Im März 1909 wurde von dem Ingenieur Paul Westendorp aus Sonnborn in Glashütte eine neue Uhrenfabrik gegründet.
Wie die in der Fachpresse veröffentlichte Anzeige der amtlichen Eintragung dokumentiert, ist hiermit die in verschiedenen Publikationen (z.B. R. Meis, "100 Jahre Uhrenindustrie in Glashütte 1845-1945", S. 444) ohne Beleg auf 1906 datierte Firmengründung beweiskräftig widerlegt.
Historie der Bebauung des Grunstückes Glashütte, Uferstraße 1
Zum Zeitpunkt der Aufnahme im Frühjahr 1920 gehörte das Fabrikgebäude bereits zu der im November 1918 gegründeten "Deutschen Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte in Sachs. e.G.m.b.H", die dort ihre Abteilung Rohwerke hatte. 1921 wurde im Anschluss an die alten Gebäude ein Neubau, der ersten Stahlbetonbau in Glashütte errichtet. Dieses Gebäude war dann bis zum Konkurs im Juni 1925 ebenfalls eine Betriebsstätte der Genossenschaft der Deutschen Uhrmacher, die "Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte in Sachs. e.G.m.b.H". Im November 1926 ersteigerte der Hauptgläubiger der in Konkurs befindlichen "DPUG", die Girozentrale Sachsen, die Grundstücke und Fabrikanlagen der "DPUG" und vermietete sie ab Dezember 1926 an die von ihr gegründete Aktiengesellschaft "Uhren-Rohwerke-Fabrik Glashütte AG". Nach der aufgrund von Reparationsleistungen an die Sowjetunion im Juli/August 1945 erfolgten kompletten Demontage, gestattete die SMAD im Dezember 1945 die Gründung der GbR "Precis", die sowohl Rohwerke, als auch Armbanduhren fertigen sollte und stellte dafür das Gebäu der ehemaligen "UROFA" zur Verfügung. Da Bankeigentum nach dem 1946 im Land Sachsen durchgeführten Volksentscheid verstaatlicht wurde, waren auch die Grundstücke der Girozentrale Sachsen in "Volkseigentum" übergegangen, wie ein Feststellungsbescheid des Ministeriums für Maschinenbau der DDR in Berlin vom 31.01.1951 dokumentiert. Zum 1. Juli 1951 wurden die der VVB Mechanik Dresden unterstehenden Glashütter Betriebe und damit auch die "Precis" in dem neu gegründeten "VEB Glashütter Uhrenbetriebe" zusammengefasst, zu dem dann auch das Grundstück und Gebäude der ehemaligen Girozentrale Sachsen, in dem die „Precis“ Armbanduhren produzierte, gehörte. Der VEB Glashütter Uhrenbetriebe nutze das Gebäude dann bis zur "Wende" 1990. Das Gebäude wurde in den 1990er Jahren abgerissen. Auf dem Grundstück Uferstraße1 steht heute das neu errichtete Firmengebäude der Firma „Grossmann Uhren G.m.b.H.“.
In den fünf Jahren, die der Firma "Bahnzeit" Paul Westendorp bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges blieben, bewarb die Firma die von ihr gefertigten Produkte sehr umfänglich in den verschiedenen Fachzeitschriften. Dazu gehören u.a.
1909 - Runde Nickelstahlstangen von 11 mm Durchmesser, Gehäuse für Bahnsteiguhren, Große Reklameuhren mit einem Durchmesser von 1,4 Meter, mit transparenter und nicht transparenter Reklameum- rahmung, beleuchtet und nicht beleuchtet.
1910 - Platten aus homogenen, harten Messing, Uhrgehäuse für Außenuhren in Trommelform aus verbleitem Eisen-, Zink- oder Messingblech, elektrische Uhrwerke von der einfachsten bis zur feinsten Ausführung.
1911 - Verschlungene Reklame-Trauringe, jegliche Art von Nebenuhren in hermetisch schließenden Gehäusen, deren Werk durch eine Hauptuhr angetrieben wird und daher keines Aufzuges bedarf, elektrische Bahnsteiguhren, feine Glashütter Haupt- und Nebenuhren, Vertreter erster Fabriken in astronomischen Präzisions-Pendeluhren, Präzisions-Turmuhren, Nickelstahlpendel, eigenes Fabrikat u. System.
1912 - Zeitstempeluhren, verbesserte Ausführung der Bahnsteig- und Straßenuhrwerke
Auszug- Katalog der Firma Bahnzeit Glashütte
1913 - Spulengestelle, Perronuhren mit Federzugwerken und Beleuchtungseinrichtung, Gewicht-Hauptuhren in Hänge- und Stahl- gehäusen, Signaluhren,
Vertreter erster Fabriken in Präzisionspendeluhren,
elektrische Nebenuhren für trockene und feuchte Räume, Straßenuhren mit Trägern, Hallen und Säulenuhren
1918
Außenuhr der Firma Bahnzeit
am Grote Markt 22 , Bergen op Zoonm, Niederlande
Die Uhr wurde 1918 an der Eckfassade über dem Uhrmacher- & Juwelirgeschäft der Firma Andriessen installiert.
1944 wurden bei der Befreiung der Stadt die Glasplatten und die Zifferblätter der Uhr durch Granatsplitter zerstört. Das Nebenwerk dieser Außenuhr wurde von der Firma Bahnzeit zugekauft. Es handelt sich eigentlich um ein Werk der Firma C. Theodor Wagner, Wiesbaden. Bei der hier gezeigten Uhr handelt es sich um ein Werk mit Doppelzeiger.
Quelle: Piet Andriessen
Das Fabrikgebäude befand sich im unteren Teil des Ortes in Hanglage und wurde nach dem ersten Weltkrieg, vermutlich im Zusammenhang mit dem 1919 erfolgten Ausscheiden des Firmeninhabers und der Umwandlung der Firma durch die neuen Eigentümer, aufgegeben. In der Folgezeit wurde das Gebäude von der 1918 gegründeten Uhrmachergenossenschaft "Deutsche Präzisionsuhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H i. Sa." als Abteilung Rohwerkefertigung genutzt.
Zur "neuen" Bahnzeit und ihrem neuen Firmenstandort in Glashütte, finden zur Zeit noch weitere Recherchen statt.
1920
1921
1927
1933
Das ist derzeit die letzte verifizierbare Nennung der Firma Bahnzeit in der überegionalen Fachpresse.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst
• 1909 Nr. 6 S. 95
• 1910 Nr. 11, 3. Beilage Anzeigen, Nr.12 S. 192
• 1911 nur Werbeanzeigen
• 1912 Nr. 7A 10.04.12 Anzeige S.60, Nr. 12° 22.06.12 Anzeige S.96, Nr.15 5.Beilage v.1.08.12 Anzeige mit Bild, Nr.19 v. 08. Okt. 12 S.170 Auszeichnung, Nr. 20 S. 322 & 323
• 1913 Nr. 1 S. 3 Anzeige
• 1914 Nr. 1 XVI Anzeige mit Bild, Nr. 3 S. 39 & XIV Anzeige mit Bild, Nr. 6 XI Bildanzeige, Nr. 9 XVI Bildanzeige, Nr. 12 XII Anzeige
• 1915 Nr. 20 15. Okt. Titelseite
• 1919 Nr. 17 S. 221 & Nr. 19. S. 249 neue Inhaber
Deutsche Uhrmacher-Zeitung
• 1909 DUZ Nr. 5 S. 93 Firmengründung
• 1909 DUZ Nr. 9 S.169 Nickelstahl Stangen
• 1909 DUZ Nr. 12 S. 219 Gehäuse
• 1909 DUZ Nr. 13 S. 226 Ausstellungsbeteiligung
• 1909 DUZ Nr. 20 S. 360 Antworten im Briefkasten
• 1910 DUZ Nr. 4 S.73 besonderes Messing
• 1910 DUZ Nr. 6 S.107 Briefkasten
• 1910 DUZ Nr. 15 S. 255 Briefkasten
• 1911 DUZ Nr. 16 S. 276 verschlungene Reklameringe
• 1911 DUZ Nr. 24 S. 413 zu Frage 7479
• 1911 DUZ Nr. 2 Anzeigenteil I Anzeigen XXXI
• 1911 DUZ Nr. 9 Anzeigenteil I Anzeigen XXIII b
• 1911 DUZ Nr. 21 Anzeigenteil I Anzeigen XXXIII
• 1911 DUZ Nr. 23 Anzeigenteil I Anzeigen XXII b
• 1911 DUZ Nr. 1 Anzeigenteil II Anzeigen XII Elektr. Uhren
• 1911 DUZ Nr. 3 Anzeigenteil II Anzeigen XXX
• 1911 DUZ Nr. 6 Anzeigenteil II Anzeigen XVIII
• 1911 DUZ Nr. 7 Anzeigenteil II Anzeigen XX a
• 1911 DUZ Nr. 12 Anzeigenteil II Anzeigen XXVIII
• 1911 DUZ Nr. 17 Anzeigenteil II Anzeigen XIX a
• 1911 DUZ Nr. 19 Anzeigenteil II Anzeigen XIXV b
• 1911 DUZ Nr. 20 Anzeigenteil II Anzeigen XXIV
• 1912 DUZ Nr. 10 S. 166 Zeitstempeluhren
• 1912 DUZ Nr. 19 S. 322 Artikel mit Bild
• 1912 DUZ Nr. 20 S. 388 Auszeichnung
• 1912 DUZ Nr. 22 Anzeigenteil II Anzeige XXII c
• 1913 DUZ Nr. 3 S. 45 Spulengestelle
• 1913 DUZ Nr. 15 S. 250 zu Frage 7836
• 1913 DUZ Nr. 17 S. 282-283
• 1913 DUZ Nr. 11 Anzeigenteil I Anzeigen XIX stilisierte Wanduhr
• 1913 DUZ Nr. 13 Anzeigenteil I Anzeigen XX
• 1913 DUZ Nr. 21 Anzeigenteil I Anzeigen XVII b Bildanzeige mit Uhr
• 1913 DUZ Nr. 22 Anzeigenteil I Anzeigen XIX Wanduhr mit 3 ZB
• 1913 DUZ Nr. 2 Anzeigenteil II Anzeigen XVI Wanduhr 95 Mark
• 1913 DUZ Nr. 4 Anzeigenteil II Anzeigen XIX a elektr. Straßenuhr
• 1913 DUZ Nr. 19 Anzeigenteil III Anzeigen XXII c Gehilfensuche
• 1913 DUZ Nr. 23 Anzeigenteil III Anzeigen XXII c
• 1914 DUZ Nr. 11 S. 178 Reklameuhr in Form einer Taschenuhr
• 1914 DUZ Nr. 12 S. 195 Quecksilberpendel
• 1919 Die Uhrmachekunst Nr. 19 v. 01. Okt. 1919 S.249
• 1921 DUZ Nr. 2 S.19 Bilder Fabrikanlage
• 1921 DUZ Nr. 52 S. 678-680 Bilder & Text