Neuesten Erkenntnissen zufolge, die sowohl auf Aussagen des ehemaligen technischen Direktors der Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte Sa. e.G.m.b.H.(nachfolgend DPUG), Hugo Müller und den Listenmäßig erfassten Artefakten beruhen, begann die UFAG ihrer Tascheuhrfertigung mit übernommenen Rohwerken Kaliber 43 Typ 3 der DPUG. Gesicherte Erkenntnis ist, dass anfänglich in geringem Umfang auch noch mit der alten Signatur der DPUG versehen Rohwerke oder Platinen von der UFAG vollendet wurden.
Nach dem Verbrauch vorhandener Halbfabrikate aus der Konkursmasse der DPUG wurde die Taschenuhrfertigung der "Deutschen Präzisionsuhr Original Glashütte" von der "Uhrenfabrik AG Glashütte (Sa.)" mit der neuen Signatur "Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte Sa." auf der 2/3 Platine fortgesetzt. [1]
Eingeschalt wurden die Modelle in verschiedene Gehäusevarianten unterschiedlicher Ausstattungs- und Qualitätsstufen, die sich dementsprechend auch im Preis unterschieden haben.
Die hier gezeigte Taschenuhr stellt eine der letzten Glashütter Innovationen auf dem Taschenuhrsektor vor dem 2. Weltkrieg dar. Entwickelt wurde dieses Präzisionsuhrenkaliber von dem ehemaligen Regleur der Firma A. Lange & Söhne, dem damaligen technischen Direktor der Deutschen Präzisions-Uhren Fabrik Glashütte e.G.m.b.H. (DPUG). Als Besonderheit ist die Verwendung einer in den 1850/60er Jahren in Glashütte üblichen 2/3 Platine mit separatem Gangradkloben und dem von Hugo Müller entwickelten halbungleichschenkligen Ausgleichsanker mit einer von Ernst Kasiske erfundenen und von Hugo Müller weiterentwickelten Ankerwegsbegrenzung mit Exzenterschrauben. Von diesem 1924 in den Markt eingeführten Modell waren vor dem Konkurs der DPUG 1925 eine erhebliche Anzahl mehr Rohwerkteile vorgefertigt, als remontiert und verkauft werden konnten. Die 1926 gegründete Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte Sa. (UFAG) übernahm die Konkursmasse der DPUG, remontierte die Werke und schalte sie anfangs noch mit der Werkskennung der DPUG in Gehäuse der ebenfalls aus der Konkursmasse übernommenen Uhren- und Gehäusefabrik Hohenstein mit der Kennung der UFAG ein.
Das erste Taschenuhrmodell der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte Sa.
Kaliber 43 Typ 3.2
Da im Dezember 1926, bei der Gründung der UROFA und der UFAG, die Voraussetzungen für eine serienmäßige Armbanduhrfertigung nicht vor-handen waren, stand die Geschäftsführung der UFAG vor der Frage- mit welchen Taschenuhrmodellen man die Uhrenfertigung beginnen sollte. Da die Firmengründer, die Bankdirektoren der Girozentrale Dresden, als Hauptgläubiger der in Konkurs gegangenen DPUG eine große Anzahl von Halbfabrikaten übernommen hatten, lag es nahe diese Tascheuhrrohwerke zu vollenden. Bei dem hier vorgestellten Werkkaliber 43 Typ 3.2 handelt es sich um ein solches Werk. Der 1927 noch bei der UFAG beschäftigte Hugo Müller hatte dieses Werkkaliber 1924, als er noch technischer Direktor der DPUG war, entwickelt und in den Markt eingeführt. Die Deckelprägung "Gehäusefabrikation UROFA Glashütte-Sa." erlaubt die Fertigung der Uhr auf das Jahr 1927 einzugrenzen. Die Abteilung Gehäusefabrikation der UROFA war in Hohenstein-Ernsttahl angesiedelt und wurde 1928 geschlossen.
Garantieschein für Taschenuhren der UFAG
Werkausstattungen des Kaliber 43 Typ 3
"Deutschen Präzisionsuhr Original Glashütte"
Die Entwicklungsgeschichte des Werkes finden Sie >> hier <<
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
[1] Hugo Müller; Etwas zur Aufklärung über die "Präzision". Die Uhrmacherwoche 1925 Nr.35 S. 634-635