Gehäuse:
Gehäuse hochglanzpoliert, vernickelt und verchromt mit unsigniertem Edelstahldruckboden. Beidseitig drehbarer, gezahnter Stellring aus Plaste mit vertieften silberfarbenen Minutenzahlen und Minutenstrichen. Ein Drücker in der Stellung zwischen 7 und 8 Uhr.
Gehäuseaußenmaß mit Füßen 44,2mm
Gehäusedurchmesser 35,3mm
Gehäusehöhe mit Glas 12,7mm
Glasdurchmesser 29,2mm
Bandanstoß Lederband 18,1mm
Kronendurchmesser 4,5mm
Zifferblatt und Zeiger:
Zifferblatt mit mattgrau lackiertem Grund. Viereckige erhabene , silberfarbene Stundenpunkte und gedruckte schwarze Minuten- und Sekundeneinteilung. Datumfenster mit schwarzem Rand. Schwarze schlanke Stabzeiger und roter Sekundenstoppzeiger.
Funktion:
Die Spezistop ist funktionell eine normale Stoppuhr mit einem Drücker zum Auslösen, Anhalten und Nullstellen des roten Stoppzeigers. Eine zusätzlich ständig mitlaufende Sekundenanzeige und einen separaten Minutenzählzeiger, wie zum Beispiel bei einem Chronographen, besitzt die Uhr nicht. Beim einmaligen Drücken wird der Gang des roten Stoppzeigers ausgelöst, beim erneuten Drücken und Festhalten des Drückers erfolgt das Anhalten des Stoppzeigers, beim Loslassen des Drückers springt der Stoppzeiger auf die Position 12 Uhr.
Uhrwerk:
Grundwerk ist das Werk der Spezimatik Kaliber 75 (06-26) mit Glashütter Stoßsicherung. Das Uhrwerk ist auf der Unterseite der Platine geprägt mit „75.9“ – was nur den Rückschluss zulässt, dass die Platine eine normale geprägte Platine des Kal. 75 ist; die nachträglich gravierte „9“ bedeutet lediglich, dass es die 9. Uhr aus dem Versuchsmusterbau ist. In der Entwicklung bekamen die Uhren die Kalibernummer 06-29. Es sollen wohl insgesamt 20 Uhren gebaut worden sein. Das Uhrwerk verwendet die Grundplatine der Spezimatic Kal. 75 mit Datum aber ohne dem kompletten Automatikaufzug. Der Aufzug erfolgt bei der Spezistop mit Handaufzug und einer Uhrwerkfeder mit Endhaken. Der Aufzug wird begrenzt mit einer Sperrklinke. Das Sekundenrad besitzt einen verlängerten Zapfen auf dem ein Sekundenübertagungsrad läuft. Dieses Rad greift ständig in ein Rad auf der Sekundenwippe, welches beim Auslösen der Stoppfunktion das Zahnrad auf dem Sekundentrieb antreibt.
Beim erneuten Drücken wird gleichzeitig die Kraftübertragung des Rades der Sekundenwippe und des Rades auf dem Sekundentrieb gelöst und der Zeiger mittels Nocken auf „Null“ gestellt. Die normale Zeitanzeige der Uhr erfolgt unabhängig von der Stoppfunktion. Das Stellen der Uhrzeit und des Datums geschieht, wie auch bei der Spezimatic üblich, über die gezogene Krone.
Ende der 1960er Jahre wurde dem VEB Uhrenwerk Glashütte als Zweigbetrieb des VEB Uhrenkombinat Ruhla ein Auftrag für die Entwicklung einer Herrenarmbanduhr mit Sekundenstoppvorrichtung erteilt. Die Entwicklungsabteilung des Uhrenwerkes Glashütte begann diese Armbanduhr auf der Basis ihres bewährten Modells „Spezimatic“, allerdings ohne automatischen Aufzug, als Handaufzugsuhr zu konstruieren. In der Erprobungsphase der gefertigten Handmuster musste man allerdings feststellen, dass es mit der entwickelten Art der Konstruktion des Stoppmechanismus nicht möglich war, immer einen zuverlässigen Schaltvorgang beim Stoppen und bei der sekundengenauen Nullstellung des Sekundenzeigers zu erreichen. Die sekundengenaue Stoppzeitmessung war aber eine der vom Auftraggeber, dem Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR, geforderten Grundvoraussetzungen für die vorgesehene militärische Nutzung. Die Folge war die Einstellung der Entwicklungsarbeit und der geforderte Rückbau und die Vernichtung der bereits gefertigten Handmuster. Wie das hier gezeigte Modell beweist, ist diese Forderung nicht in vollem Umfang umgesetzt worden, sodass einige wenige Handmuster erhalten geblieben sind.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.