die 2/3 Platine sind Belege dafür. Das aufwendige Prunkzifferblatt und das Prunkgehäuse lassen einen Export dieser Uhr in den mittel- oder südamerikanischen Raum vermuten. Ein solches, in diesem Erhaltungszustand befindliches Schmuckstück ist die Krönung einer Sammlung.
Mit den Beteiligungen an Ausstellungen und den erworbenen Auszeichnungen stieg auch der Bekantheitsgrad der Firma über das Land Sachen hinaus. So war es nur folgerichtig, dass man auf die Firma aufmerksam wurde und Julius Aßmann, der aus Preußen stammte, 1860 von der preußischen Staatsregierung ein Angebot unterbreitet wurde in Preußen nach Glashütter Vorbild ebenfalls eine Taschenuhrenindustrie aufzubauen. [7] Das Angebot wurde von Julius Aßmann aber abgelehnt. Die Gründe dafür sind bisher nicht bekannt.
1878 - Firmenbegehung und Beschreibung der Fabrikationsräume
Eine frühe Beschreibung der Räumlichkeiten der Firma J. Assmann findet sich in einem Bericht über eine Exkursion nach Glashütte, die im Juli 1878 stattgefunden hatte und über die im Allgemeinen Journal der Uhrmacherkunst berichtet wurde. Dabei wurde auch auf einzelne Arbeitsplätze, Maschinen und Fabrikate eingegangen. [8]
Die mit hohem Aufwand, außergewöhnlicher Präzision und hochwertigen Materialien gefertigten Taschenuhren - so wurden die Uhren zum Beispiel überwiegend in prunkvolle Goldgehäuse mit einem Feingoldgehalt von 750/1000 eingeschalt - waren auf dem Deutschen Markt nur in ganz geringer Stückzahl absetzbar. So lagen die Hauptabsatzgebiete bis in die 1880er Jahre in Süd- und Mittelamerika, der spanischen Kolonie Cuba sowie in den Britischen Kolonien, u.a. in Indien.
Sehr frühe Goldsavonette der Firma J. Assmann Glashütte
Bei der hier vorgestellten goldenen Savonettetaschenuhr der Glashütter Firma J. Assmann mit der Werknummer 2527 handelt es sich um eine der frühesten derzeit bekannten Taschenuhren der Firma J. Assmann. Die in der 1. Qualität gefertigte, 20-steinige Uhr mit Kronenaufzug wurde noch mit einer 2/3 Platine und separatem Gangradkloben vermutlich um 1860 gefertigt. Zu dieser Zeit waren auch die Aufzugsräder noch nicht mit dem ab 1870 üblichen Glashütter Sonnenschliff versehen. Die in einem aufwendigen Prunkgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000 eingeschalte und mit Prunkzifferblatt versehene Uhr dürfte für den überseeischem Markt gefertigt worden sein, wo zu dieser Zeit noch das Hauptabsatzgebiet der Firma Assmann lag. Dafür spricht auch die Gravur "J. Assmann Dresden" auf der Cuvette und der Platine. Der Hinweis auf die Herkunft der Uhr war in Amerika gesetzlich vorgeschrieben. Da Glashütte zu dieser Zeit noch nicht bekannt war, signierten A. Lange & Cie und auch J. Assmann ihre für den Export vorgesehen Taschenuheren mit "Dresden".
Frühe , offene Taschenuhr der Firma Julius Assmann Nr. 2724
Die hier vorgestellte frühe, offene Glashütter Taschenuhr wurde noch mit Schlüsselaufzug hergestelltt. Nach der Klassifizierung von Prof. Dittrich aus dem Jahr 2004 handelt es sich um den Werktyp 1.5.2. mit 2/3 Platine und separatem Gangradkloben, der in den Jahren 1860 bis 1863 in Glashütte gefertigt wurde. Es war die letzte Werkvariante vor Einführung der danach üblichen Dreiviertel-Platine. Die Glashütter Ankerhemmung mit 9 karätigem Goldanker und Goldankerrad kam bei diesem Werktyp bereits zur Anwendung. Eine Signatur des Emaillezifferblattes war zu dieser frühen Zeit nicht die Regel.
Bei der hier vorgestellten 15-steinigen Savonette-Taschenuhr der Firma J. Assmann mit der identischen Werk- und Gehäusenummer 6847 handelt es sich um eine relativ frühe, etwa um das Jahr 1880 gefertigte Arbeit. Das Goldgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000 befindet sich noch in einem für das Alter von ca. 135 Jahren hervorragenden Erhaltungszustand. Besonders hervorzuheben ist dabei die perfekte Ausführung der Gravur auf der Küvette. Sie dürfte dem seit 1875 in Glashütte ansässigen ehemaligen Graveur der Firma Eppner, Gustav Gessner aus Silberberg, zuzurechen sein. Die an den beiden Enden der 3/4 Platine sichtbaren, halbrunden Ausfräsungen stellen bis etwa zur Werknummer 11000 ein Alleinstellungsmerkmal der Firma J. Assmann dar. Die Fertigung der Uhr ohne Rücker-Feinregulierung stellt zu dieser Zeit keinen Qualitätsmangel dar. Die Rücker-Feinregulierung in Form eines Schwanenhalses wurde in Glashütte erst um das Jahr 1890 eingeführt.
Am 15. September 1879 fand anlässlich eines Besuches in Glashütte durch Mitglieder des Dresdener Uhrmachergehilfen-Vereins „Chronologia“ und weiterer Kollegen aus Berlin und Chemnitz u. a. eine Besichtigung der Firma J. Assmann statt. Besonderes erwähnt wird dabei „eine interessante Maschine, mittels welcher der auf den Neusilber- oder sogen. Nickelwerken so eigenthümliche schöne Schliff hergestellt wird …. .“
Offensichtlich handelt es sich dabei um Zeichnungen und Schattierungen, die in Übersee besonders beliebt sind.[9]
Die hier vorgestellte Savonettetaschenuhr mit der Werk- und Gehäusenummer 8443 wurde etwa um das Jahr 1879 von der Firma J. Assmann gefertigt und befindet sich in einem sehr seltenen Schmucketui. Das 15-steinige Neusilberwerk wurde mit einem,
dem damaligem Zeitgeschmack entsprechenden Zierschliff versehen, für die sich die Firma extra eine entsprechende Gravurmaschine angeschafft hatte. Ob das aufwendig gefertigte Prunkgehäuse mit
einem Feingehalt
von 750/1000 nach einem Entwurf des Leiters der Königlichen Kunstgewebeschule Dresden, dem Geheimen Hofrat Prof. Carl Ludwig Theodor Graff, gefertigt wurde, ist
nach derzeitigem Kenntnisstand nicht verifizierbar belegt. Die feine Gravur der Küvette dürfte sehr wahrscheinlich dem Glashütter Graveur Gustav Gessner zuzuschreiben sein. Eine Rücker-Feinregulierungen (Schwanenhals) fehlt nicht, sie wurden in Glashütte erst um die 1890er Jahre verwendet.
Aufgrund des besseren Schutzes vor Korrosion wurden die Werke, die per Schiff in Gebiete in Übersee exportiert wurden, meist in Neusilber ausgeführt. Die Einzelteile der der Uhren, die so genannten Fournituren, wie z.B. Zifferblätter und Zeiger wurden in der Firma J. Assmann, wie auch bei den anderen Glashütter Uhren- fabrikanten, nicht selbst hergestellt. Die Fertigung erfolgte, nach den Angaben der jeweiligen Bestellerfirma sozusagen nach „Maß“ in hoher Qualität durch die spezialisierten Firmen des Glashütter Verlagssystems.
Die Dreiviertelplatine, der Glashütter Goldankergang, die bimetallische Kompensationsunruh mit goldenen Regulierschrauben incl. der zwei so genannten Sternzeitschrauben, die Breguetspirale mit Phillipscher Endkurve und der aus England importierte, chatonierte Diamantdeckstein für den Lochstein der Unruhwelle waren obligatorisch. Bis in die 1880er Jahre hinein fanden die meist in der höchsten Qualitätsstufe mit prunkvollen Gehäusen ausgeführten Werke auf Grund ihres hohen Preises fast ausschließlich im Ausland und da überwiegend in Übersee ihre Abnehmer.
Das 20-steinige Neusilber- savonettewerk der ersten Qualität mit der Werknummer 8042 weist eine für Glashütter Taschenuhren ungewöhnliche, aber interessante Hersteller- signatur der Firma J. Assmann auf. Da die in Neusilber ausgeführten Werke haupt- sächlich nach Übersee exportiert wurden, dokumentieren die Gravuren, die mit einer speziell dafür angeschafften Maschine ausgeführt wurden, sehr schön, wie man versuchte seine Produkte dem Geschmack der ausländischen Kundschaft anzupassen.
Julius Aßmann's Rolle bei der Gründung der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte
1877 war auch das Jahr der Vorbereitung der Gründung der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, an denen Julius Aßmann als Mitglied des lokalen Vorbereitungsausschusses beteiligt war. [10] Nach der Gründung der Schule gehörte Julius Aßmann von Anfang an dem Aufsichtrat der Schule an und wurde nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Moritz Großmann 1885 zu seinem Nachfolger gewählt. Er bekleidete dieses Ehrenamt bis zu seinem Tod am 15. August 1886. [11]
1877 - Paul Aßmann wird Teilhaber an der Firma seines Vaters
Der am 28. August 1854 in erster Ehe geborene Sohn Paul Aßmann [5] erlernte nach seiner Dresdener Realschulzeit im väterlichen Betrieb das Uhrmacherhandwerk. Während der Wanderjahre vervollkommnete er seine Kenntnisse und Fertigkeiten an der Schweizer Uhrmacherschule in Le Locle und bei einigen renomierten Schweizer Uhrenfabrikanten, bevor er 1877 Teilhaber an der Firma seines Vaters wurde. [12]
Paul Aßmann brachte seine in der Schweiz gemachten Erfahrungen in die nun gemeinsame Firma ein, sodass das Repertoir der Fertigung eine qualitative Erweiterung erfuhr. Zu den Besonderheiten und neu aufgelegten Konstruktionen gehörten 1878 u.a. Repetir-, Kalender- und Chronoskop- Mechanismen, Minutenrepetitionen mit regulärem Datum, Glashütter Ankeruhren mit Doppelchronoskop, mit einfachem Datum, wie auch mit Monat, Wochentag und Datum etc, etc. [13]
1879 gehört Paul Aßmann zu den Gründervätern der Uhrmacher-Verbindung "Urania" Glashütte. Er angagiert sich auch in den Folgejahren als Mitglied und zeitweiliger auch als Vorsitzender des Vereins. [14]
Erst zu Beginn des Jahres 1880, mehr als 25 Jahre nach Firmengründung und neun Jahre nach der Reichsgründung, erscheint erstmals in der Fachpresse ein Hinweis darauf, dass die Taschenuhren der Firma "J. Assmann" auch in Deutschland durch Grossisten in Berlin, Leipzig und Frankfurt angeboten werden. Das macht deutlich in welch hohem Preisniveau die Präzisionstaschen- uhren der Firma angesiedelt waren, die bis in die 1880er Jahre nur in ganz geringer Stückzahl auf dem Deutschen Markt absetzbar waren. [15]
Savonette Taschenuhr der Firma J. Assmann Glashütte
in einem prunkvollen Goldgehäuse
Die hier vorgestellte, sehr gut erhaltene Savonettetaschenuhr mit der Nummer 8536 wurde etwa um das Jahr 1880 von der Firma J. Assmann gefertigt. Das 15-steinige Neusilberwerk ist mit einem dem damaligen Zeitgeschmack entsprechenden Zierschliff versehen. Für die Gravuren dieser Neusilberwerke hatte sich die Firma auf betreiben des Sohnes von Julius Aßmann, Paul Aßmann, der seit 1877 Mitinhaber der Firma war, extra eine entsprechende Gravurmaschine aus der Schweiz angeschafft. Ob das aufwendig gefertigte Prunkgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000 nach einem Entwurf des Leiters der Königlichen Kunstgewebeschule Dresden, dem Geheimen Hofrat Prof. Carl Ludwig Theodor Graff, gefertigt wurde, ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht verifizierbar belegt. Die feine Gravur der Küvette dürfte sehr wahrscheinlich dem Glashütter Graveur Gustav Gessner zuzuschreiben sein. Eine Rücker-Feinregulierung (Schwanenhals) fehlt nicht, sie wurden in Glashütte erst um die 1890er Jahre verwendet. Auch die fehlende Deutsche Goldpunze mit stilisierter Reichskrone und Feingehaltsangabe wurde erst 1884 per Reichsgesetz eingeführt.
Fa. J. Assmann Halbsavonette ; Sonderanfertigung für Tilo von Trotha
Diese 16-steinige Sonderanfertigung im 900er Silbergehäuse wurde ca. 1882 von der Firma J. Assmann mit einem silbernen Zifferblatt gefertigt, bei dem die in arabischen Buchstaben gefertigten Indizes, bei 1 beginnend, den Namen "Thilo v Trotha" ergeben. sehr wahrscheinlich dürfte die silberne Halbsavonette dem am 21. Februar 1814 geborenen Thilo Alexander von Trotha zuzuschreiben sein. Er entstammte einem alten, bereite 1291 erwähnten sächsischen Adelsgeschlecht aus dem Saalkreis bei Halle-Trotha. Der preußische General Thilo von Trotha verstarb am 20. Dezember 1888. Eine Taschenuhr mit einer solchen, außergewöhnlichen Zifferblattgestaltung ist von der Firma J. Assman bisher nicht bekannt geworden. Das Bildmaterial wurde freundlicherweise vom Auktionshaus EPPLI, Stuttgart, zur Verfügung gestellt.
1885
Die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Paul Aßmann finden u.a. auch darin Anerkennung, dass er bereits mit 31 Jahren am 17. April 1885 neben seinem Vater in den Aufsichtsrat der Deutschen Uhrmacherschule gewählt und mit der Funktion eines Rechnungsrevisors betraut wurde. [16]
1886
Nur ein Jahr nachdem Julius Aßmann für den 1885 verstorbenen Moritz Großmann den Vorsitz des Aufsichtsrates der Deutschen Uhrmacher- schule Glashütte übernommen hatte, verstarb innerhalb eines Jahrzehnts, mit Julius Aßmann der letzte der vier Uhren- fabrikanten der Gründer- generation Adolph Lange, Adolf Schneider und Moritz Großmann der Glashütter Uhrenindustrie.
Am 28. August erscheint die Todesanzeige mit der Würdigung der Lebensleistung des Verstorbenen auch in der Fachpresse. [17]; [18]
Taschenuhr der Firma Julius Assmnn im goldenen Prunkgehäuse
Die hier mit original Etui und Garantieschein vorgestellte Savonette-Taschenuhr der Firma Julius Assmann befindet sich in einem sehr guten Erhaltungszustand. Mit der Werk- und Gehäusenummer 9649 wurde sie in ein goldenes Prunkgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000 eingeschalt. Da das Gehäuse bereits neben der Schweizer Goldpunze auch die 1884/86 nach dem Deutschen Gesetz über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren erlassene Punzierung mit Reichskrone und 750er Feingehaltsstempel hat, handelt es sich um ein aus der Schweiz für die Firma J. Assmann eingeführtes Gehäuse. Das in der ersten Qualität ausgeführte 20-steinige Ankerwerk weist neben der großen Unruh und einer antimagnetischen Spirale mit der von Moritz Großmann in den 1850er Jahren erfundenen Schrauben-Feinregulierung eine weitere, sehr seltene Besonderheit auf. Die Punzierung des Gahäuses und die Werknummer lassen auf eine Fertigung um 1886 schließen.
1886 - Der Sohn übernimmt die Firmenleitung
Die Firma J. Assmann wurde nach dem Tod des Firmengründers von seinem Sohn Paul Aßmann bis 1897 allein weiter geführt. Man fertigte neben komplizierten Uhren mit mehrfachen Komplikationen wie z.B. Taschenuhren mit ewigen Kalender, die die Schaltjahre selbst regulieren und Mondphasen anzeigen, auch Viertel- und Minutenrepetitionen sowie Doppelchronographen. Die Basis der Fertigung bildete aber weiterhin das in vorwiegend 19- und 20-linige Werken mit 18 bzw. 21 Steinen ausgestattete in hochwertigen Goldgehäusen eingeschalte Glashütter Standard Kaliber. Auf der anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Glashütter Uhrenindustrie durchgeführten Jubiläumsausstellung im Jahr 1895 war die Firma J. Assmann mit einer reichen Auswahl von Exponaten vertreten, die die hohe Leistungsfähigkeit des Unternehmens eindrucksvoll demonstrierten. [19]
Firma J. Assmann; Savonette mit Großmann Feinregulierung
Die hier vorgestellte Savonette Taschenuhr der Firma J. Assmann mit der identischen Werk- und Gehäusenummer 10074 wurde um 1889 gefertigt. Das Werk wurde von der Firma Assmann in ein aus der Schweiz importiertes Goldgehäuse mit einem Feingehalt von 585/1000 eingeschalt. Neben der Uhr ist auch das Etui und die Garantiekarte im Original erhalten. Das 15-steinige Werk wurde mit einer nur sehr selten und nur für einen kurzen Zeitraum verwendeten Großmann Schrauben-Feinregulierung ausgestattet. In den 1890er Jahren setzte sich dann nach und nach die an einen Schwanenhals erinnernde Rücker-Feinregulierung auch bei den Uhren der Firma J. Assmann durch.
Minutenrepetition, Halbsavonette Fa. J. Assmann Glashütte
Diese sehr gut mit Etui und Garantiekarte erhaltene Minutenrepetition wurde um 1890 von der Glashütter Firma J. Assmann als Halbsavonette gefertigt. Das 19-linige, körnig vergoldete Werk mit 4/5 Platine wurde in 1a Ausführung mit Glashütter Hemmung, verschraubten Goldchatons, einem Diamant-Deckstein auf der Unruh und einer Rücker-Feinregulierung ausgestattet. Eingeschalt wurde das Werk in ein Goldgehäuse vom Typ Lucia mit einem Feingehalt von 750/1000. Die Werk- und Gehäuse-nummer ist 10328. Die Uhr hat einen Durchmesser von 53mm und ein Gesamtgewicht von 145 Gramm. Das originale Leder-Etui hat eine goldene Prägung des Firmennamens mit dem Reichsadler des Deutschen Kaiserreiches. Innen ist das Etui mit violetter Seide und Samt ausgekleidet. In der Innentasche befindet sich noch die originale Garantiekarte der Uhr. So komplett und gut erhalten ist es eine absolute sammlerische Rarität.
1893
Nach der Gründerzeit des aufstrebenden Deutschen Reiches zum Ausgang der 1880er und zu Beginn der 1890er Jahre stieg die Nachfrage nach Präzisionstaschenuhren in einem solchen Umfang, dass sie mit der bisherigen maximalen Glashütter Jahresproduktion von ca. 600 Taschenuhren nicht mehr befriedigt werden konnte. Diese Zeit ist der Beginn zweier unterschiedlicher Entwicklungen in der Glashütter Uhrenindustrie, die mit ihren Folgen bis ins 21. Jahrhundert hinein Anwälte und Gerichte beschäftigte. Auf der einen Seite war da die Firmenphilosophie der Firma A. Lange & Söhne, die in ihrer Tradition weiterhin an der Fertigung weniger, teurer, dafür aber den höchsten Qualitätsansprüchen gerecht werdender Glashütter Präzisions- taschenuhren festhielt und auf der anderen Seite der sich entwickelnde Markt, der immer mehr zu größeren, preiswerteren Serien, bis hin zur Massenproduktion drängte. Die in der Schweiz bereits etablierte peiswertere Schablonenuhrfertigung warf ihre „Schatten“ auch nach Glashütte. Diesem Trend konnte man aber mit den herkömmlichen, traditionell handwerklichen Produktionsmethoden des Glashütter Verlagssystems nicht mehr erfolgreich entsprechen. (siehe dazu auch „sogen. Glashütte Regel")
Steinfassungen
Zu einem noch nicht genau ermittelten Zeitpunkt wurde bei der Firma J. Assmann die traditionelle Glashütter, aber sehr zeitaufwendige Methode der Steinfassung, auf die in der Schweiz übliche, rationellere Art der Fassung der Funktionssteine, umgestellt.
1. Die typische Glashütter Fassung der Funktionssteine mit dem
sogenanntem "Kragen". Hier durch die Pfeile gekennzeichnet.
2. Die Fassung der Funktionssteine nach der in der Schweiz üblichen
Methode, ohne den bei der Glashütter Methode üblichen, sichtbaren
"Kragen"
In der Folge kam es im Zusammenhang mit der Tätigkeit von Paul Aßmann im Aufsichtrat der deutschen Uhrmacherschule, zu einem, heute würde man es "Neudeutsch" als Joint-Venture bezeichnen, mit dem amerikanischen Absolventen der Schule Frederick Gruen und seinem deutschstämmigen Vater Dietrich Gruen.
Offene Taschenuhr der Glashütter Firma J. Assmann um 1895
Seltene, goldene Taschenuhrausführung der Firma J. Assmann
Die hier gezeigte, im Original erhaltene goldene Präzisionstaschenuhr dürfte nach derzeitigem Kenntnisstand um das Jahr 1896 von der Glashütter Firma Julius Assmann vollendet worden sein. Das körnig versilberte und vergoldete Messingwerk wurde in 1a Qualität mit der von Adolf Lange entwickelten Glashütter Goldankerhemmung, geschraubten Goldchatons und einem Diamant-Deckstein auf der Unruh gefertigt. Interessant ist hier auch die besondere Ausführung des Ankerklobens mit vier fest gefassten Rubinen für die Ankerwelle. Das Goldgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000 und aufwendig gestalteten Niello-Einlagen stellt eine absolute Seltenheit dar, da nur sehr wenige Präzisionstaschenuhren dieser Art von der Firma Assmann hergestellt wurden.
1897 zerstörten mit Überschwemmungen verbundene Unwetter am 29.4 und 30.7. die modernen amerikanischen Maschinen, die in dem im Souterrain gelegenen Maschinensaal standen. [24;25;26] Da sich die als Eisenbahneruhr für den amerikanischen Markt konzipierte Taschenuhr Marke "Fortschritt" als deutsches Produkt in den USA nicht gewinnbringend absetzenn ließ, wurde auf eine Investition in neue Maschinen durch die Firma Gruen & Sons verzichtet. [21] Da für ein Weiterbestehen der Firma J. Assmann erhebliche Investitionen erforderlich waren, war Paul Aßmann vermutlich gezwungen einen Teilhaber in seine Firma aufzunehmen. Dieser Teilhaber war der bei der Firma A. Lange & Söhne in leitender Stellung beschäftigte und in Glashütte bekannte Uhrmacher Georg Heinrich. [27]
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Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
Literatur:
[1] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 35 v. 28 Aug. 1886 S. 273
[2] Jürgen Abeler; Meister der Uhrmacherkunst 2. Aufl. 2010 S. 558
[3] H.-H. Schmid; Lexikon der Deut. Uhrenindustrie 1850-1980 Band 2;
2. erweiterte Auflage 2012 S. 407
[4] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr.17 v. 1. Sept. 1886 S.129
[5] Kirchenbücher der Stadt Glashütte
[6] Jörg Hein, Alte Uhren und moderne Zeitmesser 2/87 S.13
[7] "Rundschau" Berlin, S. Fischer, außerordentliche Zeitungsbeilage
1895 Nr.15 S. 6
[8] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 28 v. 13. Juli 1878
S. 228-229
[9] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 41 v. 11.Okt. 1879
Titelseite
[10] Deutsche Uhrmacher Zeitung Nr.22 v.15. Nov. 1877 S.155
[11] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 36 v. 4. Sept. 1886
S. 286
[12] Deutsche Uhrmacher Zeitung Nr. 13 v. 1. Juli 1911 S. 223
[13] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 28 v. 13. Juli 1878
S. 229
[14] Festschrift 50 Jahre Uhrmacher-Verbindung Urania
e.V. Glashütte S.4; 1929 Diebener Verlag Leipzig
[15] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 8 v.15. April 1880 Inserate
[16] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 21 v. 1. Nov. 1885 S.157
[17] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 34 v. 21. Aug. 1886
S.272
[18] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 35 v. 28. Aug.1886
S.273
[19] Deutsche Uhrmacher Zeitung Nr. 19 v. 1. Okt. 1895 S. 220
[20] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr.1 v. 1. Aug. 1893
2. Beilage
[21] The Priceless Possession Of A Few A Brief History of the
Gruen Watch Company, their 50th Anniversary Watch, and
Contemporary Prestige Watches. by Eugene Fuller 1974 S. 9-15
[22] Deutsche Uhrmacher Zeitung Nr. 2 v.15.Jan. 1894, S. 9
[23] Gruen Watches A Special Collection; Donated by Robert Dietrich
Gruen; Indianapolis, Indiana; AWI ELM Charitable Trust American
Watchmakers Institute 3700 Harrison Avenue Cincinnati, Ohio 45211
S. 11-12
[24] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 22 v. 15. Nov. 1897
S.487
[25] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 16 v. 15. Aug. 1897 S. 316
[26] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 17 v. 1. Sept. 1897 S. 336-337
[27] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 14 v.15. Juli 1897 S. 275
[28] Alte Uhren und moderne Zeitmessung 1989 Nr. 5 S. 59