Am 25. August 1865 wurde Jens Lauritz Jensen in Horn (Dänemark) geboren. [2] Er verstarb im 68. Lebensjahr am 16. Februar 1933 in seiner Heimat Dänemark. Er erlernte den Beruf des Uhrmachers. Mit 24 Jahren wurde er 1889 Schüler der Glashütter Uhrmacher-schule. Ab 1890 regulierte und vollendete er einfache und komplizierte Uhren der Glashütter Firma A. Lange & Söhne. Parallel dazu war er aber auch bereits als selbständiger Chronometermacher tätig. [4]
Lauritz Jensen verstarb am 16. Februar 1933 in seiner Heimat Dänemark. (9)
[5]
1897/98 beteiligte sich Lauritz Jensen erstmals an dem jählich stattfindenden Chronometer-wettbewerb, den die Deutsche Seewarte Hamburg seit 1877 durchführte [6][7]. Mit seinem Marinechronometer Nr. 1 mit einer Hilfskompensation für Kälte erreichte er in Klasse 3 den 2. Platz [8]. Bis 1910 sollen von Lauritz Jensen 73 und bis 1919 insgesamt 95 Chronometer gefertigt worden sein [6]. Die von ihm erreichten Ergebnisse bei dem jährlichen Wettbewerb wurden nach relativ kurzer Zeit so gut, dass er regelmäßig mit Chronometern die Klasse 1 erreichte, wie aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich ist.
Bisher kaum bekannt war, dass der Glashütter Chronometermacher Lauritz Jensen in einem sehr begrenzten Umfang auch wenige Glashütter Taschenuhren gefertigt hat. Das hier gezeigte 20-steinige, sogenannte Glashütter Ankerchronometer ist nach derzeitigem Kenntnisststand eines der wenigen bisher dokumentierten Stücke. Es spricht vieles dafür, dass fast alle Glashütter Uhrenhersteller in den 1890er Jahren und nach der Jahrundertwende bis zum Beginn des ersten Weltkrieges Taschenuhren mit dieser von der Firma A. Lange & Söhne entwickelten, besonders anspruchsvollen Taschenuhrkonstruktion gefertigt haben. Der im Verhältnis zum Werkdurchmesser maximale Durchmesser der Kompensationsunruh gewährleistete in Verbindung mit den hochwertigen Materialien und der exzellenten Verarbeitungsqualität eine für Taschenuhren hervorragende Ganggenauigkeit. Auf Kundenwunsch wurde gegen Aufpreis auch ein Gangschein der Königlichen Universitätssternwarte Leipzig oder der Deutschen Seewarte Hamburg angeboten. Während die Leipziger Prüfung mehr auf die Alltagstauglichkeit fokussiert war, orientierte sich die schwierigere und umfänglichere Hamburger Taschenuhrprüfung eher an wissenschaftlichen Anforderungen.
1912 gab Lauritz Jensen seine Selbständigkeit auf und begann am 01. November 1912 in der Nachfolge des verstorbenen Fridolin Stübner in der Chronometrie der Firma A. Lange & Söhne als Regleur. Diese Tätigkeit übte er bis zum 31. Dezember 1919 aus [7].
Das hier vorgestellte Taschenchronometer Nr. 46 wurde von dem Glashütter Chronometermacher Lauritz Jensen bereits 1910 gefertigt und zur 34. Wettbewerbsprüfung 1910/11 an die Deutsche Seewarte Hamburg eingereicht. Ausgestattet war es mit einer Nickelstahlunruh, einer Stahlspirale und einer Federhemmung. In diesem Wettbewerb erzielte es in Klasse 2 den 16. Platz. Dieses gute Ergebnis reichte Lauritz Jensen nicht aus und er verbesserte durch eine erneute, aufwendige Reglage des Taschenchronometers die Gangleistung desselben. Zur 36. Wettbewerbsprüfung 1912/13 wurden insgesamt 70 Chronometer von Deutschen Firmen eingereicht. Lauritz Jensen reichte 10 Glashütter Chronometer bei der Deutschen Seewarte ein. Sein prämiertes Chronometer Nr. 52 erreichte dabei in Klasse 1 einen hervorragenden 4. Platz und lag damit vor dem besten Chronometer der Firma A. Lange & Söhne. Das erneut eingereicht Taschenchronometer Nr. 46 erzielte nunmehr in der höherwertigen Klasse 1 einen guten 27. Platz..
Beteiligung von Lauritz Jensen an den Chronometerwettbewerben der Deutschen Seewarte Hamburg | |||
Jahr | Chronometer Nr. | Erreichte Klasse | Erreichter Platz |
1897/98 | 1* | 3. | 2 |
1898/99 | 1* | 2. | 17 |
1900/01 | 1** | 1. | 4 |
1900/01 | 3*** | 3. | 5 |
1901/02 | 3*** | 2. | 6 |
1903/4 | 7*** | 2. | 15 |
1903/4 | 5*** | 2. | 18 |
1903/4 | 9**** | 4. | 1 |
1904/5 | 8**** | 1. | 9 |
1904/5 | 10**** | 1. | 33 |
1904/5 | 6**** | 2. | 17 |
1904/5 | 11**** | 3. | 5 |
1905/6 | 9***** | 1. | 6 |
1905/6 | 6****** | 1. | 7 |
1905/6 | 16***** | 1. | 23 |
1905/6 | 11***** | 2. | 11 |
1905/6 | 14******* | 2. | 21 |
1905/6 | 17******* | 4. | 4 |
1906/7 | 27**** | 1. | 30 |
1906/7 | 4******** | 2. | 5 |
1906/7 | 20***** | 2. | 10 |
1906/7 | 19***** | 2. | 11 |
1906/7 | 13******* | 3. | 1 |
1906/7 | 14******* | 3. | 3 |
1907/8 | 4********* | 1. | 3 |
1907/8 | 19********** | 1. | 15 |
1907/8 | 17*********** | 1. | 26 |
1907/8 | 23************ | 1. | 28 |
1907/8 | 20*********** | 2. | 3 |
1907/8 | 21************ | 2. | 7 |
1907/8 | 22********** | 3. | 5 |
1908/9 | 28********* | 1. | 14 |
1908/9 | 102********* | 1. | 15 |
1908/9 | 106********* | 1. | 24 |
1908/9 | 103********* | 1. | 25 |
1908/9 | 24*********** | 1. | 30 |
1908/9 | 104********* | 1. | 31 |
1908/9 | 101********* | 1. | 34 |
1908/9 | 105********* | 1. | 39 |
1908/9 | 22*********** | 1. | 40 |
1908/9 | 29************ | 1. | 44 |
1908/9 | 26************ | 1. | 45 |
1908/9 | 25************ | 2. | 13 |
1908/9 | 18*********** | 2 | 16 |
1908/9 | 30************ | 3. | 5 |
1909/10 | 30************ | 1. | 10 |
1909/10 | 33*********** | 1. | 14 |
1909/10 | 35************ | 1. | 18 |
1909/10 | 12************ | 1. | 26 |
1909/10 | 32********** | 1. | 34 |
1909/10 | 31************ | 1. | 36 |
1909/10 | 34************ | 1. | 46 |
1909/10 | 36************ | 2. | 11 |
1909/10 | 39********* | 2. | 13 |
1909/10 | 38********* | 2. | 14 |
1909/10 | 18*********** | 3. | 1 |
1910/11 | 45********* | 1. | 11 |
1910/11 | 42********* | 1. | 31 |
1910/11 | 53********* | 1. | 41 |
1910/11 | 64********* | 1. | 47 |
1910/11 | 51********* | 1. | 49 |
1910/11 | 38********* | 1. | 50 |
1910/11 | 62********* | 2. | 7 |
1910/11 | 37************ | 2. | 8 |
1910/11 | 47********* | 2. | 15 |
1910/11 | 46********* | 2. | 16 |
1910/11 | 36************ | 2. | 20 |
1910/11 | 43********* | 2. | 26 |
1910/11 | 40********* | 3. | 1 |
1910/11 | 44********* | 3. | 5 |
1911/12 |
56 Nickelstahlunruh, Stahlspirale
& Federhemmung |
1. | 1 |
1910/11 | 55 dt. | 1. | 6 |
1910/11 | 63 dt. | 1. | 23 |
1910/11 | 70 dt. | 1. | 44 |
1910/11 | 64 dt. | 1. | 47 |
1910/11 | 48 dt. | 1. | 54 |
1910/11 | 47 dt. | 1. | 56 |
1910/11 | 38 dt. | 1. | 59 |
1910/11 | 50 dt. | 1. | 63 |
1910/11 | 51 dt. | 2. | 5 |
1910/11 | 53 dt. | 2. | 8 |
1910/11 | 54 dt. | 2. | 10 |
1912/13 | 52 dt. | 1. | 4 |
1912/13 | 37 dt. | 1. | 18 |
1912/13 | 46 dt. | 1. | 27 |
1912/13 | 54 dt. | 1. | 29 |
1912/13 | 44 dt. | 1. | 36 |
1912/13 | 51 dt. | 1. | 38 |
1912/13 | 36 dt. | 1. | 40 |
1912/13 | 53 dt. | 1. | 41 |
1912/13 | 40 dt. | 1. | 44 |
1912/13 | 18 dt. | 2. | 6 |
Anmerkungen:
* - Hilfskompensation für Kälte
** - Wippenhemmung mit Hilfskompensation eigener Konstruktion
*** - Hilfskompensation für Kälte von Kullberg
**** - Einfache Kompensationsunruh, Palladiumspirale
***** - Wippenhemmung, einfache Kompensationsunruh, Palladiumsoirale
****** - Wippenhammung, Nickelstahlunruh
******* - Hilfskompensation für Kälte von Kullberg (ältere Version), Palladiumspirale
******** - Nickelstahlunruh
********* - Nickelstahlunruh, Stahlspirale
********** - Einfache Kompensationsunruh, Palladiumspirale, Wippenhemmung
*********** - Hilfskompensation für Kälte von Kullberg, Palladiumspirale,Wippenhemmung
************ - Wippenhemmung, Nickelstahlunruh, Stahlspirale
[8]
Lauritz Jensen hatte eine eigene Hebel-Wippe konstruiert, die er für einen Teil seiner Taschenchronometer und Seechronometer verwendete. Diese Wippe war in der Herstellung wohl recht kompliziert und stellte bei ihrer Fertigung hohe Anforderungen an das Können des Uhrmachers. Das geht aus einem Schreiben von Alfred Helwig an Hans-Jochen Kummer hervor. Die Rohwerke für die Seechronometer bezog Lauritz Jensen ab 1905 von der Glashütter Firma Paul Stübner [4].
1920 mit 60 Jahren verlässt Lauritz Jensen Glashütte und zieht nach Kopenhagen in seine Heimat Dänemark [9]. Lauritz Jensen war am 28. Februar 1892 mit der Tochter des Glashütter Ortsgendarmen Reindl die Ehe eingegangen. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor. Der für die Nachfolge prädestinierte Sohn und Uhrmacher Johannes, der ebenfalls wie sein Vater die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte besucht hatte, viel im 1. Weltkrieg. Das mag möglicherweise auch dazu beigetragen haben, dass Lauritz Jensen seinen Lebensabend nicht in Deutschland verbringen mochte [4].
Lauritz Jensen war bei seinem Abschied von Glashütte 30 Jahre Mitglied der Glashütter Uhrmacherverbindung "URANIA". Anlässlich der am 24. März 1894 durchgeführten Vorstandswahl wurde er als ständiges Ausschussmitglied gewählt [9]. Die Uhrmacher-Verbindung richtete ihm zu Ehren eine Abschiedsfeier aus und würdigte seine Verdienste um die Präzisionsuhrenfertigung in Glashütte und darüber hinaus [4].
[1] "Saxonia" Bericht für die Alten herren der Schülervereinigung "Saxonia" an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte. Nr. 1 Oktober 1904
[2] Jürgen Abeler; Meister der Uhrmacherkunst; 2. Auflage 2010S. 273;
[3] Hans-Jochen Kummer; Ludwig Strasser - ein Uhrenfachmann aus Glashütte Präzisionsuhren aus Glashütte; München Callwey Verlag 1994 S. 78; ISBN 3-7667-1122-9
[4] Herbert Dittrich; Der Beginn einer Tradition - Die ersten 50 Jahre Präzisionsuhren-Herstellung in Glashütte vo 1845bis 1895, Herausgeber: Deutsches Uhrenmuseum Glashütte; Sandstein Verlag Dresden 2009 S. 113-114; ISBN 978-3940319-67-8
[5] Uhren-Journal für Sammler klassischer Zeitmesser 2/1993 S. 46
[6] Christian Schmiedchen; Marinechronometer aus Glashütte; Uhren-Journal für Sammler klassischer Zeitmesser 1/1993 S.10-20
[7] Otto Thielemann; Das klassische Marinechronometer in der Glashütter Produktion; Fachzeitschrift Alte Uhren 3/1980 S. 223-228
[8] Günter Oestmann; Auf dem Weg zum "Deutschen Chronometer, Verlag H. M. Hauschild GmbH Bremen 2012 S. 223; ISBN 978-3-89757-522-6
(9) Bericht für die Alten Herren der S.-V. "Saxonia" Nr.45 vom September 1933 S.44