Bei dem hier vorgestellten Modell einer Kleintaschenuhr Kaliber 78 ohne Datumanzeige des VEB Glashütter Uhrenbetriebe handelt es sich nach derzeitigem Erkenntnisstand um einen 1964 neu entwickelten Prototyp, der lt. Fachzeitschrift Uhren und Schmuck 3/1964 einmalig nur zur Leipziger Frühjahrsmesse 1964 gezeigt wurde. Ausgestattet wurde das Modell mit dem chronometerfähigen Armbanduhr Gütewerk Kaliber 70.1. Das mit 14 Karat vergoldete Importgehäuse weist, wie auch das Zifferblatt, ein spezielles Design auf, welches nach der Messepräsentation im Sortimentskatalog des Großhandels nicht mehr auftaucht. Auch das dabei verwendete Güteuhrkaliber 70.1 wurde bei den auf der Herbstmesse 1965 gezeigten neuen Modellen vom Typ 8001 und 8002 nicht mehr eingesetzt. Aus welchem Grund der kurzfristige Design- und Werkwechsel vollzogen wurde, ist derzeit nicht bekannt. Es handelt sich bei der hier gezeigten Kleintaschenuhr also um eine echte Seltenheit, die bisher außer in Uhren und Schmuck 3/1964 noch nicht dokumentiert wurde.
Sonderedition zum 15. Jahrestag der DDR 1964 - eine der frühesten Modelle der GUB
Kleintaschenuhren
Von dem hier gezeigten Kaliber 78 einer im Originalzustand erhaltenen GUB Kleintaschenuhr, die auch als Frackuhr bezeichnet wurde, wurden zwischen 1964 und 1972 nur zwei verschiedene Modellvarianten gefertigt. Bei dem damaligen DDR Durchschnittslohn von rund 500,- MDN gehörte die Uhr mit einem EVP von 202,- MDN schon zur gehobenen Preiskategorie. Diese sowie auch die runde Form wurden mit dem seit 1961 gefertigten 17-steinigen GUB Armbanduhr-Handaufzugkaliber 71 ohne Datumanzeige ausgestattet. Bei dem Werk waren dazu keine Veränderungen erforderlich. Es bedurfte lediglich einer verlängerten Aufzugwelle und eines um 90° versetzten Zifferblattes. Erstmals gezeigt wurden die Modelle auf der Leipziger Herbstmesse 1964. Vom damaligen Rat für Industriedesign wurden diese GUB Taschenuhrmodelle mit dem Prädikat "gute Form" ausgezeichnet und in den Medien entsprechend beworben.
Dieses Modell einer Kleintaschen- oder Frackuhr stellten der VEB Glashütter Uhrenbetriebe auf der Leipziger Herbstmesse 1964 als Neuentwicklung zum ersten mal vor. Bestückt wurde das importierte mit 14 Karat und 20 Mikron vergoldete Messinggehäuse mit dem bereits seit vier Jahren auf dem Markt befindlichen GUB Handaufzugkaliber 70.1 ohne Datumanzeige. Diese Kleintaschenuhr wurde vom Rat für Industrieform zur Leipziger Herbstmesse 1964 mit dem Prädikat "gute form" ausgezeichnet. DieUhr wurde in zwei Gehäusevarianten angeboten.
Die Verwendung des Kaliber 70.1 bei dem Gehäuse der Kleintaschenuhr bedingt eine verlängerte Aufzugswell und ein um 90° gedrehtes Zifferblatt.
Die Anzahl der davon gebauten Uhren war bisher nicht zu ermitteln.
Sie dürfte aber wegen des fehlenden Datums wesentlich geringer sein als die 23.000 Stück des Schwesterkalibers 79 mit Datum. Geringe Stückzahlen dieser Kaliber wurden mit einer entsprechenden Bodenprägung auch zu Auszeichnungszwecken verwendet.
Werbeprospekt für GUB Kaliber 78 & 79 Leipziger Herbstmesse 1964
Die im Prospekt gezeigten Modelle ermöglichen es festzustellen, welche Zeigerformen zu welchen Zifferblattdesign und welches Zifferblatt mit welchem Gehäuse von den GUB werkseitig gefertigt worden sind.
Leipziger Frühjahrsmesse 1966 - erstmals als "Novität 66" vorgestellt
Herrentaschenuhr Kaliber 78 & Damenumhängeuhr Kaliber 08-20
Die Herrentaschenuhr wurde im Set sowohl mit Kaliber 78, als auch Kal. 79 vertrieben.
Bei der hier vorgestellten Kleintaschenuhr Kal. 79 des VEB Glashütter Uhrenbetriebe handelt es sich um eine limitierte Sonderedition, die zu Ehren des 20. Jahrestages der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober 1969 aufgelegt wurde. Der gedrückte Boden des vergoldeten Messinggehäuses wurde mit einer auf den Anlass bezogenen Prägung versehen. Das Gehäuse hat einen 20 Mikron starken galvanisch aufgetragenen Goldüberzug mit einem Feingehalt von 585/1000. Als Werk wurde auf das mechanische GUB Handaufzugswerk Kaliber 70.1 zurückgegriffen, dass ansonsten für die Herrenarmbanduhr der Glashütter Uhrenbetriebe eingesetzt wurde. Die Höhe der limitierten Auflage ist bisher nicht bekannt und Gegenstand weiterer Recherchen.
Garantieschein einer Exportuhr aus der damaligen Volksrepublik Polen
Die zu diesem Garantieschein gehörige GUB Taschenuhr Kaliber 78 wurde am 15.Januar 1968 in von einem Juwelier in Gliwice (vor 1945 Gleiwitz) für 1.100 Polnische Zloty verkauft.
(Auszug; GUB Kleintaschenuhren)
Der jährliche Sortimentskatalog der Branche Uhren der Großhandels-gesellschaft Technik, weist die im jeweiligen Planjahr dem Handel von den 20 verschiedenen Uhrenproduzenten der DDR, für den inländischen Bedarf zu Verfügung stehende Uhrenmodellvarianten aus. Ebenfalls enthalten sind die Uhrenmodelle, die aus den Ländern des RGW eingeführt wurden. Die für den Export vorgesehenen Uhrenmodelle finden in diesem Katalog keine Berücksichtigung. Neben der Artikelnummer, der Artikelbezeichnung mit Beschreibung, Hersteller und Abbildungen, wird auch der jeweilige EVP in MDN ausgewiesen.
Eine Gewähr, dass die gelisteten Uhren auch im ausreichenden Umfang dem Handel zur Verfügung gestellt wurden, war nicht gegeben. Der Abschluss von Exportverträgen, die über die vom Außenhandel der DDR geplanten Größenordnungen hinausging, wurde zu lasten der inländischen Bedarfsabdeckung vorrangig realisiert. Der Redaktionsschluss für den 1968er Katalog war der 01.08.1967.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.