Zum Sammeln Glashütter Uhren
Vielfach sind Anfragen an diese Seite gemacht worden, was man beachten sollte, wenn man die Absicht hat sich eine Sammlung mit Glashütter Uhren vergangener Zeiten aufzubauen um - wenn möglich - Anfängerfehler zu vermeiden. Auch Anfragen aus Sammlerkreisen beschäftigen sich damit, ob, wie und wo sich bestimmte Modelle, Kaliber und Kalibermodifikationen zuordnen lassen.
Hinsichtlich der Frage, was kann und sollte man in eine Glashütter Uhrensammlung aufnehmen, gibt es natürlich eine Vielzahl von unterschiedlichen Auffassungen, die es einem, der ernsthaft mit dem Sammeln beginnen will, nicht leicht machen, für sich die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Taschenuhren "System Glashütte" sind keine Glashütter Uhren
In einem Originalgarantieschein des Reichsinnungsverbandes des Deutschen Uhrmacherhandwerks aus der zweiten Hälfte der 1930er Jahre werden wertvolle Hinweise für die richtige Behandlung der füheren Gebrauchsuhren, die heute oft wertvolle Sammelobjekte geworden sind, gemacht. Da die heutigen Uhren in Bezug auf die verwendeten Materialien kaum mehr vergleichbar und in der Regel wesentlich robuster sind, geraten wichtige Regeln im Umgang mit den alten Zeitmessinstrumenten mehr und mehr in Vergessenheit. Diese Hinweise sollen daran erinnern, wie empfindlich die Uhren füher waren und es demzufolge auch heute noch sind.
Behandlungshinweise und Richtwerte für Gangabweichungen
Es sei mir gestattet an dieser Stelle einige Vorschläge machen.
Am Anfang sollte man versuchen sich einen Überblick über die Historie der Glashütter Uhrenindustrie zu verschaffen. Je umfassender das Wissen auf diesem Gebiet ist, umso leichter wird es sein, das angestrebte Sammelgebiet konkret abzugrenzen. Ohne eine solche Beschränkung ist es wohl kaum möglich eine ordentlich geordnete Sammlung aufzubauen. Sind diese Grundlagen geschaffen, sollte man sich sehr intensiv mit den verschiedenen Kalibern und Modellvariantenen beschäftigen, die zu dem ausgewählten Gebiet gehören. Auch da kann es sehr sinnvoll sein, sich eine Auswahl- bzw. eine Prioritätenliste zu erstellen. Dabei ist es unerheblich, ob man sich für einen bestimmten Zeitraum, eine oder mehrere Uhrenmarken, einen oder mehrere Hersteller oder auf Groß-, Taschen- oder Armbanduhren festgelegt hat. Es ist immer wichtig, das genau zu kennen, was im Auswahlbereich konkret gefertigt worden ist. Auch das ist eine nicht immer leicht zu beantwortende Frage und bringt immer wieder einmal Überraschungen mit sich.
Desto mehr man sich allerdings mit der Geschichte der Glashütter Uhrenfertigung in der jeweiligen Zeit beschäftigt hat, für die das eigene Sammlerherz schlägt, desto weniger Enttäuschungen wird man erleben. Ganz gefeit davor ist natürlich keiner.
Zwischen den Glashütter Präzisionsuhren und den Glashütter Armbanduhren als Gebrauchsuhren der industriellen Serienfertigung liegen Welten. Die in Glashütte gefertigten Präzisionsuhren hatten in der Regel kleine bis kleinste Auflagen im drei- bzw. zweistelligen Bereich. Schon während der Zeit ihrer Fertigung waren sie eine nicht gerade billige Angelegenheit und sind heute beliebte Sammelobjekte. Nichts desto trotz ist auch das Sammeln von serienmäßig gefertigten Glashütter Armbanduhren eine interessante Angelegenheit.
Wer denkt, dass es sich bei dieser Fertigung, die in Glashütte erst ab 1929 Einzug gehalten hat, um ein recht überschaubares Sammelgebiet handelt, der hat allerdings weit gefehlt.
Die hier gemachten Hinweise sollen sich hauptsächlich auf das Sammelgebiet der serienmäßig gefertigten Glashütter Armbanduhren aus der Zeit von 1927 bis 1990 beschränken.
Die Schwierigkeiten beginnen schon damit, dass es auch in der Fachliteratur unterschiedliche Auffassungen dazu gibt, was und wie viel unterschiedliche Kaliber in einem bestimmten Fertigungszeitraum von der jeweiligen Firma hergestellt worden sind.
Ohne eine klare Definition, was unter einem eigenständigen Kaliber zu verstehen ist, kommt man da nicht weiter. Man könnte sich auch an den von den großen Furniturenhändlern in ihren Katalogen benannten Kaliberbezeichnungen orientieren. Das hätte allerdings zur Folge, dass bestimmte Entwicklungsschritte bei klar definierten Kalibern, die vom Hersteller - wenn überhaupt - gegebenenfalls nur mit einer zusätzlichen Ziffer und dass möglicherweise auch nur betriebsintern benannt wurden, kaum zu erfassen sind. Bei der Abgrenzung des Sammelgebietes z.B. bei Armbanduhren kommt es, strebt man bei seiner Sammlung einen gewissen Grad der Vollständigkeit an, auch darauf an, ob man sich nur auf das Sammeln unterschiedlicher Kaliber einer oder mehrerer Firmen beschränkt oder ob man auch bei den zum Einsatz gekommenen Gehäusen und Zifferblättern zumindest einen gewissen Grad an Vollständigkeit erreichen will. Letzteres ist aufgrund der Vielfalt der Artefakte und fehlender Verifikationsmöglichkeiten allerdings kaum möglich.
Da es weder in der derzeit verfügbaren Fachliteratur noch in anderen Publikationen eine eindeutig verifizierbare Abgrenzung darüber existiert, welche der Gebrauchsuhren aus der industriellen Massenfertigung - und um solche handelt es sich in der Regel, wenn man Glashütter Werkkaliber ab 1929 sammelt - serienmäßig gefertigt worden bzw. nur Modifizierungen bestehender Kaliber waren, sollte man beim Erwerb der oft als preislich herausgehobene „Seltenheiten“ angebotenen Modelle äußerste Vorsicht walten lassen.
Solange nicht eindeutig verifizierbar ist um was es sich bei solchen Artefakten handelt, ist es ratsam die Kaufentscheidung zu verschieben. Verweise auf Nennungen in der gängigen Fachliteratur helfen da auch nur in dem Fall weiter, wo das beworbene Angebot nicht nur bildlich dargestellt und/oder beschrieben wird, sondern die gemachten Angaben auch dahingehend belegbar sind, um was es sich dabei konkret handelt.
Ist es zum Beispiel eine Uhr mit einem Kaliber aus der Serienproduktion, eine Uhr mit einem serienmäßig modifizierten Werkkaliber, ein Modell aus einer so genannten Nullserie, ein Objekt aus dem Musterbau, eine Gesellen- bzw. Meisterprüfungsarbeit, eine Reparaturarbeit mit nachgefertigten Teilen oder einfach nur eine "Bastelarbeit", die in einer ordentlichen Sammlung nichts zu suchen hat.
Eine besondere und schwer abzugrenzende Gruppe stellen auch die speziell nach 1945 zu Auszeichnungszwecken verwendeten Modelle der Glashütter Uhrenbetriebe dar, da zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei verifizierbare Unterlagen hinsichtlich des Umfanges und der Ausstattung bekannt sind. Limitierte und nummerierte Sondereditionen für Sammler, wie sie in der heutigen Zeit üblich sind, gab es bei den Glashütter Armbanduhren bis 1990 nicht. Solange sich dieser Bereich - wenn das überhaupt einmal möglich sein sollte - nicht eindeutig abgrenzen lässt, lohnt es sich schlussendlich nur von den allseits bekannten Modellen ein Belegexemplar ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit in seine Sammlung zu integrieren.
Da es sich beim Sammeln von Armbanduhren aus der Zeit von 1929 bis 1990 um Gebrauchsuhren der Massenfertigung handelt, kann man in punkto Originalität nur sicher sein, wenn sich die Uhr in der Originalverpackung in einem absolut ungetragenen Zustand mit den von Seiten des Herstellers dazugehörigen, ausgefüllten Papieren wie Garantie- und gegebenenfalls auch Gangschein befindet. Dort wo Modelle mit Werknummer und Gehäusenummer ausgestattet sind und im Garantieschein diese Rubriken auch ausgewiesen sind, müssen die dokumentierten Nummern mit denen des Modells übereinstimmen, wenn man auf Originalität wert legt.
Was die Angaben zu Fertigungszahlen und Fertigungszeiträumen einzelner Werkkaliber und ihrer Modifikationen betrifft, so sind ausnahmslos alle bisherigen Veröffentlichungen für den Zeitraum von 1927 bis 1990 in vielen Positionen nachweislich unzutreffend und bestenfalls Annäherungen an die Wirklichkeit. Selbst was die aus den Jahren 1977 und 1983 vorliegenden offiziellen betrieblichen Übersichten dazu betrifft, entsprechen sie in einer Vielzahl von Positionen nicht der inzwischen durch akribische Recherche und Zusammen"puzzeln" und Vergleichen von Einzelinformationen verifizierbaren Faktenlage.
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Ein empfehlenswertes Angebot für alle, die den Überblick über Ihre Sammlung nicht verlieren wollen.