Zwangaarbeit in Glashütte 1940 bis 1945
1940
Erstes Kriegsgefangenlager In Glashütte
Quelle:https://gedenkstaettenfoerderung.stiftung-ng.de/fileadmin/dateien/GFN/06__Dokumentation_und_Forschung/Wehrmacht_und_Nationalsozialismus/Keller_Wehrmacht_und_Kriegsgefangene_Jahresbericht_2018.p
Glashütte Kriegsgefangenen-Arbeitskommando Wehrkreia VI (Sachs.) Feldpostbrief vom 07. April 1943
Dieser Feldpostbrief gibt einen Hinweis darauf, dass während des 2. Weltkrieges nicht nur "Zwangsarbeiter", sondern auch Kriegsgefangene in den Glashütter Firmen der Uhrenindustrie arbeiten mussten.
1943 - Die Kriegsproduktion bindet die gesammte Produktionskapazität der Glashütter Uhrenindustrie. Neben dieser Fertigung werden, wie auch schon im 1. Weltkrieg, in immer größerem Umfang Zünder für Bomben hergestellt. Zur Steigerung der Produktionskapazitäten werden Industrieanlagen erweitert und neue Außenstellen, wie z.B. die der UFAG in der Kesselsdorfer Straße 22 in Dresden, eingerichtet. In diesem Zusammenhang kommt es im wachsendem Maße zum Einsatz von Fremdarbeitern zur Zwangsarbeit. Es wird eigens dafür ein Barackenklager und eine Gemeinschaftsküche aufgebaut. (DAF)
Einblick in das „Leben“ der rund 3000 Zwangsarbeiter der Glashütter Uhrenindustrie während des zweiten Weltkrieges
Am 23. Dezember 1943 schreibt der Französische Zwangsarbeiter F. Rebecchi aus dem sogenannten Gemeinschaftslager der Deutschen Arbeitsfront in Glashütte einen sehr aufschlussreichen Brief an seinen Freund in Frankreich. Einen Tag vor der Kriegsweihnacht 1943 und 16 Monate vor Ende des zweiten Weltkrieges ein beachtliches Zeitdokument. Mit der genannten Zahl von 3000 Gefangenen wird hier zum ersten Mal erkennbar, um welche Größenordnung es sich bei dem Lager gehandelt hat. Ca. 500 bis 600 Russen, 200 bis 300 Tschechen, 80 Franzosen und rund 2000 Frauen der unterschiedlichsten Nationalitäten mussten bei mangelhafter Ernährung 12 Stunden unter den härtesten Bedingungen in der weitgehend auf Kriegsproduktion eingestellten Glashütter Uhren- und Feinmechanischen Industrie für den „Endsieg“ schuften. Bei einer Bevölkerungszahl Glashüttes von 3494 im Jahr 1939 [1] eine nicht zu übersehende Größenordnung. Der größte Teil der Zwangsarbeiter dürfte in den Firmen A. Lange & Söhne bei der Fertigung von Einheitschronometern Kal. 100, Marine B-Chronometer Kal. 48 & 48.1 sowie bei UROFA und UFAG bei der Fertigung des Fliegerchronographen Kal. 59 eingesetzt worden sein. Es wurden aber auch in nicht unerheblichen Umfang Zeitzünder für Bomben und Torpedos gefertigt. Ein dunkles und noch viel zu wenig aufgearbeitetes Kapitel Glashütter Geschichte. Aber lesen Sie selbst.
[1] Heimatstadt Glashütte S.55, Eigenverlag der Stadt 1939
Mit dem Befehl Nr.163 vom 07. Dezember 1945 wurden die Nachforscungen der deutschen Behörden und deutschen Organe über den Verbleib von Bürgern der Vereinten Nationen veranlasst und geregelt.
Insofern mussten auch alle Glashütter Betriebe der Uhren- und Feinmechanischen Industrie auf der Grundlage von ausgegebenen Fragebögen, Rechenschaft über bei ihnen bis Mai 1945 Dienstverpflichteten Zwangsarbeiter und Kriegs-gefangenen geben. Die nachfolgende Meldeliste vom 24. Januar 1946 betraf die bei der Firma A. Lang & Söhne von 1941 bis 1945 zwangsverpflichteten sogenannten "Fremdarbeieter".
Katarina Puńko, von 1943 bis zum 08. Mai 1945 Sowjetische Zwangsarbeiterin in Glashütte. Katarina Puńko kam aus dem Dorf Zagrebele im Bezirk Sosnitca und der Region Tschernigow in der heutigen Ukraine. Drei lange Jahre in der eigentlich schönsten Zeit einer jungen Frau, musste Sie eingepfercht in dem Baraken- lager der DAF bei der Glashütter Firma A. Lange & Söhne Zwangsarbeit verrichten. Eine Entschuldigung, geschweige denn eine Entschädigung für das erlittene Unrecht hat es bis heute von keiner Seite gegeben. Es ist auch für Glashütte nie zu spät sich zu diesem Teil der Geschichte des Ortes und seiner Industrie zu bekennen und entsprechend zu handeln. Die Angehörigen würden gern mehr über das Schicksal von Katarina während der Zeit ihrer Zwangsarbeit erfahren. Wer noch heute etwas zur Aufklärung beitragen kann und möchte, kann sich vertauensvoll an den Autor dieser Webseite wenden.
Das Bild zeigt vier der rund 1800 bis 2000 Zwangsarbeiterinnen der Glashütter Uhren- und Feinmechanischen Industrie, die aus den verschiedensten von der Deutschen Wehrmacht besetzten Ländern Europas zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden. Sie waren in einem großen Barackenlager, welches am Ortsausgang für die Zwangsarbeiter und Zwangs-arbeiterinnen errichtet worden war, untergebracht. Von diesem Lager musste täglich in Kolonnen unter anderem an der Firma Paul Stübner vorbei zur 12-stündigen Arbeit in die Glashütter Uhrenfabriken und auch in die Feinmechanischen Werkstätten marschiert werden. Zeitzeugen des Lagers zufolge ist eine dieser jungen Frauen noch vor Ende des Krieges verstorben und nicht auf dem Glashütter Fiedhof, sondern namenlos in der Nähe der Fabrik begraben worden.
Feldpostbrief des Unteroffiziers Paul Pinkert vom 7. April 1943 Kriegsgefangenen-Arbeitskomando IV Glashütte (Sachs.) Dresdener Straße
1944
Diese Postkarte aus dem Glashütter Zwangsarbeiterlager der Deutschen Arbeitsfront wurde exakt 11 Monate vor Ende des zweiten Weltkrieges in der Glashütter Post für den Versand nach Lyon Frankreich abgestempelt. Das rote Dienstsiegel "Geprüft - Oberkomando der Wehrmacht" belegt einmal die militärische Bewachung des Zwangsarbeiterlagers und die Zensur des Inhalts der Post, die aus dem Lager herausging.
Zwangsarbeiterpost aus dem DAF-Lager Glashütte vom 25.07.1944
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.