Anmerkungen zu dem nicht existenten Werkkaliber Urofa 53
Eine erstmalige Erwähnung eines vermeintlichen UROFA Kalibers 53 erfolgte durch Helmut Klemmer in der Fachzeitschrift Uhren und Schmuck Nr. 11 von 1970 S. 339/40. Helmut Klemmer war 1929 zum Zeitpunkt der Entwicklung des ersten UROFA Ankerwerkes Kaliber 52, zwar bei der UROFA beschäftigt, war aber nicht an der Entwicklung des Werkes beteiligt. In seinem Beitrag „Vom Reitstock zur automatischen Straße“ wurde die Entwicklung der Armbanduhr-kaliber der UROFA nur verkürzt, unvollständig und nicht in der korrekten zeitlichen Abfolge beschrieben. So beschreibt Helmut Klemmer zum Beispiel fälschlicher weise eine durchgängige Fertigung das Kaliber 52 von 1929 bis 1945.
Von der Kalibersystematik sowie der zeitlichen Einordnung her, wäre ein Kaliber 53 vor den ab 1932 erfolgten Weiterentwicklungen 521 und 522 auch nicht nachvollziehbar.
In dem 1994 erschienenen Buch Glashütter Armbanduhren von Kurt Herkner wurde ebenfalls ein UROFA Kaliber 53 erwähnt.
Unter Bezugnahme auf das 8 ¾ Ankerwerk Kaliber 52, Schreibt Kurt Herkner
„Kaliber 53, wie vorstehen jedoch mit größeren Hemmungsteilen aus der Eigenfertigung. Ankerraddurchmesser 5,2 mm anstatt 4,95 mm, geringe Änderung an der Werkplatte, Sekundenrad und Doppelrolle (Plateau).
Produktion:
1929 – 1934 ca. 50 000 Werke.“
Es ist davon auszugehen, dass sich der Autor bezüglich des Kalibers 53 auf die Ausführungen von Helmut Klemmer in der DDR Fachzeitschrift „Uhren und Schmuck„ aus dem Jahr 1980 bezogen hat. Für die aufgestellten Behauptungen wurden vom Autor allerdings keinerlei verifizierbare Belege erbracht.
Dr. Ernst Kurtz, der von 1926 bis 1945 Vorstand der UFAG Und UROFA war, äußerte sich in seinen persönlichen Aufzeichnungen zur Entwicklung des ersten Glashütter Armbanduhrkalibers mit Ankergang, wie folgt:
„… Durch diese Entwicklung wurde die Herausbringung eines Ankerkalibers durch die Urofa in den Vordergrund des Interesses gerückt. Dieses Kaliber war schon im Jahre 1928 von Herrn Kulms entwickelt worden. Es handelte sich um die Grösse 8 ¾ ‚‘‘. Dieses 8 ¾ ‚‘ Anker Kaliber wurde im Sommer 1929 fertig gestellt. Regulär lief es im Herbst 1929. Im Jahr 1930 machte sich eine tiefgreifende Änderung des 8 ¾ ‘‘ Anker Kalibers erforderlich. Die Urofa hatte damals noch keine eigene Gangfabrikation. Die Gänge mussten aus der Schweiz bezogen werden. Die Preise der Schweizer Gangfabriken sind so gestaffelt, dass der Preis sich progressiv erhöht, je kleiner die Abmessungen des Ganges sind. Es ergeben sich daraus sehr weitgehende Preisunterschiede. Von Herrn Kulms war das 8 ¾ ‘‘ Anker Kaliber so entwickelt, dass es einen ziemlich kleinen Gang hatte, so wie es sich aus den Proportionen des Werkes und der anderen Teile ergab. Dieser Standpunkt liess sich aber nicht durchhalten. Der Preisdruck war so gross, dass wir uns entschliessen mussten, das Kaliber so umzugestalten, dass die Verwendung eines größeren Ganges möglich war.“
Mit diesem Notbehelf wurde das Kaliber 52 von der Urofa, bis zur Einrichtung einer eigenen Gangfertigung im Jahr 1932, gefertigt. Bei der Fertigung der eigenen Gangpartie wurde wieder auf die von Herrn Kulms, mathematisch richtig konstruierten, kleineren Abmessungen zurückgegriffen. Diese Gangpartie wurde dann auch für das inzwischen entwickelte Damenarmbanduhr Werkkaliber 540 und 542 verwendet.
Für die Tutima Ausführung der Werkkaliber 52, 522 und 542 wurden laut Dr. Kurtz, ausschließlich Rohwerke mit den mathematisch richtigen Abmessungen, der Gangpartie verwendet.
Da auch in den beiden Werksuchern von Flume und Jacob nur das 8 ¾ ‘‘ Urofa Werkkaliber 52 und die mit Winkelhebelfeder ausgestattete Version 8 ¾ ‘‘ Werkkaliber 522 zu finden sind, dürfte erwiesen sein, dass es ein eigenständiges 8 ¾ ‘‘ Werkkaliber Urofa 53 nicht gab.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.