Über den genauen Termin der Gründung der ersten Firma von Ernst Kasiske gibt es zur Zeit noch eine unterschiedliche Quellenlage. Wärend ein Teil der Veröffentlichungen von 1890 ausgeht, nennen andere Quellen das Jahr 1898. Beide Angaben sind mangels Quellenangaben nicht verifizierbar. Welches Jahr zutrifft oder ob gar noch ein anderes Jahr zu nennen ist und wie die korrekte erste Firmenbezeichnung lautet, ist z.Z. noch Gegenstand weiterer Recherchen.
Die Anzeige von 1904, die Ernst Kasiske 1894 als "Rentier" nennt, legt nahe, dass die Gündung seiner Uhrenfirma nicht 1890 stattgefunden hatte.
Der aus Zanow, Hinterpommern, stammende Ernst Ferdinand Julius Kasiske war mit der Schülernummer 186 vom 01. Oktober 1883 bis 31. März 1885 Schüler der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte. Als Schülerarbeit fertigte er mit der Nr. 261 eine offene Ankertaschenuhr im Silber-gehäuse, Kaliber 43 (mm), mit Chronometerunruh. Nach 1885 vermutlich bis etwa 1890 war er als Regleur in der Firma A. Lange & Söhne beschäftigt. Vermutlich um 1897 machte er sich mit einer eigenen Firma selbständig. In seiner Firma wurden zuerst nur Präzisionstaschenuhren Glashütter Bauart in hoher Qualität gefertigt. Dabei kamen ihm seine Berufserfahrung und seine Fähigkeiten, die er sich als Regleur bei der Firma Lange angeeinet hatte, zu Gute. Um die Jahrhundertwende wurden in der Firma auch Seechronometer gefertigt.
1901 wurde eine neue Firmenbezeichnung im Handelsregister
eingetragen.
Am 21. Juni 1901 veröffentlicht das Allgemeine Journal der Uhrmacherkunst die Umbenennung der Firma von Ernst Kasiske im Handelsregister.
Dass die Präzisionsuhren-Fabrik von Ernst Kasiske zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstklassige Präzisionstaschenuhren fertigte, bewies sich auf der 1902 stattgefundenen Oberlausitzer Industrieausstellung in Zittau. Die Produkte der Firma wurden mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Das Ernst Kasiske mit seinen Fähigkeiten, als Uhrmacher, Regleur und Unternehmer allgemein annerkannt war, drückt sich auch darin aus, dass er von 1895 bis 1919 mehr als zwei Jahrzehnte ununterbrochen in den Aufsichtrat der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte gewählt wurde und dort im Wohnungsausschuss ehrenamtlich tätig war.
Ausgangs des 19. Jahrhunderts mit der Werk- und Gehäusenummer 0272 gefertigtes, matt vergoldetes Pfeilerwerk mit 16 Steinen, ¾ Platine und Glashütter Hemmungspartie – Goldanker u. Goldankerrad, große Bimetall-Kompensationsunruh mit Regulierschrauben, angelassener Bregutespirale mit Endkurve nach Philips, Rücker-Feinregulierung Schwanenhals, Glashütter Sonnenschliff auf Kron- und Sperrad.
14 Karat Rosé-Goldgehäuse, Sprungdeckel mit verschlungenen Schmuckmonogramm „CR“, weißes Emailtifferblatt mit Signatur „SUEVIA Glashütte b/ Dresden.
Die hier vorgestellte, 15-steinige, goldene Savonette-Taschenuhr mit der Werk- und Gehäusenummer 284 wurde in der Glashütter Präzisions-Taschenuhren-Fabrik von Ernst Kasiske vermutlich um 1900 gefertigt. Mit der dreistelligen Werknummer handelt es sich dabei um eine der frühesten bekannten Taschenuhren von Ernst Kasiske. Da die Firma von Ernst Kasiske nur wenige Jahre existierte, wurde auch nur eine geringe Anzahl von Präzisionstaschenuhren gefertigt. Die Anzahl der Uhren dürfte den vierstelligen Bereich nicht erreicht haben. Insofern ist es schon etwas Besonderes, eine solche Taschenuhr in einer Sammlung zu haben.
Als einer der kleineren Glashütter Uhrenfabrikanten, machte sich Ernst Kasiske, ein ehemaliger Regleur der Firma A. Lang & Söhne, in den 1890er Jahren selbständig. Die Werkstatt befand sich auf seinem Grundstück, unweit der Firma J. Assman. Über den Fertigungsumfang während seiner selbständigen Werkstatt, die bis 1904 bestand, ist noch sehr wenig bekannt. Bei der hier gezeigten TU in einem von der Schweiz eingeführten Savonette Gehäuse mit einem Feingoldgehalt von 750/1000, mit der Werk und Gehäusenummer 1158, handelt es sich um eine in der ersten Qualität ausgeführte Glashütter Präzisionstaschenuhr. Das 20-linige ¾ Platinenwerk ist noch mit der traditionellen Glashütter Goldankerhemmung ausgestattet. Bei den 20 Steinen inklusive einem Diamantdeckstein, geschraubte Golchatons einschließlich dem für den Deckstein des Lagers des Ankerwellenzapfens auf dem Ankerkloben, handelt es sich ebenso um Merkmale der ersten Fertigungsqualität, wie bei den Goldschrauben der Kompensationsunruh und der mit Endkurven nach Philipp versehenen Breguetspirale. Eine Werkverglasung rundet zusätzlich das Bild der hohen Fertigungsqualität dieser seltenen Uhr ab. Die von Ernst Kasiske auf der Basis des Glashütter Verlagssystems in der traditionellen, handwerklichen Bauweise gefertigten Präzisions- taschenuhren brauchen einen Vergleich mit denen der Firma A. Lange & Söhne nicht scheuen.
Ankerchronometer im offenen Silbergehäuse Werknummer 1170 von Ernst Kasiske; zweiteiliges Emailzifferbatt, römische Ziffern, stahlblau angelas- sene Birnenzeiger, 19 Rubine, 5 davon in Goldchatons, handgravieter Unruhkloben mit Rücker- feinregulierung, 1 Diamant- deckstein für den Lochstein des Unruwellenzapfens, ¾ Platinenwerk Kaliber 46, Glashütter Goldanker- hemmung, Chronometer- unruh 19,5 mm Durch- messer, Stahl-Breguet- spirale. Glashütter Sonnen- schliff auf den Aufzugs- rädern.
Bekannte Zifferblattsignaturen:
Die Werksignatur der Uhren Besteht aus einem auf die Platine geprägten, stilisierter Kompensationsunruhreif mit Gewichtsschrauben und der innen liegenden Inschrift: ERNST KASISKE GLASHÜTTE
Die nachfolgende Tabelle ist im Aufbau befindlich. Hinweise mit verifizierbaren Angaben und Bildmaterial zur Ergänzung und Vervollkommnung der Tabelle zur Erfassung noch existenter Taschenuhren der Firma Richard Glaeser sind immer willkommen.
15-steiniges Kasiske Werk Nr. 1119 ohne Feinregulierung für offene TU
Dass Ernst Kasiske ständig nach Neuem suchte, was der Verbesserung seiner Produkte und schlussendlich auch der Ertragslage seiner Firma diente, wird in einer Reihe von Erfindungen deutlich, für die er Gebrauchsmusterschutz erhielt.
Noch bei der Werknummer 1158 verwendet Ernst Kasiske die traditionelle Glashütter Ankerhemmung mit ca.8 karätigen gehämmerten Goldanker und Goldankerrad.
Der durch den Gebrauchs- mustereintrag geschützte Ankergang von Ernst Kasiske sieht zwar dem bekannten Glashütter Ankergang, der an der Unterseite der Eingangs- klaue des Ankers einen durch eine Bohrung in der Gestellplatte gehenden Stift hat, der den Ankerweg begrenzt, sehr ähnlich, war aber ein patentrechtlich geschützter, eigenständiger Ankergang.
Im Sommer wird Ernst Kasiske vom Aufsichtsrat der von Berliner Industriellen neu gegründeten „Glashütter Präzisionsuhren-Fabrik, Aktiengesellschaft“ in Glashütte zum angestellten Vorstand bestellt. Ernst Kasiske hatte dem Konsortium zwar sein Grundstück für den Fabrikstandort verkauft, wurde aber kein Anteilseigner der neuen, ersten maschinell eingerichteten Glashütter Taschenuhren-Fabrik mit Kraftbetrieb und eigener Gehäusefabrikation, die auch nicht mehr auf die "Glashütter Hausindustrie" angewiesen war.
Die Glashütter Präzisions-Taschenuhren-Fabrik Ernst Kasiske wurde geschlossen.
1922 verliert sich die Spur von Ernst Kasiske. Seine ehemalige Villa ist inzwischen Verwaltungssitz der Deutschen Präzisionsuhren Fabrik e. G. m. b. H. Glashütte, der ersten Deutschen Uhrmachergenossenschaft, die Uhren fertigte.
1937 - Der nachstehende Artikel belegt, dass die Kasiske-Villa bereits um
1887, lange vor der Firmengründung der Uhrenfabrik von Ernst
Kasiske gebaut wurde.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges starb Ernst Kasiske im August 1945, im Armenhaus von Pirna und wurde dort auch anonym beerdigt.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen entsprechend ergänzt.