Die Gehäusefabrikation der UROFA für UFAG Taschenuhren 1927-1929
Die Historie der Gehäuse- fabrikation der UROFA führt in das Jahr 1920 zurück, dem Entstehungsjahr der Gehäusefertigung der Deutschen Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte/Sa. e. G. m. H. in Hohenstein-Ernstthal. Um die komplizierten Zusammen- hänge der Entstehungsgeschichte nachvollziehen und verstehen zu können, ist es erforderlich die Geschichte dieser Hohenstein-Ernstthaler Fertigungsstätte von 1920 an über fast ein Jahrzehnt lang aufzuzeigen.
In letzter Zeit ist es dank der Hilfe von Uhrenfreunden und Uhrmachern, denen historische Uhren und ihre Geschichte am Herzen liegt, gelungen eine Reihe von Taschenuhrkalibern die ab 1926 von der Uhrenfabrik AG Glashütte i/Sa. (kurz UFAG) von zum Teil in Konkurs gegangenen Firmen übernommen und weiter gefertigt wurden, zu dokumentieren und zu bestimmen.
In einer aktuallisierten Übersicht werden diese Taschenuhrkaliber in numerischer Reihenfolge von 1-5 benannt und auf der jeweiligen Unterseite genauer beschrieben und bildlich vorgestellt.
Die Differenzierung in G- und Tutima Uhren hat Ihren Ursprung in der Produktion zweier unterschiedlicher Qualitätsstufen in der Rohwerkefertigung der Urofa, dem Uhrenbau der Ufag und neu zu entwickelnden Vermarktungsstrategien.
Während die G-Uhr eine preiswertere Qualitätsuhr darstellte, wurden, wie aus den Kaliberbeschreibungen zu ersehen ist, die gleichen Werke für
die gehobene Ausführung optisch und materialmäßig aufgerüstet.
Werk | Linien | Hemmung | Fertigung | UNUS | G-Uhr | Tutima |
1 | 19 | Glashütter Müller Anker | 1926 - vermutl. 1935 | Deutsche Präzisionsuhr Original Glashütte | ||
2 | 18 | Zylinder | 1926 - vermutl. 1929 | X | ||
3 | 18 | Schweizer Anker | 1926 - nicht bekannt | X | X | X |
4 | 19 | Schweizer Anker | 1926 - vermutl. 1935 | X | X | X |
5 | 18 | Glashütter Müller Anker | Vermutl. 1935 |
Die Fertigung der 19-linigen „Deutschen Präzisionsuhr Original Glashütte“ durch die UFAG erfolgte ab 1926 überwiegend aus übernommenen Beständen der Konkursmasse der Deutschen Präzisons-Uhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H.
Die Qualitätsmarken "G" für "G - Uhr" und "T" für Tutima der UFAG wurden erst 1929 eingeführt. Die Uhrenmodelle mit den betreffenden 18 und 19-linigen Werken stammen von der aufgekauften Schweizer "Uhrenfabrik Emile Judith", wurden aber bereits vor 1926 von der zu den "Vereinigten Werken Deutscher Uhrmacher G.m.b.H. Leipzig" (VauWe) gehörenden "Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H.", die 1927 zur Uhren-Rohwerkefabrik AG Glashütte gehörte, gefertigt.
1927 ließ der Vorstand der beiden Aktiengesellschaften Dr. jur. Ernst Kurtz, die hier mit Werk 2-4 bezeichneten Taschenuhrmodelle mit dem Schweizer Zylinderwerk der Firma Buser und schweizer Ankerwerke, unter der Marke „UNUS“ im Markenregister schützen.
Eine für die UFAG ungewöhnliche Werbung ist in Jahresheft 1928 der Saxonia zu finden. Armbanduhren waren zu dieser Zeit noch nicht Bestandteil des Produktionsprofiels, aber diese Werbeanzeige verweist auf eine bisher nicht bekannte und auch in der einschlägigen Fach- literatur bis jetzt (September 2012) nicht dokumentierte Feritigung von Decks- und Beobachtungsuhren durch die UFAG hin.
Hier wird eindeutig dokumentiert, dass es keine Uhrenfabrik "Tutima" gegeben hat, wie das in den letzten Jahren
verschiedentlich publiziert wurde.
Nach der 1. Qualitätsmarke "Tutima", für die die UFAg bereits 1929 warb, lässt sich nach bisherigen Erkenntnissen, zu Beginn des Jahres 1932 erstmals eine Werbung der UFAG mit der neu geschaffenen Qualitätsmarke "G - Uhr" für die 2. Qualität ihrer Taschen und Armbanduhren nachweisen.
Nachdem die beiden Fabrik und Qualitäts- marken Tutima als erste Qualität und "G" Uhr als zweite Qualität der UFAG durch den Vorstand Dr. Ernst Kurtz zu Beginn der 1930 Jahre auf dem Markt eingeführt waren, wurden Produkte und Werbematerialien mit den entsprechenden Symbolen ausgestattet. Sehr frühzeitig hatte Dr. Kurtz, anknüpfend an die erfolgreiche Werbestrategie der Alpina, den hohen, verkaufsfördernden Wiedererkennungseffekt einer einheitlichen und durchgängig gestalteten Werbung erkannt und umgesetzt.
Wurden anfänglich die Uhren noch in Restbestände aus der Konkursmasse der Präzision bzw. in Gehäuse der inzwischen zur UROFA gehörenden Gehäusefertigung der Uhrenfabrik Hohenstei-Ernstthal eingeschalt, so kommen, vermutlich aus Kostengründen um 1930 mehr und mehr vergoldete Gehäuse der Pforzheiner Firma Rau zum Einsatz. Die mit 20 Mikron Vergoldung hatten eine Garantiezeit vom 10 Jahren und für die mit 40 mit Mikron, wurde eine Garantie von 20 Jahren gewährt.
Die UFAG schalte ihre Uhren in Gehäuse aus Nickel/Chrom, Walzgolddoublé, Edelstahl und 585er Gold ein. Der Qualitätsmarke „Tutima“ blieben die edleren Gehäusematerialien Edelstahl und Gold vorbehalten. Bei der 2. Qualitätsmarke „G-Uhr“ finden sich dagegen alle vorgenannten Gehäusematerialien. Bei den von der UFAG in Goldgehäuse eingeschalten Tutimawerken Kaliber 58, 58.1 und 542 wurde das auf dem Zifferblatt als Tutimasignet verwendete „T“ auch in den Gehäuseboden geprägt. Neben dem Tutima Schriftzug auf der Räderwerkbrücke sind somit alle relevanten Teile einer echten Tutima Uhr im Goldgehäuse signiert. Bei den Gehäusen der G-Uhren findet man eine solche Kennzeichnung nicht.
Neue Erkenntnisse in Bezug auf die von der UROFA gefertigten und von der UFAG verwendeten Taschen- und Armbanduhrkaliber machen eine Veränderung in der bisher bekannten und auf das Fachbuch von Kurt Herkner "Glashütter Armbanduhren Teil II" zurückzuführenden Kalibersystematik der UROFA erforderlich. Die Tatsache, dass von der UROFA ab 1926 nach neueren Erkenntnissen zumindest vier der insgesamt fünf gefertigten Taschenuhrkaliber, die durch die UFAG vollendet wurden, nicht von der UROFA entwickelt worden sind, erfordert hinsichtlich der Benennung der Werkkaliber eine entsprechende Veränderung. Bei den Armbanduhrkalibern macht es sich erforderlich, das bisher als eigenständiges Herrenarmbanduhrkaliber 55.1 geführte 10½-linige Werk in das einzige 10½-linige Werkkaliber 55 zu integieren.
Da die Werke der UROFA bereits ab Kaliber 521 mit der entsprechenden Kalibernummer geprägt wurden, es keinen verifizierbaren Beleg für ein Kaliber 55.1 gibt und auch in den Werksuchern Jacob und Flume dieses Kaliber nich auftaucht, ist davon auszugehen, dass die veränderte Räderwerkbrücke bei dem bisher als Kaliber 55.1 geführten Kaliber von der UROFA lediglich als eine Modifikation des Werkkalibers 55 behandelt wurde, die keine eigenständige Kaliberbezeichnung rechtfertigt. Die Platinen dieser Werke mit der geschlossenen Räderwerkbrücke wuden ebenfalls mit der Kaliberbezeichnung 55 geprägt. Dieser Praxis bediente sich die UROFA schon bei vorherigen Kalibern, wo zum Teil auch auf Kundenwunsch Veränderungen an Werkbrücken vorgenommen wurden, ohne darin ein eigenständiges Kaliber zu sehen.
Kaliberübersicht der Uhren-Rohwerkefabrik Glashütte AG (UROFA)
|
|
|
Zur Seite der Firmengeschichte gelangen Sie >> hier <<
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.