An dieser Stelle soll dem Sammler, aber auch anderen Interessierten, an Hand von Beispielen aufgezeigt werden, in wie vielfältiger Form verfälschte Uhren aus der Großserienproduktion der GUB als vermeintliche Besonderheiten angeboten werden.
Gleichzeitig sollen die Erläuterungen dazu dienen, besser zu erkennen was verfälscht worden ist und wann ein solches Angebot betrügerisch und damit strafbar ist.
Das ist in der Regel immer dann der Fall, wenn vorsätzlich eine Eigenschaft zugesichert wird, die so nicht gegeben ist, wie z.B. „Lagerware“, „original belassen“ oder „ungetragen“.
Dabei ist zu beachten, dass die meisten Gebrauchsuhren der GUB, die gegenüber ihrem Originalzustand Veränderungen aufweisen, keine gefälschten Uhren sind.
Zu Fälschungen werden die Uhren erst, wenn sie als Original angeboten werden.
Da ab der Kalibergruppe 60 bei den GUB Herren- und Damenarmbanduhren weder Werk- noch Gehäusenummern, in Werk- oder Verkaufsbüchern, nachgewiesen wurden, ist ein Originalitätsnachweis nur mit dem zur Uhr gehörenden Garantieschein möglich. Auf dem Garantieschein ist neben dem Herstellungszeitraum sowohl die Werk- als auch die Gehäusenummer vermerkt.
Beide Nummern stimmen bei den Armbanduhren der GUB nicht überein!
Eine Ausnahme bei den Nachweisen, bilden die von Lange & Söhne VEB übernommenen Kaliber 28 und 28.1, die Beobachtungsuhren Kaliber 48 . 48.1 sowie das Marinechronometer Kaliber 100 . Für diese Kaliber hat das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte Nachweisbücher und kann gegen Entgelt ein Echtheitszertifikat ausstellen.
Bei der hier gezeigten Uhr des Kaliber 60 der Glashütter Uhrenbetriebe aus dem Jahr 1955, kann man anhand des Vergleiches der deckungsgleichen Angaben auf dem Werk und denen auf dem Garantieschein nachvollziehen, das Gehäuse und Werk zusammengehören. Verschleißteile wie Armband, Kunststoffglas und Krone sind bei solchen getragenen Uhren oft schon vor 1990 ersetzt worden. Es handelt sich dann um eine originale, gebrauchte Glashütte Uhr, auch wenn sie sich nicht mehr in dem ungetragenen Zustand befindet, wie sie das Werk verlassen hat.
Im Laufe der Zeit sind oft auch auf Kundenwunsch oder aus Gründen von Ersatzteilknappheit ohne Betrugsabsicht aus rein pragmatischen Gründen technische oder optische Veränderungen vorgenommen worden. Das sind dann, aber richtig beschrieben, für den Sammler von Originalen, erst mal nur relativ uninteressante, verfälschte und damit meist im Wert geminderte Uhren.
Worauf konzentrieren sich nun die Anstrengungen derer, die mit manipulierten Angeboten bzw. Beschreibungen einen vermutlich ungerechtfertigten Gewinn erzielen wollen?
Es sind vorwiegend die Uhren, die sich von der normalen Serienfertigung wegen einer geringen Auflage und/oder anderen Besonderheiten hervorheben und dadurch einen höheren Verkaufserlös versprechen.
Zuerst wären da die Uhren der Urofa & Ufag Nachfolgefirma der Produktionsgemeinschaft Precis Glashütte GbR zu nennen. Meistens handelt es sich dabei um die erheblich weniger als 300.000 mal produzierte Modifikation des Kaliber 61, 61.3. Eine exakte Kaliberbestimmung finden Sie hier.
Oft handelt es sich auch um Uhren, die Güteuhren der folgenden Kaliber vortäuschen sollen:
Aus der Kalibergruppe 60 die Kaliber GUB 60.2 (16 & 18 Steine), GUB 60.3 (16
& 18 Steine) und GUB 62.2 (16-18 Steine).
Aus der Kalibergruppe 70 das Kaliber 68.4 (Automat mit 25
Steinen)
GUB 70.3 und 70.3 Chronometer.
Die Uhren der Kalibergruppe 70 sind bereits so weit standardisiert, dass die Zifferblätter und Gehäuse untereinander, sowohl bei den kleinen Gehäusen mit 34 mm, als auch bei den großen mit 36 mm Durchmesser, austauschbar sind. Der Unterschied besteht nur darin, ob es sich um ein großes oder kleines Zifferblatt, mit oder ohne Datum, handelt. Da Werk und Gehäusenummern schon werkseitig nicht übereinstimmen, kann auch hier die Originalität einer Uhr nur in Verbindung mit dem Garantieschein, bzw. bei den Chronometern mit dem Zertifikat, nachgewiesen werden, auf dem Gehäuse- und Werknummer sowie das Verkaufsdatum dokumentiert sind.
Da es sich bei den folgenden beiden Kalibergruppen von Haus aus um Gütewerke handelt, wird hierbei meist nur das äußere Erscheinungsbild
verändert:
Bei den Spezimatic Uhren der Kaliber 74 und 75 sind es meistens Sondereditionen, wie Auszeichnungsuhren, Taucheruhren, oder das Kaliber 06-66, ein vergoldetes Spezimatic Werk Kaliber 75.
Hier soll dann meist durch Manipulationen der Eindruck entstehen als wenn es sich um originale Stücke handelt. Dem Erfindungsreichtum bei der äußeren Gestaltung und den Beschreibungen sind dabei kaum Grenzen gesetzt.
Gleiches trifft auch auf die Kalibergruppe 11 (Spezichron) und dabei besonders auf das nicht in die Serienfertigung übernommene Werkkaliber 11-25 ohne Datum zu.
Da die Spezimatic Werke Kaliber 74 und 75, die Gehäuse und Zifferblätter in ihren Abmessungen weitgehend standardisiert waren, sind sie auch in den meisten Fällen gegeneinander austauschbar gewesen. Das war aus rationellen Erwägungen für die Ersatzteilversorgung sehr sinnvoll und durchaus auch gewollt. Für den Nachweis der Originalität einer Uhr der Spezimatic Reihe stellt es jetzt allerdings ein Problem dar. Da es bei diesen Werken anstelle von Werknummern nur noch die Kennung des Kalibers, das Jahr und das Quartal als Prägung auf der Platine gibt, ist es ohne die Verkaufspapiere (Kassenbeleg, Garantieschein u. Originalverpackung) kaum mehr möglich die Originalität der Uhr zweifelsfrei festzustellen. Besonders ärgerlich wäre es, wenn man z.B. eine gut erhaltene Auszeichnugsuhr aus der Sonderedition 20 Jahre NVA erworben hat und beim Öffnen feststellen muss, dass sich darin ein Spezimatic Werk mit einer Kennung 75 und einer Zahlenfolge größer als 761 auf der Platine befindet. Da die ersten beiden Ziffern das Jahr und die dritte Zahl das Quartal der Herstellung dokumentieren, kann man dann sicher sein, kein Original in der Hand zu haben. Der 20. Jahrestag der Gründung der NVA, zu dem diese Uhren verliehen wurden, war der 01.03.1976. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden diesen Uhren auch schon mit Werken aus dem zweiten Quartal 1975, also mit der Kennung 752, bestückt.
Informationen zu Verfälschungen der anlässlich des 20.
Jahrestages der NVA am 01. März 1976 aufgelegten GUB Auszeichnungsuhr
Die Frage, ob es von dem originalem Zifferblatt der GUB Auszeichnungsuhr zum 20. Jahrestag der Nationalen Volksarmee der DDR Fälschungen gibt, wurde vom Zeitzeugen und damaligen verantwortlichen Direktor der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Uhrenkombinates Ruhla eindeutig mit ja beantwortet. Er schrieb dazu:
"Für diese Vorbereitung mußte ich im Auftrag unseres Generaldirektors beim damaligen Minister für Verteidigung, Armeegeneral Heinz Hoffmann, vorstellig werden. Dies war nach meinen Archivunterlagen am 24.10.1975. Im Ergebnis der Gestaltungsvorstellung der Zifferblätter wurde entschieden, die Tampondruckvariante in geprägter Ausführung goldfarbig zu liefern. Von dieser Zifferblattausführung wurden durch unseren Betrieb ca. 5000 St. Zifferblätter passend für Spezimatic Anfang 1976 an Glashütte geliefert. Dies zur Vorgeschichte. Alle anderen Varianten zum Anlass des 20. Jahrestag der NVA am 1. März 1976 sind Fälschungen."
(Der Name des Zeitzeugen ist dem Autor bekannt. Das hier gezeigte Zitat stammt aus persönlicher Kommunikation mit dem Zeitzeugen.)
Bei den hier nachfolgend gezeigten vier Zifferblattvarianten, handelt es sich um die derzeit bekannten Fälschungen.
Der zu grosse, falsche bzw. zu breite Zifferblattaufdruck verrät oft, dass es sich nicht um ein Original handelt. Oft werden dann auch noch Zeigersätze verwendet, die nicht zu dem Zifferblatt gehören. Auch die farbliche Gestaltung komm nicht selten aus dem Reich der Phantasie.
Original Nachdruck
Zu einer Auswahl von Werken & Modellen für die bislang keine verifizierbaren Originalitätsbelege bekannt sind kommen Sie >> hier <<
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
Letzte Aktualisierung 05.04.2012