GUB Kaliber 62.2 (662.2)

Werkbeschreibung

  • Herstellungsjahr: 1956 - 1958
  • Werkdurchmesser: 9 x 13''' = 20 x 28 mm
  • Werkhöhe: 4,0 mm
  • Werkaufbau: Platinenwerk mit Grundplatte, Federhausbrücke, Räderwerkbrücke, Ankerbrücke, Unruhkloben.
  • Aufzug: Kupplungsaufzug mit 4-Loch Winkelhebelfeder
  • Hemmung: Palettenankerhemmung
  • Unruh: Monometallische Schraubenunruh mit 16 Gewichtsschrauben
  • Steine: 15
  • Stoßsicherung:  ohne und mit Incabloc
  • Reglage: freier Rückerzeiger
  • Sekunde: dezentral  
  • Stückzahl: Nach derzeitigem Kenntnisstand Kaliber 62; 662.2 & 62.2 zusammen ca. 150.000 Stück
  •  Aufgrund widerspüchlicher Datenlage, Gegenstand weiterer Recherchen
  • Preis: 128,- M bis 145,- M  Werksabgabepreis
  • Besonderheiten: Sekundentriebbrücke Werkseitig, wieder wie beim Urofa Kaliber 58.1 montiert .

Eine nicht unbedeutende Anzahl von Formwerken der GUB sind auf der Räderwerkbrücke mit der Kennung 662.2 geprägt.

Da bei den so gekennzeichneten Werken nach bisherigen Erkenntnissen weder in den Abmessungen noch konstruktiv Veränderungen zum Kaliber 62.2 vorgenommen worden sind, kann man schlussendlich auch nicht von einem neuen, eigenständigen Kaliber sprechen.

Die Auffassung, dass die Kennung 662.2 lediglich einer betrieblichen Nummernsystematik der GUB aus den frühen 1950er-Jahren geschuldet ist, die vor der eigentlichen Kaliberbezeichnung 62.2 eine zusätzliche "6" voranstellte, ist wohl noch die tragfähigste Vermutung. Das ist zwar kein Beweis, aber im Zusammenhang mit dem GUB Modellkatalog aus genau dieser Zeit, bei dem alle GUB Werkkaliber eine diesbezügliche Kennzeichnung hatten, zumindest ein starkes Indiz, was es erst einmal beweiskräftig zu bestätigen oder zu widerlegen gilt.

Empirische Beobachtungen belegen, dass in den letzten Jahren der Fertigung kein mit 662.2 gekennzeichnetes Werk nachgewiesen wurde, das in 1950er-Jahren vonseiten des Herstellers mit einer Stoßsicherung ausgestattet worden war. Das belegt, dass es sich bei den mit 662.2 gekennzeichneten Werken um die Modelle handelt, die 1956 unmittelbar nach der Umstellung der Produktion von Kaliber 62, jetzt mit innen liegender Sekundentriebbrücke, aber noch ohne Stoßsicherung gefertigt worden sind.

Noch existente Uhrren bzw. Werke Kaliber 62, 662.2 & 62.2
03.12.2024 Erfassungsliste GUB Kal.62, 6
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Die verschiedenen Werkausführungen des Kaliber 662.2 / 62.2

Erläuterung zu den verschiedenen Werkausführungen

 

Bei der Werkausführung mit der Kaliberbezeichnung 662.2 handelt es sich um die erste konstruktive überarbeitung des Werkkalibers 62, welche 1955/56 vorgenommen wurde.

Die nach dem Kaliber 62 kurzzeitig nach ca. 62.000 gefertigten Werken erfolgte neue Bezeichnung 662.2 auf der Räderwerkbrücke wurde relativ rasch nach weiteren ca. 22.000 Werken durch die Kaliberbezeichnung 62.2 abgelöst. Da es zwischen den Werken mit der Räderwerkprägung 662.2 und 62.2 keine konstruktiven Veränderungen an den Werken gab, dürfte die Räderwerkprägung 662.2 lediglich eine innerbetriebliche Kalibersystematik darstellen, die Mitte der 1950er-Jahre kurzzeitig auch bei den anderen Kalibern der GUB üblich war. Wesentliche Veränderungen gegenüber dem Kaliber 62 war die jetzt wieder, wie schon beim Kaliber 58 werkseitig montierte Sekundentriebbrücke, eine verbesserte Sperrklinkenfeder und die konstruktive Vorbereitung für den Einbau einer Stoßsicherung, deren Einsatz aber erst nach insgesamt ca. 98.000 gefertigten Werken erfolgte.

 

Veränderung bei der Konstruktion der Sperrklinke und Feder von UROFA Kaliber 58, 581 über GUB Kaliber 62 zu GUB Kaliber 62.2

Sperrklinkenfeder Kaliber 581 Uhren-Rohwerke-Fabrik AG Glashütte
Sperrklinkenfeder Kaliber 581 Uhren-Rohwerke-Fabrik AG Glashütte

Die unteren beiden Abbildungen zeigen ein 18-steiniges Werk, bei dem auf der Werkseite ein 16. zusätzlicher Lochstein für den Zapfen der Minutenradwelle und auf der Zifferblattseite ein 17. Lochstein für den Zapfen des Sekundentriebes, zu sehen ist. Zifferblattseitig ist der 18. Lochstein für die  Minutenradwelle nicht sichtbar.

Siehe dazu auch, den nachfolgenden Beitrag.

Neue Erkenntnisse zur Fertigung einer GUB Güteuhr Kaliber 62.2

In dem von Kurt Herkner publizierten Buch „Glashütter Armbanduhren“, 1. Auflage 1994/95, wird auf Seite 123 und auf Seite 126 über eine 18-steinige GUB Güteuhr Kaliber 62.2 berichtet, die laut Autor in 42 Exemplaren 1952/53 hergestellt worden sein soll. Dazu werden auf den vorgenannten Seiten drei Abbildungen eines Werkes GUB 62.2 mit der Werknummer 144014 gezeigt und wie folgt beschrieben: S.123 „Kaliber 62.2, wie vorstehend, jedoch mit 18 Steinen, Tutima-Ausführung als Güteuhr. Incabloc-Stoßsicherung. Produktion 1952-1953 14 Uhren Kaliber 62.2, Tutima-Ausführung im Goldgehäuse Produktion: 1952-1953 28 Uhren.

Das vergrößert gezeigte Uhrwerk mit der Nummer 144014 ist das 14. Exemplar und wurde für 10 jährige Mitarbeit 1945-1955 an den maßgeblichen Mitarbeiter Helmut Klemmer überreicht.“ S.126 „Das abgebildete Werk Kaliber 62.2 ist als 18-steiniges Werk nur in 42 Exemplaren von 1952-1953 als Güteuhr veredelt worden.“

 

Dazu ist folgendes zu bemerken.

 

  1. Die vorgenannten Abbildungen zeigen ein Werk Kaliber GUB 62.2, das gegenüber der 15-steinigen Standardausführung in der Platine sowie in der Räderwerkbrücke je einen Lochstein für das Minutenradlager und zifferblattseitig in der Platine einen weiteren Stein für das leerlaufende Sekundentrieb aufweist. Der Lochstein für das Minutenradlager, der sich in der Platine befinden soll, ist dabei nicht sichtbar gemacht worden.
  2. Die ansonsten für Gütewerke typische feine Vollendung, die schon die Rohwerke des baugleichen Kaliber 58 der Qualitätsmarke „Tutima“ der Urofa vor 1945 auszeichneten, ist ebenfalls nicht vorhanden. Es sind z.B. weder die polierten Aufzugsräder, noch die Lagersteine in Goldchatons, oder ein Streifenschliff vorhanden.
  3. Auch die für die Güteuhren der GUB in den 1950er Jahren, außer dem zusätzlichen Minutenradstein (16.), sichtbaren, obligatorischen Herausstellungsmerkmale, wie z.B. zwei Decksteine für das Ankerradlager, eine vergoldete Gewichtsunruh und der Glashütter Sonnenschliff auf Kron- und Sperrrad, sind nicht vorhanden. Auch das Gütezeichen Q ist weder auf dem Werk vorhanden, noch wird eine komplette Uhr mit dem Q auf dem Zifferblatt gezeigt
  4. Das gegenüber dem seit 1951 von der Produktions-gemeinschaft Precis durch die GUB übernommene Werkkaliber 62 ist laut der offiziellen Erzeugnisnomenklatur der GUB von 1977 und 1983 auch erst ab 1956, noch ohne Stoßsicherung, konstruktiv überarbeitet, kurzzeittig als 662.2 und nicht bereits 1952/53 produziert worden.
  5. Die Aussage, dass das gezeigte Werk mit der in der Räderwerkbrücke eingeschlagenen Nummer 144014 das 14. Werk einer Güteuhrausführung Kaliber 62.2 der GUB sein soll, ist eine durch keinen verifizierbaren Beleg aufgestellte Behauptung, da es sich bei diesen Nummern um fortlaufende Werknummern handelt. Eine GUB Herrenarmbanduhr mit dem Werkkaliber 62.2 und dieser hohen Werknummer kann demnach erst in den späten 1950 Jahren gefertigt worden sein.
  6. Eine Auszeichnung für 10-jährige Mitarbeit in der GUB war erst ab 1. Juli 1961 möglich, da die GUB erst am 1. Juli 1951 gegründet wurde. (Helmut Klemmer begann seine berufliche Tätigkeit zu Beginn der 1920er Jahre bei der Deutschen Präzisionsuhrenfabrik e.G.m.b.H. Glashütte, war dann ab 1926 bei der UFAG und ab 1930 bei der UROFA, zuletzt ab 1937 bis 1945 als Betriebsführer beschäftigt. Im Dezember 1946 begann seine Tätigkeit in der neu gegründeten Glashütter Produktionsgemeinschaft Precis. 1951 wurde er von der GUB übernommen.)

 

Welche Schlussfolgerungen sind wohl aus der vorliegenden Faktenlage zu ziehen?

 

  1. Ein aus dem GUB Werkkaliber 62.2 heraus entwickeltes 18-steiniges, 9 x 13-liniges GUB Gütewerk, es müsste nach der damals bestehenden Nomenklatur auch eine andere Bezeichnung und Signatur haben, hat es in der Serienproduktion der GUB nicht und schon gar nicht 1952/53 gegeben.
  2. Eine entsprechende Planung, die in der Entwicklungsabteilung bis hin zum Musterbau erfolgt sein könnte, ist denkbar, aber laut der offiziellen Erzeugnisnomenklatur der GUB keinesfalls vor 1956 realisiert und auch nicht in die Produktion überführt worden. Die Serienproduktion des weiterentwickelten, aber weiterhin nur 15-steinigen GUB Kaliber 662.2 / 62.2 begann mit neuer Technologie 1956 und endete 1958.
  3. Aus technologischer Sicht stellen die beiden in der Platine befindlichen Steine der 18-steinigen Werkausführung keine wesentliche Qualitätsverbesserung dar, weil z.B. das Sekundentrieb nicht im Kraftfluss lief und der Lochstein des Minutenrades in der Platine aus Platzgründen einen gegenüber dem Nutzen kaum zu rechtfertigenden höheren technologischen Aufwand erforderte. Kosten und Nutzen standen bei dieser Werkausführung in keinem günstigen Verhältnis.
  4. Welche der obligatorischen Herausstellungsmerkmale einer Güteuhr ein solches möglicherweise geplantes Werk gegebenenfalls beinhalten sollte, ist zumindest zurzeit nicht nachweisbar.
  5. Tatsache ist, dass neben dem von Kurt Herkner beschriebenen Werk zwar vereinzelt Werke mit einem 16. Minutenradstein, mit und ohne Chaton, mit und ohne vergoldeter Schraubenunruh und teilweise auch mit Streifenschliff ohne Nummer in der Räderwerkbrücke existieren, deren Herkunft ist aber bisher völlig ungeklärt. Keines der bekannten Werke ist aber mit allen der ansonsten von der GUB für Güteuhren der 1950er Jahre typischen Herausstellungsmerkmale ausgestattet. Nicht auszuschließen ist, dass es sich dabei zumindest teilweise um nachträgliche Verbesserungen bzw. Verschönerungen handelt, die möglicherweise, z.B. bei Reparaturen, auf Kundenwunsch oder als Gesellenstück gefertigt worden sind.
  6. Die von Kurt Herkner in seinem Buch „Glashütter Armbanduhren“ gemachten, mit keinerlei Quellennachweis versehene Klassifizierung eines 9 x 13-linigen Güteuhrkalibers 62.2 der GUB ist aufgrund der vorgenannten verifizierbaren Faktenlage meiner Ansicht nach nicht haltbar. Auch aufgrund der Tatsache, dass bisher keine komplette solche Uhr, die ja auf dem Zifferblatt mit einem Q1 signiert sein müsste, nachgewiesen worden ist, lässt eine Existenz einer solchen offiziellen Güteuhr als äußerst zweifelhaft und in keinerlei Hinsicht als belegt erscheinen.
  7. Ob eine endgültige Klärung des tatsächlichen Sachverhaltes möglich ist, wird sich bei weiteren Recherchen erweisen.

 

Modellbeispiele mit der  Werkbezeichnung 662.2

 

GUB Kaliber 62.2 mit Prägung 662.2
GUB Kaliber 62.2 mit Prägung 662.2

VEB Glashütter Uhrenbetriebe - Herrenarmbanduhr Kaliber 62.2 

Die hier vorgestellte, im Original mit Etui und Garantieschein erhaltene Herrenarmbanduhr des VEB Glashütter Uhrenbetriebe wurde 1956 gefertigt und von der HO Industriewaren Wismar am 17.08.1956 verkauft. Das in der Güteklasse 1 gefertigte GUB Werkkaliber 62.2 weist auf der Federhausbrücke die Prägung "GUB 662.2" auf, was keine eigenständige Kaliberbezeichnung ist, sondern für einen eng begrenzten Zeitraum den Übergang vom Werkkaliber 62 zum Werkkaliber 62.2 darstellt. War das Kaliber 62 noch ohne Stoßsicherung und mit sichtbar auf der Zifferblattseite des Werkes liegender Sekundentriebbrücke konzipiert, so wurde das verbesserte Kaliber 62.2 mit einer innen, in der Federhausausdrehung liegenden Sekundentriebbrücke gefertigt. Auch der Einsatz einer importieten Incabloc-Stoßsicherung war vorgesehen, konnte aber erst im späteren Verlauf der Fertigung des Kaliber 62.2 realisiert werden. Die GUB Uhren mit Kalber 62, 62.2, einschließlich die mit der Kennung 662.2, wurden mit fortlaufender Werknummer gefertigt, die im Garantieschein dokumentiert ist.

Modellbeispiele mit der Werkbezeichnung 62.2

 

Herrenarmbanduhr Kalliber 62.2 des VEB Glashütter Uhrenbetriebe

Bei dem hier dokumentierten Herrenarmbanduhrmodell im vergoldeten Gehäuse mit Edelstahlboden, handelt es sich um das vom VEB Glashütter Uhrenbetriebe in den 1950er Jahren gefertigte Kaliber 62.2. Die original mit Etui und Garantieschein erhaltene Uhr stammt aus dem Jahr 1958. Die Originalität der Uhr ergibt sich aus der Übereinstimmung der im Garantieschein eingetragenen Werk- und Gehäusenummer mit den eingeprägten Nummern in Werk- und Gehäuseboden. Das mit einem Feingehalt von 585/1000g vergoldete Gehäuse ist ein von der westdeutschen, in Pforzheim ansässigen Firma Rodi und Wienenberger, importiertes Gehäuse. Die Uhr wurde mit der aus der Schweiz importierten Incabloc Stoßsicherung und dem DDR Prüfzeichen der Klasse 1 gefertigt. Die Konstruktion des Werkes beruht auf einer Modifikation des von der Urofa vor 1945 gefertigten Werkkaliber 58.

VEB Glashütter Uhrenbetriebe HAU mit stoßgesichertem Kaliber 62.2

Das hier vorgestellte Herrenarmbanduhrmodell des VEB Glashütter Uhrenbetriebe in den Abmessungen 20 X 30 mm (ohne Krone und Bandanstöße) ist mit dem stoßgesicherten, 15-steinigen GUB Kaliber 62.2 ausgestattet. Da in den 1950er Jahren noch keine Stoßsicherung aus eigener Fertigung vorhanden war, mussten die verwendeten Incabloc Stoßsicherungen  aus der Schweiz mit Valutamitteln eingeführt werden. Da diese Valuta vom DDR Außenhandel nicht zu jeder Zeit im ausreichenden Maße zur Verfügung gestellt wurden, ist ein nicht geringer Anteil der Werke vom Kaliber 62.2 ohne Stoßsicherung gefertigt worden. Das GUB Kaliber 62 und 62.2 basiert auf dem bereits in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre von der UROFA gefertigten Raumnutzwerk Kaliber 58 und 581. Das Walzgoldgehäuse mit einem Feingehalt von 585/1000 und gedrücktem Edelstahlboden wurde von der Westdeutschen  Firma Rodi & Wienenberger  AG  Pforzheim geliefert.

Frühe Herrenarmbanduhr des VEB Glashütter Uhrenbetriebe

Bei der hier vorgestellten, im Original erhaltenen Herrenarmbanduhr des VEB Glashütter Uhrenbetriebe handelt es sich um ein frühes Modell aus der Mitte der 1950er Jahre, welches noch ohne Stoßsicherung gefertigt wurde. Das Design des mehrfarbigen Metallzifferblattes der Uhr lehnt sich noch stark an Modellvarianten, die von der UFAG in den 1930er und 1940 Jahren für das Kaliber 58 und 581 verwendet wurden, an. Bei dem verwendeten 15-steinigen, mechanischen Uhrwerk des GUB Kaliber 62.2 handelt es sich um eine Modifikation des Urofa Raumnutzwerkes Kaliber 58. Das 20 Mikron Walzgold-Doublegehäuse mit Edelstahldruckboden wurde  von der Westdeutschen  Firma Rodi & Wienenberger aus Pforzheim zugekauft.

Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.

Aktualisiert 03.12.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
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