Die Fertigungsperiode nach der Verstaatlichung in der sowjetisch besetzten Zone und der DDR von 1949 bis 1951
Nach der im April 1948 auf der Grundlage des Volksentscheides von 1946 im Land Sachsen erfolgten Verstaatlichung der Firma „A. Lange und Söhne“, wurde unter der zentralen Verwaltungsregie der VVB Mechanik Dresden das A. aus dem Firmennamen gestrichen und dem Lange & Söhne ein VEB für Volkseigenen Betrieb hinzugefügt, was nach Verbrauch bereits vorhandener Werkteile und Fournituren auch auf den Zifferblättern, Werken und Schutzkästen ausgewiesen wurde. Die Nummerierung der Marine-Chronometer Kal. 100 schloss an die von vor 1945 an. Die letzte von A. Lange & Söhne vergebene Nummer war 1942 die 830. 1948 wurde die Fertigung mit der Nummer 836 auf der Basis neu erstellter Zeichnungsunterlagen wieder aufgenommen. Als man am 10. August 1949 bei der Nummer 1000 angelangt war, musste man mit der Nummerierung die 1000 Nummern überspringen, die bereits vor 1945 für die Ankerchronometer vorgesehen waren. Die Nummerierung wurde dann mit 2001 fortgesetzt.
Mit der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 ändert sich vorerst nichts Wesentliches in der Chronometer-Produktion. Aber schon wenige Wochen nach der Einführung des Gütezeichens Q für weltmarktfähige Spitzenprodukte der DDR, im ersten Halbjahr 1950, beantragte die Firma „Mechanik Lange & Söhne VEB“ für ihr Spitzenprodukt die Erteilung des Gütezeichens Q beim Deutsche Amt für Maß und Gewicht (DAMG). Mit der Registernnummer 53 gehörte das Marine-Chronometer Kal. 100 zu den ersten Produkten aus DDR-Produktion, denen bereits 1950 das Gütezeichen Q verliehen wurde.
Das hier gezeigte 4-Pfeiler Marine-Chronometer Kaliber 100 mit der Werknummer 2284 wurde im ersten Quartal 1951 von dem seit 20.3.1948 volkseigenen Glashütter Betrieb „Mechanik Lange & Söhne VEB“ gefertigt. Bemerkenswert ist dabei, dass es sich hierbei um das bisher früheste nachgewiesene Modell mit dem ersten und höchsten Gütezeichen der DDR, dem Q, handelt. Dieses am 1. Mai 1950 im Amtsblatt Nr. 1 des DAMG veröffentlichte Gütezeichen galt damals nur für weltmarkfähige Produkte, musste mit der entsprechende Nachweisführung beim DAMG beantragt werden und wurde bei Erfüllung aller Kriterien für ein Jahr verliehen. Die Auslieferung erfolgte am 22. März 1951 an die Sowjetische Aktiengesellschaft „SAG Schiffswerft Neptun“ in Rostock. Dieser Zeitpunkt lag gerade einmal drei Monate bevor der Betrieb in dem zum 1. Juli 1951 neu gebildeten VEB Betrieb „Mechanik Glashütter Uhrenbetriebe“ aufging. Zum Zeitpunkt der Fertigung dieses Chronometers waren nach Ende der Kriegs- und Nachkriegsproduktion des drei Pfeiler- Einheitschronometers,1947, nach der Verstaatlichung von A. Lange & Söhne 1948, bereits wieder 448 Marine-Chronometer Kaliber 100 auf der Grundlage von neu erarbeiteten zeichnerischen Unterlagen gefertigt worden.
Der Regleur dieses Chronometers war Altmeister Paul Thielemann einer der letzten Großen in seinem Fach.
Die nächste große Veränderung vollzieht sich dann aber schon im Jahr 1951 mit dem staatlich gewollten und durch die VVB Mechanik Dresden als Verwaltungsorgan aller volkseigenen Uhrenbetriebe Sachsens forcierten Zusammenschluss der Volkseigenen Betriebe der Uhrenindustrie in Glashütte und damit auch "Mechanik Lange & Söhne VEB" zum "VEB Glashütter Uhrenbetriebe" am 1. Juli 1951.
Anfang August stellt dann der Altmeister Paul Thielemann das in der Bildergalerie gezeigte Glashütter Marinechronometer mit der Nummer 2373, eines der Letzten noch in der der Firma „Mechanik Lange & Söhne VEB“ begonnenen Marine-Chronometer, fertig.
Weiterführende Informationen zum Marine-Chronometer Kaliber 100
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.