Flutkatastrophe in Glashütte im Sommer 1927

Über das Unglück und seine Auswirkungen wurde in der Fachpresse mit Schilderungen von Augenzeugen, Bildern von den Verwüstungen und amtlichen Bekanntmachungen ausführlich berichtet. Hier eine Zusammenfassung der schrecklichen Ereignisse nur einer Nacht.

„Das Müglitz- und Gottleubatal im östlichen Erzgebirge ist in der Nacht zum 9. Juli von einer furchtbaren Unwetter-Katastrophe heimgesucht worden. Besonders schwer betroffen worden sind die Orte Glashütte, Berggießhübel, Weesenstein und Gottleuba. Bisher sind etwa 150 Tote geborgen worden, darunter auch Herr Kollege Artur Döring, Uhrmachermeister in Berggießhübel, der mit seiner Gattin und seinen beiden 9 und 14 Jahre alten Kin­dern Dorothea und Johanna den Tod in den Fluten fand.

Das Geschäft mit einem reichhaltigen Lager an Uhren und Schmucksachen ist durch das Unwetter dem Boden gleich­gemacht worden.

Auch die sonst so friedliche Uhrenstadt Glashütte im Müglitztal hat Schweres erlebt.

Es war nachts 11:30 Uhr als die Müglitz aus ihrem Ufer brach. Sie überschwemmte den abschüssigen weiten Bahnhofsplatz. Menschen rennen auf erhöhte Fußsteige, auf Haustreppen, nur hinauf! Plötzlich schwimmen Hölzer im Wasser, immer mehr. Große Baum­stämme folgen, donnern gegeneinander, prallen gegen Dämme, gegen Felsen und stauen sich rammend vor den Brücken.

 

11:33 Uhr: Eine meterhohe steile Wassermauer brüllt heran. Das Tal ist eng, tausendmal zu eng. Der rauschende Wasserberg jagt schreiende Menschen und Tiere vor sich her, holt sie ein. Zwölf Meter lange Baumstämme zer­reißen im Vorwärtsstürmen Häuser und Gärten. Fegen den Zug von den Schienen. Werfen die Waggons um und tragen sie mit. Telephonmasten zerbrechen wie Glas.

 

11:36 Uhr: Das Wasser ist in drei Minuten zwei Meter gestiegen. Drei Waggons des Zuges sind die Böschung hinabgeworfen und liegen räderoben unter Wasser. Auf die Dächer der übrigen Wagen haben sich Menschen geflüchtet und schreien verzweifelt Hilfe in die schwarze Nacht, die für Sekunden von Blitzen taghell erleuchtet wird.

 

11:47 Uhr: Das Wasser ist insgesamt vier Meter ge­stiegen. Das ganze Tal dröhnt kilometerweit. Vor die Postbrücke hat sich eine meterdicke Mauer Rundholz, Baum­stämme, Bretter, Kisten, Eisenteile angerammt.

Unter lautem Donner bricht die Brücke zusammen. Die braune Flut wälzt sich weiter, reißt halbe Häuser weg, füllt Keller und Erdgeschosse in Sekunden. Zerdrückt Türen und Fenster. Fegt Zäune, Lauben, Bretterwände fort, zer­schneidet Kandelaber. Spült die im Schlaf Überraschten mit sich. Pferde, aus Ställen gerissen, zerschellen an den Wänden. Vor der Fabrik Seelhammer lagern zwei Waggons Rundholz, — weg! — Auf einem Platz 2000 Zentner Kohle, — weg! — Zerstörungen, wohin man blickt.

Und das alles war das Werk einer kurzen Stunde, deren schlimmste Zeit 13 Minuten vor Zwölf war. Denn alle Uhren, die man in den verwüsteten Wohnungen fand, die Taschenuhren der Toten, die Bahnhofsuhr, und selbst die Uhr hoch oben am Hause der Uhrenfabrik Lange & Söhne, deren Pendel im Keller schwingt, zeigten gleichmäßig: 13 Minuten vor Zwölf. Das Pendel kam durch das Eindrin­gen von Wasser- und Schlammassen in den Schacht zum Stillstand.

Am 22. Juli 1927 in der Fachpresse veröffentlichter Augenzeugenbericht von Dr. jur. Ernst Kurtz, Vorstand der UFAG & UROFA Glashütte
Augenzeugenbericht Unwetter Galshütte 19
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Sonstige Meldungen aus der Glashütter Industrie

Von der Firma A. Lange & Söhne wurde uns auf un­sere Anfrage mitgeteilt, daß das gesamte an das Wohn­haus anschließende Fabrikgebäude bei der Unwetter-Katastrophe vom Wasser umspült war. Das Wasser war in sämtliche Kellerräume eingedrungen und dort bis an die Decke gestiegen. Im Erdgeschoß reichte es bis an die oberste Treppenstufe. Zur Zeit ist man mit der Entschlam­mung der Kellerräume beschäftigt sowie mit der Demontierung der dort untergebrachten Wälz- und Stanz­maschinen, die nun ebenso wie die verschlammten Schnitt­werkzeuge und Blockschnitte einer gründlichen Reinigung und Behandlung gegen Rostgefahr bedürfen. Die Lahm­legung des Betriebes erstreckte sich dadurch auf die Gehäuse-Werkstatt und die Stanzabteilung des Rohwerkes.

Das Gelände um die Fabrik herum ist vollständig ver­schlammt.

Nach Berichten, die wir von anderer Seite erhalten, wollte einer der Herren Lange, der von dem furchtbaren Lärm der tobenden Elemente aufgeschreckt war, aus dem Fenster seines Schlafzimmers auf die Straße schauen, um nach den Ursachen des Höllenlärms zu forschen; er streckte die Hand aus und griff ins Wasser! Freilich, Hochwasser­gefahr war gemeldet, doch ließ der Gewitterregen zuerst kaum befürchten, daß es so schlimm werden könnte.

Die vordere Ecke der Stübnerschen Fabrik
Die vordere Ecke der Stübnerschen Fabrik

Von der Uhrenfabrik von Paul Stübner ist die ganze vor­dere Ecke der Fabrik von den Wassermassen weggerissen worden bis zum ersten Stock. Man sieht mitten in den Maschinensaal hinein. Dicke Mauern sind verschwunden, wertvolle Instrumente, die die Firma für das Geodätische Institut in Potsdam zu liefern hatte, sind von den Wellen weggetragen worden.

Die Uhrenfabrik Strasser & Rohde in Glashütte teilt mit, daß der direkte Schaden verhältnismäßig noch gering ist und sich auf die Erdgeschoßräume, die Vernichtung der Tischlerei, der Feldschmiede usw. beschränkt. Allerdings ist die Firma durch die große Verschlammung auf mehrere Wochen hinaus an der Weiterführung des Betriebes ge­hindert.

Von der Firma „Archimedes", Glashütter Rechen­maschinenfabrik Reinhold Pöthig erhielten wir die Nach­richt, daß das Unternehmen zu den wenigen im Müglitztal gehört, die von dem schweren Unwetter nicht betroffen worden sind.

Der Maschinensaal der Rohwerkeabteilung der "J. Assmann G.m.b.H."
Der Maschinensaal der Rohwerkeabteilung der "J. Assmann G.m.b.H."

Die Präzisions-Uhrenfabrik J. Aßmann G.m.b.H. hat schwerste Verluste an Maschinen, Werkzeugen, Mobilar usw. zu beklagen, da ihre Fabrikanlagen und Wohnräume gerade im Zentrum des Zerstörungsgebietes lagen. In unmittelbarer Nähe hat der Tod reiche Ernte gehalten. Durch die Erhaltung der oberen Räume, in denen sich die Fertigbestände befinden, ist die Firma aber in der Lage, weiterhin Aufträge entgegenzunehmen und Reparaturen auszuführen.

Die Assmannsch'e Rohwerkeabteilung mit dem sichtbaren Wasserschaden
Die Assmannsch'e Rohwerkeabteilung mit dem sichtbaren Wasserschaden
Die Dresdener Straße mit dem Wohn- und Geschäftshaus Aßmann rechts im Hintergrund
Die Dresdener Straße mit dem Wohn- und Geschäftshaus Aßmann rechts im Hintergrund

Bei der Firma Ernst Kreissig G. m. b. H., Präzisions­maschinen- und Werkzeugfabrik, sind fast sämtliche Ge­schäftsunterlagen und Bücher dem Wasser zum Opfer ge­fallen. Die Werkstatt und die Lager sind unversehrt ge­blieben, so daß ebenfalls noch geliefert werden kann.

In der Unterstadt, durch die das Unglück hindurch­wuchtete, liegt noch  die neue Aktiengesellschaft, die infolge ihrer hohen Lage verschont blieb und die Räume für Kranke und Verlegte verfügbar gemacht hat, während die Obdachlosen in der Schule untergebracht sind, die Maschinenfabrik Renner, die Vereinigten Werke und viele kleinere Heimwerkstätten. Die Deutsche Uhrmacherschule ist, soweit bisher be­kannt ist, unversehrt geblieben. Einer ihrer Schüler rettete mit eigener Lebensgefahr das jüngste Kind des Photographen Matzak, das als einziges die Familie überlebte.

Zerstörter Glashütter Bahnhof und die Uhren-Rohwerkefabrik Akt. Ges. Glashütte
Zerstörter Glashütter Bahnhof und die Uhren-Rohwerkefabrik Akt. Ges. Glashütte

Die Deutsche Uhrmacherschule ist wie erwähnt unversehrt geblie­ben; das Wasser machte 40 Meter davor Halt. Die Schüler beteiligten sich in hervorragender Weise am Rettungswerk und haben 4 Tage lang unentwegt gearbeitet. Nunmehr ist die Hilfe organisiert. In der Schule liegen etwa 180 Mann von der Technischen Nothilfe. Der geplante Fortbildungs­kursus für Gewerbelehrer mußte auf unbestimmte Zeit ver­schoben werden.

Der Platz vor der Uhrmacherschule ist zu einer Kraft­wagen - Massenhaltestelle geworden.

In fast ununter­brochener Reihe fahren die Kraftwagen der Linie Djppoldiswalde - Glashütte an und ab, ebenso die Kraftwagen der Reichspost und der Reichsbahn-Gesellschaft. Dazu ge­sellen sich die Sonder- und Lastkraftwagen der Glashütter Spediteure und zahllose Privatautos, die noch täglich das Katastrophengebiet besuchen.

Allenthalben wird den Geschädigten Teilnahme ent­gegengebracht. Auch verschiedene Innungen haben in ihren Sitzungen schon Sammlungen veranstaltet. Der Wirt­schaftsverband der Deutschen Uhrenindustrie hat für die Hochwasser-Geschädigten von Glashütte den Betrag von 3000 RM überwiesen. Sehr wohltuend ist auch die Teil­nahme der holländischen Kollegen. Ihr Fachblatt „Christiaan Huygens" berichtete ziemlich ausführlich über die Katastrophe und erklärt sich zur Weiterleitung von Spen­den bereit, wenn die holländischen Kollegen ein Opfer für die Schwergeprüften bringen wollen.

Die Verwüstungen in der Unterstadt

Die alte steinerne Kurfürst-Moritz-Brücke, die 450 Jahre lang allen Stürmen und Fluten getrotzt hat, ist eingestürzt, als sei sie eine leichte Holzbrücke. Auch alle anderen Brücken sind weggeschwemmt bis auf eine kürzlich ge­baute Betonbrücke.

In der Dresdner Straße sehen die Gebäude wie Ruinen aus. Was nicht widerstandsfähig war, wurde ein­fach weggeschwemmt. Große Häuser wurden schwer be­schädigt.

Bis zum ersten Stockwerk hinauf stand das Wasser in allen Häusern der Straße. Wohin das Auge blickt, sieht es Bilder gräßlichster Verwüstung. Ein Frachtauto, das auf der Brücke stand, wurde von den Fluten wie ein Spielzeug mitgenommen. Von der Straße selbst ist überhaupt nichts mehr zu sehen, sie ist ebenso wie die Eisenbahnlinie zum Bett der Müglitz geworden. Im neuen Stadthotel „Zur Post" konnten die im Parterre befindlichen Leute, die von der Flut überfallen wurden, nur so gerettet werden, daß man eilends die Decke des ersten Stockwerks durchbrach und die Gäste dann aus dem eingedrungenen Wasser nach oben durchzog. Ähnlich mußte in manchen anderen Häu­sern verfahren werden.

Die Toten sind fast sämtlich Bewohner der Dresdner Straße. Gefunden wurde bisher u. a. Kaufmann Eibig mit Frau und 19-jähriger Tochter, Photograph Matzsack mit Frau und 2 Kindern und Kaufmann Johannes Rüdiger. Teilweise wurden die Bewohner vom Unwetter im Schlafe überrascht, teilweise auf der Straße. In der in der Straße gelegenen Handelsgärtnerei, die bis auf das Haupthaus vollständig vernichtet worden ist, waren 18 Mann, die Ret­tung heischten. Die hinzugeeilte Feuerwehr konnte nichts weiter tun, als selbst auf das Abebben der Flut warten. Mit welcher Wucht die hereinbrechende Flut gehaust hat, kann man an dem Sägewerk sehen, das fast gänzlich weg­gerissen ist. An einer anderen Stelle ist ein Autoschuppen und das darin befindliche Automobil bis auf ein Minimum zerdrückt worden. In einer Fabrik wurden starke Maschinen von 7 Zentnern Gewicht ausgehoben. Von der Straße und den Eisenbahnschienen wurden die schweren Waggons und großen Autos einfach weggespült.


Ein schlimmes Bild der Vernichtung bietet der Bahnhof.

Eine Eisenbahnkatastrophe könnte nichts Schlimmeres hinterlassen. Die Eisenbahnbrücke ist weggerissen.

Der Zug, der beim Eintreten der Katastrophe überrascht wurde und dessen Insassen, etwa 50 an der Zahl, sich nicht mehr den Weg zur Bahnhofshalle bahnen konnten, liegt heute zum großen Teil im Flußbett. Die Passagiere vermochten sich nicht anders als durch Klettern auf das Dach zu retten. Ein junges Mädchen ist dabei einfach weggespült worden, es wurde am Sonnabend in Häselicht als Leiche gelandet. Vor der auf dem Bahnhof stehenden Lokomotive hatte sich eine gewaltige, undurchdringliche Barrikade von Baum­stämmen, Wurzeln und Gesträuchen aufgetürmt. Der Lokomotivführer hat die ganze Hochwassernacht auf sei­ner Maschine zubringen müssen und konnte erst am Mor­gen befreit werden. Der Untergrund unter den Schienen ist weggespült, die Schienen hängen zum Teil in der Luft. Ein Eisenbahnwagen ist dreihundert Meter weit in den Ort geschwemmt worden. Ein Güterwagen liegt noch weiter unterhalb auf der Straße, die sich die Müglitz teilweise als zweites Bett gewählt hat, so daß einige Häuser gleichsam auf einer Insel stehen.

Die Stadt selbst ist ohne Gas, zum Teil ohne elektrisches Licht und in der unteren Hälfte vollkommen ohne Wasser, da die Naturelemente auch diese technischen Errungen­schaften der Menschheit zerstörten. Der Schaden der Pri­vaten ist noch gar nicht abzuschätzen. Am schwersten sind in Glashütte die Holzwarenfabrik von Seelhammer & Haertel und die Handelsgärtnerei von Leubert betroffen worden. Die Gasanstalt dürfte bald wieder hergestellt sein. Das elektrische Licht ist teilweise wieder in Ordnung. Die Wasserleitung arbeitet nur in der oberen Stadt.

Die Schilderung des Bürgermeisters von Glashütte

Der Bürgermeister von Glashütte gab folgende Schilde­rung: Freitagabends 8 Uhr wurden wir benachrichtigt, daß Hochwasser drohe. Ich alarmierte sofort die Feuerwehr und beschlagnahmte im Stadthotel zur Post die Fernsprechleitung, um namentlich niedriger gelegene Orte warnen zu können. Die Leitung versagte aber vielfach, doch kamen wir immerhin mit mancher Meldung durch. Um 10 Uhr traf von oberhalb weitere Gefahrenmeldung ein. Bei uns jedoch war das Wasser nur wenig gestiegen, so daß wir an eine große Gefahr nicht glauben wollten. Dann aber meldete ein Beamter, daß mächtig viel Holz mitge­schwommen käme und daß die Postbrücke gefährdet sei. Wir sperrten sie sofort. Im gleichen Augenblick mußten wir auch schon flüchten. Ich rief ins Stadthotel hinein, jeder solle sich retten! 6 Mann blieben unten stehen, doch konnten wir sie mit Hilfe von Seilen hochziehen. Sie sahen freilich schlimm aus. Von der Gewalt des Wassers waren sie mit den Körpern an die Wand gehauen worden ...

Dann kam Schlag auf Schlag. Häuser stürzten ein, die Müglitz überschwemmte die Ufer weithin. Bis ½ 3 Uhr hielt die Flut an; dann ging sie allmählich zurück. Erst als der Tag graute, sahen wir das Unheil und hörten die Todes­botschaften. Glashütte hat leider 12 Tote zu verzeichnen; 8 von ihnen sind bereits gefunden worden. Sie sollen am Dienstag beerdigt werden, vielleicht in einem gemeinsamen Grab.


Der öffentliche Schaden, den das Müglitztal erlitten hat, beträgt nach Schätzung mindestens 30 Millionen. Es ist bereits ein Baubureau eingerichtet worden, das unter der Leitung des Baurats Haase aus Dresden die Wieder­herstellungsarbeiten leiten soll. Monate werden vergehen, ehe die Müglitztalbahn wieder das östliche Erzgebirge an die Verkehrsadern anschließt. Vielleicht wird, da nun doch der Bahnkörper zum Teil neu geschaffen werden muß, ernstlich erwogen, die Bahn in Normalspur anzulegen. Im Einvernehmen mit der Reichsbahndirektion Dresden ist von der Staatlichen Kraftwagenverwaltung ein regel­mäßiger Verkehr von Dresden über Dippoldiswalde nach Glashütte und von Pirna über Zehista nach Berggießhübel als Ersatz für die ausfallenden Eisenbahnverbindungen eingerichtet worden. Ebenso ist wegen Einrichtung von Güterlinien als Ersatz für die Eisenbahnverbindungen bereits das Erforderliche mit der Reichsbahndirektion vorbereitet wor­den. Die Staatliche Kraftwagenverwaltung hat am Sonn­abend die Technische Nothilfe mit Autobussen nach den Unwettergebieten befördert.

Mit Hochdruck sind die Instandsetzungsarbeiten in An­griff genommen worden. Starke Baukolonnen waren am Sonntag von früh an tätig, um die Müglitztalstraße wieder herzustellen. Daneben sieht man große Trupps freiwilliger Helfer: Landespolizei, Technische Nothilfe, Stahlhelmer, Jungdeutsche, Wehrwölfe, Reichsbannerleute und Rote Frontkämpfer, Turner und Sportler einträchtig nebenein­ander. Gemeinsame Not kettet aneinander !

Außer den zahlreichen Verlusten an Menschenleben ist der Schaden an Hab und Gut unermeßlich groß. Von der Reichsregierung ist der Sächsischen Regierung zunächst der Betrag von einer Million Mark zur Verfügung gestellt worden und Sammlungen sind allerorten eingerichtet Wir hoffen, daß auch unsere Leserschaft mithilft, die Not zu lindem.

Sammlung für Glashütte

Wie uns telegraphisch mitgeteilt wird, eröffnet der Zentral­verband eine Sammlung für die Geschädigten in Glashütte und bittet, dazu nach besten Kräften beizusteuern, auch die kleinste Spende ist willkommen. Der offizielle Aufruf kann wegen der Kürze der Zeit erst in der nächste» Woche ver­öffentlicht werden. — Die Sammlung, die beim Jubiläum der Kölner Fachschule veranstaltet wurde, erbrachte den Betrag von 535 RM, damit ist ein kleiner Grundstock ge­legt, der sich hoffentlich zu einer recht bedeutenden Summe vergrößert, denn die Not ist groß. Die Uhramcher-Woche ist bereit, bei ihr eingehende Spenden der Sammlung des Zentralverbandes zuzuleiten.

Die Sächsische Regierung erließ einen Aufruf an die ge­samte Bewohnerschaft des Landes mit der dringenden Bitte um freiwillige Gaben. Im Arbeits- und Wohlfahrtsministe­rium ist eine Hilfszentrale errichtet worden, an die alle ein­gegangenen Beträge der Sammelstellen baldigst abzu­führen sind. Nun gilt es, Taten zu zeigen und die be­dauernswerten Opfer nicht nur zu bemitleiden, sondern ihnen mit rascher Spende zu helfen!"

1928 - Denksteinweihe auf dem Glashütter Friedhof

"Glashütter Denksteinweihe für die Opfer des Hochwasser-Unglückes.

Am vergangenen Sonntag (Anmerkung des Seitenbetreibers: 30. September 1928) fand in Glashütte die feierliche Weihe des Denksteins für die Opder der furchtbaren Unwetterkatastrophe, die am 13. Juli 1927 auf dem Glashütter Friedhof beigesetzt wurden, statt. Die Mittel wurden gemeinsam von der Kirchengemeinde- und Stadtvertretung sowie dem Sächsischen Landeskonsistorium aufgebracht. Dem Denkmal ist eine Idee von Prof. Menzel in Dresden zugrunde gelegt. Hinter den Efeugrabhügeln, die jeder mit einem Denkstein versehen sind, ist eine große Rückwand aus Sandsteinquadern mit Deckplatte errichtet, die von einem schlichten Bronzekreuz überragt wird. Das Ganze wird später von einer Hecke eingeschlossen sein. Ausgeführt wurde die Anlage von dem Glashütter Bildhauer R. Wahl. Mit schlichten Worten weist eine Inschrift auf die Bestimmung des Denksteins hin: "Den Todesopfern der Hochwassernacht vom 8. bis 9. Juli 1927 zum Gedächtnis".

An der Weihe nahm die Stadt Glashütte zahlreich und aufrichtig Anteil. Die öffentlichen Gebäude hatten Halbmast geflaggt. Die sämtlichen Vereine mit ihren umflorten Fahnen begaben sich zusammen mit den Vertretern der Kirche, der Stadt, den Angehörigen der Todesopfer sowie einer großen Zahl weiterer Einwohner in einem langen Zuge nach dem Friedhof. Die Weihe nahm Pfarrer Beer vor. Bürgermeister Gottardt hielt als Vertreter der Stadt eine längere Ansprache und legte einen prächtigen Lorbeerkranz am Denkstein nieder. Weitere Kranzniederlegungen folgten, u. a. auch von der Schülervereinigung "Saxonia" an der Deutschen Uhrmacherschule."

Am 20. Juli 1927 veröffentlicht der Verlag des Pirnaer Anzeiger eine erschütternde, umfang-reiche Dokumentation zu dem Unwetter welches in der Nacht vom 08. zum 09.Juli 1927 vor allem die Täler der Gottleuba, Seidewitz und Müglitz heimgesucht hatte. Der gesamte Verkaufserlös sollte uneinge-schränkt den Opfern der Katastrophe zugutekommen. In der Broschüre befindet sich nebenden Beschreibungen der Schädenauch eine umfangreiche Bilddokumentation sowie die Liste der Todesopfer.

Die Hochwasser-Katastrophe im Gottleuba und Müglitz-Tal in der Nacht des 8./9. Juli 1927
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Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen entsprechend ergänzt.

Literatur:

  • Die Uhrmacher - Woche Nr. 29/1927 S.475-477
  • Die Uhrmacher - Woche Nr. 30/ 1927 S. 495/496
  • Die Uhrmache - Woche Nr. 32/1927 S. 529
  • Die Uhrmacher-Woche Nr. 40/ 1928 S.656
  • Die Uhrmacher-Woche Nr. 41 1928

Aktualisiert 08.11.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
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