1960 wurde mit dem neuen Kaliber 63.4, dem ebenfalls 15-steinigen, 5 ¼ linigen Werk, bei dem die vorgenannten Qualitätsprobleme des Kaliber 63 weitestgehend behoben waren, die zeitweilig unterbrochene Produktion von Damenuhren auch zu Exportzwecken wieder aufgenommen und bis 1969 weitergeführt.
1960
VEB Glashütter Uhrenbetriebe Damenarmbanduhr Kaliber 63.4
1961
Damenarmbanduhr vom VEB Glashütter Uhrenbetriebe mit Kaliber 63.4
Nachdem 1962, wegen eheblicher Qualitätsmängel, die Fertigung des GUB Damenarmbanduhrkalibers 63, bei dem die Konstruktion noch auf dem Vorkriegskaliber 542 der UROFA basierte, eingestellt worden war, wurde nach einer technologischen Überarbeitung, ab 1964 bis 1968, dass 15-steinige GUB Kaliber 63.4 auf den Markt gebracht. Bei der hier vorgestellten Uhr ist besonders interessant, dass trotzt der 1961 erfolgten Schließung der Staatsgrenze der DDR zur Bundesrepublik die Handelsbeziehungen zu den Westdeutschen Furniturenlieferanten aufrecht erhalten wurden. Das bei dieser Damenarmbanduhr mit einem Feingehalt von 585/1000g verwendete Walzgoldgehäuse der Pforzheimer Firma Rodi & Wienenberger ist ein Beleg dafür.
1961
VEB Glashütter Uhrenbetriebe; Damenarmbanduhr Kaliber 63.4
Bei der hier vorgestellten Glashütter Damenuhr mit dem Werkkaliber 63.4 handelt es sich um ein Modell des VEB Glashütter Uhrenbetriebe aus der Mitte der 1960er Jahre. Das zweiteilige mit 20 Mikron vergoldete Gehäuse hat einen gedrückten Edelstahlboden. Diese 15-steinigen Damenuhrwerke basieren auf dem bereits in den 1930er Jahren von der Uhren-Rohwerke-Fabrik Akt. Ges. Glashütte gefertigten Damen Armbanduhrkaliber 542. Diese Werke haben noch keine Stoßsicherung. Nur noch selten findet man heute noch ein komplettes Set, mit Etui und Garantieschein. Nur aus diesen Unterlagen kann man heute noch den genauen Fertigungszeitraum der Uhr nachvollziehen.
1962
Damen-Spangenuhr des VEB Glashütter Uhrenbetriebe
1963
VEB Glashütter Uhrenbetriebe; Damenarmbanduhr Kal. 63.4
1964
Damenuhr des VEB Glashütter Uhrenbetriebe mit Kaliber 63.4
Im Frühjahr 1964 wurde dann das GUB Zifferblattlogo durch den Schriftzug "Glashütte" auf den Zifferblättern der Uhren des VEB Glashütter Uhrenbetriebe ersetzt. Bei der hier vorgestellten Uhr handelt es sich um ein solches Modell. Anstelle der anfänglich beim Kalber 63 noch verwendeten Schraubenunruh kam hier eine monometallische Ringunruh zum Einsatz. Die Anzahl der verwendeten Steine wurde auf dem Zifferlatt des Kalibers 63.4 noch nicht angegeben.
1964
Spangenuhr des VEB Glashütter Uhrenbetriebe
Seit 1960 sind Spangenuhren der GUB bekannt. Anfänglich wurden sie noch mit dem GUB Werkkaliber 63 und einem aus Westdeutschland importierten Gehäuse gefertigt. Die Zifferblätter waren mit dem Logo "GUB" signiert. 1961 erfolgte dann in der Ausstattung der Uhren der Wechsel zu dem verbesserten Werkkaliber GUB 63.4. Im Frühjahr 1964 wurde dann das GUB Zifferblattlogo durch den Schriftzug "Glashütte" auf den Zifferblättern der Uhren des VEB Glashütter Uhrenbetriebe ersetzt. Bei der hier vorgestellten Spangenuhr Kaliber 63.4 handelt es sich um ein solches Modell.
1965
Im Original erhaltene GUB Damenarmbanduhr Kaliber 63.4 mit Etui
Bei diesem Damenarmbanduhrkaliber 63.4, das in der zweiten Hälfte der 1960er Jahr von den VEB Glashütter Uhrenbtrieben gefertigt wurde, handelt es sich um die letzte Modifikation des ehemaligen Hauptproduktes der Uhrenrohwerke Fabrik Akt. Ges. Glashütte Sa. aus der ersten Hälfte der 1930er Jahre, welches von den GUB im Wesentlichen unverändet zu Anfang der 1950er Jahre mit dem Kaliber 63 wieder aufgelegt worden war. Der qualitative Standard dieses Werkes hatte aber seine beste Zeit schon lange hinter sich und die nicht mehr zu verbessernde Qualität - zur Erlangung des Gütezeichen Q hat es nie gereicht - führte 1968 zum Auslaufen der Produktion. Auch die Anforderungen an eine Güteuhr konnten mit diesem Kaliber nicht erreicht werden, was Uhrmacher in der Wendezeit nach 1990 nicht gehindert hat, verschiedentlich solche Werke in Kleinstserien mit verschiedenen Maßnamen optisch, u.a. mit Goldchatons, und technisch aufzuwerten und Kal. 63.2 einzugravieren. Mit den in den 1960er Jahren in der DDR aufkommenden Spangengehäusen sollte die "gealterte Dame" noch ein letztes Mal in ein damals modernes Gewand gekleidet und mit dem stolzen Preis von 189,- MDN an die Frau gebracht werden. Geholfen hat es aber nicht und so kam 1968 mit dem Kaliber 08-20 eine völlige Neukonstruktion auf den Markt.
Garantieschein einer 1965 in die damalige Volksrepublik Polen exportierte Damenarmbanduhr vom GUB Kal.63.4
1966
VEB Glashütter Uhrenbetrieb - Damenarmbanduhrmodell - Kaliber 63.4
1967
Das Spitzenprodukt der DDR Damenuhrfertigung
in den 1960er Jahren
Das in ein massiv goldenes 14-Karat Gehäuse mit integriertem und ebenfalls massiv goldenen Armband eingeschalte 15-steinige Damenarmbanduhrkaliber 63.4 des VEB Glashütter Uhrenbetriebe basiert auf dem gleichgroßen Kaliber 542 der UROFA aus den 1930er Jahren, welches auch als G-Uhr von der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte/Sa. in verschiedene Modelle eingeschalt wurde. Das Gehäuse für dieses 1967 gefertigte Modell wurde von der Zwickauer Edelschmiede an die GUB geliefert. Mit einen EVP von 1400,- MDN überstieg der Preis das damalige Durschnittseinkommen in der DDR um das 2,5-fache. Nach 35 Jahren Fertigungszeit und diversen Verbesserungen waren die Gangleistungen dieses Kalibers ausgereizt und keine Leistungssteigerungen waren mehr möglich. 1969 wurde das Kaliber 63.4 zuerst durch die Neuentwicklung 08-20 und 1 Jahr danach durch das Kaliber 09-20 abgelöst.
1969
Damenarmbanduhr im Goldgehäuse vom
VEB Uhrenwerk Glashütte
Zwei Jahre nachdem der VEB Glashütter Uhrenbetriebe in das neu gegründete DDR Uhrenkombinat Ruhla als VEB Uhrenwerk Glashütte integriert worden war, kam die hier mit Etui und den Begleitpapieren vorgestellte, original erhaltene Damenarmbanduhr vom Typ 39/52 mit dem Werkkaliber 63.4 im Goldgehäuse mit einem Feingehalt von 585/1000 im Februar 1969 in den Fachhandel. Die 15-steinigen Damenarmband-uhrmodelle der GUB wurden nach der technischen Überarbeitung des Kaliber 63, dessen Fertigung 1962 wegen Qualitätsproblemen eingestellten worden war, 1964 als Kaliber 63.4 unter dem DDR Prüfzeichen 1, was der nächst niedrigen Qualitätsstufe nach dem Gütezeichen Q entsprach, gefertigt.
1969
Damenarmbanduhr im Goldgehäuse vom
VEB Uhrenwerk Glashütte
1969
Damen-Umhänge-Schmuckuhr des VEB Uhrenwerk Glashütte
In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre fertigte der VEB Uhrenwerk Glashütte in geringer Auflage Frackuhren Kaliber 78 & 79 mit dem modifizierten HAU Werkkaliber 69.1 & 70.1. Zeitgleich wurden im vergleichbaren Design Damen-Umhänge-Uhren mit dem mechanischen, 15-steinigen Damenuhr GUB Werkkaliber 63.4, mit der Modellbezeichnung Kaliber 72 gefertigt. Bei der hier gezeigten, im Original mit Etui und Garantieunterlagen erhaltenen Schmuckuhr aus dem Jahr 1969 handelt es sich um eine solche Uhr. Die Abmessungen des galvanisch vergoldeten Messinggehäuses betragen 25mm mal 23mm bei einer Stärke von 9 mm. Verkauft wurde die Uhr vermutlich als Weihnachtgeschenk am 16. Dezember 1969 von Uhren-Weist Berlin, Schönhauser Allee 134.
VEB Glashütter Uhrenbetriebe - Damenarmbanduhr
Die hier vorgestellte Damenarmbanduhr des VEB Glashütter Uhrenbetriebe weist für den Sammler originaler GUB-Uhren einige Besonderheiten auf. Hierbei ist besonders auf die Übereinstimmung des Modells mit den Garantieunterlagen zu achten. Separat betrachtet sind hier Uhr und Garantie-unterlagen original. Nur eines stimmt nicht: Der Zifferblatt-aufdruck "Glashütte" ist von den GUB erst 1964 verwendet worden. Die Garantieunterlagen stammen aber aus dem Jahr 1962. Hier wurde also möglicherweise das Zifferblatt ersetzt oder die Uhr mit einem nicht zur Uhr gehörigem Etui mit Garantieunterlagen versehen. Da bei dem GUB Werkkaliber 63.4 werkseitig auf die bei dem Kaliber 63 noch obligatorische Werknummernprägung verzichtet wurde und die Gehäusenummer beim Verkauf nicht eingetragen wurde, ist die Originalität diese Uhr nicht mehr belegbar.
Das Kaliber 63.4 ist für die damalige Zeit und chronischer Devisenknappheit der DDR, relativ häufig in 585er Goldgehäuse eingeschalt worden. Auch für diese höherwertigen Uhren wurde von der GUB in Sachen Qualität nur das Gütezeichen 1, wie für die schlichteren, vergoldeten Uhren, erreicht.
Aus welchem Grund es Werke des Kaliber 63.4 auch ohne Kaliberbezeichnung auf der Räderwerkbrücke gibt, ist derzeit noch unklar und Gegenstand weiterer Recherchen.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.