Die ursprüngliche Herkunft des Rohwerkes war die Uhrenfabrik Emile Judith aus Biel in der Schweiz. 1923-1926 wurden diese Kaliber in der zu den Vereinigten Werken Deutscher Uhrmacher Leipzig gehörenden Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H., zu den auch die Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte e.G.m.b.H. gehörte, als offene Taschenuhr und Lepine vollendet.
Auch von der Glashütter "Uhrenfabrik Karl W. Höhnel" wurden u. a. diese Schweizer Rohwerke für ihre Taschenuhren remontiert.
Kal.19 wurde mit drei verschieden gestalteten Räderwerkbrücken gefertigt
Dieses Taschenuhrmodell mit einem 18-steinigen Brückenwerk der Schweizer Firma Judith wurde von der 1927 zur UFAG gehörigen, ehemaligen, 1923 von der Deutschen Präzisionsuhren Fabrik e.G.m.b.H. Glashütte (DPUG) gegründeten, Uhrenfabrik Hohenstein-Ernstthal seit 1923 gefertigt. Vertrieben wurden die mit „Vau We“ signierten Taschenuhren anfänglich noch von der sich 1927 in Abwicklung befindlichen Firma „Vereinigte Werke Deutscher Uhrmacher“ (Vau We) in Leipzig. Auch diese Firma gehörte als Vertriebszentrale zur 1925 in den Konkurs getriebenen DPUG. Verständlich werden diese verschlungenen Wege erst, wenn man weiss, dass alle diese Firmen einen gemeinsamen, angestellten Geschäftsführer nämlich, Dr. jur. Ernst Kurtz, hatten. Er war 1925 vom Justiziar des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher, unter dem auch die DPUG organisiert war, in die Dienste der Girozentrale Sachsen, dem „Totengräber“ der DPUG, übergewechselt. Die Zielstellung der Girozentrale Sachsen war es, die DPUG, die Genossenschaft der Deutschen Uhrmacher, über den Konkurs in eine Aktiengesellschaft zu überführen. Dr. jur. Ernst Kurtz war dann auch der Liquidator der Leipziger und Hohensteiner Firma. Die ab 1925 geplanten Massenfertigung dieser Uhren als Centra-Uhren scheiterte Ende 1926 am Zusammenbruch der Markenuhr G.m.b.H. Halle, die eng mit dem Zentalverband der Deutschen Uhrmacher verbunden war. Nach dem Konkurs des Schweizer Rohwerkeherstellers, der Firma Emile Judith, 1925 wurden Maschinen und Halbfabrikate für die weitere Fertigung dieses Taschenuhrkalibers in der UROFA und UFAG aus Mitteln der Girozentrale Sachsen, der ja beide Glashütter Aktiengesellschaften zu 100% gehörten und deren vom Aufsichtsrat (mehrheitlich Bankdirektoren der Girozentrale Sachsen) bestellter Geschäftsführe wiederum Dr. jur Ernst Kurtz war, aufgekauft. Noch bis in die 1930er Jahre wurden diese Werke, allerdings nicht mehr mit 18 Steinen, in zwei Größen als G- und Tutima Uhrenmodelle von der UFAG gefertigt.
Taschenuhr der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte Marke "Unus"
Bei der hier vorgestellten 15-steinigen Glashütter Savonette Taschenuhr Marke "Unus" handelt es sich um die Remontage eines Schweizer Taschenuhrkalibers der 1925 in Konkurs gegangenen Taschenuhren-fabrik von Emile Judith in Biel, die von der Girokzentrale Sachsen für die Uhrenfabrik Akt .Ges. Glashütte 1926 aufgekauft und nach Glashütte verbracht worden ist. Der Werkdurchmesser beträgt 19 Linien. Die Marke "Unus" war ab 1927 geschützt. Anfangs wurden darunter auch einfache Taschenuhren mit Zylinderhemmung der Firma Buser remontiert. Mit dem hier vorgestellten Werk wurden von der UFAG ab 1929 auch die G-Uhren der UFAG ausgestattet. Die Marke Unus wurde dann nicht mehr verwendet. Die mit 10 Mikron und 14 Karat vergoldeten Gehäuse wurden von der Pforzheimer Firma Rau (Deckelpunze: Büffel) zugekauft, die darauf 10 Jahre Garantie gewährte. Die Metallzifferblätter wurden von der Pforzheimer Firma Weber & Baral geliefert.
Herrentaschenuhr "UNUS" der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte Sa.
1927 als die Fabrik- und Qualitätsmarken "Tutima" und "G-Uhr" der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte Sa. (UFAG) noch nicht existierten, hatte sich der angestellte Vorstand Dr. Ernst Kurtz die Schutzmarke "UNUS" für die damalige Taschenuhrfertigung der UFAG patentrechtlich eintragen lassen. Anfänglich wurden die Taschenuhren mit Zylinder- und Ankerhemmung, einschließlich der Gehäuse, in Hohenstein-Ernsttal gefertigt. 1928 verlagerte Dr. Kurtz die Fertigung nach Glashütte zur Uhren-Rohwerkefabrik Akt. Ges. Glashütte Sa.. Die Gehäusefertigung wurde komplett eingestellt. Die zur Vollendung der Uhren benötigten Gehäuse wurden von der Pforzheimer Firma Gustav Rauh zugekauft. Die Metallzifferblätter kamen von der Pforzheimer Firma Weber & Baral. Die hier vorgestellte 15-steinige Tascheuhr mit Ankergang im Walzgoldgehäuse wurde bereits komplett in Glashütte remontiert und fein vollendet.
Taschenuhr der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte i/Sa. Marke "Unus"
Das in der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte i/Sa remontierte und eingeschalte, 15-steinige Ankerwerk der ehemaligen Schweizer Uhrenfabrik Emile Judith Biel belegt, dass neben der Taschenuhr mit Zylinderhemmung auch zwei Taschenuhrmodelle mit Ankerhemmung und unterschiedlicher Brückengestaltung unter der Schutzmarke Unus anfänglich in Hohenstein-Ernsttahl und nach Schließung dieses Werkes ab 1928 in Glashütte gefertigt wurden. Während das von der Firma Buser stammende Zylinderwerk 18-linig war, wurden die Ankerwerke der Firma Judith 19-linig und 17½ -linig gefertigt. Bei der hier vorgestellten Uhr im mit 10 Mikron vergoldeten Savonette-Gehäuse der Pforzheimer Firma Rau handelt es sich um das Werkkaliber 43 (19 Linien). Ab 1929 wurden diese Ankerwerke unter de neu geschaffenen Qualitäts- und Schutzmarken, "G" Uhr, in der Standartqualität und "Tutima" in der Spitzenqualität von der UFAG gefertigt.
Bei dem 18-linigen Werk der hier vorgestellten Taschenuhr handelt es sich um ein 15-steiniges Rohwerk der ehemaligen Bieler Uhrenfabrik Emile Judith (Schweiz), die nach ihrem Konkurs vom Juli 1926 von der am 7. Dez. 1926 gegründeten Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte Sa. aufgekauft worden war, nachdem sie bereits seit 1924 Rohwerke an die zur DPUG gehörigen Uhrenfabrik Hohenstein zur Vollendung geliefert hatte. Die Uhrenfabrik Hohenstein gehörte 1925 zur Konkursmasse der DPUG, war aber nicht insolvent und ging 1928 in der UFAG auf. Nachdem man anfänglich die Gehäuse für diese Uhren noch in Hohenstein fertigte, wurden etwa ab 1928 von der Pforzheimer Firma Rau, erkennbar an der Punze mit stilisiertem Büffel, vergoldete Gehäuse zugekauft. Bei 20 Mikron gab man 10 Jahre und bei 40 Mikron 20 Jahre Garantie auf das Gehäuse. Das mit "G" gekennzeinete Metallzifferblatt stammt von der Pforzheimer Firma Weber & Baral. Das "G" steht für die G-Uhr Qualität der UFAG, die so gekennzeichnet ab 1930 als 2. Marke neben der "Tutima" gefertigt wurde. Die von der UROFA gefertigten und von der UFAG vollendeten Taschenuhr-Rohwerke wurden nicht mehr, wie vorher bei der Firma Judith, numeriert.
Savonette Taschenuhr der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte i/Sa.
Bei der hier vorgestellten Taschenuhr handelt es sich um eines der ersten Tutima-Modelle um 1929/30, deren Zifferblatt noch mit "Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte i/Sa." signiert wurden. Auch hatten die ersten von der UFAG remontierten Taschenuhr-Rohwerke der in Konkurs gegengenen und aufgekauften Schweizer Uhrenfabrik Judith aus Biel noch Werknummern auf der Platine. Die ersten Tutimaausführungen des Kaliber 19 waren noch ohne Chatons, den 16. Minutenradstein, die Rückerfeinregulierung (Schwanenhals) und die vollständige Brückensignatur "Tutima Glashütte" . Das Walz-Gold-Gehäuse wurde von der Pforzheimer Firma Rauh zugekauft. Bei dem Goldauftrag von 40 Mikrometer und einem Feingehalt von 585/1000, für die 20 Jahre Garantie gegeben wurde, handelt es sich um die beste Qualität dieser Gehäuse. Das Metallzifferblatt stammt von der Pforzheimer Firma Weber & Baral.
Um die zukünftige Produktion der UFAG und UROFA zu sichern, wurde der Maschinenpark und noch vorhandene Halbfabrikate der am 04.09.1926 in Konkurs gegangenen Schweizer Firma "Emmile Judith" aufgekauft. Gleichzeitig wurde ab Dezember 1926-1928 der ehemalige Besitzer der Uhrenfabrik Judith, Emile Judith, bei der UROFA als technischer Leiter angestellt. Die Übernahme der gesamten Firma hatte zur Folge, dass auch noch Rohwerke aus der Schweizer Produktion, die noch mit Werknummern ausgestattet waren, vollendet wurden.
Dr. Kurtz, Vorstand der UFAG und UROFA, der zur Gründung der beiden Aktiengesellschaften bereits Geschäftsführer der „Vereinigten Werke Deutscher Uhrmacher Leipzig“ und der "Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H." in Hohenstein-Ernstthal war, überführte 1927 die Rohwerke- und Taschenuhrfertigung nach Glashütte in die UROFA und UFAG. Im wesentlichen handelte es sich dabei um die aus der Konkursmasse der Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte in Sachs. e. G. m. b. H. (DPUG) stammenden 17 ½ und 19 linigen Rohwerke der Schweizer Firma Judith, die bereits seit 1923 in der Uhrenfabrik Hohenstein-Ernstthal remontiert wurden.
Die bis heute nicht in jedem Falle nachvollziehbaren, verschiedenen Zifferblatt- und Werksignaturen dokumentieren die Suche nach einer tragfähigen Firmenphilosophie, die erst 1929 mit den Qualitätsbegriffen „Tutima“ und „G“ Uhr, die sowohl bei den 17 ½ und 19 linigen Taschenuhren als auch bei den Armbanduhren der UFAG Verwendung fanden, gefunden war.
Anhand von Bildbeispielen sollen hier zumindest die derzeit bekannten Signaturen verschiedener in goldenen, silbernen und mit 20 sowie 40 Mikrometer Walzgolddouble vergoldeten Gehäusen eingeschalten, offenen und Savonette Taschenuhren dokumentiert werden.
Zifferblattsignaturen: VauWe (für „Vereinigte Werke Leipzig“), „UHRENFABRIK AKT. GES. GLASHÜTTE SA.“, „ Glashütte (Sa.)“, „G“ , „Tutima Glashütte (Sa.)“
Bisher bekannte Werksignaturen: VauWe, ohne Signatur, Tutima, Tutima Glashütte.
Bisher bekannte Werkausstattung:
18 Steine, mit Feinregulierung
16 Steine,mit Feinregulierung und Chatons
15 Steine, keine Feinregulierung und keine Chatons;
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.
Glashütter Armbanduhren II; Autor: Kurt Herkner; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X
Uhrwerke und Armbanduhren der Urofa und Ufag Glashütte/Sa.; Autor: Werner Heinrich; Fachzeitschrift: Klassik Uhren 6/2008 S. 38-44