Nach der 1938 erfolgten Einstufung zur Wehrfertigung war die Firma A. Lange & Söhne, wie auch die anderen in diese Kategorie eingestuften Firmen, wie z.B. die Hamburger Firma Wempe, weitgehend ihrer selbstständigen unternehmerischen Entscheidungen beraubt. Die Entscheidungen, wer mit wem, was in welche Ausführung und Stückzahl, bis wann zu fertigen hatte, oblag dem Oberkommando der Kriegsmarine und dem Reichs-Luftfahrtministerium. Diese Behörden drängten aus nachvollziehbaren Gründen auf eine Ausweitung der Chronometerfertigung. Beide Firmen wurden verpflichtet diesem Begehren schnellstmöglich zu entsprechen um der Kriegsmarine die benötigten Chronometer in der entsprechenden Anzahl zur Verfügung stellen zu können.
Die Forderung lautete:
»Es ist eine weitgehende Normung im Chronometerbau durchzuführen, die eine wesentliche Vereinfachung im Rohwerk und Vollendungsbau und damit auch eine Verbilligung der Instrumente zur Folge haben würde. Nur in dieser zu fordernden Verbilligung liegt die Möglichkeit, das deutsche Chronometer auf dem internationalen Markt erstmalig konkurrenzfähig zu machen oder bei genügender Preissenkung und gleich bleibender Leistung sämtlichen ausländischen Fabrikaten in jeder Beziehung überlegen herzustellen. «
1942 war die gemeinsame Entwicklung abgeschlossen und mit der Nummer 2800 begann bei Wempe die Produktion des Einheitschronometers.
Im Januar 1943 beginnt dann die Firma A. Lange & Söhne mit der Nummer 5001 die Produktion des Einheitschronometers. Die Gestellteile kommen von Wempe, während die Räder und Triebe in Glashütte gefertigt wurden.
Nach der Bombardierung Hamburgs und der Auslagerung der Firma Wempe im Sommer 1943 in mehrere provisorische Betriebe in Poppenbüttel und Wellingsbüttel in der Nähe Hamburgs, kam der Glashütter Fertigung eine noch größere Bedeutung zu.
Neu ist bei diesem Chronometer, dass dabei u.a. von den bisher üblichen vier Werkpfeilern Abstand genommen wurde und nur noch drei Werkpfeiler eingesetzt wurden.
Weiterhin hat das Einheitschronometer folgende Merkmale:
Nicht genau geklärt ist die Frage, ob bereits mit Beginn des Baues von Einheitschronometern die Zugkette vollständig durch das Zugband ersetzt wurde.
Gesicherte Erkenntnis ist jedoch, dass erst die noch vorhandenen rohen Gehäusetöpfe und Schweberinge aus Messing verbaut wurden, bis dann die mit Bakelitkardanringen ausgerüsteten Bakelitgehäuse zum Einsatz kamen.
Mit der Nummer 5870 endet im November 1947 die serienmäßige Produktion des Einheitschronometers in Glashütte.
Alle Unterlagen fielen anschließend als Reparationsleistungen der Sowjetunion zu. Die Chronometerabteilung von A. Lange & Söhne wurde zusätzlich verpflichtet beim Aufbau einer eigenen Chronometerfertigung der Sowjetunion technische und personelle Hilfestellung zu geben. In leicht veränderter Form wurden die Einheitschronometer danach in der Sowjetunion weiter gebaut.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
Marine-Chronometer aus Glashütte
Autor; Christian Schmiedchen; Uhrenjournal für den Sammler; Heft 8/1991
Glashütter Armbanduhren II; Autor: Kurt Herkner; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X
Marine- und Taschenchronometer. Geschichte - Entwicklung - Auswirkungen; Autor: Hans von Bertele; ISBN 3766705121