Ein Chronometer ist eine Präzisionsuhr, die in verschiedenen Positionen und bei unterschiedlichen Temperaturen reguliert wurde, und von einer neutralen amtlichen Stelle ein offizielles Zertifikat über die durchgeführte Chronometerprüfung erhalten hat.
In der Bezeichnungs- und Prüfvorschrift RAL 670 A (ASIN: B0000BGI7V) werden Marine-Chronometer wie folgt definiert:
„Ein Schiffs-Chronometer ist ein kardanisch aufgehängter tragbarer Zeitmesser von hierfür üblicher Größe, der mit Chronometerhemmung oder freier Ankerhemmung ausgerüstet, und bei vorgeschriebenen Temperaturen auf höchste Gangleistung feingestellt ist. Die Dauer einer Vollschwingung der Unruh hat 0,5 Sekunden zu betragen. Die Laufzeit soll mindestens 56 Stunden sein“.
Das „Marine-Chronometer" - dieser Name war in der TGL 12 448 festgelegt - ist nach oben ablesbar. Es hat eine Bodenfläche von 185 x 185 mm, weil ein solcher Platz im Kartentisch auf der Brücke der Schiffe vorgesehen ist. Der Sekundenzeiger macht Halb-sekundensprünge, weil das in Verbindung mit einem Sekunden-Zeitzeichen die genaue Bestimmung von Zehntelsekunden garantiert. Das Chronometer hat ein Auf- und Abwerk und eine Laufzeit von 56 Stunden.
Nach der Übernahme der Produktionslinie von Lange & Söhne VEB am 01. Juli 1951 wurde das Marine-Chronometer von der GUB bis 1976 hergestellt. Die Chronometerherstellung wurde danach mit dem Quarz-Marinechronometer 1-71 fortgeführt.
Mit der Registriernummer 52 wurde dem Marinerchronometer Kaliber 100 als eines der ersten Produkte der DDR, dass erst seit dem Jahr 1950 eingeführte Gütezeichen Q verliehen.
Das bisher frühestes nachweisbares Marinechronometer aus GUB-Fertigung, signiert mit dem höchsten Gütezeichen der
DDR, dem Q, mit der daraus aufsteigenden 1 auf dem Zifferblat, hat die Nummer 2373 und wurde am 31.07.1951, einen Monat nach Gründung der GUB, von dem
Bekannten Glashütter Chronometerbauer Paul Thielemann fertig gestellt.
Das PDF enthält die Verordnungen zur Einführung des DDR Gütezeichens Q. Veröffentkicht im Amtsblatt des Deutschen Amtes für Maß und Gewicht. (Amtsbl. d. DAMG) Nr.1 vom 1. Mai 1950
Das bisher frühestes nachweisbares Marinechronometer aus GUB-Fertigung, signiert mit dem höchsten Gütezeichen der DDR, dem Q, mit der daraus aufsteigenden 1 auf dem Zifferblat, hat die Nummer 2373 und wurde am 31.07.1951, einen Monat nach Gründung der GUB, von dem Bekannten Glashütter Chronometerbauer Paul Thielemann fertig gestellt.
Die neue Ergebnisse belegen, dass nicht, wie bisher veröffentlicht, die Chronometer nur bis zum 01. 07.1951, den Gründungstag der Glashütter Uhrenbetriebe, mit „Lange VEB“ signiert worden sind.
Noch im Dezember 1951 werden Marinechronometer Kaliber 100 mit der Signatur Lange & Söhne VEB auf dem Firmenschild des Holzkastens sowie auch auf dem Zifferblatt von den Glashütter Uhrenbetrieben
ausgeliefert. Eines dieser Chronometer ist das mit der Nummer 2468.
Ersatzteil-Verzeichnis
GUB Marinrchronometer Nr.:4806
Marinechronometer 7326 des VEB Glashütter Uhrenbetriebe
Das hier vorgestellte Marinechronometer Kaliber 100 des VEB Glashütter Uhrenbetriebe hat die Werknummer 7326. Es wurde in der Abteilung Chronometrie der GUB durch die Chronometermacherin Frau Christa Beuchel fertiggestellt und reguliert. Das erforderliche Attest der Prüfstelle Stralsund des DAMW datiert vom 16. März 1960. Verkauft wurde das Chronometer am 06. Oktober an den VEB Funkmechanik Leipzig. Das Marine-Chronometer ist mit einer Feder-Chronometerhemmung, Schnecke und Zugband, mit Auf- und Abwerk zur Gangreserveanzeige und einem Doppelkontakt zur Messung von Spannungsquellen gefertigt. Das Zifferblatt hat einen Durchmesser von 100 mm. Die Gangdauer dieser Chronometer beträgt 56 Stunden. Die maximale tägliche Abweichung betrug bei Auslieferung 0,3 Sekunden.
Diese Werbung von 1957 der Glashütter Uhrenbetriebe (DDR) für ihr Spitzenprodukt, das Marinechronometer Kaliber 100, in der Fachzeitschrift "Die Uhr" ist besonders interessant.
"Die Uhr" war zu dieser Zeit das Fachorgan für die Uhrenwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland, für die, gemäß der damals gültigen "Hallstein Doktrin" , ein eigenständiger Staat DDR nicht existierte.
Da „Die Uhr“ in der DDR weder aufgelegt noch vertrieben wurde und somit auch nicht erhältlich war, ist es ein seltener Beleg für die trotz aller politischen Schwierigkeiten weiterhin existierenden wirtschaftlichen Beziehungen.
1966 haben in der Prüfdienststelle für Technische Schiffsausrüstung des Deutschen Amtes für Meßwesen und Warenprüfung der DDR in Stralsund (DAMW) 262 mechanische Marinechronometer der Glashütter Uhrenbetriebe die „Große Prüfung“ bestanden. Die besten Ergebnisse der Glashütter Meisterregleure/innen werden im September 1968 namentlich im Artikel „Ergebnisse der Chronometer-Reglage im Jahr 1966“ in der Fachzeitschrift Uhren und Schmuck veröffentlicht.
Das hier vorgestellte Marinechronometer Kaliber 100 mit dem DDR Gütezeichen Q und der Werk- und Gehäusenummer 9168 des VEB Glashütter Uhrenbetriebe wurde am 27. November 1965 als NSW Exportmodell nach Westdeutschland an die Hamburger Firma Wilhelm Benöhr verkauft. Reguliert wurde es in der Abteilung Chronometrie von dem Regleur Rudolf Förster. Nur sehr selten findet sich heute noch das zum Chronometer gehörende Garantiezertifikat, die Gangtabelle und der Gangschein. Insofern stellt dieses Marinechronometer schon eine Seltenheit dar. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung hatten die GUB ihre bis dahin obligatorische Fertigung mit Schnecke und Kette bereits auf Zugband umgestellt. Auf Kundenwunsch war aber, wie hier geschehen, eine Umrüstung auf die alte Fertigungsweise ohne größeren Aufwand jederzeit möglich. Der im Zertifikat des Uhrenmuseums angegebene Verkaufspreis von 1900,- MdN wurde vom Käufer nicht in dieser nicht konvertierbaren Währung, sondern im Rahmen des "Interzonenhandels" über den zuständigen DDR Außenhandelsbetrieb im Swing mit der Bundesrepublik Deutschland verrechnet.
Messeprospekt von 1974
GUB Doppelchronometer
Bei diesen Instrumenten handelt es sich um zwei voneinander unabhängige Schiffschronometer Kaliber 100, zwischen denen keinerlei mechanische Verbindung besteht, die jeweils ein eigenes Zifferblatt und eigene Zeiger aufweisen und gemeinsam in einem Gehäuse ohne kardanische Aufhängung montiert sind. Erstmals für den wissenschaftlichen Einsatz wurden derartige Präzisionsinstrumente von Ferdinand Breguet konstruiert.[1] Die GUB begann mit der Fertigung einer Kleinstserie (etwa 10-15 Stück) zu Beginn der 1960er Jahre.[2] Vermutlich wegen des zu geringen Bedarfes an derartigen Instrumenten wurde die Fertigung nach kurzer Zeit wieder eingestellt. Eines der beiden Chronometer wurde zusätzlich mit Kontakten zur Zeitmessung ausgestattet. Weiterhin war es möglich eines der Chronometer auf Sternzeit zu regulieren, während das andere auf Normalzeit einreguliert war. Die auf Sternzeit einregulierten Chronometer erhielten grundsätzlich eine diesbezügliche Kennzeichnung auf dem Zifferblatt. Eine weitere Variante war, bei einem Instrument die Ortszeit und bei dem anderen die Zeitzonenzeit anzeigen zu lassen.[3] Das mit Kontakten ausgestattete Chronometer konnte u.a. auch als Mutteruhr für weitere angeschlossene Uhren verwendet werden.[4] Die für die jeweilige Modellvariante der Doppelchronometer benötigten Instrumente wurden der laufenden Produktion entnommen und haben in der Regel keine unmittelbar aufeinanderfolgende Nummerierung der Werke. Dass bei diese Anordnung der beiden Chronometer in einem Kasten keine kardanische Aufhängung möglich war, dürfte eine Einsatzfähigkeit auf See nicht unwesentlich eingeschränkt haben. Auf alle Fälle gab es für diese Bauweise keinen ausreichenden Absatz, der die Aufrechterhaltung einer Serienfertigung gerechtfertigt hätte und so wurde die Fertigung von Doppelchronometern nach wenigen Jahren wieder eingestellt.
Für Sammler dieser Instrumente dürfte von Interesse sein, dass unter Verwendung vorhandener, überschüssiger Doppelchronometerkästen und aus ausgemusterten Schiffchronometern solche Instrumente in kleiner Stückzahl (unter 10) außerbetrieblich nachgebaut und an Sammler verkauft wurden. Sammler, denen es darauf ankommt ein echtes GUB Doppelchronometer zu besitzen, sollten sich auf alle Fälle vor dem Erwerb die Echtheit vom Uhrenmuseum Glashütte mit den entsprechenden Verkaufsbelegen zertifizieren lassen.
Quellen:
[1] Alte Uhren und moderne Zeitmessung 5/1991 S. 14
[2] Alte Uhren und moderne Zeitmessung 1/1991 S. 59
[3] Christian Schmiedchen; Marinechronometer aus Glashütte; Uhren – Journal für Sammler klassischer Zeitmesser 1/1993 S. 17
[4] Ing. otto Thielemann; Das klassische Marinechronometer in der Glashütter Produktion; Uhren und Schmuck 1/1980 S.22
KdT - Kammer der Technik
Ausführliche Informationen und Bildmaterial zur Geschichte und der Fertigung des Glashütter Marinechronometers von 1886 bis 1948 finden Sie >> hier << und von 1948 -1951 >> hier <<
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.