Mit der am 01. Juli 1951 erfolgen Zusammenführung der wesentlichen Betriebe der Glashütter Uhrenindustrie zu dem VEB Glashütter Uhrenbetriebe wurde auch deren umfangreiche Produktpalette mit übernommen. Dabei waren u. a. auch die im VEB Mechanik Feintechnik gefertigten Großuhren.
Entgegen der von Helmut Klemmer 1980 in der Fachzeitschrift Uhren und Schmuck [SD1] in seinem Artikel „Die Geschichte der Glashütter Uhrenindustrie“ publizierten Aussage, dass u. a. die Fertigung von Großuhren mit der bis 1953 bei den GUB durchgeführten Sortimentsbereinigung nicht mehr von den Glashütter Uhrenbetrieben hergestellt wurden, haben weitergehende Recherchen zu dem Ergebnis geführt, dass das nicht dem tatsächlichen Sachverhalt entspricht. Anhand eines recht umfänglichen 1956 mehrfarbig gedruckten, dreisprachigen, Modelkatalog für die Leipziger Messe und verschiedener Verkaufsbelege sowie Garantiescheinen ist derzeit zumindest die Produktion von Gongschlaguhren bis Ende der 1950er Jahre bei den GUB nachweisbar.
[SD1] Uhren & Schmuck Heft 3 1980 S. 90-91
Tischuhr mit elektrischen Aufzug des VEB Glashütter Uhrenbetriebe
Tischuhren mit elektrischen Aufzug wurden vom VEB Glashütter Uhrenbetriebe in den 1950er Jahren, neben den Gongschlaguhren mit Handaufzug, nur in sehr geringer Stückzahl gefertigt. Die Uhr wird mit einem Synchronmotor mit 220 V und 50 Hz betrieben, der über ein Getriebewerk die Zeiger bewegt. Ein wesentlicher Grund, dass sich diese elektrisch betriebenen Modelle in den 1950er Jahren in der DDR am Markt nicht durchsetzten, waren die immer noch vorkommenden Stromsperren und starke Schwankungen der Spannung im Stromnetz.. Die Folge war ein Stehenbleiben der Uhren bzw. ungenaues Gangverhalten. Auch die anfallenden Stromkosten haben bei den niedrigen Durchschnittseinkommen breiter Bevölkerungsschichten in der DDR der 1950er Jahre dazu beigetragen, dass keine große Nachfrage entstand.
Werbeanzeigen von Modellen zur Leipziger Mustermesse 1952
GUB Gongschlahuhr Typ10/2
Ausstattungsmerkmale
Besonderheiten
Die hier vorgestellte Tischuhr mit Gongschlag vom Typ 10/2 des VEB Glashütter Uhrenbetriebe stammt aus dem Jahr 1956. Das Werk für diese Großuhren wurde bis auf das Echapement, welches aus der Glashütter Fertigung der GUB stammt, zugekauft. Für diese Uhren wurde vom DAMW das Gütezeichen "1" erteilt, welches eine Stufe unter dem Gütezeichen "Q" einzuordnen ist. Mit 198,- Mark war auch diese Uhr im mittleren Preissegment angesiedelt. Es wurden mit ein und demselben Werkkaliber eine ganze Palette verschiedener Modelle dieser Tischuhren in Glashütte hergestellt. Die Gangzeit betrug acht Tage, sodass die Uhr und das Schlagwerk einmal in der Woche aufgezogen werden musste. Von der Gründung der GUB 1951 an waren diese Tischuhren rund ein Jahrzehnt ein fester Bestandteil der Uhrenfertigung der Glashütter Uhrenbetriebe.
Ob verschiedene und wenn ja, welche 8-Tagewerke für die Gongschlag- und elektrischen Tischuhren zum Einsatz gekommen sind, wird derzeit noch recherchiert. Dabei spielt die Frage, ob die Werke vor 1945 entwickelt und in Glashütte gefertigt wurden eine entscheidende Rolle.
Hinweise dazu werden gern entgegengenommen
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.