Hinsichtlich der Bestimmung der 8 ¾ Kaliber 52, 53, 521 & 522 mit Schweizer Ankerhemmung der Uhren Rohwerkefabrik AG Glashütte treten, wenn man sie versucht nach der Gestaltung des Werkes von der Werkseite her zu bestimmen, Unklarheiten bzw. Verwechslungen auf. Begründen lässt sich das damit, dass in den Anfangsjahren der ersten deutschen Rohwerkefabrik noch sehr viel Erfahrungen gesammelt und experimentiert werden musste um wenigstens annähernd ein Preis- Leistungsverhältnis sowie ein Qualitätsniveau zu erreichen, das einen entsprechenden Absatz der Produktion gewährleistete. Der technologische Vorsprung der Schweizer Konkurrenz war, bedingt durch den Entwicklungsstillstand während des ersten Weltkrieges auch der Glashütter Uhrenindustrie, erheblich. Der Beginn der Weltwirtschaftskrise im Oktober 1929 verschärfte die bestehenden Probleme weiter. Seit ihrer Gründung im Dezember 1926 schrieb die UROFA Verluste und es war 1929 auf absehbare Zeit auch keine Änderung in Sicht. Die Bilanzen der Firma aus diesen Jahren belegen dies eindeutig. Zudem war man zu dieser Zeit auch noch mit wesentlichen Werkteilen, z.B. bei der Hemmung, von Lieferungen aus der Schweiz abhängig, die es verstand ihre Monopolstellung auf dem Gebiet der industriellen und automatisierten Rohwerkeherstellung entsprechend auszunutzen.
Das hatte zur Folge, dass es entweder aus Kostengründen, Import bedingt oder auf Kundenwunsch zu ganz unterschiedlichen Werkgestaltungen und -ausstattungen bei ein und demselben Kaliber kam, die heute eine eindeutige Bestimmung des Kalibers nur von der zifferblattseitigen Werksignatur her zulassen. Auch in den entsprechenden Werk-Erkennungskatalogen der führenden Furniturenhändler Jacob (Leipzig) und Flume (Berlin) wurde nach diesem Prinzip verfahren, wobei man bei den 8 ¾ Werken in den Werk-Erkennungskatalogen nur die Kaliber 52 und 522 führte und auf die Darstellung der experimentellen Zwischenschritte Kaliber 53 und 521 verzichtete. Die Zuordnung des jeweiligen Kalibers erfolgte neben der Hemmung (Anker) und dem Werkdurchmesser nach Linien (8 ¾) nach der Anzahl der Bohrungen in der Winkelhebelfeder.
Mit dem Kaliber 52 hatte die Uhren Rohwerke-Fabrik Glashütte ein zwar qualitativ hochwertiges Ankerwerk entwickelt, was aber hinsichtlich der zu hohen Herstellungskosten Absatzschwierigkeiten bereitete. Die in Ermangelung eigener Fertigungskapazitäten aus der Schweiz in den theoretisch richtigen Abmessungen eingeführten Assortiments, Ankerrad, Anker und Doppelscheibe waren keine Standartgrößen und dementsprechend erheblich teurer. Mit der 40% billigeren, nächstgrößeren Standartgröße dieser Teile entstand das Kaliber 53. Dabei war es aber erforderlich, dass eine stärkere Zugfeder eingesetzt und der Schweizer Hersteller den Zugwinkel am Anker verändern musste, weil die Werke ansonsten teilweise nicht ansprangen, was wiederum zusätzliche Kosten verursachte. Insofern bildete das Kaliber 53 eine in nur 25.000 Exemplaren gefertigte Behelfslösung, die erst mit der Entwicklung und dem Aufbau einer Eigenfertigung der betreffenden Teile 1933 eingestellt werden konnte. Markantestes Erkennungszeichen ist das gegenüber dem Kaliber 52 um 0,3 mm größere Ankerrad.
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Glashütter Armbanduhren II; Autor: Kurt Herkner; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X
Uhrwerke und Armbanduhren der Urofa und Ufag Glashütte/Sa.; Autor: Werner Heinrich; Fachzeitschrift: Klassik Uhren 6/2008 S. 38-44