Körnig vergoldete Werkausführung z. Z. verifiziert bis Werk Nr. 206843
Körnig versilberte Werkausführung z. Z. verifiziert bis Werk Nr. 211120
Vernickelte Werkausführung z. Z. verifiziert ab Werk Nr. 211158
Inhaltsverzeichnis
Im folgenden Beitrag soll der Versuch unternommen werden, anhand der bis zum jetzigen Zeitpunkt verfüg- baren Fakten und den daraus gewonnenen Er- kenntnissen die Aus- stattungsvarianten, konstruk-tiven Veränder- ungen, den Produktions- verlauf und das Produktionsvolumen dieses Kalibers möglichst genau nachzuvollziehen.
Nach einer etwas mehr als zweijährigen Entwicklungszeit von 1939 bis 1941 dürfte der Produktionszeitraum in etwa 45 bis 50 Monate zwischen 1941 und 1945 betragen haben.
Das belegen datierte Konstruktionsunterlagen und technische Zeichnungen aus den Jahren 1940 bis 14.08.1944.
Der Urofa und der Ufag wurden1938, nach ihrer Einstufung zur „Wehrfertigung“ für die Entwicklung eines Fliegerchronographen für die Luftwaffe sehr konkrete Vorgaben im Hinblick auf Ganggenauigkeit, Bedienbarkeit oder auch thermischen Belastungen gemacht. Die Gehäuse mussten z.B. einem Druck von 15 atü über 1 1/2 Stunden standhalten. Die Gangdifferenz ist mit -3 bis +12 Sekunden/Tag bei -10 bis +40 Grad Celsius angegeben.
Ein FLYBACK-MECHANISMUS war genauso vorgesehen wie eine Stoßsicherung. Die Chronographenteile wurden im Werk integriert und nicht wie heute üblich als Zusatzmodule gefertigt. Die Räder, Triebe sowie Ausstattungsteile stammen teilweise aus Schweizer Importen.
Nach dem Sieg der Roten Armee 1943 in der Schlacht um Stalingrad, stiegen auch die Verluste der Luftwaffe erheblich. Daraus resultierte ein entsprechend erhöhter Bedarf an Fliegerchronographen.
So erscheint es nur folgerichtig gewesen zu sein, dass nach Lösungswegen, gegebenenfalls nach einer weiteren auswärtigen Fertigungsstelle, gesucht wurde. Es gibt Indizien, dass man diese in dem besetzen Teil Frankreichs, im Uhrenstädtchen Besançon, gefunden hatte und dort eventuell auch Fliegerchronographen remontiert worden sind. Das war dann aber, dem Kriegsverlauf geschuldet, bestenfalls nur bis 1944 möglich.
Mit Schreiben vom 21. Mai 1943 erhält z.B. die Stuttgarter Firma R. & E. Schieron vom Vorstand der Urofa und Ufag, Dr. Kurtz, eine Auftragsbestätigung zur Remontage von monatlich 100 Garnituren Fliegerchronographen. Es handelte sich dabei um einen Auftrag der Sonderstufe SS, der für die Luftwaffe bestimmt war. Damit ist zumindest eine der zusätzlichen Fertigungsstätten nachgewiesen.
Um den steigenden Anforderungen nach einer größeren Anzahl von Fliegerchronographen gerecht werden zu können, wurde eine weitere, neue Remontagekapazität in Dresden, in der Kesselsdorfer Straße 22, aufgebaut.
Da der erhöhte Arbeitskräftebedarf aus eigener Kraft wohl kaum zu realisieren war, kamen jetzt auch vermehrt Fremdarbeiter aus den besetzten Gebieten, u.a. auch aus Frankreich, zum Einsatz.
Da kein entsprechender Wohnraum für zusätzliche Arbeitskräfte mehr vorhanden war, kamen die in der Kriegsproduktion tätigen Glashütter Betriebe überein, für die Unterbringung ein Gemeinschafts Barackenlager und eine Gemeinschaftsküche aufzubauen.
Postkarte eines Französischen Fremdarbeites von 1944, aus dem Gemeinschaftslager der DAF in Glashütte.
Als Beleg für die Ausweitung der Remontagekapazitäten dürften die etwa ab Werknummer 211.500 vermehrt nachweisbaren Belegexemplare mit nur noch vernickelten Werken, bei denen nach November 1943 die Schalthebelfeder und die Sekundenwippenfeder nicht mehr massiv, sondern nur noch in Draht ausgeführt worden sind, gelten. Die technischen Zeichnungen dafür datieren vom 10.11.1943. Die ersten nachgewiesenen Fliegerchronographen mit den Drahtfedern sind um die Werknummer 213.500 nachweisbar. Ob aus dem zum Teil nicht mehr vorhandenen Tutima Logo auf Zifferblättern unter Umständen auf die Kenntlichmachung einer Fremdvergabe der Remontage geschlossen werden kann, ist Gegenstand weiterer Recherchchen.
Ebenso unklar ist, ob die neu geschaffenen Remontagekapazitäten den anfänglich wachsenden Bedarf der Luftwaffe an Fliegerchronographen decken konnten, oder ob die im Kriegsverlauf weiter angestiegenen Verluste an Besatzungen und Kampfflugzeugen in der letzten Kriegsphase 1945 die Nachfrage verringerte, weil der Luftwaffe nicht mehr genügend ausgebildete Flieger und entsprechende Kampfflugzeuge zur Verfügung standen.
Mehr als 65 Jahre nach seiner Fertigung wurde dieser Glashütter „Tutima Fliegerchronograph“ vom Kaliber 59 aus märkischer Erde aus einer 17 Tage vor Ende des 2. Weltkrieges im Luftkampf um Berlin, am Freitag den 20. April 1945, abgeschossenen „Focke Wulf“ geborgen.
Eine bisher und sicher auch in Zukunft nicht mehr endgültig zu klärende Frage ist, wie viele solcher trauriger Schicksale es wohl in den Jahren 1942 bis 1945, der Fertigungszeit dieser Glashütter Fliegerchronographen, gegeben haben mag. Da nach bisherigen Erkenntnissen davon auszugehen ist, dass nicht jeder Pilot und jedes Besatzungsmitglied mit einem solchen Chronographen ausgestattet war, ist auch mit einer Auflistung von abgestürzten Maschinen die Frage nicht zu klären. Ungeachtet dessen kann jede Information über ein gleiches oder ähnliches Schicksal dabei helfen, das Puzzel der Anzahl der zerstörten bzw. verschollenen Fliegerchronographen ein wenig zu lüften. Hinweise über solche Ereignisse sind jederzeit willkommen und werden auch vertraulich behandelt.
Auf die am Anfang der Serienproduktion verwendeten flacheren und formschöneren, aber wohl zu teuren, vernickelten Messinggehäusen, bei denen der Gehäusemittelteil und die Bandanstöße so gefertigt waren, dass es wie aus einem Guss aussieht, wurde nach etwa 3.000 bis 3.500 Stück zugunsten einer fertigungstechnisch günstigeren Gehäuseform mit angelöteten Bandanstößen verzichtet.
Wenn diese 1. Gehäuseform aber hohle Bandanstöße hat, die erst nachträglich zugelötet wurden, sollte man dafür nicht die Formulierung „aus einem Guss“ verwenden. Ob es für diese Form der Gehäuseherstellung eine besondere Bezeichnung gab und warum zuerst gerade diese Gehäuseart ausgewählt worden ist, ist bisher nicht bekannt und Gegenstand weiterer Rechechen.
Bei der Demontage für die 1. Moskauer Uhrenfabrik tauchen geringe Restbestände der ersten Gehäuseform noch einmal auf. Bei der Ufag war zum Kriegsende 1945 dann noch eine dritte, verchromte Gehäuseausführung vorhanden, die dann auch in einer Größenordnung von 200 Stück Bestandteil der Reparationsleistungen war. Wie viele davon vor Kriegsende eventuell für eine Verwendung nach dem Kriege noch produziert wurden, ist bisher noch eine offene Frage.
Wiesen die Innenseiten der Gehäuseböden bei den vernickelten Gehäusen die Prägung der Herkunftsfirma (Ufag) auf und hatten diese Böden auf der äußeren Seite eine mit der Werknummer identische Prägung, ist beides bei den verchromten Gehäusen nicht mehr der Fall.
Die unteren zwei Bilder zeigen eine werkseitig verchromte Gehäusevariante ohne Drehlünettenring. Wie man auf dem linken Bild gut erkennen kann, ist werkseitig auch keine Nut für die Feder des Drehlünettenringes vorhanden. Bekannt sind diese Gehäuseausführungen, bei denen der verchromte Schraubboden auch keine Werknummer hat, vor allem mit Werken mit Werknummern über 215.500. Diese beiden Fakten lassen den Schluss zu, dass es sich dabei um die zivile Chronographenausführung handelt, die von der Uhrenfabrik Kurtz nach 1945 in Memmelsdorf, mit ausgelagerten Beständen der Urofa, remontiert worden ist.
Serienmäßig gab es zwei Grundvarianten an vernickelten Messinggehäusen mit Drehlünette und einem Schraubboden aus Edelstahl oder auch aus Messing. Darüber hinaus soll es in sehr geringer Stückzahl auch Gehäuse aus Neusilber gegeben haben.Über die gesamte Produktionszeit sind verschiedene Detailveränderungen an den Gehäusen nachweisbar. Ob das aus technologischen Gründen geschah, auf verschiedene Gehäusehersteller und/oder einfach dem im Verlauf des Krieges immer stärker aufkommenden Mangel an Rohstoffen und Fertigungskapazitäten geschuldet war, dürfte nur noch schwerlich zu ergründen sein.
Anfänglich befand sich bei wenigen Exemplaren eine angelötete, dreieckige Spitze zur besseren Flugzeiteinstellung an der Innenseite der Lünette, auf die man aber relativ rasch verzichtete und sie durch eine rote Markierung auf der Drehlünette ersetzte.
Der Drehlünettenring diente der Zeitmarkierung, indem z. B. bei den frühen Modellen der rote Markierungspfeil oder später die rote Markierung auf der Lünette auf den Minutenzeiger gedreht wurde, um eine bestimmte Flugstrecke zeitlich zu erfassen. Ebenso war es möglich, Zeitintervalle bis zu 30 Minuten mit der Chronographen-Funktion sekundengenau zu ermitteln.
Die Werke wurden im Produktionszeitraum unterschiedlich aufwendig oberflächenveredelt.
Begonnen wurde 1941 mit körnig vergoldeten Werken. Serienmäßig produziert wurde diese Ausstattungsvariante mit und ohne Stoßsicherung in etwa bis zur Werknummer 207.000. Zum Ende dieser Werkausführung kommt es zu Überschneidungen mit der darauf folgenden, körnig versilberten Werksvariante. Ähnlich verhält es sich dann später auch mit dem Übergang zu der einfachsten, nur noch vernickelten Werkausführung, die Ende 1943 bzw. Anfang 1944, etwa ab Werknummer 211.400 beginnt.
Im Verlauf der Zeit wurden immer wieder konstruktive Veränderungen am Werk vorgenommen, die anfänglich sicherlich eine Verbesserung der Qualität waren, später aber aus kriegsbedingten Einsparungsgründen nur noch dazu dienten, die Funktionalität zu gewährleisten.
Mit der Konstruktion der Minutenzählradfeder scheint es von Beginn an Probleme gegeben zu haben. Bis etwa zum 4.000 Werk wird die Minutenzählradfeder direkt auf der Platine verschraubt. Zum Teil tauchen in diesem Produktionsabschnitt auch Ausführungen auf, wo sowohl mit massiv ausgeführten Teilen, als auch mit verschiedenen als Drahtfedern ausgeführten Varianten experimentiert wurde. Schlussendlich wird der Sekundenzentrums- und Minutenzählradkloben so neu konstruiert, dass die Minutenzählradfeder, ebenfalls in neuer Form, an dem Kloben und nicht mehr auf der Platine befestigt wird.
Zeichnungen des neuen Klobens und der Minutenzählradfeder vom 11.06.1941 sowie eine ausreichende Anzahl von Bildern früher Werkausführungen wird dies zweifelsfrei belegt. Etwa um die Werknummer 204 Durch ursprünglich Glashütter Zeichnungsunterlagen aus Moskauer beständen, technische.000 kommt im Sommer 1941 der neue Kloben und damit auch die Feder zum serienmäßigen Einsatz. Die für die alte Befestigungsform notwendigen drei Bohrungen in der Platine setzen sich, obwohl nicht mehr benötigt, immerhin noch bei etwas über 7.000 Werke fort und enden erst etwa bei der Werknummer 211.725. Selbst wenn man davon ausgeht, dass die neue Variante einige Zeit gebraucht haben wird, um sich zu bewähren, lässt die hohe Zahl noch verwendeter, vorgebohrter Platinen den Schluss zu, dass mit den eingesetzten Automaten wesentlich mehr Einzelteile vorgefertigt wurden, als letztendlich parallel dazu an Fliegerchronographen montiert werden konnten.
Der Einsatz des ersten Zentrumsradklobens und die direkte Montage der Minutenwippenfeder auf der Platine erfolgt etwa bis Werknummer 204000. Danach kommt der neu konstruierte Zentrumsradkloben zum Einsatz. Die Minutenwippenfeder ist jetzt direkt an diesem Kolben befestigt. Da noch bis etwa Werknummer 211000 die für die 1. Montagevariante benötigten Bohrungen zur Befestigung der Minutenwippenfeder in der Platine nachweisbar sind, kann als ein deutliches Zeichen dafür gewertet werden, dass die Teilefertigung der Urofa der tatsächlichen Remontagekapazität weit voraus war, was sich bis Kriegsende 1945 auch nicht wesentlich geändert haben dürfte.
Die steigenden Verluste der Deutschen Luftwaffe ab dem Jahr 1943 und der daraus resultierende erhöhte Bedarf verschärfen den Druck nach mehr Chronographen zusätzlich.
Der erhöhte Arbeitskräftebedarf war aus eigener Kraft wohl kaum zu realisieren.
Mit Schreiben vom 21. Mai 1943 erhält z.B. die Stuttgarter Firma R. & E. Schieron, vom Vorstand der Urofa und Ufag, Dr. Kurtz eine Auftragsbestätigung zur Remontage von monatlich 100 Garnituren Fliegerchronographen. Es handelte sich dabei um einen Auftrag der Sonderstufe SS, der für die Luftwaffe bestimmt war.
Damit ist zumindest eine zusätzliche Fertigungsstätte nachgewiesen.
So erscheint es nur folgerichtig gewesen zu sein, dass weiter nach Auswegen, gegebenenfalls nach einer weiteren auswärtigen Fertigungsstelle gesucht wurde. Es gibt Indizien, dass man diese in dem besetzen Teil Frankreichs im Uhrenstädtchen Besancon gefunden hatte und dort eventuell auch Fliegerchronographen remontiert worden sind. Das war dann aber, dem Kriegsverlauf geschuldet, bestenfalls nur bis 1944 möglich. Gestützt wird diese Vermutung, dass etwa mit Werknummer 211.500 beginnend vermehrt Belegexemplare mit nur noch vernickelten Werken nachweisbar sind, die kein Tutima Logo auf dem Zifferblatt haben und damit verbunden diese die ersten Werke sind, bei denen nach November 1943 die Schalthebelfeder und die Sekundenwippenfeder nicht mehr massiv sondern nur noch in Draht ausgeführt worden sind. Die technischen Zeichnungen dafür datieren vom 10.11.1943. Die ersten nachgewiesenen Fliegerchronographen mit den Drahtfedern tauchen um die Werknummer 213.500 auf. Ob aus dem nicht vorhandenen Tutima Logo auf Zifferblättern und den vereinfachten Werkausführungen, unter Umständen auf die kenntlich Machung einer Fremdvergabe geschlossen werden kann, ist Gegenstand weiterer Recherchchen.
Die Schalthebelfeder und die Sekundenwippenfeder werden etwa ab Werknummer 213500 nicht mehr massiv sondern nur noch in Draht ausgeführt.
Ob eine im Herbst 1944 zeichnerisch vorliegende vereinfachte Minutenwippenfeder noch in die serienmäßige Produktion überführt wurde, ist mit bisher bekannten Werkausführungen nicht zu belegen und darf bezweifelt werden.
Ein wichtiger Aspekt für den Nachweis der serienmäßigen Kriegsproduktion kommt dem Vorhandensein und der Überein-stimmung der Werknummer mit der identischen Schraub- bodennummer zu.
Mit den hohen Werknummern 215242 und 2015247, die auf eine Fertigung im Jahr 1945 hindeuten, tauchen noch einmal vergoldete Werke, allerdings in der späten Drahthebelausführung und mit verschiedenen Gehäusen, auf. Deckel und Werknummern sind dabei identisch. Da zu Kriegsende anhand der Demontagelisten nachweislich noch vergoldete und versilberte Werkplatten bei der Ufag vorhanden waren, erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass es von Seiten der für die Rüstungsproduktion zuständigen Berliner Behörden diesbezügliche Anforderungen an die Ufag gegeben hat.
Es zeichnet sich ab, dass der Nachweis identischer Nummern von Werk und Gehäuse nur bis etwa Werknummer 215.500 möglich ist. Spätere Werke haben in der Regel keine serienmäßige Schraubbodennummer mehr. Werknummern der Urofa sind nach dem derzeitigen Erkenntnissstand in Moskau von 217.000 bis 218.052 nachweisbar.
Nachweislich ist, dass eine nicht genau zu beziffernde Anzahl von Rohwerken und Einzelteilen zum einen Teil als Reparationsleistung in die damalige Sowjetunion in die 1. Moskauer Uhrenfabrik und zum anderen Teil von Dr. Kurtz in die Amerikanisch besetzte Zone, in eine für die Zünderproduktion eingerichtete Außenstelle der Urofa nach Memmelsdorf/ Unterfranken verbracht worden sind. Anhand der Reparationslisten kann für den Moskauer Teil von etwa 600 kompletten Werken und tausenden Einzelteilen ausgegangen werden. Der Teil, den Dr. Kurtz als angestellter Vorstand der Ufag und Urofa nach Memmelsdorf als Grundstein für seine neue Firma „Dr. Kurtz Uhrenfabrik“ verbracht hat, dürfte dann die Summe sein, die zwischen dem Ende der Glashütter Serienproduktion der Fliegerchronographen mit Werknummern knapp über 215.000 und den Werknummern der Urofa ab 217.000 aus Moskau, liegen.
Verifizierbare Erfassung noch existenter Glashütter Fliegerchronographen und Werke der Marke "Tutima" mit dem Werkkaliber 59 der Uhren-Rohwerke-Fabrik Akt. Ges. Glashütte
Die Tabelle finden Sie -hier-
Regelmäßige Revisionen
Zeitzeugenaussage des Tilsiter Uhrmachers Herrn Friedrich Remesat, im 2. Weltkrieg Uhrmacher der Wehrmacht, zur Wartung von Präzisionsuhren (z.B. auch Fliegerchronographen) in den Jahren 1941-1945.
Im regelmäßigen Einjahresrhythmus mussten diese Präzisionsuhren einer Revision zugeführt werden. Dabei wurde der exakte Gang geprüft, gegebenenfalls nach reguliert, Verschmutzungen beseitigt und beschädigte Teile ausgewechselt. Bei nachlassender Wirkung der Leuchtkraft der Zifferblattanzeigen wurden auch diese Ausgetauscht.
Im Verlauf einer Minute wird die Feder aus dem Zahnrad herausgehoben um sofort einen Zahn weiter wieder hinein zu fallen. Das bewirkt das Fortschreiten des kleinen Zeigers im Hilfszifferblatt des 30-Minuten Zählers, um jeweils nur eine Minute.
Wenn 1941 die Serienproduktion mit der Werknummer 200.001 begonnen hat, Glashütter Werke mit deckungsgleichen Nummern bisher verlässlich nur etwa bis Werk- / Gehäusenummer 215.000 nachweisbar sind, ist davon auszugehen, dass die serienmäßige Produktion des Tutima Fliegerchronographen spätestens zum Frühjahr 1945 bei etwa 15.000 Werken in Glashütte endete. Das entspricht auch dem bei der Urofa im Sommer 1945, zum Zeitpunkt der Demontage, vorliegenden Auftragsvolumina durch das Militär.
Da man innerhalb der Produktion des Fliegerchronographen in der 1. Moskauer Uhrenfabrik Werke mit Werknummern von 217.116 bis 218.052 nachweisen kann, die gänzlich oder zumindest zum überwiegenden Teil aus Werkteilen Glashütter Produktion bestanden und erst nach deren Verbau mehr und mehr Teile aus Eigenfertigung eingesetzt wurden, wird klar, dass neben den etwa 600 kompletten, beschlagnahmten Werken noch für weitaus mehr Werke Einzelteile vorhanden waren.
Nachdem in Moskau zumindest der größte Teil der in Glashütte beschlagnahmten Zentrumsradkloben, die bereits nummeriert waren, verbaut waren, fing man mit einer eigenen Nummerierung bei 00001 an. Die bisher höchste nachweisbare Werknummer des Kalibers 59 aus der 1. Moskauer Uhrenfabrik ist die Werknummer 3.710.
Mit diesen bis jetzt nachgewiesenen Nummerierungen kann man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es sich bei der erkennbar gewordenen Lücke von ca. 2.000 Werknummern in der Nummerierung der Urofa, um die Größenordnung handeln dürfte, die von Dr. Kurtz im Frühjahr 1945 nach Memmelsdorf ausgelagert worden sind. Hierbei handelt es sich in etwa um die Hälfte der zu Kriegsende noch vorhandenen Werke und Werkteile. Dies ergibt auch insofern Sinn, dass sich hier wahrscheinlich die zwei entscheidenden Personen, die auch noch im selben Haus wohnten, auf jeweils die Hälfte der mobilen Werte als „Startkapital“ für einen neuen Anfang geeinigt haben, nämlich Dr. Kurtz als Jurist, Kaufmann und Gesellschafter der Urofa und Ufag und Paul Löwe, der Fachmann der Ufag. Die immobilen Werte verblieben zusätzlich bei dem, der auch - wie sich ja erwiesen hat - das größere Risiko des Verlustes hatte, nämlich bei Paul Löwe in der russisch besetzten Zone Deutschlande in Glashütte, der sich, inzwischen 65-jährig, auch nicht mehr von seiner Wirkungsstätte, Glashütte trennen wollte.
Wenn man verschiedene Werksvariationen mit ihren Werknummern und die mit konkreten Daten belegten konstruktiven Veränderungen vergleicht, wird es anhand der sich daraus ergebenen Produktionszeiträumen möglich, zumindest in etwa den monatlichen Produktionsausstoß der fertig remontierten Fliegerchronographen zu ermitteln. Je nachdem ob man von 45 oder 50 Monaten Serienproduktion ausgeht, bedeutet das eine durchschnittliche Monatsproduktion von 300 bis 350 Fliegerchronographen. Ausgehend davon, dass die Zahlen am Anfang niedriger waren und im Verlauf der Zeit eine rationellere Fertigung, einschließlich mindestens einer Außenstelle, als wahrscheinlich anzusehen ist, kommt man in etwa wieder auf die 15.000 Werke, die sich mit den vorhandenen Werknummern und dem bei Kriegsende vorliegenden Auftragsvolumen der Urofa belegen lassen.
Die von Helmut Klemmer 1980 publizierte monatliche Produktionsrate von 1.200 Fliegerchronographen ist nicht weiter belegt und anhand inzwischen recherchierter und gesammelter Fakten, die Helmut Klemmer 1980 in der DDR nicht zur Verfügung standen, widerlegt. Gleiches gilt auch für die Nennung des Jahres 1941, als das Jahr der Auftragserteilung zur Entwicklung des Tutima Fliegerchronographen Kaliber 59. Diese Auftragserteilung fand bereits 1939 statt.
Auf welch hohen qualitativen & technischen Standard das Werkkaliber Urofa 59 gefertigt wurde, kann man daran erkennen, dass nach ca. 67 Jahren und einer erforderlichen Komplettrevision ein Werk eine über mehrere Tage gemessen, geringe und konstante Gangabweichung von nur 3 Sekunden in 24 Stunden hatte.
Informationen zur Geschichte des Chronographenwerkes Kaliber 59 nach 1945
finden Sie >> hier <<.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.