Nomos-Uhr-Gesellschaft Guido Müller & Co. in Glashütte 1906 - 1910

Zifferblattsignatur der Firma
Zifferblattsignatur der Firma

Am 1. November 1906 ist im Handelsregister Blatt 158 „die offene Handelsgesellschaft in Firma Nomos-Uhr-Gesellschaft Guido Müller & Co. in Glashütte, und als deren Gesellschafter Clemens Guido Müller und Karl Nierbauer, beide in Dresden, eingetragen worden.“

Als Geschäftszweck war die Herstellung und der Vertrieb von Uhren angegeben.

Der Schweizer Fabrikant der NOMOS-Uhren

Die Schweizer Firma "Rhetia Watch Co." Guy & Cie in Chaux-de-Fonds verkauft und liefert die Uhren ihrer Marke "Rheti" unter dem Namen "Nomos" an die "NOMOS-UHR GESELLSCHAFT GUIDO MÜLLER & Co. GLASHÜTTE i/S"

Schweizer Fabrikant der NOMOS-Uhren
Nomos.pdf
Adobe Acrobat Dokument 474.0 KB
Stellung der Glashütter Taschenuhrfabrikanten zu "NOMOS"
LUZ 1908 Nr.1 Zur Nomos Werbung.pdf
Adobe Acrobat Dokument 605.3 KB

Obwohl eindeutig Belegt ist, dass die Uhren der Gesellschaft mit Glashütter Uhren nichts zu tun hatten, sollte diese Seite zwecks Aufklärung der gelegentlich in dieser Frage noch auftretender Irrtümer,  auf der Webseite www.glashuetteuhren.de, verbleiben

AJU März 1908
AJU März 1908

AJU - 1908

"System Glashütte" - Unechte Glashütter Uhren
Stellungnahme des „Central-Vorstandes der Deutschen Uhrmacher“ im Allgemeinen Journal der Uhrmacherkunst 1908 zu den unechten Glashütter Uhren die die Versandgesellschaft Nomos – Guido Müller & Co. unter dem Synonym „ System Glashütte“ von Glashütte aus vertreibt.
Unechte Glashütter Uhren.pdf
Adobe Acrobat Dokument 917.6 KB

Damentaschenuhr der Glashütter Firma "Nomos" im Silbergehäuse

Diese zwischen 1907 und 1910 gefertigte 16-steinige Damentaschenuhr mit Breguetspirale und werkseitig geschraubten Chatons hat für diese Kalibergröße (32 mm) eine recht seltene Rücker-Feinregulierung. Sie wurde in ein zu dieser Zeit sehr modernes Niello bez.. Tula-Silbergehäuse eingeschalt und später, durchaus nicht ungewöhnlich, zu einer Armbanduhr  umfunktioniert. Die "Nomos-Uhr-Gesellschaft Guido Müller & Co. in Glashütte" liess ihre Uhren  in Chaux-de-Fonds in der der Schweiz fertigen. Ob, inwieweit und in welchem Umfang überhaupt Arbeiten an den Uhren in Glashütte erfolgten, ist derzeit nicht bekannt. Die modernen, weitgehend  industriell gefertigten Modelle konnten so wesentlich preiswerter hergestellt werden, als das mit der herkömmlichen auf dem Glashütter Verlagssystem basierenden, traditionell handwerklichen Fertigung der Glashütter Uhrenfabriken möglich war. Die mehr auf Zweckmäßigkeit als auf höchste Präzision ausgerichtete Modellstrategie der Firma Nomos veranlasste die Firma "A. Lange & Söhne" zu einer Klage gegen die Firma Nomos. In der Hauptsache ging es darum der Firma Nomos nicht zu gestatten ihre Uhren als "Glashütte Uhren" zu bezeichnen, mit "Neues System Glashütte" zu signieren und damit zu werben. Die gerichtliche Auseinandersetzung endete am 10. Mai 1910 mit einem Vergleich, in dessen Ergebnis sich Nomos aus Glashütte zurückzog.

Die Firma vertrieb von Glashütte aus eingeführte Schweizer Taschenuhren der Firma Rhetia Watch & Co., in Chaux de Fonds.

Auf den Zifferblättern war sowohl der Markennahme „Nomos“ als auch die Ortsbezeichnung „Glashütte“ aufgebracht. Auf der Cuvette, dem Staubdeckel der Taschenuhr, war die Bezeichnung „Neues System Glashütte, Nomos Glashütte“ eingraviert.

 

NOMOS - Beschriftung des Gehäusedeckesl & Werkausführung

"Neues System Glashütte"

Diese Kennzeichnung  war u. a. ein Grund für die gerichtliche Auseinandersetzung
Diese Kennzeichnung war u. a. ein Grund für die gerichtliche Auseinandersetzung
NOMOS - Werkausführung "Neues System Glashütte"
NOMOS - Werkausführung "Neues System Glashütte"
Nomos Damentaschenuhrwerk Nr. 075658 um 1910 mit geschraubten Chatons und Rückerfeinregulierung
Nomos Damentaschenuhrwerk Nr. 075658 um 1910 mit geschraubten Chatons und Rückerfeinregulierung
Nomos Werbekatalogteil - Damentaschenuhren
Nomos DaTU.pdf
Adobe Acrobat Dokument 4.4 MB

Da diese Uhren beim Käufer den Eindruck erweckten, dass es sich dabei um eine in Glashütte handwerklich hergestellte, hochqualitative Taschenuhr handeln würde, die noch dazu für weniger als die Hälfte des Preises, was normalerweise eine Glashütter Uhr kostete, zu bekommen war, war ein Rechtstreit mit den alt eingesessenen renommierten Firmen A. Lange & Söhne, J. Assmann und Dürrstein & Comp. absehbar.

Werbeanzeige von 1908 aus der Zeitschrift "Jugend"
Werbeanzeige von 1908 aus der Zeitschrift "Jugend"
Quelle: Leipziger Uhrmacher-Zeitung Nr.16 v.15.08.1909 S.246
Quelle: Leipziger Uhrmacher-Zeitung Nr.16 v.15.08.1909 S.246

Im März 1908 wurde dann auch wegen Verstoßes gegen §16 des Warenzeichengesetzes und § 4 des Wettbewerbsgesetzes Strafanzeige beim Königlichen Landgericht Dresden gestellt. Antragsteller waren, vertreten durch ihren Anwalt, Kommerzienrat Friedrich Emil Lange, Adolf Otto Lange, beide in Glashütte und Inhaber der Firma A. Lange & Söhne, Paul Assmann, Georg Heinrich, beide in Glashütte, als Inhaber der Firma J. Assmann und Frau Lina Dürrstein in Dresden, Inhaber der Firma Dürrstein & Comp, mit dem Hauptsitz in Dresden-A., Waisenhausstraße 27 und der Zweigniederlassung Glashütter Uhrenfabrik Union Dürrstein & Comp. in Glashütte.

 

Gegen die Folgen dieser Strafanzeige wehrte sich die Nomos-Uhr-Gesellschaft indem sie vorbrachte, dass keine der renommierten Glashütter Uhrenhersteller ohne Importe von Uhrenteilen oder Komponenten aus der Schweiz auskam und es damit auch keine „rein“ Glashütter Taschenuhr gäbe.

 

Nach den vorangegangenen gerichtlichen Auseinandersetzungen kam es dann in der Folge auf Antrag der Nomos-Uhr-Gesellschaft am 27.12.1910 zu Vergleichsverhandlungen, die am 10.05.1910 mit dem Abschluss eines Vergleiches endeten.

 

Da Nomos sich verpflichtet hatte bei den von ihnen vertriebenen Uhren nicht mehr den Anschein zu erwecken, dass sie in Glashütte hergestellt worden wären, war ein entscheidender Wettbewerbsvorteil und die damit verbundene Gewinnerwartung hinfällig.

 

Damit endet 1910 die Glashütter Geschichte der Nomos-Uhr-Gesellschaft Guido Müller & Co.

 

1910 Das Ende der Nomos-Prozesse - ein Vergleich mit der Firma A. Lange & Söhne
Vergleich Nomos Lange.pdf
Adobe Acrobat Dokument 5.3 MB
Chronologie der Auseinandersetzung der Deutschen Uhrmacherschaft mit der Firma Nomos-Uhr-Gesellschaft Guido Müller & Co. in Glashütte
Auf dem 4. Bundestag des Deutschen-Uhrmacherbundes vom 10. bis 13. August 1907 in Berlin beginnt eine jahrelange, öffentlich geführte Auseinandersetzung der Hersteller Glashütter Präzisionsuhren und der im Uhrmacherbund zusammengeschlossenen Deutschen Uhrmacher einerseits und der anfänglich in Glashütte ansässigen Firma „Nomos-Uhr-Gesellschaft Guido Müller & Co. in Glashütte“ andererseits. Im Wesentlichen geht es um die Frage was sich „Glashütter Präzisionsuhr“ nennen darf und was nicht. Mit aggressiven Werbemethoden und verhältnismäßig moderaten Preisen versuchte die Firma Nomos mit Uhren Schweizer Herkunft, nicht ohne Erfolg, mit dem Attribut „Hersteller Glashütter Präzisionsuhren“ den etablierten Glashütter Firmen Marktanteile abzuringen. Auch bei der Deutschen Uhrmacherschaft stieß diese Firmenstrategie auf Unbehagen, standen sie doch dadurch in dem Ruf Glashütter Präzisionsuhren zu ihrem Vorteil ihren Kunden erheblich überteuert anzubieten.
DUZ zu Nomos 1907 bis1911.pdf
Adobe Acrobat Dokument 58.4 KB

siehe dazu auch "Glashütte Regel"

Einen weiteren ausführlichen Beitrag mit weiteren interessanten Details dazu finden Sie hier.

Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen entsprechend ergänzt.

Literatur:

  • Deutsche Uhrmacher-Zeitung Jahrgang 1909 -1910
  • Leipziger Uhrmacher-Zeitung Nr.16 v.15. August 1907 Titelseite
  • Nomos-Uhr-Gesellschaft Guido Müller & Co. Autor: Jörg Hein, Berlin Fachzeitschrift „Alte Uhren und Zeitmessung“ Heft 1/91
  • Reichsgesetz Warenbezeichnungen, Gesetz zum Schutze der Warenbezeichnung, 12. Mai 1894 (an Stelle des Markenschutzgesetzes getreten); ergänzt durch Gesetz betreffend den Schutz von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen auf Ausstellungen, 18. März 1904..
  • Reichsgesetz Unlauterer Wettbewerb, Gesetz zur Bekämpfung des unlautern Wettbewerbs, 27. Mai 1896.
  • Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980 : Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten; Autor: Hans Heinrich Schmid; Herausgeber: Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V.; ISBN 3927987913
  • „Die Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie“  Autor Ing. Helmut Klemmer u. Edith Klemmer, Fachzeitschrift: Uhren und Schmuck 1/1979 bis 4/1980 

 

 

 

Aktualisiert 20.11.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild mit Video hinterlegt

Google Übersetzer

Ankergang
Ankergang

Besucherzähler

Counter