Obwohl von der Firma keine bezifferten Qualitätseinstufungen bekannt sind, wird in der Praxis von drei Qualitätsstufen ausgegangen.
ALS 1a, 1b und 1c.
Frühe Taschenuhr A. Lange & Söhne von 1873 in 1a Qualität
Das Uhrwerk der hier vorgestellten Savonette Taschenuhr der Glashütter Firma A. Lange & Söhne mit der Nummer 8976 wurde vor 150 Jahren am 24.Mai 1873 an die New Yorker Firma von Charles William Schumann verkauft. Das noch zu Lebzeiten von Ferdinand Adolph Lange in 1a Qualität gefertigte, 20-steinige Kronenaufzugswerk vom Kaliber 37 wurde wegen der amerikanischen Schutzzölle erst in den USA in ein guillochiertes Goldgehäuse mit kannelierten Mittelteil vom Typ „Jürgens“ mit einem Feingehalt von 750/1000 eingeschalt. Die Gravur auf der Cuvette von 1873 und die zweite Gravur auf der Innenseite des Sprungdeckels von 1902 deuten auf eine durchaus übliche Weitergabe der Uhr innerhalb der Familie an die nächste Generation hin.
Frühe Savonette von A. Lange & Söhne für den Amerikanischen Markt
Das 20-steinige 1a Uhrwerk Nummer 9396 der hier vorgestellten Savonette-Taschenuhr von A. Lange & Söhne wurde am 28. März 1874, noch zu Lebzeiten von Adolph Lange, an die Firma Charles William Schumann, New York verkauft. Wegen den sehr hohen Schutzzöllen in den USA wurden zu dieser Zeit in der Regel nur Uhrwerke exportiert. Das nummerngleiche Goldgehäuse wurde mit einem Feingehalt von 750/1000 vom Empfänger in Auftrag gegeben und die Uhr damit vollendet.
TU der Firma A. Lange & Söhne für den Amerikanischen Markt
In der ersten Qualität gefertigtes Taschenuhrwerk ALS Nr.9720 um 1873
Hier kann man erkennen,dass geschraubten Goldchatons nur auf der Werkseite und nicht auf der Zifferblattseite des Werkes ausgeführt wurden.
Ein in der höchsten Qualitätsstufe gefertigtes ALS Taschenuhrwerk
in Funktion.
"Die Marke ALS ist äußerlich durch die Zifferblatt-Aufschrift „A. Lange & Söhne, Glashütte i. Sa.“ kenntlich gemacht. Sie wird teils in 16-steinigen Uhrwerken (Mittelstein in Goldfutter gefaßt), teils in 18- und 20-steinigen Uhrwerken (Rubine zum Teil in Goldfutter und mit Diamantdecke versehen), geliefert. Die Uhren dieser Marke zeichnen sich durch eine sinnvolle Konstruktion und eine meisterhafte Vollendung aus, wie sie nur durch eine handwerksmäßige Nacharbeit aller Teile zu erreichen ist. Die Regulierung ist in Temperaturen (Kälte und Wärme), als auch in 5 Lagen so sorgfältig und gewissenhaft durchgeführt, daß die höchsten Ansprüche an ihre Gangleistungen gestellt werden können."
Textauszug aus einem Verkaufskatalog der Firma aus den 1930er Jahren.
Am 24. Mai 1873, also noch zu Lebzeiten von Ferdinand Adolph Lange, des Begründers der auf einem Verlagssystem beruhenden Glashütter Uhrenindustrie, wurde das Herrentaschenuhrwerk für Sprungdeckel- gehäuse ALS Kaliber 45 mit der Nummer 8760 an die New Yorker Firma „Charles William Schumann“ verkauft. Wie zu dieser Zeit üblich, wurde das 18-karat originale guillochierte Gehäuse mit Münzrand und Saturnbügel aus steuerlichen Gründen erst in den USA gefertigt und das Werk eingeschalt. Das Werk mit Dreiviertelplatine, bimetallischer Kompensationsunruh mit Goldgewichtsschrauben und der Glashütter Ankerhemmung wurde in der höchsten Qualitätsstufe (nach heutiger Lesart mit 1a bezeichnet) mit geschraubt chatonierten Ankerlagersteinen, Breguetspirale mit doppelter Philippscher Endkurve und aus England eingeführten, gefassten Diamantdeckstein noch ohne der erst Jahre später verwendeten „Schwanenhals“ Feinregulierung gefertigt. Bei Einfuhr in die USA war gesetzlich eine Herkunftssignatur auf dem Werk vorgeschrieben. Ausschließlich aus Gründen der Bekanntheit wählte man dafür „Dresden“ aus.
A. LANGE DRESDEN schwere Savonette Herrengoldtaschenuhr, Deutschland/USA 1875, Werk- & Gehäuse-Nr. 10267, Zeigerstellung nach Patent vom 5. Mai 1866, 750/000 GG, guillochiertes Gehäuse, Sprungdeckelmonogramm JR, Münzrand, 2-teiliges, signiertes Emailblatt, feine gebläute Stahlzeiger, guillochierte Goldcuvette, vergoldetes 3/4 Platinenwerk in 1A Qlität, 5 verschraubte Goldchatons, Glashütter Goldhemmung, Kompensations-Unruh, gebläute Breguet-Spirale, Diamant-Deckstein, im Sprungdeckel Portrait zweier Kinder, Gew. ca. 118 g, D. ca. 52 mm
A. Lange & Söhne - goldene Herrentaschenuhr von 1882
Die hier vorgestellte Herrentaschenuhr hat die identische Werk- und Gehäusenummer 15422 und wurde 1882 von der Glashütter Firma A. Lange & Söhne mit dem Werkkaliber 43 in Neusilber und 1a Qualität gefertigt. Eingeschalt ist die Uhr in ein 75 g schweres Savonette-Goldgehäuse Modell „Louis-XV“ mit a-goutte-Schlüssen und einem Feingehalt von 750/1000. Verkauft wurde die Uhr am 11. August 1882 für 446,- Mark an die Bremer Firma Wilkens & Daner. Wie das Kontobuch der Firma Gessner für A. Lange & Söhne belegt, wurde die handgestochene Gravur des Werkes im Juli 1882 von dem Glashütter Graveur Gustav Gessner in 1b Qualität ausgeführt. 1882 entsprachen die in 1a Qualität gefertigten Präzisions-Taschenuhren nicht mehr der höchsten Qualitätsstufe von A. Lange & Söhne. Diese Stelle nahm ab 1880 die neue, 21-linige Werkkonstruktion der Jahre später aus Werbegründen als „Ankerchronometer“ bezeichneten Präzisions-Taschenuhren ein.
A. Lange & Söhne Glashütte goldene Herrentaschenuhr,
in 1a Werksqualität
Goldene Halbsavonette - A. Lange & Söhne Glashütte
A. Lange & Söhne - Seltene 1a Halbsavonette aus dem Jahr 1893
Bei der hier vorgestellten Taschenuhr der Glashütter Firma A. Lange & Söhne handelt es sich um eine seltene, in der ersten Qualität gefertigte und in einem 18-karätigen Goldgehäuse der Form "Jürgens" eingeschalte Halbsavonette vom Kaliber 43. Sie wurde von A. Lange & Söhne am 28. Februar 1893 an die Dresdener Firma Moritz Calberla für 515 Goldmark verkauft. Umgerechnet entsprach das einem Wert von etwa 5030 Euro. Das entsprach damals in etwa fünf Monatsgehältern eines Lehrers. Ausgestattet wurde das Ankerwerk mit der Glashütter Goldhemmung, einer mit goldenen Gewichts und Regulierschrauben versehenen Koppensationsunruh mit Breguetspirale, 19 Rubinen und einem Diamantdeckstein, geschraubten Goldchatons sowie dem Glashütter Sonnenschliff auf den Aufzugsrädern.
Die Geschichte der Restauration einer Taschenuhr der Firma A. Lange & Söhne, die aufzeigt, was trotzt eines erschreckenden Fundzustandes doch noch möglich ist
Offene 1A Taschenuhr der Firma A. Lange & Söhne Nr. 18411 im 18 Karat Goldgehäuse. Immer wieder kommt es vor, dass alte Uhren in einem bedauernswerten Zustand auftauchen und der Besitzer sich
die Frage stellt, was damit zu tun ist. Wenn sich herausstellt, dass das Gehäuse aus Edelmetall ist, wird zu oft an das Verkaufen desselben zum Einschmelzen und an das schnelle Geld gedacht.
Dabei ist das durchaus nicht immer der beste Weg, wie die mit einem Augenzwinkern geschriebene Restaurationsgeschichte der 1 A ALS 18411 aus der ersten Hälfte der 80er Jahre des 19.
Jahrhunderts eindrucksvoll belegt. Unter Beachtung des maximalen Erhaltes von Originalität wurde vorsichtig nur das ergänzt, was für die Funktionstüchtigkeit der Uhr unbeding erforderlich war.
Die Korrosion ist gestopp und ihr "Herz" tickt wieder. Ein beachtenswert schönes Ergebnis.
Neue Erkenntnisse zur ALS Werkausführung der ersten Qualität (1A)
In allen Auflagen des Buches "Die Uhren von A. Lange & Söhne Glashütte Sachsen" von Martin Huber wurde für die erste Qualität der Werkausführungen der Taschenuhren der Firma A. Lange & Söhne die Aussage getroffen:
"Das Schwingsystem besteht aus einer Nickelstahl-Kompensationsunruhe in Verbindung mit einer Stahl- spirale mit äußerer und erstaunlicherweise innerer "Philippscher" Endkurve".
In meinem Artikel in Klassik Uhren 4/2013 „Erfassung und Dokumentation noch existenter Glashütter Taschenuhren und Werke“ habe ich auf S. 8 diese von Martin Huber gemachte Aussage zitiert. Daraufhin bin ich von einem Uhrmachermeister darauf aufmerksam gemacht worden, dass er aus seiner langjährigen Praxis bei Wartungs-, Reparatur- und Restaurierungsarbeiten diese allgemeingültige Aussage nicht bestätigen kann. Das habe ich zum Anlass genommen, dieser Frage weiter nachzugehen und diesbezügliche Recherchen zu beginnen. Derzeit kann man dazu folgendes sagen. Die von Martin Huber hinsichtlich des Schwingsystems publizierten Aussagen sind so nicht haltbar!
Richtig ist, dass es in dem im Buch im Faximile enthaltenen Lange Verkaufskatalog (vermutlich aus dem Jahr 1910) auf Seite 2 im Text darauf verwiesen wurde und auch ein Bild einer Kompensationsunruh mit einer Breguet-Spirale, die eine innere und eine Äußere Phillip’sche Endkurve zeigt, enthalten ist.
Als nicht zutreffend hat sich durch bereits erfolgte stichprobenartige Begutachtungen erwiesen, dass:
• der Einsatz von Nickelstahl-Unruhen für alle Werkausführungen der ersten Qualität gelten soll.
• die verwendeten Breguet-Spiralen bei den Werkausführungen der ersten Qualität alle eine äußere und eine innere Phillip’sche Endkurve haben.
Der Einsatz von Nickelstahl-Unruhen konnte erst nach Ihrer Erfindung um 1900 zur Anwendung kommen. Der Firma A. Lange & Söhne hat damit erst 1905 begonnen und nach dem Erwerb der Lizenz 1907 dies verstärkt verwendet.
Ein erster Nachweis einer inneren Phillip’schen Endkurve ist bei derzeit 19 überprüften, in der ersten Qualität ausgeführten ALS Taschenuhrwerken incl. 5 sogenannter Ankerchronometer, erst bei zwei Werken gelungen. Der dabei erfasste Fertigungszeitraum reicht von 1871 bis 1917.
Eine valide Aussage ab wann und in welchem Umfang bei ALS Werkausführungen innere Phillip’sche Endkurven zum Einsatz gekommen sind, lässt sich aufgrund der geringen Stückzahl dahingehend überprüfter Werke natürlich noch nicht treffen, aber, dass die generelle Aussage von Martin Huber nicht zutreffen kann, ist damit bereits hinreichend bewiesen.
Erste Voraussetzung war, die Rohmaterialien, die zur Fertigung vorgesehen waren, wurden mehrere Monate in den Räumen der Manufaktur gelagert, um im Material vorhandene Spannungen auszugleichen.
Außer den besser gegen Korrosion geschützten Neusilberwerken, die in der Regel für den Export nach Übersee vorgesehen waren, wurden die Messingwerke, in einem ersten Arbeitsgang versilbert und anschließend vergoldet.
Alle auf der ¾ Platine sichtbaren Zapfenlager, incl. der des Ankerklobens, sind mit geschraubten Goldchatons gefertigt.
Das Federhaus ist bei der verwendeten ¾ Platine separat herausnehmbar.
Um ein perfektes, gleichmäßiges Öffnen und Schließen der Breguetspirale zu erreichen, besteht das Schwingsystem aus einer Kompensationsunruh mit einer Breguet-Spirale aus gehärtetem Stahl.
Die aus Gold gefertigten Gewichte- und Regulierschrauben der Kompensationsunruh dienen der Vergrößerung des Trägheitsmomentes. Da zur Verbesserung der
Eigenschaften über die Jahre hinweg mit verschiedenen Zusammensetzungen der Legierungen für die Kompensationsunruh experimentiert wurde, sind diese in ihren Bestandteilen nicht immer identisch.
Ab 1905 wurden verstärkt Nickelstahl-Unruhen verwendet.
Die Feder verfügt über eine Malteserstellung und gewährleistet eine Gangdauer von 1,5 Tagen.
Anker und Ankerrad bestehen aus einer gehämmerten, 9-karätigen Goldlegierung, deren Vorteile darin bestehen, dass eine optimalere Ölhaltung erreicht wird, magnetische Beeinflussungen minimiert werden und der Masseschwerpunkt von Anker und Ankerrad optimiert wird.
Um die störende, aber unvermeidliche Reibung zwischen Anker und Ankerrad auf das möglichst niedrigste Niveau zu reduzieren sind die Ankerhebeflächen konvex und konkav geschliffen.
Ab 1869 kommt die patentierte innovative neue Zeigerstellung zum Einsatz, die bewirkt, dass die Zeiger beim Ein- bzw. Ausstellen keinen Sprung machen.
Die Reglage wurde in 5 Lagen und drei Temperaturen durchgeführt.
Die Goldgehäuse sind grundsätzlich in 18-karätigem Gold ausgeführt.
Der Diamantdeckstein ist ein schmückendes Markenzeichen und Qualitätssymbol ohne technische Bedeutung, da man genauso gut Rubine hätte verwenden können.
Der für die Fertigung der Herrentaschenuhren überwiegend zum Einsatz gekommene Werkdurchmesser beträgt 43 mm (19´´´). Bei den Uhren mit mehreren Komplikationen wurde auch ein Werkdurchmesser bis 48 mm verwendet.
Schlagwerksuhren, Taschenchronometer und Tourbillonuhren basieren ebenfalls auf 2/3 bzw. ¾
Platinen.
Bei Werken mit Rückerfederfeinregulierung ( Schwanenhals) gibt es eine einfache Möglichkeit der Altersbewertung vor und nach 1898. Da die Festklemmvorrichtung für die Mikrometerschraube im Jahr 1898 eingeführt wurde und diese am Fuß des Schwanenhalses einen Einschnitt aufweist, sind Uhren die dieses Merkmal nicht aufweisen vor 1898 gefertigt worden.
Ein Hauptabnehmer für die doch sehr teuren Präzisionsuhrwerke der Firma A. Lange & Söhne war bereits seit den 1860er Jahren der Markt in Übersee. Aufgrund der sehr hohen Steuern für komplette Uhren wurden in der Regel nur Rohwerke an amerikanischen Firmen geliefert. Die Vollendung wurde dann mit eigens für die von Lange & Söhne gelieferten Rohwerke angefertigten Gehäusen durch die Partnerfirmen in den USA vorgenommen. Wegen des langen Seetransportes und der damit verbundnen Korrosionsgefahr, wurden überwiegend Neusilber, so genannte „weiße Werke“ exportiert.
Typisch für diese Uhren ist auch die Verwendung der englischen Zifferblattsignatur „A. Lange & Sons“.
Dieses Werk der Marke ALS wurde in der höchsten von der Firma Lange gefertigten Qualitätsstufe (1A) u.a. mit Glashütter Ankergang, Goldanker und Ankerrad, Kompensationsunruh mit goldenen Gewichtsschrauben zur Reglage, Breguetspirale mit doppelter Philippscher Endkurve, Diamantdeckstein im geschraubten Goldchaton für den Unruhzapfen, Rubin Lagersteine mit geschraubten Goldchatons auch für den Ankerkloben, angelassenen hoch polierten Werkschrauben und Glashütter Sonnenschliff auf Kron und Sperrad gefertigt.
Die hier vorgestellte Savonette der Firma A. Lange & Söhne wurde im Dezember 1885 an die Dresdner Großhandelsfirma Dürrstein & Co. für 386 Mark verkauft. Das 20-steinige Werk in 1A Ausführung wurde in ein Prunkgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000 eingeschalt. Der Entwurf für dieses Gehäuse stammt von dem damaligen Direktor der Königlichen Sächsischen Kunstgewerbeschule zu Dresden, dem 1844 geborenen Herrn Prof. Carl Ludwig Theodor Graff. Der weibliche Kopf im Mittelfeld wurde in verschiedenfarbiger Emaille ausgeführt. Für verschiedene Entwürfe dieser Gehäuse bestand gesetzlicher Musterschutz. Die Punzierung des Feingehaltes (0,750) war zu diesem Zeitpunkt noch freiwillig. Das Gesetz über den Feingehalt der Gold- und Siberwaren vom 16.07.1884, was zur zusätzlichen Punzierung der Goldwaren mit der stilisierten Reichskrone verpflichtete, wurde erst zum 01.01.1888 rechtskräftig.
Frühe goldene Savonette Fa. A. Lange & Söhne Glashütte von 1879
Die hier vorgestellte Savonette der Firma A. Lange & Söhne vom Kaliber 45 (Werkdurchmesser 45 mm) wurde im Jahr 1879 gefertigt und am 11.11.1879 an die Bremer Firma "Goldwaren Wilkens & Danger", Sögestraße 67, verkauft. Da für diese frühe Zeit von der Firma A. Lange & Söhne nur das Werkstattbuch, aber keine Verkaufsunterlagen erhalten sind, ist der Verkaufspreis der aufwendig mit silbernen Prunkzifferblatt gefertigten Uhr nicht bekannt. Das in der 1. Qualität mit Diamantdeckstein auf der Unruhwelle und Zierschliff auf Platinen und Unruhkloben gefertigte Neusilber-Werk wurde mit 20 Steinen ausgestattet. Die Hemmungspartie umfasst den Glashütter Goldanker, das goldene Hemmungsrad, die Kompensationsunruh mit goldenen Gewichts- und Regulierschrauben und eine gehärtete Breguetspirale. Die später obligatorische Rückerfeinregulierung (Schwanenhals) wurde erst um 1890 eingeführt. Die handgravierte Firmensignatur, die Werknummer 11538, die in geschraubten Goldchatons gefassten Funktionssteine und der Glashütter Sonnenschliff auf Kron- und Sperrrad runden das Gesamtbild des Werkes ab. Die aufwendige Ziselierung und Gravur des Gehäuses mit einem Feingehalt von 750/1000 sind dem damaligen Glashütter Graveur Gustav Gessner zuzuschreiben.
A. Lange & Söhne TU 1a Nr. 19251 mit Grossmann Rohwerk
Die hier vorgestellte Glashütter Taschenuhr wurde am 21. August 1889 von der Firma A. Lange & Söhne an die Firma Anton Hawelk in Wien verkauft. Die zifferblattseitig auf der Grundplatine befindliche alte Werknummer 7847 belegt die Herkunft
des Rohwerkes aus der Werkstatt des 1885 verstorbenen Moritz Grossmann. Die Firma Lange hatte
aus dem Nachlass u.a. eine Anzahl von Grossmann Rohwerketeilen in verschiedenen Fertigungsstufen ersteigert, um sie zu vollenden. Bis auf die Nummer auf der Gundplatine sind allerdings keine weiteren
Grossmann typischen Werkbesonderheiten zu finden. Bei dem Uhrwerk mit der Werknummer 19251 handelt es sich um ein 1a Neusilberwerk mit wellenförmigen Schliff und vergoldeten Gravuren. Anker und Ankerrad sind aus Gold. Die Gangpartie sowie auch der
Zeigerstellmechanismus wurden von der Firma Lange gefertigt. Die Uhr ist eingeschalt in ein gestuftes Silbergehäuse Typ Jürgens mit einem Feingehalt von 900/1000, typischem runden Bügel, Goldkrone und Goldscharnier, sowie
einer Werkverglasung. Eine Seltenheit ist heute eine solche gut erhaltene Lange Taschenuhr mit
Etui und Garantiekarte.
A. Lange & Söhne offene 1a Herrentaschenuhr - Neusilberwerk
Das 20-steinige in 1a Qualität von der Glashütter Firma A.Lange & Söhne um 1889 gefertigte Neusilber-Taschenuhrwerk war für den Amerikanischen Markt bestimmt. Die hohen Schutzzölle der USA auf die Einfuhr von kompletten Taschenuhren in Goldgehäusen machte eine solche Lieferung unrentabel. So wurden die gelieferten Werke in den USA in hochwertige Gehäuse meist mit einem Feingehalt von 750/1000 eingeschalt. Nicht immer stimmten dabei die Gehäusenummern mit den Werknummern überein. Hervorzuheben ist bei diesem Modell der exzellente, handgestochene Unruhkloben mit feiner Goldeinlage. Solche Arbeiten waren zur Zeit der Fertigung dieser Uhr von dem Glashütter Graveur Winkler bekannt, der ab 1894 für die Glashütter Firma Gruensche Uhrenfabrikation Gruen & Assmann arbeitete.
Bei der hier vorgestellten Taschenuhr der Glashütter Firma „A. Lange & Söhne“ handelt es sich um ein in der ersten Qualität (1A) gefertigtes, 20-liniges, graniert versilbertes und vergoldetes, 20-steiniges (19 Rubine & 1 Diamantdeckstein) Pfeilerwerk Kaliber 45 mit ¾ Platine, welches in ein 18-Karat (750/1000) Rotgold-Savonettegehäuse vom Typ "Bassine" aus der firmeneigenen Gehäusefertigung eingeschalt ist. Die Uhr befindet sich nach 113 Jahren noch immer in einem sehr guten Originalzustand und hat auch noch hervorragende Gangwerte für eine manufakturiell gefertigte, mechanische Taschenuhr diesen Alters. Die Rücker-Feinregulierung (Schwanenhals) hat den ab 1898 verwendeten, patentierten, geschlitzten Schraubenfuß. Anker und Ankerrad der Glashütter Hemmung sind aus einer 9%igen Goldlegierung. Die 1902 gefertigte Uhr wurde noch mit der bimetallischen Kompensationsunruh mit goldenen Gewichts- und Regulierschrauben versehen. Der Einsatz von monometallischen Nickelstahlunruhen erfolgte bei A. Lange & Söhne erst ab dem Jahr 1905. Die blau angelassene Breguetspirale hat eine äußere Endkurve.
Die hier vorgestellte Herrentaschenuhr der Glashütter Firma A. Lange & Söhne mit der
Werk- und Gehäusenummer 25696 stammt aus dem Jahr 1887. Das in 1a Qualität gefertigte 19-linige Werk wurde in einem Goldgehäuse der Gehäuseform "Bassine" mit einem Feingehalt von 750/1000
eingeschalt. 1897 war der Einsatz der Rückerfeinregulierung in Form eines Schwanenhalses durchaus noch nicht die Regel. Es handelt sich bei der Uhr um ein sehr frühes Exemplar mit der später
regelmäßig verwendeten Feinregulierung. Ab 1898 kam dann die qualitativ verbesserte und patentierte Festklemm-Vorrichtung für die Regulierschraube der Rückerzeiger zum Einsatz. Mit 485,-
Mark, was heute umgerechnet in etwa einen Wert von 5600,- Euro entsprechen würde, war es ein schon recht wertvoller Präzisionszeitmesser
der gehobenen Preisklasse, für den es in Deutschland nur eine recht begrenzte Käuferschicht gab.
Silberne 1 A Savonette Herrentaschenuhr der Firma A. Lange & Söhne
Die hier vorgestellte, in 1a Qualität gefertigte und sehr gut erhaltene Herrentaschenuhr der Firma A. Lange & Söhne wurde im Mai 1899 an die Bornaer Firma Hugo Gaschmer zum Werksabgabepreis von 296,50 Mark verkauft. Eine Besonderheit ist hierbei, dass das körnig vergoldete, zwanzigsteinige 3/4 Platinenwerk eine Werkverglasung zum Schutz gegen Verschmutzung aufweist. Der Werkdurchmesser beträgt 43 mm (d.h. 19 Linien). Das silberne Savonettegehäuse hat die Gehäuseform "Lucia" und weist einen Feingehalt von 900/1000 auf. Das zweiteilige, weiße Emaillezifferblatt hat zusätzlich zu den schwarzen Stundenziffern, rote Minutenziffern. Die filigran gearbeiteten Goldzeiger der Glashütter Firma Glaeser haben die Form "Louis-XV". Ein Diamantdeckstein auf der Unruhwelle schmückt dieses 116 Jahre alte, fein vollendete Werk.
Goldenen Lange & Söhne 1a als Jubiläumsgeschenk
A. Lange & Söhne offene Herrentaschenuhr in 1a Qualität
Die hier vorgestellte offene Herrentaschenuhr der Glashütter Firma A. Lange & Söhne hat einen Werkdurchmesser von 41 cm. Das in der ultraflachen Ausführung und ersten Qualität gefertigte 20-steinige Werk wurde in ein Gelbgoldgehäuse der Form "Imperial" mit einem Feingehalt von 750/1000 eingeschalt. Diese flache Werkausführung ist für den Uhrensammler leicht durch die beiden flachen Schrauben zur Befestigung von Kron- und Sperrrad zu erkennen. Die Verkaufsunterlagen der Firma A. Lange & Söhne weisen den 20.01.1915 als Verkaufstag aus. Den Unterlagen zufolge wurde die Uhr mit der Werk- und Gehäusenummer 80186 für 376,- Reichsmark an die Firma A. Schuchmann in Wilhelmshafen verkauft.
Offene Taschenuhr der Glashütter Firma A. Lange & Söhne
Die hier vorgestellte 15-steinige, 19-linige, offene Glashütter Taschenuhr wurde von der Glashütter Firma A. Lange & Söhne im Jahr 1905 in einem Goldgehäuse vollendet. Unter dem Motto "Gold gab ich für Eisen" tauschte der Besitzer der Uhr dieses Gehäuse gegen ein Eisernes ein.
Diese Sammelaktion in der Zeit des Deutschen Reiches, die zur Unterstützung der Kriegsfinanzierung im Verlauf des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) ins Leben gerufen wurde, hatte bereits einen Vorläufer während des Befreiungskrieges 1813. Damals hatte Prinzessin Marianne von Preußen schon einmal an alle Frauen Preußens appelliert ihren Goldschmuck abzugeben um im Austausch dafür eine Eisenbrosche oder einen Eisenring mit der Aufschrift „Gold gab ich für Eisen“ zu erhalten. 1916 griff man diese Idee wieder auf und machte es quasi zu einer patriotischen Pflicht sein privates Eigentum an Gold in Form von Münzen, Schmuck und Taschenuhrgehäusen gegen, wie sich herausstellen sollte, wertloses Papier und Eisen einzutauschen. So ist es nicht verwunderlich, dass heute noch zum Beispiel wertvolle Glashütter Taschenuhrwerke, die original in schweren Goldgehäusen, bei denen Werk und Gehäusenummer übereinstimmten, eingeschalt waren, in einfachen Eisengehäusen zu finden sind.
Diese 20-steinige, offene, in erster Qualität ausgeführte Goldtaschenuhr Nr. 82860 vom Kaliber 43 in einem Goldgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000 wurde im Februar 1924 von der Danziger Firma „J. Neufeld & Söhne“ bei „A. Lange & Söhne“ bestellt und auch geliefert. Die Uhr ist neben den Diamantdeckstein auf dem Unruhkloben mit allen Merkmalen der 1A Werkausführung fein vollendet und reguliert worden. Wie aus der Gehäusepunzierung hervorgeht, wurde das Gehäuse vom Typ „Royal“ nicht, wie durchaus auch für einen Teil der Lange Uhren üblich, aus der Schweiz zugekauft, sondern mit einem Goldgewicht von 43,20g in der eigenen Gehäuseabteilung der Firma Lange gefertigt. Die durchaus nicht unberechtigte Frage, wie man damals in Zeiten der Inflation ohne Verlust einen solchen Handel realisieren konnte, ist relativ leicht zu beantworten. Die zwei deutschen Firmen wickelten ihr Geschäft nicht in Reichsmark sondern in Schweizer Franken ab. Die Uhr kostete damals 530,- stabile Schweizer Franken. Da vom Datum der Bestellung mehrerer Uhren, dem 19. Februar 1914, bis zum Versand am 29. Februar (Schaltjahr) nur 10 Tage vergingen, darf man davon ausgehen, dass die Firma Lange Uhren auf Lager hatte, was während der Hyperinflation ein nicht unerhebliches geschäftliches Risiko bedeutete. Die Rentenmark, welche die Inflation stoppen sollte, wurde erst im Herbst 1923 eingeführt, was in der Folge auch eine Neubewertung der zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Edelmetallbestände zur Folge hatte.
Späte, offene Taschenuhr A. Lange & Söhne in 1a Ausführung
Die hier gezeigte offene Taschenuhr der Glashütter Firma A. Lange & Söhne wurde in den 1930er Jahren gefertigt und in ein Goldgehäuse vom Typ Royal mit einem Feingehalt von 585/1000 eingeschalt. Das 19-linige, 20-steinige Werk mit Diamantdeckstein auf der Unruh, vier verschraubten Goldchatons, Glashütter Ankerhemmung und Kompensationsunruh mit Breguetspirale hat die Werk- und Gehäusenummer 91427. Das dem Zeitgeschmack entsprechende vergoldete Metallzifferblatt hat arabische Breguetziffern und angelassene Breguetzeiger. Mit der Entwicklung der Armbanduhren ging In den 1930er Jahren die Zeit der Taschenuhren ihrem Ende entgegen und so wurden solche goldenen Glashütter Taschenuhren auch bei der Firma Lange & Söhne nur noch in sehr geringem Umfang, meist auf Kundenwunsch, gefertigt.
A. LANGE & SÖHNE hochfeine & sehr seltene Savonette Herrentaschenuhr in 1A Qualität, Deutschland verkauft am 31.07.1887 für 441,-- Mark an Firma Dürrstein & Co. in Dresden, reich verziertes, 3-Deckel Louis XV RG 750/000 Gehäuse mit a goutte Schlüssen, 5-teiliges Scharnier, 2-teiliges Emailblatt mit arabischen Stunden-Zahlen, rote Minuterie, Louis XV Goldzeiger, vergoldetes 3/4 Platinenwerk unter Glas, 5 verschraubte Goldchatons, Diamantdeckstein, Glashütter Goldhemmung, D. ca. 55 mm, Gesamtgew. ca. 132g , original Etui, Garantiekarte
Als Kennzeichnung des Werkes ist neben der Werknummer, der Firmennahme "A. Lange & Söhne" mit der Ortsangabe "Glashütte bei Dresden" in die Platine graviert. Die Zifferblattbeschriftung lautet „A. Lange u. Söhne; Glashütte B. Dresden“ oder „A. Lange u. Söhne; Glashütte in Sachsen“; beides ist möglich.
Weitere interessante Bilder und Informationen
zu verschiedenen, seltenen, komplizierten Glashütter Präzisionsuhren der Firma A. Lange & Söhne aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts können Sie >> hier << einsehen.
In der 2. Qualitätsstufe, für die sich die Bezeichnung 1b eingebürgert hat, ist der Ankerkloben nicht mehr mit geschraubten Goldchatons ausgestattet und auf den Diamantdeckstein wurde auch verzichtet. Die Werkskennzeichnung auf der Platine ist in Form und Inhalt der Gravur mit der 1a identisch.
Bei diesen Ausführungen werden auch flachere Gehäuse verwendet.
Bei der nächst niedrigen Qualitätsstufe der 1c, wird völlig auf die geschraubten Goldchatons für die Zapfenlager verzichtet und nur bei wenigen Ausführungen ist das Zapfenlager des Minutenrades mit geschraubten Goldchaton gefertigt worden.
Auf die ebenfalls hochqualitative Gehäusefertigung wird noch gesondert eingegangen.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen entsprechend ergänzt.
Literatur:
Fachzeitschrift: Uhren und Schmuck 1/1979 bis 4/1980