Ausgangspunkt und Anliegen war es, durch rationellere Fertigungsmethoden ein gegenüber der teuren herkömmlichen Glashütter Präzisionstaschenuhr, eine qualitativ vergleichbare Uhr zu entwickeln, die aber preislich günstiger herzustellen war.
Mit den bisher in Glashütte üblichen Fertigungsmethoden, jedes Werk und Gehäuse einzeln individuell anzupassen, war es nicht möglich größere Stückzahlen preiswerter herzustellen. Serien von 50 Stück waren schon die Höchstgrenze und eher gebräuchlich waren 10 bis 20 Stück. Es gab bis dahin für jedes Kaliber nur drei Zeichnungen, einen Schnitt durch das gesamte Werk, der die Höhenverteilung der einzelnen Teile darstellte, sowie die Ansicht des kompletten Werkes von der Zifferblatt- und der Brückenseite her. Der Nutzen dieser Zeichnungen war insofern begrenzt, als dass sie keinerlei Maßangaben enthielten. technologische Unterlagen wie z.B. Maßzeichnungen von den Einzelteilen, die auch noch Toleranzangaben enthielten, gab es schon gar nicht. Eine beliebige Austauschbarkeit von Einzelteilen war somit unmöglich.
Erste Voraussetzung war also die Schaffung der technologischen Voraussetzungen für die rationellere Fertigung einer so genannten Schablonenuhr. Dazu galt es auch die bisherige Vielzahl der vorhandenen Typen auf wenige zu beschränken. Man entschied sich für den gängisten Werkdurchmesser von 43 mm, das heißt ein 19-liniges Werk in den Ausführungen Savonette und Lepine, wie es auch schon bei der Präzisions-Uhren-Fabrik Akt. Ges. Glashütte Sa. Verwendung gefunden hatte.
„Bei Übernahme der seit 1905 bestehenden Uhrenfabrik* im Jahre 1918 waren bereits die Anfänge zu einer „Schablonenuhr" vorhanden, nämlich fast 3000 vertauschbare Gestelle nebst den entsprechenden Bohrschablonen usw. Diese erste Glashütter Schablonenuhr, mit 3/4-Platine, (Kaliber I) wurde nach und nach verbessert und ist seit 1920 im Verkauf.
Links die Malteserstellung und rechts die Kompensationsunruh mit Breguetspirale der Deutschen Präzisionsuhr "Original Glashütte".
Hinweis für den Sammler:
Bei Revision dieser Uhren fällt auf, dass in nicht wenigen Fällen, vermutlich bereits schon in den 1920er Jahren, das Malteserkreuz bei Reparaturen bzw. Revisionen, von Uhrmachern ausgebaut worden ist. In solchen Fällen sollte man zum Schutz der Uhr versuchen diesen Mangel von einem Uhrmacher, der mit diesen Uhren vertraut ist, beheben zulassen.
Da das Kaliber vereinfacht und den Wünschen der Uhrmacher entsprechend umgeändert wurde in ein Werk mit 2/3-Platine mit einem selbständigen Gangradkloben zwecks erleichterten Herausnehmens des Federhauses, so entstand das Kaliber II, das nun auch schon trotzt der fortlaufenden Fertigstellung der Vorräte in Kaliber I seit längerer Zeit im Handel ist.
Dieses Kaliber II ähnelt äußerlich derjenigen schweizerischen Uhr, die man uns als Vorbild seinerzeit hinstellte.“
1924 Deutsches Gebrauchsmuster Nr. 887418
Halbungleichschenkliger Gleichgewichtsanker - Glashütter Müller Anker
(Gebrausmusterschutz bestand bereits seit der ersten Präsentation des Ankers in der "Deutschen Präzisionsuhr Original Glashütte", auf der Leipziger Messe )
Nach bisheriger Kenntnis dürften aber insgesamt nur etwa 2500 bis 3000 Taschenuhren dieses Typs gefertigt worden sein.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.