Werkseitig sichtbare Unterscheidungsmerkmale beim UROFA Raumnutzwerk Kaliber 581 zum Kaliber 58
Herrenarmbanduhr der Pforzheimer Uhrenfabrik
Ernst Wagner mit UROFA Kal. 581
Kurze Zeit nach der Weiterentwicklung des UROFA Raumnutzwerkes Kaliber 58 zum Werkkaliber 581 im Jahr 1938 kaufte die Pforzheimer Uhrenfabrik Ernst Wagner bei der Uhren-Rohwerkefabrik AG. Glashütte i./Sa. eine nicht bekannte Anzahl Rohwerke des Kaliber 581, um sie zu Herrenarmbanduhren zu vollenden. Interessant ist bei der hier vorgestellten Modellvariante die Verwendung eines zusätzlichen Messingdeckels zum Staubschutz. Der Fertigungsumfang dürfte allerdings sehr begrenzt gewesen sein, da die UROFA 1940 die Fertigung von Herrenarmbanduhrwerken zugunsten der Kriegsproduktion des Chronografenwerkes Kal. 59 einstellen musste.
Zu den Produktionszahlen und den Produktionszeiten für die Urofa Kaliber 58 und 581 werden von verschiedenen Autoren unterschiedliche Angaben gemacht.
Während Kurt Herkner in seinem Buch "Glashütter Armbanduhren II" für das Kaliber 58 zwischen 1934 – 1938 von einer Produktion von 200.000 Werken und beim Kaliber 581 für die Zeit von 1939 – 1945 eine Produktion von 300.000 Werken angibt, geht Werner Heinrich in der Fachzeitschrift Klassik Uhren 6/2008 S. 38-44 für das Kaliber 58 und 581 von einer Produktionszeit von 1935 bis 1940 aus, ohne eine Produktionszahl zu nennen. Helmut Klemmer, zu dieser Zeit immerhin Betriebsassistent bzw. ab 1937 Betriebsführer der Urofa, benennt in der Fachzeitschrift Uhren und Schmuck 2/1980 S.60-61 in seinem Beitrag „Die Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie“ eine Produktionszeit des Kalibers 58 von 1935 bis Ende 1940.
Als Grund für die zu Beginn des Jahres 1941 erfolgte Einstellung der gesamten Armbanduhrenproduktion der Urofa und Ufag benennt Helmut Klemmer den Beginn der Produktion des Fliegerchronographen Kaliber 59.
Wenn man die Summe der Quellenangaben betrachtet und bewertet, kann man davon ausgehen, dass 1935 die Produktion des Kalibers 58 aufgenommen wurde, 1939 soll mit der Produktion der verbesserten Ausführung dem Kaliber 581 begonnen worden sein. Ob die Produktion des Kaliber 58 danach bis 1940 weitergeführt wurde ist derzeit noch nicht verifizierbar zu belegen.. Das würde für das Kaliber 58 eine Produktionszeit von 4 bis 5 Jahren bedeuten, je nachdem ob die Produktion bis 1939 oder 1940 lief. Das Kaliber 581 wäre dann entsprechend nur etwa zwei Jahre produziert worden. Insofern dürften die von Kurt Herkner angegebenen Produktionszahlen zumindest hinsichtlich des Verhältnisses von 58 zu 581 bezweifelt werden.
Es ist eher davon auszugehen, dass das Kaliber 581 in wesentlich geringerem Umfang hergestellt worden ist, als das Basiskaliber 58. Eine weitere Verifizierung der Zahlenangaben ist derzeit noch Gegenstand von Recherchen.
Das gegenüber dem Kal. 58 verbesserte Kal. 581 wurde bei dieser Modellausführung in einem dreiteiligen vernickelten Messinggehäuse mit aufgesprengtem Edelstahlboden und Glasring eingeschalt. Zur stabileren Lagerung des Werkes wurde aus dem Mittelteil passgenau die Form des Raumnutzwerkes herausgefräst. Diese Modelle waren in der Regel weder stoßgesichert, noch wasserdicht und insofern für eine militärische Nutzung nur bedingt gebrauchsfähig.
Die Pforzheimer Uhrenfirma Weber & Aeschbach hatte 1932 mit einer 20-prozentigen Aktienbeteiligung an der Uhren-Rohwerke-Fabrik Glashütte AG i/Sa. diese vor dem Konkurs bewahrt. Philipp Weber wurde stellvertretender Aufsichtratsvorsitzender und Jacob Aeschbach Mitglied des Aufsichtsrates. 1941 trennte sich Jacob Aeschbach von Philipp Weber, ging als Schweizer Bürger in die Schweiz zurück und gründete dort die Uhhrenfabrik Aeschbach. Da durch die totale Umstellung der UROFA auf die Kriegsproduktion des Fliegerchronographen Kaliber 59 eine erhebliche Anzahl an Rohwerken bei der UFAG nicht mehr zu Uhren remontiert werden konnten, kann davon ausgegangen werden, dass sich Jacob Aeschbach als Anteilseigner das „Startkapital“ für seine neue Schweizer Uhrenfabrik aus diesen Beständen gesichert hatte. Ob und, wenn ja, in welchem Umfang Jacob Aeschbach Teile seiner Uhrenproduktion an die Wehrmacht geliefert hatte, ist noch nicht erforscht. Bekannt ist nur, dass die Schweizer Uhrenfabrikanten im Allgemeinen große Teile ihrer Armbanduhrproduktion an die Wehrmacht geliefert haben.
1932 rettete eine 20%-ige Beteiligung der Pforzheimer Firma Weber & Aeschbach die Uhren-Rohwerke-Fabrik Akt. Ges. Glashütte Sa. (UROFA) vor dem drohenden Konkurs. Philipp Weber und Jacob Aeschbach erhielten daraufhin je einen Sitz und Stimme im Aufsichtsrat der UROFA. Jacob Aeschbach schied 1941 aus der gemeinsamen Firma in Pforzheim aus. Da er Schweizer Bürger war, konnte er sich in der Schweiz eine neue Existenz aufbauen. Er ließ sich aber mit seiner Beteiligung im Aufsichtsrat der UROFA weiterhin anwaltlich vertreten. Da die gesamte Rohwerkefertigung des Jahres 1939 wegen der Kriegsproduktion des Fliegerchronografen Kal. 59 bei der UFAG nicht mehr vollendet werden konnte, bildete ein Teil des Rohwerkebestandes vom Kal. 58 & 581 den Grundstock der in der Schweiz neu gegründeten Jacob Aeschbach Uhrenfabrik. Die hier gezeigte Herrenarmbanduhr wurde mit dem Werkkaiber UROFA 581 vollendet und auch noch in Kriegszeiten nach Deutschland exportiert.
Bei dem hier gezeigten Armbanduhrmodell der Marke „JANA“ handelt es sich um eine Armbanduhr mit einem vernickelten 15-steinigen Werkkaliber UROFA 581 der Uhren Rohwerkefabrik AG Glashütte Sa., die erst zu Beginn der 1950 Jahre von der ab 1951 in Pforzheim Kurfürstenstr. 4 ansässigen Firma „Jakob Aeschbach Nachfolger“, Inh. H. Hohnloser“, gefertigt wurde. Eingeschalt wurde das Werk in ein mit 20 Mikron vergoldetes Gehäuse mit gedrückten Edelstahlboden der ebenfalls in Pforzheim ansässigen Firma „Gebr. Kuttroff“. Jacob Aeschbach war ab 1932 mit 10% an der UROFA beteiligt und nach der zu Beginn der 1940er Jahre erfolgten Trennung von seinem Partner Phillipp Weber und der gemeinsamen Pforzheimer Firma „Weber & Aeschbach“ in die Schweiz übergesiedelt, wo er unter seinem Namen eine neue Uhrenfabrik gründete. Da 1945 das gesamte bewegliche Inventar der UROFA und UFAG als Reparationsleistung in die Sowjetunion, an die erste Moskauer Uhrenfabrik verbracht wurde, kann man davon ausgehen, dass die nach 1945 eingeschalten Werkkaliber der UROFA noch aus der wegen der vollständigen Produktionsumstellung der Glashütter AG auf den Wehrmachts-Fliegerchronographen Kal. 59 nicht vollendeten, kompletten Jahresproduktion von 1941 stammen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit dürften sich die Anteilseigner und Aufsichtratsmitglieder der UROFA, Weber und Aeschbach, zumindest einen Teil der eingelagerten Halbfabrikate noch vor Kriegsende 1945 für eine spätere Verwendung gesichert haben.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
Glashütter Armbanduhren II; Autor: Kurt Herkner; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X
Uhrwerke und Armbanduhren der Urofa und Ufag Glashütte/Sa.; Autor: Werner Heinrich; Fachzeitschrift: Klassik Uhren 6/2008 S. 38-44