Die hier gezeigte 20-steinige TU der Glashütter Firma "A. Lange & Söhne" Nr. 13808 wurde in der ersten Qualität ausgeführt und in einem offenen Goldgehäuse mit einem Feingoldgehalt von 750/1000g eingeschalt. Sie wurde am 29. März 1880 an die Dresdener Grossistenfirma Dürrstein & Co. geliefert. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Gehäuse noch nicht mit der ab 1886 obligatorischen Punzierung mit Reichskrone versehen. Das musste erst auf Grund des §3 des Gesetzes über den Feingehalt der Gold- und Silberwaren vom 16. Juli 1884 (Reichs-Gesetzbl. S. 120) und der Verordnung über die Bestimmung der Form des Stempelzeichens zur Angabe des Feingehalts auf goldenen und silbernen Geräthen, vom 7. Januar 1886 nach Inkrafttreten der Verordnung am 1.1.1888 geschehen. Auch die Rückerfeinregulierung (die sogenannte Schwanenhalsfeinregulierung) sowie die Gehäuseschutzmarke der Firma Lange wurden erst Jahre später eingeführt.
Diese gut erhaltene offene Taschenuhr der Firma A. Lange & Söhne mit der Werk und Gehäusenummer 17032 wurde etwa um das Jahr 1893 gefertigt und in ein Goldgehäuse mit einem Feingoldgehalt von 750/1000 eingeschalt. Zu dieser Zeit gab es weder die Lange Schutzmarke, die erst im Dezember 1892 eingeführt wurde, noch das erst 1884 erlassene Gesetz über den Feingehalt der Gold- und Silberware und die 1886 erfolgte Bekanntmachung zur Form der Feingehaltspunze. Die Punzierung der Gehäuse war bis dahin noch eine freiwillige Leistung. Auch die Signierung der Email Zifferblätter, die fast ausnahmslos römische Ziffern hatten, kam nur selten vor. Die blau angelassenen Stahlzeiger stammen, wie die meisten Teile der Uhr, aus den Werkstätten der Glashütter Verlagsindustrie. Diese typische Glashütter Präzisionstaschenuhr mit vergoldeter ¾ Platine und einem Durchmesser des ebenfalls vergoldeten Werkgestells von 43 mm (Kaliber 43) hat 16 Steine (Rubine) und die Glashütter Hemmung mit Anker und 15-zähnigem Gangrad, beides aus einer 9-12-karätigen Goldlegierung. Der Lochstein für den Zapfen der Gangradwelle im Gangradkloben und die 3 Lochsteine für die Zapfen der Wellen des Kleinboden-, Sekunden- und Minutenrades wurden in Goldchatons direkt im Kloben in der ¾ Platine gefasst. Nur die 2 Lochsteine für die Zapfen der Unruhwelle wurden zur besseren Ölhaltung mit Decksteinen versehen und der Deckstein in der Rosette des vergoldeten, handgravierten Unruhklobens wurde mit einem geschraubten Goldchaton fixiert. Die Rückerfeinregulierung in Form eines Schwanenhalses wurde bei den Glashütter Taschenuhren erst Ende der 1880 Jahre verwendet. Die bimetallische Kompensationsunruh ist mit goldenen Gewichts- und Regulierschrauben ausgestattet und hat eine blau angelassene Breguetspirale mit einer Endkurve nach Phillip. Kron- und Sperrrad haben den typischen Glashütter Sonnenschliff.
A. Lange & Söhne, offene, antimagnetische Herrentaschenuhr in der 1. Qualität
Die hier vorgestellte offene Taschenuhr der Glashütter Firma A. Lange & Söhne weist einige Besonderheiten auf, die auf den ersten Blick nicht auffallen. Die Unruh und die Spirale sind aus Palladium. Die Werk- und Gehäusenummer ist 26804.Das Rohwerk wurde 1890 an die New Yorker Firma Schuhmann verkauft und in den USA mit einem amerikanischen Gehäuse eingeschalt. 20-steinige 1a Neusilberwerke mit Zierschliff wurden zu dieser Zeit häufig in die USA exportiert. Das weiße Emailezifferblatt mit arabischen Zahlen und Louis XV Goldzeiger, eine Zeigerstellung über die Krone und die Schwanenhals-Feinregulierung stellten für diese Zeit eine ungewöhnlich moderne Ausstattung dar. Zusammen mit einer ebenfalls ungewöhnlichen Punzierung der Grundplatine des Werkes und des Gehäuses stellen sich eine Reihe von Fragen zur Historie der Uhr. Ob ein einfacher Archivauszug, wie er jetzt von der Stiftung „Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek“ angeboten wird, diese Fragen erschöpfend klären kann, ist eine spannende Frage.
Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte
im 14 Karat Goldgehäuse -
die II. Qualität der Firma A. Lange & Söhne
Diese Taschenuhr, eine goldene Savonette vom Kaliber 43, wurde 1924 von der Firma A. Lange & Söhne nach der katastrophalen Hyperinflation zu Beginn der 1920er Jahre bis zur Einführung der Rentenmark 1923 für die nicht ganz unerhebliche Summe von 320,- Goldmark verkauft. Glücklich der, der nach den harten Jahren der Inflation noch oder schon wieder sich das leisten konnte. Interessant und vielleicht auch nicht allzu bekannt ist, wie der Hersteller die II. Qualität seiner Taschenuhrfertigung Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte (DUF) bereits 1899 beschreibt. Hier einige Beispiele: der Anker ist nicht aus Gold, sondern aus der von Moritz Großmann schon 1866 in seiner Preisschrift "Der freie Ankergang für Uhren" preferierten Aluminiumbronze. Die verdeckten Ankerpaletten sind nicht konvex und konkav sondern glatt geschliffen, die Breguetspirale hat nur eine Endkurve. Die Gewichts- und Regulierschrauben in der Kompensationsunruh sind nicht aus Gold sondern aus Messing. Der Unruhdeckstein ist kein Diamant wie in der I. Qualität, sondern ein Rubin. Die Lochsteine sind direkt in der 3/4 Platine gefasst und nicht in geschraubten Goldchatons. Die Uhren wurden nicht in fünf, sondern nur in drei Lagen reguliert. Dessen ungeachtet sind auch diese Uhren von hoher Qualität und haben auch heute noch ein vorzügliches Gangverhalten.
Die hier mit der identischen Wer- und Gehäusenummer 77993, vorgestellte goldene Herrentaschenuhr Marke "Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte" (DUF) der Firma A. Lange & Söhne wurde im Jahr 1921 gefertigt. Das 15-steinige, körnig vergoldete Werk hat das Standardkaliber 43 (43mm Werkdurchmesser). Das Goldgehäuse der Form
"Lucia" hat einen Feingehalt von 585/1000 und ein Gewicht von 47,1 Gramm. Die Uhr wurde am 07.Juni 1921 an die Firma Hermann Wohlenberg in Altona verkauft.
Altona war zu der Zeit noch eine selbständige Stadt und wurde erst 1938 in die Stadt Hamburg eingemeindet. Der Kaufpreis betrug in der damaligen Inflation 3.330,- Mark
Wie ein Glashütter Sonnenschliff entsteht, können Sie im Video sehen.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.