Moritz Großmann war neben Ferdinand Adoph Lange bis zu seinem Tod im Januar 1885 der innovativste Fabrikant der Glashütter Uhren- und Fein- mechanischen Industrie.
Ständig auf qualitative Verbes- serung und preiswertere Fertigung der Produkte seiner Firma bedacht, experimentierte er mit den verschiedensten Materialien. Bei der Konstruktion und Fertigung seiner Taschen- uhren wich er vielfach von der herkömmlichen Glashütter Fertigung ab. So verwendete er anstelle von Messing oder Neusilber als erster Sterrometall für Gestellteile und Aluminiumbronze für Räder und Hemmung. Auch bei der Konstruktion der Aufzugspartie, der ersten Rücker-Feinregulierung, eines Moustasch-Ausgleichsankers, der Zahnzahl der Räder, der Größe der Unruh und der Spiralfeder ging er eigene Wege.
Moritz Grossmann - Briefkorrespondenz von 1872
1876
Uhrmacher-Drehstuhl aus der Werkstatt von Moritz Großmann
Rechnung von Moritz Großmann aus dem Jahr 1879
Rechnung für Firm. F. Geschke Meissen
von M. Grossmann
leihweise auf 1 Mon., unter bekannten Bedingungen
No 5551 1 Modell m. Cylindergang 50.--
No 5559 1 Modell m. Ankergang 60,--
2 Sockel u. Glocken u. Packung 8.--
1 Fl. amerikanisches Öl von Ezra Kelley 2.--
Moritz Großmann - 18 Kt. Goldsavonette mit Spitzzahn-Ankerhemmung
Die Uhr wurde mit der Werk- und Gehäusenummer 2919, noch mit einer 2/3 Platine und separatem Gangradkloben und der "Großmannschraube" als Feinregulierung gefertigt.
Werkausführung der Gestellteile vermutlich in Sterrometall und einem Ankergang aus Aluminiumbronze
Bei der in sechs Videos von Steffen Pahlow im Jahr 2011 durchgeführten und dokumentierten Restaurierung des Taschenuhrwerkes Nr. 3955 aus der „Uhren-Fabrik M. Großmann Glashütte“ erhält man einmalige Einblicke in die Konstruktion und den Aufbau eines Glashütter Präzisionstaschenuhrwerkes um 1870.
Seltene frühe Halbsavonette Fa. Moritz Grossmann Glashütte/Sa.
Da die Glashütter Uhrenfabrik Moritz Grossmann bereits 1885 durch den Tod des Firmengründers geschlossen wurde, gehören Uhren dieser Firma zu den raresten Sammlerobjekten der Glashütter Präzisionsuhren. Halbsavonettemodelle wurden von allen Glashütter Uhrenfabrikanten nur im geringen Umfang gefertigt. Von derzeit rund 200 dokumentierten Taschenuhren der Firma Grossmann macht der Anteil von Halbsavonettuhren 25% aus. Bei der hier vorgestellten, 19 steinigen, gut erhaltenen Halbsavonette im guillochierten Goldgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000 handelt es sich um ein solches Exemplar. Die Bezeichnung "Chronometer Unruhe" auf der Küvette bezeichnet das zum erlangen einer hohen Ganggenauigkeit optimale Größenverhältnis des Durchmessers der Kompensationsunruh zum Werkplattendurchmesser (Unruhdurchmesser > Werkplattendurchmesser x 0,4) . Die hervoragend gestochne Gravur der Küvette dürfte von dem Glashütter Graveur Gustav Gessner stammen.
Diese TU mit der Werknummer 4171 aus der Uhrenfabrik Moritz Grossmann im guillochierten 750er Gelbgoldgehäuse vom Typ Jürgens ist in ihrem hervorragenden Erhaltungszustand ein besonders schöner originaler Artefakt von hohem Seltenheitswert. Das in der höchsten Qualitätsstufe gefertigte 19-linige, mit 20 Rubinen und geschraubten Goldchatons fein vollendete Werk ist mit der 1A Werkausführung der Firma A. Lange & Söhne absolut vergleichbar. Nach heutiger Kenntnis ist das Werk zeitlich in etwa in die zweite Hälfte der 1860er Jahre einzuordnen. An einigen konstruktiven Besonderheiten kann man sehr schön erkennen, dass Moritz Großmann in dieser Zeit, nachdem das Glashütter Standardkaliber um 1863-65 ausgereift war und serienmäßig gefertigt wurde, bereits schon einen eigenständigen und innovativen Weg bei der Konstruktion seiner Werke eingeschlagen hatte. Seine Jahrzehnte vor der Glashütter „Schwanenhals-Feinregulierung“ erfundene und in Grossmann-Uhren verwendete Rückerschrauben-Feinregulierung, sein spezieller Aufzugmechanismus, der Einsatz neuer Materialien für Gestelle, Räder, und Unruhen sowie die Verwendung einer 16-zähnigen Hemmung mit einer im Verhältnis zum jeweiligen Werkdurchmesser größeren Unruh belegen dies eindeutig. So zählen nicht nur Neusilber, sondern nach vielen Versuchsreihen auch Aluminiumbronze und Sterrometall zu den Materialien, die er, wegen der oft besseren Eigenschaften, in seinen Werken verwendete. Auch die Ablehnung des lediglich als optisches High-Light eingesetzten Diamant-Decksteins auf der Unruh hat objektive Gründe. Die Gefahr der Zerstörung des Unruhwellenzapfens bei dem kleinsten Fehler im Diamantschliff hatte er erkannt und dieser Gefahr wollte er bei den bei seinen Uhren besonders zart gearbeiteten Zapfen unbedingt vermeiden. Die von ihm verwendeten Rubine erfüllten ihre Aufgabe ohne Qualitätsverlust gefahrlos. Schlussendlich hob er sich auch noch mit seinem speziellen, sehr dekorativen, mehrfachen Sonnenschliff wohltuend von der standardisierten Ausführung des Glashütter Kalibers ab.
Das hier gezeigte Chronoskop mit der Werknummer 3926 ist eines der wenigen noch erhaltenen Chronoskope der Firma Moritz Grossmann. Das Wappen auf dem Gehäusedeckel ist das Familienwappen derer von Oer. Gefertigt wurde das Chronoskop sehr wahrscheinlich für den Dresdner Straßen- und Eisenbahningeneur, Direktor der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn, Königlich sächsischen Hofrat, zweiten Rektor der Technischen Hochschule Dresden und Professor für Straßen- und Eisenbahnbau, Alexander Ernst Theobald Freiherr von Oer. Der Blick unters Zifferblatt eines Großmannschen Chronoskops offenbart die feine Vollendung des Großmannschen Stoppmechanismus;. 22-steiniges vergoldetes Werk mit der Großmannschen 3/4 Platine, 16-zähnige Glashütter Ankerhemmung aus Aluminiumbronze. Aufzugsräder mit dem Großmannschen Glashütter Sonnenschliff. An dieser Uhr sind beispielhaft die Großmannschen Alleinstellungsmerkmale nachvollziehbar.
In erster Qualität gefertigtes Chronographenwerk Kaliber 43 Nr. 7005
Frühe, von Moritz Großmann erfundenes Chronoscop mit der Werknummer 6641 und einer Zylinderhemmung. Das schlichte aber handwerklich sehr akkurat verarbeiteten Werk sollte möglichst preiswert einer größeren Käuferschicht zugänglich sein. Bei den ansonsten für wissenschaftliche Zwecke, aber auch für andere Kurzzeitmessungen, wie zum Beispiel Pferderennen verwendeten Taschenuhren mit Chronoscopfunktion hielt sich die Käuferschar in engen Grenzen, handelte es sich dabei doch um sehr teure Taschenuhren.
Uhren-Fabrik Moritz Grossmann Glashütte Chronoscop Nr. 6290
Die fortschreitende Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, aber auch der rasante Fortschritt in den Naturwissenschaften erforderte zur damaligen Zeit in immer stärkeren Maße, eine genauere Kurzzeitmessung. Diesen Trend hatte Moritz Großmann Mitte der 1870er Jahre erkannt und sich mit der Konstruktion eines zuverlässigen, genauen und obendrein noch gegenüber den Taschenuhren mit Chronoscop wesentlich preiswerten Chronoscops beschäftigt. 1878 war es ihm gelungen für seine perfekte Konstruktion ein Reichspatent zu erlangen. Den verschiedenen Bedürfnissen der Kundschaft aus Wissenschaft und Industrie entsprechend, wurden die Chronoscope in Sterlingsilber-, oder Neusilbergehäusen mit einem Durchmesser von 52 mm vier verschiede technische Ausführungen gefertigt; mit vereinfachter Mechanik, bei der für jede Funktion ein extra Drücker vorhanden war, eine volle Mechanik, bei der mit einem Drücker alle Funktionen betätigt wurden, sowie die hier gezeigte Variante nur mit Sekunde und desgleichen ohne Nullstellung. Diese Chronoscope mit Zylinderhemmung und Remontoir war für eine Laufzeit von 2 Stunden konzipiert.
Unvollendetes Rohwerk eines Chronoscopes mit der Gestellnummer 6494
1880
1882
Die Fortschreitende Industrialisierung, aber auch der Fortschritt in den Naturwissenschaften erforderte in immer stärkerem Maße eine genauere Kurzzeitmessung. Diesen Trend hatte Moritz Großmann Mitte der 1870er Jahre erkannt und sich mit der Konstruktion eines zuverlässigen, genauen und obendrein noch preiswerten Chronoscops beschäftigt. 1878 war es ihm gelungen für seine Konstruktion ein Reichspatent zu erlangen. Den verschiedenen Bedürfnissen der Kundschaft aus Wissenschaft und Industrie entsprechend, wurden in Silber-, oder Neusilbergehäusen mit einem Durchmesser von 51mm vier verschiede technische Ausführungen gefertigt. Gefertigt wurden Modelle mit vereinfachter Mechanik bei der für jede Funktion ein extra Drücker vorhanden war, aber auch Ausführungen mit einer vollen Mechanik bei der mit einem Drücker alle Funktionen betätigt wurden. Diese Chronoscope mit Kronenaufzug und Zylinderhemmung waren für eine Laufzeit von 2 Stunden konzipiert. Das hier gezeigte Modell befindet sich im Besitz des Uhrenmuseums Glashütte.
Beschreibung: Geh.: Silber, Ziffbl.:Papier, weiß, arab. Zahlen, blau angelassene Zeiger. Werk: 2/3-Platinenwerk mit Zierschliff dekoriert, Zylinderhemmung, dreiarmige Messingunruh, angelassene u. gehärtete Unruhspirale, Rubindeckstein auf Unruh.
Die Zifferblatt und Werksignatur "P ORR & SONS Madras" (Indien) lässt auf eine Uhr des 1849 von Peter Orr gegründeten und heute noch bekannten Uhren- und Schmuckwarengeschäftes schliessen. Die 3/4 Platine und die Alleinstellungsmerkmale, wie der extrem dünne Minutenradzapfen, der dreifache Glashütter Sonnenschliff auf Kron- und Sperrrad, der Glashütter Ankergang unter Verwendung von Aluminiumbronze für das Gangrad und den Anker sowie nicht zuletzt die Werknummer 4279, weisen das Werk aber unzweifelhaft als eine Arbeit der Glashütter Firma von Moritz Grossmann aus. Es liegt die Vermutung nahe, dass nur das Werk geliefert wurde, wie das oft bei Kunden aus Übersee üblich war. Die Fertigungszeit dürfte auf die Jahre 1875 bis 1878 einzugrenzen sein.
1884 - Moritz Großmann 's letzte Konstruktion - Fleischauer 's Datumuhr
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