15-steiniges Damenarmbanduhrwerk UROFA Kaliber 54
mit per Hand gefassten Steinen
Gegenüberstellung des Werkkalibers 54 (links) mit gefassten und
des Werkkalibers 542 mit eingepressten Steinen (rechts)
Mit der Anfang der 1930er Jahre bei der UROFA angestrebten Großserien- produktion stieß man, aufgrund technologischer Probleme schnell an die Grenzen des Machbaren.
Da 1931 bei der Einführung des Kaliber 54 die Technologie des maschinellen Einpressens der Lagersteine noch nicht verfügbar war, mussten die Steine noch zeitaufwendig und kostenintensiv per Hand gefasst werden. 1980 äußert sich Helmut Klemmer, der zu dieser Zeit als Konstrukteur bei der UROF beschäftigt war, dazu wie folgt: „Als aber 1931 bei Urofa die große Produktionssteigerung begann, wurde dieser Arbeitsgang zum größten Engpaß. Die Steine wurden nicht wie heute mit einem eng tolerierten Durchmesser angeliefert und nur eingepresst. Sie mussten von einem Spezialsten, dem „Steinfasser“, gefasst werden, ein umständlicher Arbeitsprozeß ….“
Erst die von 1932 bis 1934 vorgenommene technologische Umstellung auf die effizientere maschinelle Einpressung der Funktionssteine erbrachte den wesentlichsten Teil für den Durchbruch zu einer kostendeckenden und gewinnorientierten Rohwerkefertigung bei der UROFA.
Die Kaliber 54, u. 542 waren keine Glashütter Erfindung. Sie wurde aus patentrechtlichen Gründen, in leicht modfizierter Form, von dem ebenfalls 5 ¼ -linigem Formwerk der Firma Geb. Thommen aus dem Schweizerischen Waldenburg im Wesentlichen unverändert übernommen.
Die Pforzheimer Firma Weber & Aeschbach war, wie das hier gezeigte Damenarmbanduhrmodell dokumentiert, eine, wenn nicht sogar, die erste Uhrenfabrik, die das 8¾-linige Rohwerk vom Kaliber 54 der Uhren-Rohwerke- Fabrik Akt. Ges. Glashütte bezogen und damit einen Teil ihrer Uhrenmodelle ausgestattet hatte. Bei dem hier gezeigten Werk handelt es sich um die 7-steinige Werkausführung. Weber & Aeschbach waren es auch, die 1932 die UROFA mit einer Kapitalbeteiligung von 20% vor dem Konkurs gerettet haben. Philip Weber und Jacob Aeschbach bekamen dafür je einen Aufsichtsratsposten. Als Jacob Aeschbach 1941 aus der Firma ausscheiden musste, übernahm PG Philipp Weber neben allen Aktiva & Passiva von Jacob Aeschbach auch die Rechte zur alleinigen Weiterführung der Firma. Die UROFA und UFAG war inzwischen zu 100% unter dem Einsatz von Fremdarbeitern mit der Kriegsproduktion der Rohwerke und Remontage des Fliegerchronographen Kaliber 59 ausgelastet.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
Glashütter Armbanduhren II; Autor: Kurt Herkner; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X
Uhrwerke und Armbanduhren der Urofa und Ufag Glashütte/Sa.; Autor: Werner Heinrich; Fachzeitschrift: Klassik Uhren 6/2008 S. 38-44