Der 1838 am 29.August 1838 in Reinhardsgrimma geborene Begründer der Firma, der Mechaniker Ernst Wilhelm Kreißig, hatte sein Handwerk bei dem Glashütter Gehäuse- und Werkzeugmacher Hermann Schneider, ein Bruder von Adolf Schneider, der gemeinsan mit F. A. Lange die Glashütter Uhrenindustrie begründet hatte, gelernt. Hermann Schneider, seinerseits ein Mechaniker- lehrling Langes, gründete 1851 eine Firma, die die ersten Drehstühle, Schwungräder und weitere mechanische Vorrichtungen Glashütter Prägung fertigte.
Ernst Kreißig war nach seiner Lehre in der seit dem Jahre 1855 bestehende Fabrik für Feinmechanik O t t o L i n d i g und Hermann Schneider in Glashütte tätig. Als der 1834 geborene Hermann Schneider 1866 mit gerade 32 Jahren verstibt, übernimmt Ernst Kreißig dessen Tätigkeit.
In der Folge übernimmt Ernst Kreißig die Werkstatt von Schneider und gründet auf Anregung der Glashütter Uhrenfabrikanten 1868 seine eigene Firma. Zweck der Firma war es dringend benötigte Werkzeuge und Maschinen vorerst für die sich rasch entwickelnde Glashütter Uhrenindustrie herzustellen. Entsprechend dem wachsenden Bedarf für die Produkte entwickelte sich die Firma von Ernst Kreißig relativ rasch. Von der ausgezeichnete Qualität seiner Werkzeuge und Maschinen zeugen diverse Auszeichnungen, Preise sowie Silber- und Bronzemedallien. So z.B. 1871, 1875 und 1885 auf der Gewerbeausstellung in Dresden, 1885 in Königsberg, 1894 in Freiberg, 1897 in Leipzig; international 1880 in Genf und 1884 in Wien.
In Anerkennung der in den letzten 20 Jahren seit Firmengründung erbrachten Leistungen widmet die Deutschen Uhrmacher-Zeitung 1887 in ihrer Nummer 13 der mechanischen Werkstätte von Ernst Kreissig einen Ausführlichen Beitrag. Neben der Beschreibung der Werkstätte wurde auch auf die Bedeutung für die Uhrenfabriken und die Produktpalette der Firma eingegangen.
Die neu konstruierte Zentrirbrille des Glashütter Drehstuhles
1879
Unruhwaagen und ein von Moritz Großmann entwickeltes Zehntelmaß gehören neben einer weiteren Palette von Uhrmacherwerkzeugen zur Produktionspalette der wegen ihrer Präzisionsarbeit anerkannten Firma.
Zehntelmaß aus der Werkstatt von Ernst Kreissig
Ein besonderes Produkt der Firma war ein nach dem Firmeninhaber benannter, spezieller Uhrmacher-Drehstuhl mit Dreikantprismenwange.
Messingschonbacken für den Schraubstock
Nach einem 50-jährigem Arbeitsleben übergab der Seniorchef am 1. Oktober 1903 im Alter von 65 Jahren die Firma in die Hände seiner Söhne,Georg und Oskar.
Sein Ruhestand währte nicht einmal ein Jahr.
Am 21. August 1904 verstarb der Firmengründer
Ernst Wilhelm Kreißig im Alter von 66 Jahren.
Die Söhne Georg und Oskar Kreißig führen die Firma
als Personengesellschaft weiterweiter
Die Firma wurde von seinen Söhnen Georg und Oskar Kreißig, die bereits im väterlichen Betreib tätig waren, bis 1922 unverändert als Personengesellschaft weitergeführt.
1921
1922, mitten in der Inflation erfolgte die Umwandlung
der Firma Ernst Kreissig in eine G.m.b.H.
1926 wird in der Fachpresse* die Mitteilung veröffentlicht:
„Firma Ernst Kreissig G. m. b. H. in Glashütte i. Sa. -Wie wir erfahren, ist die seit 1868 bestehende und durch die Fabrikation hochwertiger Uhrmacher-Werkzeuge bekannte Firma Ernst Kreissig G.m.b.H., Glashütter Präzisionsmaschinen- und Werkzeugfabrik, Glashütte/Sa., Hauptstr. 20 in Liquidation begriffen.
Wie wir aber gleichzeitig hören, wird die Firma voraussichtlich ohne größere Unterbrechung von den bisherigen Inhabern weitergeführt werden, was im Interesse aller sehr zu begrüßen wäre.“
Hier die Rückseite des vorangegangenen Schreibens.
Am 1. April 1927 verstarb im fast vollendeten 55. Lebensjahr in Glashütte Herr Fabrikant Karl Ernst Oskar Kreißig, der Bruder und Mitinhaber der Firma Kreißig.
Damit war auch das Ende der nicht mehr konkurrenzfähigen und in Liquidation befindlichen traditionsreichen Firma Kreißig besiegelt.
Am 12. Juli 1927 wurde die Firma Gebr. Kreißig G. m. b. H. aus dem Handelsregister gelöscht.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.