Im Jahr 1897 gab es in der Firma J. Assmann eine entscheidende Veränderung. Mit dem gelernten Uhrmacher Georg Heinrich trat am 1. Juli 1897 ein neuer Teilhaber in die Firma J. Assmann ein. Georg Heinrich war früher Prokurist im Hause Dürrstein & Co. in Dresden und zuletzt im Hause A. Lange & Söhne in leitender Stellung als kaufmännischer Leiter beschäftigt war. [1] Ein für die damalige Zeit für ein Familienunternehmen sehr unge- wöhnlicher Schritt, zumal Paul Assmann männliche Nachkommen hatte, die gewöhnlicherweise den Fortbestand der Firma sicherten.
Dass Paul Aßmann diesen Schritt nicht ganz freiwillig getan hatte, ist sehr wahrscheinlich, zumal der 1881 erstgeborene Sohn Ernst Aßmann 1901 nach Abschluss seiner Ausbildung an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte [2] 1902 einen Ruf von Frederick Gruen zur Firma "D. Gruen, Sons & Company" nach Cincinnati folgte und dort in leitender Stellung bis 1950 beschäftigt blieb.[3]
1900
Die zweite Schutzmarke der Firma J. Assmann wurde ab ca. der Werknummer 12559 etwa ab 1900 verwendet.
1900
Aus der Anzahl von insgesamt ca. 8000 remontieten Werken des Typs "Fortschritt" dürften bei der jährlichen Fertigung von ca. 1600 Werken bis in das Jahr 1899 die noch vor dem Unwetter 1897 vorgefertigten Rohwerketeile remontiert worden sein. Da sich die Firma Gruen nach eigenen Angaben wegen der frotschrittfeindlichen Haltung eines einfussreichen Teils des Glashütter Establishment 1900 aus Glashütte zurückzieht und ihre Aktivitäten in die Schweiz verlagert, war aus Bestanderhaltungsgünden zwingend eine Neuausrichtung der Firma J. Assmann geboten. [3] Die Firma
"Deutsche Anker-Uhren-Fabrik Julius Assmann"
wurde Ende des 19. Jahrhunderts in
J. Assmann, Deutsche Präzisions-Taschenuhren-Fabrik Glashütte i.Sachsen" [4]
umbenannt und wurde Mitglied der Schweizerischen Uhrmacher Genossenschaft
„Union hologére Gesellschaft vereinigter Schweizer und Glashütter Uhrenfabrikanten Biel, Genf, Glashütte i.Sa.“ .
Auch dieser ungewöhnliche Schritt dürfte sehr wahrscheinlich mit der unwetterbedingten finanziellen Misere und dem neuen Teilhaber Georg Heinrich in Zusammenhang gestanden haben. Georg Heinrich hatte durch seine langjährige Tätigkeit als kaufmännischer Leiter und Vertreter der Firma "A. Lange & Söhne" beste Beziehungen in die Schweiz und hatte als Kapitalgeber wesentlichen Einfluss auf die Firmen- und Modellstrategie. Ob er sogar die Mehrheit der Firmenanteile besaß, ist noch unklar, ist aber aufgrund der Neuausrichtung der Firma und verschiedener anderer Indizien nicht auszuschließen. So nimmt er zum Beispiel nicht an den Feierlichkeiten zum 50. Firmenjubiläum im Jahr 1902 teil. [5]
1902
Anlässlich des 50 jährigen Firmenjubiläums der Firma J. Assmann anfang Oktober 1902 berichtet das Allgemeine Journal der Uhrmacherkunst in zwei Ausgaben recht ausführlich über die Firmengeschichte und die in sehr bescheidenem Rahmen abgehaltenen Feierlichkeiten. Dabei wird auch die Ansprache von Paul Aßmann an die Beschäftigten der Firma, die er in den Wohnräumen der Familie Aßmann, wo die Feierlichkeiten stattgefunden haben, hielt, wiedergegeben. Er sagte u.a. einen recht bemerkenswerten Satz:
"Mit Leib und Seele habe ich, ich möchte sagen von Jugend auf, dem Geschäft angehört und hoffe dies auch weiterhin thun zu können...".
Aus diesem Satz und der Tatsache, dass der Teilhaber Georg Heinrich sich "zufälligt" gerade zu den Feierlichkeiten auf "Dienstreise" befindet, lässt vermuten, dass es um die Firma nicht so gut steht, wie man glauben machen möchte. [5]
1902 - Jubiläumskatalog der Firma J. Assmann
Abschlusszeugnis
der Deutschen Uhrmacherschule für den ältesten Sohn von Paul Aßmann, den am 08. Okt. 1881 geborenen Ernst Aßmann.
Ernst Aßmann besuchte die DUS vom 25. Apr. 1899 bis 10. Mai 1902. Er schloss die Schule mit guten und sehr guten Ergebnissen ab. Während der Zeit seines Ausbildung hat er nachfolgende Schülerarbeiten angefertigt:
Ankergangmodell Schul-Nr. 1237,
Mikrometertaster Schul-Nr. 1257, Zylinderuhr Schul-Nr. 1274, Ankeruhr mit Bügelaufzug Schul- Nr. 1306, Marinechronometer Schul-Nr. 1368.
Diese, seine uhrmacherischen Fähigkeiten kamen allerdings nicht mehr der Firma J. Assmann zu Gute. Ernst Aßmann nahm ein Angebot von Frederik Gruen an und ging in die USA, um dort bis 1950 bei der Firma Gruen eine seinen Fähikeiten entsprechende, herausgehobene Stellung zu bekleiden. Sicher ein herber Schlag für seinen Vater Paul Aßmann, da diese Übersiedlung auf Anraten von Frederik Gruen ohne Wissen der Famile statt fand.
Mit der Mitgliedschaft zur
„Gesellschaft vereinigter Schweizer Uhrenfabrikanten Union Horlogére“
mit Sitz in Biel.
In der Folge wurden ab dem Jahr 1902 auch vermehrt kostengünstig Rohwerke von der Schweizer Firma "Le Coultre & Cie." aus Sentier in einem niedrigen Fertigungsgrad importiert
und mit Komponenten des Glashütter Präzisionsuhrenbaus, wie z.B. mit Breguett-Spiralen, Kompensationsunruhen, und
Schwanenhals- Feinregulierungen, aufgewertet. [7] Gleichzeitig finden sich in diesen Uhren
auch Moustache-Ausgleichsanker mit sichtbaren Paletten in der Glashütter Goldlegierung, aber auch in
Stahl. Vereinzelt wurde auch die Glashütter Hemmung verwendet.
Das Brückenwerk hat 15 Steine und einen Durchmesser von 42,3 mm, entsprechend 19 Linien. Die Werkhöhe beträgt 7,7 mm. Die Werke sind feinkörnig vergoldet.
Links: Rohwerk der Schweizer Firma LeCoultre ohne Hemmungsteile
Rechts: Das von der Firma J. Assmann fein vollendetes Rohwerk mit obligatorischer Assmann-Signatur, Werknummer, Hemmung und Rücker-Feinregulierung.
Das linke untere Bild zeigt den im Werktyp "Fortschritt" verwendeten Moustaschanker nach Moritz Großmann, während beim dem rechten Bild, dass den Ankergang des erst ab 1902 gefertigten Brückenwerkes zeigt, eine in der Schweiz gebräuchliche Form des Gleichgewichtsankers verwendet wurde. Die rötliche Färbung lässt aber auch hier die Sterrometalllegierung vermuten.
Bei den hier gezeigten zifferblattseitigen Werkgestellseiten der von der Firma "J. Assmann" gefertigten Brückenwerke kommt ein Zeigerstell- mechanismus zum Einsatz, der - soweit bisher bekannt - zumindest zweimal einen während der Fertigungsperiode veränderten Konstruktions- mechanismus aufweist.
Brückenwerke der Firma Assmann; Zifferblattseite mit dem Firmensignet "J.A."
Goldene Savonette Taschenuhr der Firma Julius Assmann
Die hier vorgestellte, im Original mit Etui und Garantieschein erhaltene Taschenuhr hat die identische Werk- und Gehäusenummer 17847. Die Uhr wurde
im Jahr 1908 von Friedrich
Bayer jun., dem Inhaber der Elberfelder Farbenfabriken Friedrich Bayer & Co, seinem Patenkind Alexander Wolff zur Konfirmation geschenkt. Bei dem 15- steinigen Ankerwerk der Präzisionsuhr handelt es sich
um ein Rohwerk der Schweizer Firma "Le Coultre & Cie." aus Sentier. Diese speziell für die Glashütter Firma J.
Assmann gefertigten Rohwerke wurden in einem niedrigen Fertigungsgrad importiert und mit Komponenten des Glashütter
Präzisionsuhrenbaus, wie z.B. mit Breguett-Spiralen, Kompensationsunruhen und Schwanenhals-Feinregulierungen, aufgewertet. Da die überwiegende Wertschöfpung in Glashütte realisiert wurde, entsprachen diese Präzisionsuhren auch der sogenannten Glashütte Regel.
Firma J. Assmann Glashütte - Kavalieruhr
Die hier vorgestellte, im Original mit Etui und Garantiekarte erhaltene Kavalieruhr der Firma J. Assmann mit der Werknummer 19544 wurde um das Jahr 1910 gefertigt. Das nummerngleiche aus der Schweiz eingeführte Savonette-Goldgehäuse hat einen Feingehalt von 585/1000. Bei dem 15-steinigen Ankerwerk mit geteilter Dreiviertel-Platine handelt es sich um eine modifizierte Neuauflage des 1895 von der Firma "Gruensche Uhrenfabrikation Gruen & Assmann in Glashütte" für den amerikanischen Markt von dem Schüler der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte Frederik Gruen entwickelten Taschenuhrmodells "Fortschritt". Während der Moustasch-Ankergang mit offenen Paletten beibehalten wurde, verzichtete man auf die Exzenter-Feinregulierung und den Safty Pinion. Dabei könnten patentrechtliche Fragen eine Rolle gespielt haben.
Offener Chronograf der Firma J. Assmann Glashütte
Fa. J. Assmann - Beobachtungs-Chronograph im Silbergehäuse
Der hier vorgestellte Chronograph mit der Werk- und Gehäusenummer 19159 wurde von der Glashütter Firma J. Assmann um 1913 gefertigt. Das Silbergehäuse vom Typ "Jürgens" hat einen Durchmesser von 60 mm und einen Feingehalt von 900/1000. Das Brückenwerk ist mit springendem Minutenzähler, Goldanker, Goldankerrad, großer Glashütter Goldschrau-benkompensations-Unruh und Breguetspirale ausgestattet. Das originale Etui mit Garantiekarte gehört zu diesem Chronographen. Das dreiteilige Emailleblatt hat einen 30 Minutenzähler bei 12 und einen Sekundenzähler bei 6 (Sekunden mit 1/5 Sekundenstrichen). Der äußere Zifferblattring hat sowohl eine Tachymeter-, als auch eine Telemeterskala. Die feinen, angelassenen Stahlbirnenzeiger runden das Gesamtbild ab. Es handelt sich dabei um ein nur sehr selten von der Firma J. Assmann gefertigtes Modell.
Offene Taschenuhr Fa. J. Assmann im Silbergehäuse mit Brückenwerk
Komplett mit originalem Etui und Garantiekarte erhaltene, offene Präzisionstaschenuhr der Firma J. Assmann mit einem Brückenwerk im Silbergehäuse mit einem Feingehalt 935/1000. Die Fertigung von Uhren mit diesen Werken begann bei der Firma J. Assmann erst im Jahr 1902. Die Rohwerke dazu wurden ausschließlich von der Schweizer Firma Le Coultre geliefert und in der Firma J. Assmann fein vollendet. Bei der hier gezeigten Uhr handelt es sich um ein Brückenwerk mit 15 Rubinen, einer Kompensationsunruh mit Goldschrauben, einer Breguetspirale mit Endkurve und einer Hemmung mit Moustaschanker. Das körnig vergoldete Werk wurde ohne Rücker-Feinregulierung gefertigt, was keinen Qualitätsverlust bedeutet, da die Reglage über die dazu vorgesehenen Goldschrauben im Unruhreif erfolgte. Mit der Werk- und Gehäusenummer 14436 handelt es sich um eine der frühesten noch erhaltenen Präzisionstachenuhren der Firma J. Assmann mit einem Brückenwerk, die 1902/1903 gefertigt wurde.
Das Brückenwerk mit Schweizer Rohwerketeilen dieser im Original erhaltenen Assmann Uhr hat die Nummer 16319. Um die sich verstärkende Nachfrage nach preiswerteren Uhren Deutscher Hersteller besser befriedigen zu können, führte die Firma "J. Assmann" als Mitglied der Schweizer Union Horlogère (1900-1904) unter der Leitung des Mitinhabers Georg Heinrich ab 1902 auch Gehäuse und Rohwerkteile aus der Schweiz ein. Neben der traditionellen Glashütter Präzisionsuhrenfertigung mit ¾ Platine und Glashütter Ankergang wurden bis 1914 nach Glashütter Qualitätsmaßstäben vermehrt auch diese preiswerteren Präzisionstaschenuhren gefertigt. Dabei ging man, wie bei dem vom amerikanischen DUS Schüler Frederik Gruen entwickelten und 1895-1897 bei J. Assmann gefertigten Werkkaliber „Fortschritt“, von dem bis dahin obligatorischen Glashütter Ankergang ab und verwendete verschiedene Varianten des Moustasche-Ausgleichsankers mit offenen Paletten. Ob dabei auch das von Moritz Großmann Mitte der 1860 Jahre in die Glashütter Fertigungstechnologie eingebrachte Sterrometall verwendet wurde, ist derzeit noch nicht geklärt.
1903
Mit dem Beitritt zur "Union horlogère" zog sich die Firma den Unmut von großen Teilen, der im Deutschen Uhrmacher-Bund vereinten Deutschen Uhrmacher zu. In der aggressiven Art und Weise, wie die Union Horlogère auf den Deutschen Markt drängte, wurde als ein gesetzlich verbotener, unlauterer Wettbewerb angesehen und dessen Beendigung gefordert. [16]
Dass die Mitgliedschaft der Firma Assmann in der "Union horlogére" aufgrund des unlauteren Wettbewerbs der "Union horlogére" in Deutschland bei den im Deutschen Uhrmacher-Bund organisierten Uhrmachern Unmut auslöste, bekommt die Firmenleitung sehr schnell zu spüren.
Auch die Signatur „Union Horlogère J. Assmann Glashütte i/Sa.“
auf dem Zifferblatt und der ¾ Platine einer Glashütter Präzisionstaschenuhr dürfte wohl ebenfalls dazu beigetragen. Unter Androhung die Produkte der Firma zu boykottieren wird der Austritt der Firma aus der "Union horlogére" gefordert. Diesem Druck gaben die Firmeninhaber im Jahr 1903 nach und gaben bekannt, unter Einhaltung der Kündigungsfrist am 1. April 1904 ihren Mitgliedschaft zu beenden. Wie wichtig der Union Horlogére eine Verbindug mit dem geschäftsfördernden Namen Glashütte war, geht aus einem Artikel der Deutschen Uhrmacher-Zeitung von 15. Dezember 1903 eindeutig hervor. [8];[16]
Goldene TU der Firma J. Assmann unter der Marke "Union Horlogere"
Die ungewöhnliche Signatur "Union Horlogère" von Werk und Zifferblatt erklärt sich aus dem vorübergehenden Beitritt der Firma J. Assmann zu der Schweizer Uhrmachergenossenschaft Union Horlogère zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das 16-steinige Werk vom Kaliber 43 hat eine original Glashütter Gangpartie mit Breguetspirale und Rücker-Feinregulierung. Auffällig ist eine ungewöhnliche Fräsung der Zähne der Aufzugsräder und der nach Schweizer Art ohne "Kragen" fest gefassten Lagersteine. Das 14 ct. Rotgoldgehäuse vom Typ Lucia ist mit der Deutschen Reichskrone, dem Feingehaltsstempel sowie der Nummer 14380 gepunzt. Werk- und Gehäusenummer stimmen überein.
1904 - Die Firma J. Assmann verlässt die Union Hologére
Am 15. April 1904 lässt die Firma Assmann in der Fachpresse mitteilen, dass sie mit Wirkung zum 1. April 1904 nicht mehr Mitglied der „Gesellschaft vereinigter Schweizer Uhrenfabrikanten Union Hologére“ mit Sitz in Biel ist. Hintergrund der Entscheidung dürften die aus Sicht der deutschen Uhrmacherschaft unlauteren Wettbewerbspraktiken der Vereinigung gewesen sein. Es bestand die Gefahr, dass sich diese geschäftsschädigend auswirken könnten und der gute Ruf der Firma Assmann dadurch beschädigt würde. Dazu erscheint in der Fachpresse folgende Nachricht:
„Eine Mitteilung der Firma J. Aßmann in Glashütte wird nicht verfehlen, bei unseren Lesern große Genugtuung hervorzurufen. Die genannte Uhrenfabrik setzt uns in Kenntnis, daß sie sich seit dem 1. April nicht mehr als Mitglied der Gesellschaft vereinigter Schweizer Uhrenfabrikanten (Biel) betrachtet. Wir bitten unsere Leser, hiervon Vormerkung nehmen zu wollen." [9]
Im Preiskatalog von 1906 bewirbt die Firma "J. Assmann" eine neue Assmann Kavalier-Uhr mit einem neuen Assmann Ankerwerk Marke "Fortschritt". Das Werk, Kaliber 43 in der ersten Qualität ausgeführt, hat einen Stahlankergang mit offenen Paletten und eine Chronometerunruh mit goldenen Regulierschrauben. Es handelt sich dabei um eine Modifikation des Werkes vom Typ "Fortschritt", welches der aus den USA stammende Absolvent der Deutschen Uhrmacherschule, Frederik Gruen, 1893/94 in Zusammenarbeit mit Paul Aßmann entwickelt und ab Januar 1895 gefertigt hatte. Die modifizierten, vergoldeten Werke wurden zwar mit einer Glashütter Rücker-Feinregulierung (Schwanenhals) ausgestattet, aber nicht mit einer Glashütter-Hemmung. Es wurde, wie bei den Assmann Brückenwerken, eine Schweizer Hemmung mit Moustachausgleichsanker und offenen Paletten verwendet. Gegenüber dem originalen Werktyp "Fortschritt" fehlte auch noch der Sicherheitstrieb Safty Pinon und die spezielle Feinregulierung.
Bei der hier vorgestellten Savonett-Taschenuhr mit nachträglich aufgebrachter 24-Stunden Teilung auf dem Zifferblatt, handelt es sich um eine Neuentwicklung der Firma J. Assmann, die diese Modelle mit geteilter 3/4 Platine 1905 auf den Markt gebracht hatte. Die 19-linige, Werkausführung lehnt sich eng an die "Gruen - Assmann'schen Werke" aus der zweiten Hälfte der 1890-Jahr an, die ausschließlich für den Amerikanischen Markt gefertigt wurden. Zum Einsatz kommt hier nicht die klassische Glashütter Hemmung, sondern ein Moustaschanker und ein Gangrad, beides aus hochwertigem Stahl gefertigt. Eine Glashütter-Chronometerunruh mit Regulierschrauben aus Gold, in Verbindung mit einer gehärteten Breguet-Spirale und der Glashütter Rücker-Feinregulierung vervollkommnen die hochwertige Gangpartie, die für exelente Gangwerte sorgt. Dem Trend der Zeit entsprechend wurde das Werk flacher, als die üblichen Glashütter Taschenuhrwerke konstruiert. In den verschiedenen Ausführungen kosteten die Uhren die für die damalige Zeit stolze Summe von 160,- bis 400,- Goldmark.
Offene Taschenuhr der Firma Julius Assmann Werknummer 15262
Die hier gezeigte offene Taschenuhr der Glashütter Firma Julius Assmann wurde um das Jahr 1907 gefertigt. Das 15-steinige Ankerwerk mit Dreiviertelplatine, dem Glashütter Ankergang mit Kompensationsunruh, Breguetspirale und Schwanenhals-Feinregulierung ist körnig vergoldet. Interessant ist hier, dass die Funktionssteine in der Platine nicht mehr in der traditionellen Glashütter Art, sondern nach Schweizer Art fest gefasst wurden. Das zweiteilige, weiße Emaillezifferblatt hat römische Ziffern und einen stahlblau angelassenen Zeigersatz. Das silberne Gehäuse mit Goldscharnieren wurde, wie die Deckelpunzen belegen, mit einem Feingehalt von 935/1000 für die Firma Assmann in der Schweiz gefertigt. Die Bodengravur mit Wappen und Krone belegt, dass die Uhr in Adelsbesitz war.
Bei der hier gezeigten Taschenuhr der Firma „J. Assmann“ mit der Werknummer 15882 handelt es sich um eine Sonderanfertigung aus dem ersten Dezennium des 20. Jahrhunderts, wie sie nicht nur für die alteingesessene und bekannte Berliner Firma Löbner, die 1912 ihr 50-jähriges Bestehen feiern konnte, sondern auch für andere Kunden gefertigt wurden. Die Zifferblattbeschriftung und die Signatur „In Glashütte besonders gefertigt für… .“ auf der Dreiviertelplatine lassen zwar auf den ersten Blick eine eindeutige Zuordnung nicht zu, aber die obligatorische Firmenprägung „J.A“ auf der Zifferblattseite des Werkgestells, verrät den Hersteller dann doch. Dass dabei, abweichend von der Standardfertigung, auch auf besondere Kundenwünsche eingegangen wurde, beweist in diesem Falle, dass nicht wie üblich komplett in Gold oder Silber, sondern teilweise in Plaque gefertigte Gehäuse. Der Absatz der sehr teuren Glashütter Präzisionsuhren war nie ganz leicht gewesen und so war der Kunde „König“. Da wurden schon mal Sonderwünsche, die hinsichtlich der Werk- oder/und Gehäuseausführung von der Standardausführung in preiswerte, aber auch teuerere Richtung abwichen, geäußert und auch erfüllt.
1908- Ein altes Modell im neuen Gewand
Bei dem Assmann-Kavalier-Werk "Marke Fortschritt" handelt es sich um eine Modifikation des Werkes, welches der aus den USA stammende Absolvent der Deutschen Uhrmacherschule, Frederik Gruen, 1894 in Zusammenarbeit mit Paul Aßmann entwickelt und gefertigt hatte.
TU Assmann 16529, sogenanntes Ankerchronometer ca. 1908
1909
Die Firma" J. Assmann Präzisionstaschenuhrenfabrik" beendet zum 31.12.1909 ihre Mitgledschaft in Uhren-Grossistenverband.[17]
Rechnung der Firma J. Assmann Glashütte vom 16. Okt. 1909
1911- Ein tiefer Einschnitt in der
Fimengeschichte.
Am 1. Juni 1911 starb in Glashütte der am 28. August 1854 in Glashütte geborene Uhrenfabrikant und Mitbegründer der Uhrmacherverbindung "Urania" Glashütte [10], Paul Aßmann, Sohn von Julius Aßmann, nach langer, schwerer Krankheit im Alter von nur siebenundfünfzig Jahren. Er hinterlässt außer seiner Witwe noch vier Söhne und eine Tochter. Bemerkenswert und außergewöhnlich war, dass weder der älteste Sohn Ernst Aßmann, der in den USA bei der Firma Gruen in herausgehobener Stellung tätig war, noch der ebenfalls als Uhrmacher ausgebildete Sohn Fritz Aßmann als selbständige Unternehmer in die Firma J. Assmann eintraten und der Teilhaber Georg Heinrich die Firma J. Assmann als Alleineigentümer weiterführt. Das stützt die bereits erwähnte Vermutung, dass er Mehrheitseigner war und die Geschicke der Firma seit 1897 wesentlich bestimmt hatte.
1912 - Überregionale Werbeanzeigen
1913
1913 verklagte die Firma "A. Lange & Söhne", allerdings erfolglos, neben der "Union Horlogère" auch die Firma "J. Assmann", die seit 1911 ihrem ehemaligen kaufmännischen Leiter und Vertreter Georg Heinrich allein gehörte, wegen unlauteren Wettbewerbs. In dieser Sache schrieb Georg Heinrich einen Brief an Herrn Kommerzienrat Emil Lange, worauf sich ein hoch interessanter Briefwechsel mit verschiedenen Personen und Institutionen entwickelte. Diesen Briefwechsel geben H.-J. Kummer und H. Dittrich in ihrem Buch "Ludwig Strasser - Ein Uhrenfachmann aus Glashütte - Präzisionsuhren aus Sachsen" in chronologischer Reihenfolge übersichtlich wieder. [12]
Bei der hier vorgestellten Savonette der Glashütter Firma J. Assmann mit einem originalem Etui sind zwei Besonderheiten zu erkennen. Bei dieser 15-steinigen Uhr mit dem von der Schweizer Firma Le Coultre besonders für die Firma J. Assmann gefertigten Brückenwerk wurde nicht wie ansonsten üblich eine Schweizer Ankerhemmung mit offenen Paletten und Mustaschanker, sondern die in Glashütte übliche Glashütter Hemmung mit verdeckten Paletten verwendet. Bei dem Savonettegehäuse handelt es sich nicht um ein massiv goldenes, sondern um ein Walzgolgehäuse mit einer Goldauflage von 40 Mikrometer, was an der Punzierung einer 25-jährigen Garantiezeit auf der Innenseite der Cuvette erkennbar ist. Da zwar die Gehäusenummer mit der Werknummer identisch ist, im Gehäuse aber keine Assmannpunze vorhanden ist, ist nicht gesichert, ob es sich um das Originalgehäuse handelt.
1914
Geraume Zeit vor und während des 1. Weltkrieges hatten offene, marine Beobachtungsuhren im Silbergehäuse mit einer deutlich größeren, kleinen Sekundenanzeige eine gute Konjunktur. Bei der hier vorgestellten Taschenuhr mit originalem Etui handelt es sich um eine solche. Auch die seit 1911 im alleinigen Eigentum von Georg Heinrich befindliche Glashütter Firma J. Assmann war in dieses Geschäft eingestiegen. Sie verwendete dazu Rohwerke, die extra für sie von der Schweizer Firma Le Coultre angefertigt wurden. Die in Glashütte fein vollendeten und remontierten Werke waren im Gegensatz zu den Assmann/Gruen-Werken, die einen Moustaschanker nach Moritz Großmann hatten, mit einem Schweizer Moustaschanker ausgestattet. Man findet sie teilweise mit, aber auch ohne Rücker-Feinregulierung. Um die geforderte bessere Ablesbarkeit des Zifferblattes zu gewährleisten, wurde für das 19-linige Werk extra größere, ebenfalls aus der Schweiz eingeführte, offene Silbergehäuse mit einem Feingehalt von 900/1000 verwendet.
1914-1917
Der Beginn des ersten Weltkrieges brachte die Uhrenfertigung in Glashütte fast vollständig zum Erliegen. Auch Mitarbeiter der Firma J. Assmann leisteten Kriegsdienst. So war zu erwarten, dass auch bei der Firma J. Assmann Opfer zu beklagen waren. Der Tod von Spezialisten handwerklicher Arbeit trifft die kleinen Spezialbetriebe der Uhren- und Fourniturenfertigung besonders hart, so dass an eine kontinuierliche Fertigung von Taschenuhren nicht zu denken ist. In fast allen Firmen wurde die Fertigung auf feinmechanische Teile für die Kriegsindustrie, wie zum Beispiel Zünder für Geschosse, Minen usw., umgestellt. Eine 1917 in Glashütte ins Leben gerufene Kriegsindustriezentrale koordinierte und vergab diese Aufträge.
Goldene Savonette Taschenuhr der Firma J. Assmann Glashütte
Die hier vorgestellte goldene Savoneete Taschenuhr mit der Werk- und Gehäusenummer 22430 der Glashütter Firma J. Assmann ist im Original mit Etui und Garantiekarte erhalten. Sie war am 19. Dezember 1916, mitten im 1. Weltkrieg, ein elterliches Hochzeitsgeschenk an den Sohn. Die Uhr wurde noch in der traditionellen Glashütter Weise, mit Dreiviertel-Platine, Gold-Ankeremmung, Goldschrauben-Kompensationsunruh mit gehärteter Breguespirale in in der ersten Qualität mit 20 Steinen, zum Teil in geschraubten Goldchatons gefertigte. Nur sehr selten findet man heute noch komplette Set's, die sich nach über einhundert Jahren in einem solch hervorragendem Erhaltungszustand befinden, das sie das Herz eines jeden Sammlers höher schlagen lassen.
Unter dem harten Druck der Kriegsereignisse bringt der alleinige Eigentümer Georg Heinrich 1917 die Firma J. Assmann als Zweigniederlassung in die Thüringer Uhrenfabrik Edmund Herrmann AG ein. [15]
Zum weiteren Verlauf der Firmengeschichte gelangen Sie >> hier <<.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
[1] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 14 v. 15. Juli 1897 S. 285
[2] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 9 v. 1. Mai 1901 S.138
[3] Uhrenfabrik Julius Assmann, Glashütte in Alte Uhren und moderne
Zeitmessung Nr. 2 1987, S. 13-19
[4] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 52 v. 27. Dez. 1901
S. 415-416
[5] Allgemeines Journal der Uhrmacherhunst Nr. 23 v. 15. Okt. 1902
S. 232
[6] Allgemeines Journal der Uhrmacherhunst Nr. 23 v. 1. Dez 1897
4. Beilage
[7] Ludwig Strasser – Ein Uhrenfachmann aus Glashütte
– Präzisionsuhren aus Sachsen von Hans-Jochen Kummer
und Herbert Dietrich; Callway, Mai 1998 S. 96-97
[8] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 24 v.15. Dez.1903 S. 409-410
[9] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 8 v. 15. April 1904 S. 113
[10] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 18 v. 15. Sept. 1904
S. 254
[11] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 15 v.1. Aug. 1912
3. Beilage
[12] Ludwig Strasser – Ein Uhrenfachmann aus Glashütte
– Präzisionsuhren aus Sachsen von Hans-Jochen Kummer
und Herbert Dietrich; Callway, Mai 1998 S. 93-98
[13] "Saxonia" Heft 12 April 1914, Organ des Alte Herren-Verbandes
der Schülervereinigung Saxonia an der Deutschen Uhrmacherschule
zu Glashütte in Sachsen.
[14] Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst Nr. 5 v. 1. März 1917 S. 38
[15] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 45 v. 7. Nov. 1918 S. 272
[16] Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr. 20 v. 15. Okt. 1903 S. 346-348
[17] Leipziger Uhrmacher-Zeitung Nr. 21 v. 1. Nov. 1909 S. 345