Kaliber 63.2 ???

Da das Kaliber 63 seit Beginn der Fertigung im Jahr 1953 mit einer Reihe von konstruktiven Mängeln behaftet war und diese bis zur Einstellung der Fertigung im Jahr 1962 trotzt intensiver Bemüh- ungen und konstruktiven Veränderungen nicht beseitigt werden konnten, ist nicht davon auszu- gehen, dass die GUB davon eine Werk- modifikation entwickelt hatte, die den Anforder- ungen, die an eine Güteuhr gestellt wurden, entsprechen konnte.

Bisher ist auch kein Ersatzteile-Verzeichnis, keine betriebliche Unterlage und von 1953 bis 1990 auch keine Publikation in der Fachpresse bekannt, die eine diesbezügliche Modifikation des Kaliber 63 aufzeigt, erwähnt oder gar beschreibt.

Merkwürdig und nicht ganz nachvollziehbar erscheint auch die Tatsache, dass kein Stein für das Minutenradlager verwendet worden sein soll, was bei den Güteuhren der GUB schon obligatorisch war. Bisher ist kein komplettes Modell einer Damenuhr nachgewiesen, das die Existenz einer solchen in Serie gefertigten „Güteuhr“ auch mit der entsprechenden Zifferblatt- bzw. Gehäusesignatur belegt.

Die Qualitätsanforderungen für das Gütezeichen Q, das in den 1950er Jahren beim VEB Glashütter Uhrenbetriebe den Güteuhren und Exportmodellen vorbehalten war, konnten weder mit dem Kaliber 63 noch mit dem Nachfolgemodell Kaliber 63.4 erreicht werden. Bei den Qualitätsproblemen, die in der Produktion während der gesamten Fertigungszeit vorhanden waren, ist deshalb auch eine Exportauflage so gut wie ausgeschlossen.

 

Die vorhandenen Artefakte weisen eine für die GUB völlig untypische Maschinengravur mit Ziffernfolge ohne das obligatorische GUB Signet auf. Die von den GUB serienmäßig gefertigten Räderwerkbrücken des Kalibers 63 und später die des Kalibers 63.4 haben demgegenüber eine maschinelle Prägung mit GUB Signet, Kaliberbezeichnung und bei Kaliber 63 auch eine Werknummer aufzuweisen.

Bei Uhren und Werken des GUB Kalibers 63 bzw. 63.4 mit einer maschinellen Gravur im „5000er“ Nummernbereich und der Ortsangabe „Glashütte“ handelt es sich zwar um serienmäßig vom VEB Glashütter Uhrenbetriebe in den 1950er & 1960er -Jahren produzierte Werke, die aber nach 1990 professionell modifiziert wurden. Die Räderwerkbrücken wurden mit einer neu gestalteten, für die GUB a typischen Maschinengravur im 5000er Nummernbereich versehen.

Quelle: Paul Meißner; Die Werke der Glasütter Armbanduhren 1927 bis

             1990.Seite 81. Erste Auflage 2011, Eigenverlag.

Die vom Buchautor hierzu gemachte Vermutung "einer speziellen Exportforderung, in hochqualitativer Finisierung" hat sich als nicht verifizierbar erwiesen.

Da von den damals verantwortlichen Konstrukteuren offen eingeräumt wurde, dass sie die Schwierigkeiten mit der Qualität des Kaliber 63 nicht in den Griff bekommen haben, ist die Musterbauvariante einer Güteuhr aus dem Kaliber 63 heraus auszuschließen.

Demzufolge kann es sich auch nur um Einzelanfertigungen von Uhrmachern oder geschickten Bastlern handeln, die nichts mit der Serienfertigung der GUB zu tun haben.

 

Zusätzliche Informationen hierzu finden Sie auch - hier-.

Der Inhalt der nachfolgenden beiden Artikel aus der Fachzeitschrift Uhren und Schmuck von 1959 und 1964 unterstreicht deutlich die hier vertretene Auffassung.

Einige Fragen zum Kaliber 63, so lautete 1959 der Titel eines bemerkenswert offenen und kritischen Artikels in der Fachzeitschrift „Uhren und Schmuck“ zur Frage der Verbesserung und der Sicherung der Qualität bei dem von den GUB seit 1953 produzierten Damenarmbanduhrkaliber 63. Über die gesamte Zeit war trotzt immer wieder erfolgter konstruktiver und technologischer Verbesserungen keine zufriedenstellenden Ergebnisse zu verzeichnen gewesen. Das hatte zur Folge, dass es zu einer öffentlichen Diskussion kam, über die in der Fachpresse berichtet wurde und in deren Ergebnis von Seiten des herstellenden Betriebes eine nochmalige prinzipielle Überarbeitung des 15-steinigen, 5 ¼ linigen Damenarmbanduhrkalibers angekündigt wurde.

Fragen zum Kaliber 63.pdf
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1964 wurde mit dem neuen Kaliber 63.4, ein ebenfalls 15-steiniges 5 ¼ liniges Werk, bei dem die vorgenannten Qualitätsprobleme weitestgehend behoben waren, die 1962 abgebrochene Produktion von Damenuhren auch zu Exportzwecken wieder aufgenommen und bis 1969 weitergeführt.

Glashütter Tradition - Fertigung von Präzisionsuhren
Ing. Schmidtchen KDT GUB.pdf
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In dem vorstehenden Artikel in der Fachzeitschrift "Uhren und Schmuck" gibt das Mitglied der Kammer der Technik und Ingenieur bei den Glashütter Uhrenbetrieben Schmidtchen einen exakten Überblick über das Fertigungsprogramm der GUB von 1950 bis 1964. Dabei geht er auch auf die Produktion der Kaliber 63 und 63.4 ein.

Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.

Aktualisiert 20.11.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
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